POV Dean

Als ich im Badezimmer war, schlug ich mit meiner Faust gegen die Wand und unterdrückte nur mit Not den Aufschrei, der meiner Kehle so gern entwichen wäre.

Ich war wütend... aber das war ich in letzter Zeit ja öfters.

In der Dusche schaltete ich den Wasserhahn an und steckte den Duschkopf in die Halterung. Der Wasserstrahl ergoss sich über mein Gesicht und das Wasser lief an meiner Brust herunter in den Abfluss. Die Hitze, die mein Körper dabei annahm, war einfach nur entspannend.
Ich fuhr mir mit der Hand durch die nassen Haare und seufzte. Meine Hand schmerzte. Ich betrachtete etwas abwesend die geröteten Knöchel und die aufgeplatzte Haut an meinem Mittel- und Ringfinger, bevor ich wieder aus der Dusche stieg und mir das zurechtgelegte Handtuch um meine Hüften wickelte.

Wieder fuhr ich mir durch meine nassen Haare, doch diesmal mit der unverletzten Hand.

Was stellte dieser Idiot nur mit mir an. Ich erkenn' mich nicht mehr...

Ich starrte in den schief hängenden Spiegel, doch dieses blasse, in sich zusammengefallende Gesicht konnte unmöglich mein eigenes sein. Man sah mir an, dass ich seit Tagen nicht mehr richtig geschlafen hatte. Die tiefen Augenränder zogen einen Schatten bis zu meinen Wangenknochen und die fehlende Gesichtsfarbe ließ mich wie eine Leiche aussehen. Ich wendete mich ab und sah wieder zu meiner Hand runter. Sie war leicht geschwollen, aber tat nicht weh und auch sonst konnte wahrscheinlich niemand meinen kleinen Wutausbruch sehen.
Ich trocknete mich also ab, strich mir einige Male über die Haare und zog mich schließlich wieder an.

Eine ausgewaschene hellblaue Jeans und ein schwarzes Shirt, fertig.

POV Sam

Ich hatte soweit alles eingeräumt, also ging ich wieder ins Wohnzimmer zu den anderen. Castiel saß noch immer auf der Couch und umklammerte das mittlerweile leere Glas, während er auf den flimmernden Bildschirm starrte und das Glas gedankenverloren in der Hand drehte. Er sah nicht mehr ganz so blass aus, was mich auf eine seltsamerweise Art und Weise beruhigte.
"Mir ist aufgefallen, dass wir noch nicht so viel reden konnten. Was machst du hier? Also auf der Erde?"
"Ich behalte deinen Bruder im Auge.

Das war nicht gerade Vertrauenserweckend.

"Was genau bedeutet das?"
"Es bedeutet, dass dein Bruder wichtig für die da oben ist."
"Aber warum?"
"Wir fragen nicht nach dem 'Warum', wir führen einfach nur die Befehle aus."
"Nervt dich das nicht?"
"Es darf uns nicht nerven."
"Wow..."
Ich wendete mich von ihm ab und betrachtete den immer noch vor sich hin laufenden Fernseher.

Bobby saß über Ordner und Hefter, die er sortierte und in zwei Stapel einteilte.

Wahrscheinlich wieder potentielle neue Fälle für unsere Jägerkollegen.

Ich setzte mich zu Castiel, aber er beachtete mich gar nicht.
Seine Aufmerksamkeit richtete sich ganz auf Dean, der gerade wieder die Treppen hinunter stieg.
"Hey Leute. Gibt es schon was Neues?"
"Willst du etwa einen Fall bearbeiten?", fragte Bobby beleidigt und Dean sah daraufhin mich an. Als ich erkannte, wie ernst es ihm war, zog ich einer meiner berühmten Schmollmünder. Dean seufzte daraufhin angestrengt, was mich innerlich grinsen ließ.

"Ernsthaft Leute? Das Böse ruht nie und das sollten wir auch nicht!"
"Du willst wirklich einen Fall?", fragte Castiel und sah Dean abwartend an.

Was spielte sich denn bitte hier ab?

Ich könnte schwören, das Dean's Blick für ein paar Sekunden glasig war.

POV Castiel

Immer noch abwartend beobachte ich Dean, der nun auf den Weg zu uns war und sich ebenfalls auf der Couch niederließ.
"Denkst du, ich würde das nicht schaffen?"
"Naja, fühlst du dich denn wieder Fit?", fragte ich vorsichtig und schielte ihn von der Seite an.
Er zuckte nur mit den Schultern.

Er war sich also nicht sicher.

"Du solltest vielleicht noch nicht-"
"...Ich bin alt genug, um das selbst zu entscheiden, Cas!"
"Das wollte ich damit gar nicht sagen..."
"...Sondern?", Dean sah mich herausfordernd und mit funkelnden Augen an.

Ich seufzte.

"...Ich bin nur nicht immer da, wenn du dich in diese... Situationen stürzt...", sagte ich schließlich vorsichtig und sah ihm dabei fest in die Augen.
"Musst du doch gar nicht, niemand zwingt dich dazu...", kam es ruhiger und auch eine Spur sanfter von ihm zurück.
Ein räuspern zog meinen Blick von Dean weg und richtete sich auf Samuel.

Stimmt... er war ja auch da.

