kapitel 16 : stadt der knochen
Eine unheimliche Stille legte sich über die Umgebung, nur das gelegentliche Rascheln der Blätter im Wind erinnerte daran, dass die Welt sich noch drehte. Der Weg vor ihnen war von einer düsteren Aura durchdrungen, die selbst die mutigsten Herzen erzittern ließ. Jace, der die Veränderung ebenso spürte, blieb jedoch fokussiert. „Du musst verstehen," begann er, seine Stimme ernst, seine Augen dunkel wie ein Sturm, der sich am Horizont zusammenbraut, „die Stillen Brüder sind nicht wie wir. Sie sind... anders." Seine Worte hingen schwer in der Luft, als ob sie die düstere Realität selbst heraufbeschworen.
Anesha, die den Ernst der Situation spürte, versuchte, die Spannung mit einem Hauch von Humor zu mildern. „Ihnen fehlen dein Charme und deine überlegenen sozialen Fähigkeiten, nehme ich an?" Ein schiefes Grinsen huschte über ihr Gesicht, doch Jace' Blick blieb unverändert ernst. Für einen kurzen Moment blitzte ein schwaches Lächeln auf seinen Lippen auf, wurde aber sofort wieder von der drängenden Besorgnis verdrängt, die seine Augen verdunkelte. „Ja," sagte er trocken, „den meisten Leuten fehlt das. Aber das hier ist anders. Die Brüder kommunizieren nicht mit Worten, sondern nur mit ihren Gedanken."
Anesha zog eine Augenbraue hoch, ihr Mut unerschütterlich, und sie konnte sich einen weiteren Kommentar nicht verkneifen. „Das klingt ehrlich gesagt gar nicht so schlecht. Worte sind manchmal überbewertet." Doch Jace ließ sich nicht beirren, sein Blick wurde intensiver, durchdringender, als ob er Clary und Anesha beide auf das vorbereiten wollte, was sie erwarten würde. „Lass dich nicht täuschen, Clary," sagte er, und seine Worte trugen das Gewicht einer düsteren Prophezeiung. „Ihr Schweigen ist kein Zeichen von Frieden. Wenn du mit ihnen sprichst, werden sie das Seelenschwert nehmen, es an deine Stirn legen und mit seiner Klinge die Wahrheit aus deinem Geist schneiden. Und wenn du nicht stark genug bist... wirst du daran sterben." Die Schwere dieser Worte traf die Gruppe wie ein eiskalter Windstoß. Anesha spürte, wie sich ein kalter Kloß in ihrem Hals bildete, ein unheimliches Gefühl, das sich wie eine Schlange in ihrem Magen wand. Doch sie zwang sich, ruhig zu bleiben, ihre Angst zu unterdrücken. „Ich nehme es zurück," sagte sie mit einer Spur von Nervosität, die sie nicht ganz verbergen konnte, „das klingt nach Stufe zehn schlecht."
In der Dunkelheit, die sie umgab, konnte sie die unsichtbaren Fäden der Angst spüren, die sich langsam um ihre Gedanken legten. Doch ebenso spürte sie etwas anderes – die Präsenz ihrer Freunde, die stumme Unterstützung, die wie ein unsichtbarer Schild um sie war. Jeder von ihnen war eine Säule, die den anderen stützte, und in diesem Wissen lag eine unerschütterliche Stärke. Der Weg vor ihnen war dunkel und gefährlich, doch sie würden ihn nicht allein gehen. Gemeinsam würden sie jede Hürde überwinden, jede Gefahr meistern, denn sie hatten einander – und das war alles, was zählte. Jace trat näher an Clary heran, seine Augen von einer tiefen Sorge durchdrungen. In seiner Stimme, die sonst von Selbstsicherheit und Stärke getragen wurde, lag jetzt eine Sanftheit, die sie kaum von ihm kannte. „Clary," begann er leise, seine Worte wie eine zarte Berührung in der Dunkelheit, „du musst wissen, der Schmerz... er wird unerträglich sein. Du musst das nicht tun..." Seine Stimme, so voller Besorgnis, flüsterte fast, als ob er fürchtete, dass lautere Worte sie zerbrechen könnten.
Clary sah ihn mit festem Blick an, ihre Augen glitzerten vor Entschlossenheit. Sie unterbrach ihn, ihre Stimme war fest, beinahe trotzig: „Ich werde alles tun, Jace. Alles. Ich werde durch Feuer gehen, gegen Dämonen kämpfen, was auch immer nötig ist. Ich muss meine Mutter zurückholen. Ich kann nicht..." Sie schluckte, und in ihrem Blick lag eine Mischung aus Verzweiflung und eiserner Entschlossenheit. „Ich werde sie nicht verlieren." Jace hielt ihrem Blick stand, seine Züge weicher, als er sanft erwiderte: „Du wirst sie nicht verlieren, Clary. Wir werden sie nicht verlieren." Die Wärme in seiner Stimme war unüberhörbar, ein stilles Versprechen, dass er an ihrer Seite bleiben würde, egal welche Höllen sie durchqueren müssten.
