23
💛
Louis
Nervös fahre ich auf das Grundstück der Adresse, die Harry mir genannt hat und schalte den Motor aus. Hier wohnt er also gemeinsam mit seiner kleinen Tochter, die heute ebenfalls anwesend sein wird. Genau so wie das halbe Fußballteam.
Viele von ihnen kannten Harry schon von damals, können es jedoch genau so wenig fassen wie ich, dass wir heute tatsächlich hier eingeladen sind. Wir werden uns heute einen schönen Abend machen und ich werde Menschen kennenlernen, die Harry am Herzen liegen.
Hoffentlich werde ich weder Prinz Charles, noch seiner Frau begegnen. Ich denke, ich habe bei dem Event vor knapp drei Wochen keinen all zu guten Eindruck hinterlassen. Ich habe Harry angeschrien. In Anwesenheit seines Bruders. Wenn das der König jemals herausfinden wird, kann ich mir eine Beziehung mit Harry endgültig abschminken. Wer weiß, wie lange das mit uns überhaupt halten wird. Unsere Leben könnten nicht unterschiedlicher sein.
Mit der Flasche Wein, die ich Harry als Dankeschön mitgebracht habe, steige ich aus meinem Wagen und ziehe mir meine dicke Winterjacke über den Hintern, bevor ich durch die dünne Schneeschicht auf die große Eingangstür zusteuere. Anders als gedacht, stehen hier keine Wachmänner, was mich ein wenig wundert. Immerhin ist es bekannt, dass dieses Haus zum Königshaus gehört.
»Sind Sie Louis?« Ich will gerade an der grünen Tür klopfen, als diese geöffnet wird und ein Mann in schwarzem Anzug und pinker Krawatte vor mir steht. Interessant.
Ich kann nur nicken und fahre mir unbewusst durch die Haare. Ich werde jeden Moment Harrys Leben kennenlernen. Wir haben eine Stunde, bevor meine Freunde dazu stoßen.
»Prinz Henry erwartet Sie schon. Folgen Sie mir bitte.« Überfordert nicke ich und bedanke mich leise bei einem anderen Mann, der die Tür hinter mir schließt und in einem Raum dicht neben der Tür verschwindet, nachdem er mir meine Jacke abgenommen hat. Die Flasche halte ich wieder in meinen Händen und bin froh, dass meine Finger etwas zu tun haben.
Weit kommen wir jedoch nicht, da Prinzessin Andrea plötzlich den Gang auf uns zukommt und der Mann in Anzug stehen bleibt, bevor er sich vor ihr verbeugt. Ich tue es ihm, ungeschickt, gleich und spiele nervös mit meinem Piercing. Mit ihr habe ich nicht gerechnet. Wird sie heute Abend ebenfalls dabei sein? Wer aus Harrys Familie wird noch anwesend sein?
»Sie können gehen. Ich bringe Louis zum Prinzen.« Nach einer weiteren Verbeugung ist der Mann weg und lässt die Prinzessin und mich alleine in dem riesigen Gang.
»Amelia ist heute länger wach, als gewöhnlich. Folgen Sie mir und ich bringe Sie zu den Gemächern der Prinzessin. Henry erwartet Sie dort.« Schnell nicke ich und gehe hinter ihr durch verschiedene Gänge. Hier werde ich definitiv nicht mehr allein herausfinden. Jeder neue Gang sieht gleich aus und trotzdem anders, als ich es mir vorgestellt habe. Hier hängen nicht überall verstorbene Vorfahren auf Gemälden an den Wänden und es sind keine roten Teppiche oder alte Möbelstücke zu sehen. Es sieht aus, wie in einer riesigen Wohnung oder einem Haus, dessen Wände zwar steinalt sind, alles andere jedoch einfach wunderschön aussieht.
»Haben Sie gut hier her gefunden? Die Baustellen verwirren ziemlich«, fängt Prinzessin Andrea an und dreht sich für einen Moment zu mir, um mich anschauen zu können.
»Ja. Ich fahre hier manchmal entlang, um zum Flughafen zu kommen«, erkläre ich nach kurzem Überlegen und schaue mich in den unzähligen Fluren um, durch die wir gehen, bevor wir endlich vor einer großen Holztür stehen bleiben.
Mit Prinzessin Andrea kann man sich sicherlich gut unterhalten, wenn man die gleichen Interessen teilt oder sich besser kennt, jetzt macht sie mir einfach nur Angst. Ihr scannender Blick und das aufrechte Gehen machen mich noch nervöser, als dass ich es eh schon bin.