"Vielleicht sollten wir alle etwas schlafen gehen, es ist schon spät und..."
Dean sah Sam warnend an, was ihn verstummen ließ.

Was war denn mit Dean los? So habe ich ihn während meiner Zeit hier noch nie erlebt... Der geht ja gleich in die Luft!

"...Ja, ich denke das wäre das Beste", kam es nun auch von Bobby und Dean's Mund öffnete sich, um etwas zu entgegnen, schloss sich aber kurz darauf wieder, ohne irgendwas gesagt zu haben.
Sam erhob sich und ging nach einem kurzen Nicken zu allen und einem 'Gute Nacht' nach oben.

Ich sah zu Dean und stand dann ebenfalls auf.
"Bis nachher."
Bobby gab ein Brummen von sich und ich deutete es einfach mal als Verabschiedung.

Eine Sekunde später war ich im Himmel.
"Oh, Castiel. Auch mal wieder hier."

POV Bobby

"Du solltest dich auch hinlegen, du siehst scheiße aus."
"Sehr einfühlsam Bobby, echt. Du siehst nicht besser aus."
"Ich bin ja auch alt." Ich grinste und konnte nach ein paar Sekunden auch bei Dean ein leichtes Lächeln ausmachen. Er stand auf und stieg schließlich auch die Stufen hinauf.

Erleichtert seufzte ich auf, um mich dann wieder meinen Unterlagen zu wittmen.

::

Ein rascheln aus der Küche ließ mich aufschrecken. Ich musste wohl eingenickt sein. Langsam und leise stand ich auf, holte mein Schrotgewehr unter dem Schreibtisch hervor und entsicherte es so leise, wie es mir möglich war.
Ich schlich also im halbdunkeln zur Küche, sah vorsichtig um die Ecke und nahm das Gewehr in Anschlag.
Ich konnte eine Gestalte ausmachen. Der Statue zu urteilen, war sie männlich.

Jetzt oder nie.

Mir selbst Mut zusprechend schaltete ich das Licht ein...
"Scheiße Bobby!", entfuhr es ihm und er hielt sich die Hand an die Brust.
"Dean..." Erleichtert sicherte ich die Waffe wieder und ließ sie sinken.
"Ich hätte dich erschießen können...", kam es trocken von mir.
"Hast du aber glücklicherweise nicht." Ich murrte und sah dann das Sandwich in seiner Hand.
"Kleiner Snack, ja?" Ich deutete auf seine Hand und Dean grinste.
"Ja, als ich wach wurde, bekam ich Hunger und konnte nicht mehr schlafen." Dean sah zur Tür, worüber eine alte Uhr hing und mein Blick folgte seinem.
"Fast fünf Uhr."
"Hmm." Dean biss von dem Sandwich ab und deutete mir, mitzukommen.
Im Wohnzimmer ließ er sich auf der Couch nieder und sah mir zu, wie ich mich ebenfalls wieder an meinem Schreibtisch setzte.

"Hast du geschlafen?"
"Ja, ich muss wohl kurz eingenickt sein." Ich rieb mir über den Nacken, der ziemlich schmerzte.
"Soll ich für dich übernehmen?", fragte er und folgte meiner Hand, die immer noch im Nacken lag.
"Wenn du nichts dagegen hast? Dann könnt ich wenigstens auch noch ein bisschen Schlaf bekommen, in meinem Bett... ich bin nämlich zu alt für den Schreibtisch..." Dean lachte leicht.
"Gut, dann bis nachher."
Er verscheuchte mich von meinem Platz und setzte sich selbst.
"Wiskey?", fragte Dean und schielte auf die halbleere Flasche.
"Ja.", antworte ich beschämt.

Ich trank in letzter Zeit viel zu viel, das wusste ich, aber ändern tat ich es auch nicht.

Dean seufzte und ich ging ohne weitere Worte nach oben.

POV Dean

Nachdem Bobby oben war, sah ich mir seine Unterlagen durch. Er hatte alle Hand Vermutungen, wo etwas sein konnte.
Ich goss mir ein ordentliches Glas von dem Wiskey ein und nahm direkt einen Schluck, bevor ich mir die bereits sortierten Mappen ansah.

Ein Poltergeist sollte sein Unwesen in Wyoming treiben, Werwölfe in Oklahoma, ein Vampirnest in Michigan und so weiter...

Ich goss mir noch ein zweites Glas ein, diesmal etwas mehr als vorher und blieb schließlich bei einer Mappe hängen.
In einem Hotel gab es einen Mord. An sich ja nichts besonderes, aber an der Leiche fand man Hundhaare. Seltsam war nur, dass die Person Hoch-allergisch auf Hunde war.

Ich sah alles noch ein bisschen weiter durch, bis ich immer müder wurde.
Die Wiskeyflasche hatte ich in der Zeit am Schreibtisch geleert, also entschloss ich mich, mir Nachschub zu besorgen. Müde stieg ich in den Keller und wurde dann auch relativ schnell fündig.
Ich schnappte mir zwei Flasche und ging wieder nach oben, wurde aber leiser, als ich die Geräusche von oben hörte.

Es hörte sich nach... einem Kampf an?!

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Hoffe, es hat euch gefallen ;D

GGLG

Eure
~ ElenaWinchester13