In dieser stillen Übereinkunft, diesem unausgesprochenen Schwur, standen sie schließlich vor der massiven, einschüchternden Tür zur Stadt der Knochen. Die steinernen Schädel, die sie von den Mauern aus anstarrten, schienen die Schwere ihrer bevorstehenden Aufgabe nur noch zu verstärken. Der Eingang zur Stadt war wie ein schwarzes Loch, das alles verschlingen könnte, was sich ihm näherte. Clary holte tief Luft, und ihre Lippen formten ein leises, fast unhörbares Flüstern. „Ich schaffe das," sagte sie, mehr zu sich selbst als zu den anderen. Es war, als ob sie sich Mut zusprach, als ob diese wenigen Worte sie vor dem überwältigenden Gefühl der Angst schützen könnten. Anesha trat neben sie, legte eine Hand auf Clarys Schulter, und in dieser Berührung lag eine stille Stärke, die Clary durch die düsteren Schatten der Angst hindurch half. „Ja, das schaffst du," sagte Anesha mit einem Lächeln, das sowohl Aufmunterung als auch Stolz in sich trug. „Du bist Clary verdammte Fray. Du kannst alles schaffen."
Jace hielt Simon im nächsten Moment zurück, bevor er weitergehen konnte, und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Alles klar, Simon, warte mal kurz." Seine Stimme war ruhig, aber es lag eine Autorität darin, die keinen Widerspruch duldete. Simon sah Jace herausfordernd an, seine Augen funkelten vor Entschlossenheit. „Ach, Überraschung, Überraschung," spottete Simon, seine Stimme triefte vor Sarkasmus. „Kein Mundi erlaubt, richtig? So wie im Trainingsraum? Aber ich sage dir eins, ich habe jeden Horrorfilm gesehen, der je gemacht wurde. Und weißt du, wer immer zuerst stirbt? Der lustige beste Freund, der zurückgelassen wird. Ich bleibe nicht zurück." Isabelle, die bisher still daneben gestanden hatte, konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken. Es war fast unmerklich, aber in ihren Augen lag ein Hauch von Anerkennung für Simons Mut. „Du bist nicht so lustig, wie du denkst, Simon," kommentierte sie trocken, „aber bitte, mach nur." Ein schwaches Lächeln zog über ihre Lippen, als Simon zur Tür ging.
Jace trat mit langsamen, bedrohlichen Schritten näher. Seine Augen verengten sich, als er Simon fixierte, und als er sprach, lag eine tiefschwarze Warnung in seiner Stimme, die die Luft zwischen ihnen förmlich zum Flimmern brachte. „Natürlich, in dem Moment, in dem du eintrittst, wirst du sterben," sagte er, jedes Wort schwer wie ein fallendes Urteil, unausweichlich und unbarmherzig. Simon hielt inne, sein Blick ruhte misstrauisch auf Jace, während er versuchte, die Bedeutung seiner Worte zu ergründen. Seine Augen funkelten vor Unsicherheit und Zorn. „Das Problem ist," begann er, seine Stimme zitterte vor unterdrückter Wut, „jetzt traue ich dir nicht mehr." Seine Worte waren scharf wie ein Schwert, das er entschlossen gegen Jace führte, als wolle er damit die bedrohliche Dunkelheit um sich herum durchschneiden.
Alec, der sich bislang im Schatten gehalten hatte, trat nun langsam ins Licht und betrachtete Simon mit durchdringendem Blick. Die Ruhe in seinen Augen war unerschütterlich, fast schon beruhigend, als er mit fester Stimme sprach. „Er lügt nicht." Diese einfachen Worte waren von einer solchen Bestimmtheit, dass sie keinen Widerspruch duldeten und sich wie ein Fels in die aufgewühlte Atmosphäre stellten. Isabelle trat näher, ein schelmisches Lächeln spielte um ihre Lippen, als sie mit einem neckenden Unterton in der Stimme hinzufügte: „Jetzt nicht mehr," sagte sie, ihre Worte trugen die leichte Andeutung eines Spottes in sich, „aber vorher schon." Ihre Augen blitzten kurz auf, als sie Jace ansah, als hätten sie eine gemeinsame Erinnerung an ein unausgesprochenes Geheimnis.
Plötzlich sprach Anesha, die bisher still geblieben war, mit einer ruhigen, fast sachlichen Stimme, die jedoch eine tiefere Ernsthaftigkeit verriet. „Die Runenenergie in der Stadt der Knochen wird jeden Mundi töten, der es wagt, einzutreten," sagte sie, und in ihren Worten lag eine düstere Schwere, die den Raum mit einer unerwarteten Kälte erfüllte. „Zumindest hat meine Mom mir das so erzählt." Ein kurzer Schauder lief über ihren Rücken, als sie die Realität dieser Worte vollends erfasste. Isabelle verzog das Gesicht, ein Ausdruck leiser Abscheu mischte sich in ihre sonst so selbstbewussten Züge. „Die Brüder gruseln mich," gab sie zu, während sie einen abschätzenden Blick in die Dunkelheit jenseits der Tür warf. Ihre Augen verengten sich, als könnte sie dort etwas Bedrohliches sehen. „Ich kümmere mich um den Mundi," erklärte sie schließlich und ihre Worte klangen fast wie ein Versprechen, das sie sich selbst abnahm.