»Treten Sie ruhig ein. Henry erwartet Sie.« Ich nicke und öffne leise die Tür, um Amelia nicht aufzuwecken, falls sie schon am Schlafen ist.
Schnell stellt sich heraus, dass sie noch hellwach zu sein scheint und ihrem Vater den letzten Nerv raubt. Harry sitzt in Jogginghose und einem zu großen Shirt auf dem Teppichboden und spielt mit einer Puppe. Ihm gegenüber seine Tochter, die gerade etwas in dem großen Puppenhaus aus Plastik verschiebt.
»Daddy, Leila ist nie so ruhig. Sie trifft sich gleich mit Anna.« Abgelenkt deutet sie auf eine andere Puppe mit langen, braunen Haaren.
»Daddy trifft sich gleich auch noch mit Louis und trotzdem sitzt er hier und spielt mit Puppen«, murrt Harry und zuckt zusammen, als ich mich leise neben ihn setze und nervös an meiner Nagelhaut zupfe. Die Weinflasche stelle ich schräg hinter mich, damit Amelia sie nicht sieht.
»Was machst du denn schon hier? Ist es schon so spät?« Er legt die Puppe bei Seite und schaut auf seine Uhr. Anscheinend war es ihm bist jetzt nicht ganz klar, wie spät es schon ist.
»Louis! Du bist hier. Spielen wir Fußball?« Für die kleine Prinzessin sind die Puppen vergessen, ehe sie aufspringt und mich umarmt. »Ich habe gehört, du musst schon längst im Bett sein.« Vorsichtig erwidere ich die Umarmung und schaue zu Harry, der mich mit einem milden Lächeln anschaut. Ich kam gar nicht richtig dazu, meinen Freund zu begrüßen, bevor ich von der süßesten Prinzessin überfallen wurde, die ich jemals gesehen habe.
»Ich wollte dich sehen. Daddy hat gesagt, du kommst erst, wenn ich schlafe.« Harry zuckt nur mit den Schultern und streicht einmal über meine Wange, bevor Amelia sich von mir löst und laut gähnt.
»Jetzt bin ich ja hier. Was hältst du davon, wenn wir morgen Fußball spielen. Wenn dein Vater erlaubt, dass ich heute bei ihm schlafe.« Nach dem nervenaufreibenden Abend noch nach Hause zu fahren, traue ich mir nicht zu. Heute werde ich Harrys Leben richtig kennenlernen.
In der letzten Woche haben wir beinahe jeden Abend telefoniert, während er mir von sich erzählt hat. Totzdem ist das hier anders. Das hier ist Prinz Henry, nicht mein Harry, den ich in einer Bar kennengelernt habe.
»Daddy, du musst das erlauben!« Über die vielen Puppen hinweg, schmeißt sie sich ihrem Vater in die Arme, was mich schmunzeln lässt. Ich hätte nie gedacht, dass die Beziehung zwischen Vater und Tochter so aussehen kann. Meine Schwester himmelt meine Mutter an, da gibt es die enge Beziehung zwischen meinem Vater und ihr nicht.
»Wenn Louis hier schlafen möchte, kann er das gerne tun. Ich würde mich sehr freuen.« Mit roten Wangen senke ich den Blick und schaue auf Harrys Hand, die sich auf meinen Oberschenkel legt und zudrückt.
»Aber jetzt müssen wir ins Bett. Leg dich schonmal ins Bett und wünsch Bruno eine gute Nacht. Deine Puppen räumen wir morgen Früh auf.« Von ihrem Vater schaut Amelia zu mir, bevor sie nickt und auf ihr Bett zugeht. Dort befinden sich dutzende Plüschtiere, die sie heute Nacht umgeben werden. Und ich habe Harry, der das Bett neben mir füllen wird.
»Gute Nacht Louis.« Ich winke ihr lächelnd zu und stehe zeitgleich mit Harry vom Boden auf. Ihn in einer Jogginghose zu sehen, habe ich nie für möglich gehalten. Und dann noch eine graue, die sich perfekt an seine Oberschenkel anschmiegt und mir die Sicht auf das verwehrt, was ich nach Harrys Gesicht am meisten vermisst habe. Ich liebe es, seine weiche Haut unter meinen Fingern spüren zu können.
💛
Lernt Louis gleich etwa Harrys Familie kennen? Wen von ihnen?
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro