kapitel 9 : zur kenntnis genommen
Clarys Handy klingelte plötzlich, und der unerwartete Ton ließ sie zu ihrem Mobilgerät greifen. Sie starrte auf den Bildschirm und erkannte den Namen ihres Freundes. „Simon", murmelte sie und nahm das Gespräch entgegen. Ihre Stimme war von einer Mischung aus Nervosität und Erschöpfung durchzogen, während sie den Hörer ans Ohr hielt. Anesha beobachtete sie aufmerksam, ihre Augen folgten jedem ihrer Bewegungen, als wollte sie jede einzelne Nuance des Gesprächs erfassen. „Simon, die Dinge sind... völlig aus den Fugen geraten", begann Clary, ihre Stimme stockte ein wenig, als ob sie sich mühsam fasste. „Ich sehe dich... Gib mir fünf Minuten. Ich muss mich erst anziehen." Es war eine hastige Antwort, geprägt von der Unruhe der momentanen Situation. „Simon, gib mir einfach fünf Minuten, okay?", bat sie eindringlich, als wäre diese Zeitspanne das Einzige, was sie noch zwischen dem Chaos und einer halbwegs geordneten Realität retten konnte.
Nachdem sie aufgelegt hatte, drehte Clary sich zu Anesha um, ihre Augen waren weit aufgerissen vor Fragen und Verwirrung. „Ähm, was, äh... Was ist mit meinen Klamotten passiert?" Ihre Stimme war ein Gemisch aus Verwirrung und Enttäuschung, und es war klar, dass sie auf eine klare Antwort hoffte. Anesha, die den Augenblick als Gelegenheit nutzte, um ein wenig Klarheit zu schaffen, zeigte auf die Kleidungsstücke, die in einem kleinen Haufen auf einem Stuhl lagen. „Dämonengift", erklärte sie ruhig, als ob es die einfachste Sache der Welt wäre. „Erinnerst du dich? Isabelle hat dir das hier dagelassen." Ihre Worte waren sachlich, fast schon alltäglich, obwohl die Situation alles andere als gewöhnlich war.
Clary nahm einen Stiefel in die Hand, der eher wie ein Kunstwerk eines grotesken Designs wirkte als ein praktisches Kleidungsstück. Ihre Augen weiteten sich, und ihre Stimme bekam einen schockierten Unterton. „Das ist nicht dein Ernst, oder?" Ihre Frage war mehr eine Reaktion auf den surrealen Zustand ihrer Umgebung als eine echte Anfrage. Anesha nickte leicht und erwiderte schlicht: „Sie ist sehr selbstbewusst, was ihren Körper angeht." Die Antwort war von einer fast stoischen Ruhe geprägt, als ob das Gespräch über den ungewöhnlichen Zustand der Klamotten in den Rahmen ihrer alltäglichen Realität passte. In ihrem Tonfall lag eine gewisse Gelassenheit, die darauf hindeutete, dass sie sich bereits an die seltsamen und oft schockierenden Aspekte ihres Lebens gewöhnt hatte. Clary starrte weiterhin auf den Stiefel, als ob sie ihn durch ihren intensiven Blick verändern könnte. Die Realität schien für einen Moment stillzustehen, und sie konnte nicht fassen, wie sich ihre Welt in so kurzer Zeit so drastisch verändert hatte.
Clary stand vor dem Spiegel und betrachtete sich in den Reflexionen des gedämpften Lichts. Ihre Finger glitten nervös über die Stofffalten ihrer frisch angezogenen Kleidung, als ihr Blick plötzlich an etwas hängen blieb, das nicht da sein sollte. Ihr Atem stockte, als sie die feinen, dunklen Linien entdeckte, die sich in ihrem Nacken abzeichneten – eine Rune, die ihr in einem fremden, fast unheimlichen Muster entgegenschimmerte. Ihr Herz schlug schneller, und Panik schoss durch ihren Körper. „Wie ist die dahin gekommen?", verlangte sie zu wissen, ihre Stimme bebte leicht vor Unsicherheit und einem Hauch von Entsetzen.
Anesha, die in der Nähe stand und Clarys Reaktion beobachtete, hob gelassen eine Augenbraue und antwortete mit fast beiläufiger Ruhe: „Ich habe sie gemalt." Es war eine einfache Aussage, doch die Bedeutung dahinter lag schwer in der Luft. „Moms Unterricht hat wohl doch was gebracht, auch wenn es eher Tante Liaras Buch war." Ihre Stimme war nüchtern, als ob sie über etwas so Alltägliches wie das Wetter sprach, doch die Bedeutung ihrer Worte drang langsam in Clarys Bewusstsein. Clary drehte sich ruckartig zu Anesha um, ihre Augen blitzten vor Verwirrung und Ärger. „Ok, hör zu. Ich verstehe immer noch nicht alles, was hier vor sich geht, aber du tätowierst nicht meinen Hals. Das ist unheimlich", zischte sie, ihre Stimme war scharf und ließ keinen Zweifel daran, dass sie mit der Situation unzufrieden war.
Anesha zuckte mit den Schultern und entgegnete, ein wenig herausfordernd: „Zur Kenntnis genommen. Nächstes Mal lassen wir dich wohl einfach sterben." Die Worte hatten einen sarkastischen Unterton, doch in ihrem Blick lag auch eine Spur von Ernsthaftigkeit. „Und es ist kein Tattoo. Es ist eine Rune. Sie haben enorme Kräfte. Gut für Schattenjäger. Tödlich für Menschen. Aber irgendwie weißt du schon alles über Runen..." Anesha deutete mit einer fließenden Bewegung auf Clarys Skizzenbuch, das auf einem kleinen Tisch in der Ecke lag. Die Seiten waren voll mit komplexen, verschlungenen Symbolen, die Clary selbst gezeichnet hatte.
Clary folgte ihrem Blick und schaute erstaunt auf die Seiten des Buches, als ob sie sie zum ersten Mal wirklich wahrnahm. Die Zeichnungen, die ihr immer so natürlich erschienen waren, wirkten nun fremd, als ob sie eine tiefere Bedeutung hatten, die sie nie verstanden hatte. „Vielleicht weißt du es nicht", fuhr Anesha fort, ihre Stimme war nun sanfter, fast schon bedächtig, „aber deine Mom und ich hatten einen Deal, jetzt darf ich Lexikon spielen... Na ja, jedenfalls macht dich das für Jace so interessant, Fray."
Die Worte hingen in der Luft, und Clary konnte das Gewicht ihrer Bedeutung spüren, selbst wenn sie noch nicht alles vollständig begriff. Ihre Gedanken rasten, während sie versuchte, all die neuen Informationen zu verarbeiten. Es war, als hätte sie plötzlich einen Schlüssel zu einer Tür in der Hand, die zu einer Welt führte, von der sie nie wusste, dass sie existierte – und die Runen, die sie so mühelos gezeichnet hatte, waren der erste Hinweis auf das, was jenseits dieser Tür lag.
~~~
Anesha und Clary eilten durch die langen, verwinkelten Gänge des Instituts. Die Wände, die sie umgaben, waren aus Stein, der in der Stille des Ortes beinahe zu atmen schien. Jeder ihrer Schritte hallte leise wider, während das Licht der sehr modernen Lampen über ihnen flackerte und Schatten auf den Boden warf. Die Spannung in der Luft war spürbar, als plötzlich Jace lautlos aus einer Seitentür trat und sich ihnen anschloss. Seine Augen funkelten im Halbdunkel, und sein Gesicht war, wie so oft, von einer undurchdringlichen Maske der Entschlossenheit gezeichnet.
Ohne ein Wort der Begrüßung sagte er mit kühler Stimme: "Ich habe etwas hinter eurem Freund gesehen." Seine Worte schnitten durch die Stille, und Anesha spürte sofort, wie sich ihr Magen zusammenzog. Es war, als hätte er etwas unausweichliches ausgesprochen, etwas, das sie alle ins Verderben ziehen könnte. Clary's Augen weiteten sich vor Schreck, und ihre Stimme zitterte leicht, als sie schnell fragte: "Du wirst Simon nicht umbringen, oder?" Ihre Worte waren mehr Flehen als Frage, und Anesha konnte den Schmerz und die Angst darin hören. Clary konnte sich die Welt ohne Simon nicht vorstellen – er war mehr als nur ein Freund für sie. Jace' Gesicht blieb jedoch regungslos, als er trocken und fast beiläufig erwiderte: "Beschütze die Menschen, töte die Dämonen. Du wirst es irgendwann verstehen." Seine Worte waren hart, fast grausam, doch in seinen Augen lag eine Spur von etwas anderem – etwas, das Clary nicht deuten konnte. Es war, als ob er sich selbst daran erinnern musste, warum sie all das taten, warum sie kämpfen mussten.
Ohne ein weiteres Wort liefen die drei hinaus in die kühle Nacht, das Gewicht der bevorstehenden Konfrontation lastete schwer auf ihnen. Für Simon, der draußen wartete, war Jace unsichtbar, als hätte er sich in Luft aufgelöst. "Warum kann Simon dich nicht sehen?", wollte Clary wissen. Ihre Stimme zitterte, als sie Jace ansah, während Simon nichts ahnend neben ihr stand. Jace sah sie an, seine Augen waren voller Wissen, das sie noch nicht hatte. "Das ist ein Glamour, eine Rune, die mich für Mundis unsichtbar macht", erklärte Jace . Er machte eine kurze Pause und seine Stimme wurde fast melancholisch. "Es ist wirklich schade, denn... na ja, ihnen all das hier vorzuenthalten." In seiner Stimme lag eine tiefe Bitterkeit, die Clary einen Schauer über den Rücken jagte. Was musste Jace alles erlebt haben, um so zu sprechen? Sie wusste, dass hinter seinen Worten eine ganze Welt von Schmerz und Verlust lag, die sie nur erahnen konnte.
Aber Anesha brachten seine Worte nur zum Augenrollen und sah zu Simon, der nichts von dem, was um ihn herum vorging, bemerkte und sah nur Clary mit Besorgnis an. "Was hast du an, Clary?", verlangte Simon zu erfahren. Er zog seinen Mantel aus und legte ihn sanft um ihre Schultern, seine Hände zitterten leicht vor Sorge. "Lass mich dich nach Hause bringen." In Simons Augen lag so viel Zuneigung, so viel Fürsorge, dass es Anesha das Herz schwer machte. Sie wusste, dass Simon die rothaarige immer beschützen wollte, immer für sie da sein wollte – aber in diesem Moment, umgeben von einer Welt, die er nicht sehen konnte, fühlte Anesha sich isolierter als je zuvor. Jace war da, aber auch er war ihr fern, ein Krieger in einer Welt voller Geheimnisse, die sie erst zu verstehen begann. Und Simon, der Junge, der sie immer zum Lachen gebracht hatte, war in einer Weise blind, die sie nicht ertragen konnte.
Clary trat nervös von einem Fuß auf den anderen, als sie in der Dunkelheit stand, umgeben von den Geräuschen der nächtlichen Stadt. Ihre Gedanken waren ein einziges Chaos, und sie hatte das Gefühl, dass sich die Welt um sie herum zu schnell drehte. „Ich glaube, ich habe keins mehr", murmelte sie fast unhörbar, ihre Worte kaum lauter als ein Atemzug. Simon, der neben ihr stand und sie besorgt ansah, runzelte die Stirn. Die Verwirrung in seinem Gesicht war unübersehbar. „Warum? Was meinst du?" Seine Stimme war sanft, doch die Sorge schwang deutlich mit. Simon verstand nicht, was in Clarys Kopf vorging, und das machte ihn unsicher, fast ängstlich. Clary öffnete den Mund, um zu antworten, doch die Worte schienen ihr zu entgleiten. „Nun...", begann sie unsicher, aber bevor sie auch nur einen klaren Gedanken fassen konnte, wurde sie von einem plötzlichen Geräusch unterbrochen. Ein Mann trat aus den Schatten hervor, seine Augen funkelten bedrohlich in der Dunkelheit.
„Clary Fairchild!", rief er mit einer schneidenden Stimme, die Clary durch Mark und Bein ging. Bevor sie reagieren konnte, sprang Jace blitzschnell aus dem Schatten und griff den Mann von hinten an. Die Bewegung war so schnell und flüssig, dass Clary kaum begreifen konnte, was geschah. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, und sie keuchte erschrocken auf. „Clary, was ist los? Worauf schaust du?", fragte Simon sofort, seine Stimme war nun von Panik erfüllt. Er konnte nicht verstehen, was sie sah, und diese Unsicherheit ließ ihn verzweifeln. Doch bevor Clary antworten konnte, zischte der Angreifer, der noch immer mit Jace rang, drohend: „Wenn du uns das Mädchen gibst, lasse ich dich leben." Anesha, die bisher ruhig geblieben war, trat vor und verschränkte die Arme vor der Brust. Ihre Augen funkelten gefährlich, und ihre Stimme war eiskalt, als sie entgegnete: „Du bist nicht in der Position, Regeln aufzustellen."
Während Jace und der Mann verbissen miteinander kämpften, flogen die Funken. Jeder Schlag, jeder Hieb war mit einer Präzision geführt, die nur aus jahrelanger Übung resultieren konnte. Der Angreifer lachte kalt, seine Augen glühten vor Hass, als er keuchte: „Wir werden niemals aufhören, sie zu jagen!" „Das ist für meinen Vater", knurrte Jace zurück, seine Stimme voller unterdrückter Wut. Mit einem schnellen, tödlichen Stoß tötete er den Mann. In diesem Moment entfuhr Clary ein ersticktes „Jace!", während Simon, noch immer völlig verwirrt, ungläubig fragte: „Wie bitte?" Doch bevor sie alle die Situation wirklich erfassen konnten, trat ein weiterer Mann aus den Schatten hervor, und diesmal war es Anesha, die ihn ohne zu zögern angriff.
Clary zitterte, ihre Augen weit aufgerissen vor Schock. „Ist er tot?", fragte sie stockend, während Simon sich umdrehte und in die Dunkelheit starrte, noch immer nicht begreifend, was vor sich ging. „Wer ist tot?", wollte er wissen, seine Stimme nun fast flehentlich. Im nächsten Moment schien der tote Mann, der zuvor unsichtbar gewesen war, plötzlich auch für Simon sichtbar zu werden. „Was zum...", stammelte er, seine Augen weiteten sich vor Entsetzen. "Kannst du den Glanz aufheben oder was auch immer, damit mein bester Freund nicht denkt, ich verliere den Verstand? Und vielleicht Anesha helfen?", bat Clary, ihre Stimme bebend vor Angst und Verzweiflung.
Jace machte sich sichtbar, sein Gesicht war ernst, aber auch ein Hauch von Anerkennung lag in seinem Blick, als er Anesha beobachtete. „Ich würde sagen, deine Freundin kriegt das ziemlich gut alleine hin", kommentierte er trocken und deutete mit seiner Klinge auf Anesha, die nun auf dem Bauch des Mannes saß und ihr Taschenmesser bedrohlich an dessen Kehle hielt. Die Klinge funkelte im schwachen Licht, während sie ihre Hand fest und entschlossen hielt. „Ähm... was passiert hier?", fragte Simon, seine Stimme war nun ein Gemisch aus Panik und Unglauben. Alles, was er glaubte zu wissen, schien sich aufzulösen. Jace blickte kurz zu ihm, bevor er knapp erwiderte: „Ja, wir haben gerade nicht den Luxus der Zeit, Kleiner. Alle wieder rein."
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