Jace nickte, ein knappes, entschlossenes Nicken, das sowohl Zustimmung als auch Respekt ausdrückte. „Dein Opfer wird zur Kenntnis genommen, Izzy," sagte er, und trotz der Ernsthaftigkeit seiner Worte spielte ein kaum merklicher Hauch von Humor in seiner Stimme mit. Es war, als wollte er ihr die Schwere der Situation etwas erleichtern, auch wenn es nur für einen Moment war. Simon, der dieses Gespräch mit wachsendem Unbehagen verfolgt hatte, konnte ein leises Schnauben nicht unterdrücken. „Apropos Opfer... ich verpasse gerade eine Vorlesung in Finanzanalyse," sagte er und versuchte, die Spannung mit einem sarkastischen Kommentar zu entschärfen, doch die Bitterkeit in seiner Stimme verriet, dass er sich der Schwere der Situation durchaus bewusst war.
Anesha, die dicht neben ihm stand, warf ihm einen kurzen, aber bedeutungsvollen Blick zu. Ihre Augenbrauen zogen sich leicht zusammen, als sie mit gespieltem Ernst antwortete: „Finanzanalyse? Ich verpasse gerade das Ende meines Buches." Ihre Stimme trug einen Hauch von übertriebenem Drama in sich, als wolle sie das Schreckliche ihrer eigenen „Opfer" betonen. Simon konnte sich ein leises Lächeln nicht verkneifen. Er sah sie an, ein Funken von humorvollem Tadel in seinen Augen. „Du hast das Buch doch eh schon hundertmal gelesen," murmelte er, und das Lächeln auf seinen Lippen wurde breiter. Für einen Moment war die Schwere der Situation vergessen, und in der Dunkelheit, die sie umgab, flackerte ein schwaches Licht des Verständnisses und der gegenseitigen Anerkennung auf.
Alec ließ seinen Blick schwer auf Simon ruhen, bevor er mit einer Mischung aus Pflichtbewusstsein und einer fast unmerklichen Besorgnis in der Stimme sprach: „Ich kann hier nicht mehr bleiben, Simon. Jace, ich übernehme den Perimeter." Seine Worte waren wie ein stilles Versprechen, eine unausgesprochene Zusicherung, dass er die Gruppe auf seine Weise schützen würde. Die leichte Anspannung, die in seiner Haltung lag, war nur für die sichtbar, die ihn gut kannten, doch sie war da – ein leises Echo seiner inneren Sorge. Clary, die die ganze Zeit über Simon beobachtet hatte, trat langsam näher, als ob jede ihrer Bewegungen von einer tiefen, unausgesprochenen Angst getrieben wurde. Ihre Augen, die in seiner Ruhe einen Anker gefunden hatten, spiegelten nun einen Schmerz wider, den sie kaum zu verbergen versuchte. „Ich will dich nicht allein lassen," sagte sie schließlich, ihre Stimme bebte leicht unter dem Gewicht der Entscheidung, die vor ihnen lag. In ihren Worten lag eine Entschlossenheit, aber auch eine tiefe, nagende Sorge, die sie nicht loslassen konnte.
Simon, der die Besorgnis in ihrem Blick spürte, lächelte sie sanft an, ein Lächeln, das mehr bedeutete als Worte es je könnten. Es war ein Lächeln, das Trost versprach, selbst im Angesicht des Unbekannten. „Geh und sei ein badass Schattenjäger, okay?" begann er, und seine Stimme war so ruhig und sicher, dass sie für einen Moment fast vergaß, wo sie waren. „Hol dir deine Erinnerungen zurück, rette deine Mutter." Seine Worte waren ein stiller Befehl, der sie auf den Weg schicken sollte, den sie gehen musste. Doch gleichzeitig waren sie auch eine Bitte, dass sie für sich selbst kämpfen solle, dass sie nicht zurückblicken dürfe. Er zog sie in eine feste Umarmung, als wollte er ihr all seine Stärke, all seinen Mut mit dieser einzigen Geste übertragen. Die Wärme seiner Berührung, die Festigkeit seines Griffs, all das sprach von einem tiefen Vertrauen, das zwischen ihnen existierte. Er wusste, dass sie ihren Weg finden würde, doch in diesem Moment wollte er ihr die Sicherheit geben, die sie brauchte, um diesen Weg ohne Furcht zu beschreiten.
„Clary," flüsterte Jace schließlich, seine Stimme war kaum mehr als ein Hauch in der gespannten Stille, „du lässt die Stillen Brüder nicht warten." Seine Worte waren sanft, aber fest, wie eine leise Anweisung, die sie auf den bevorstehenden Weg schicken sollte. Es war, als ob er sie damit daran erinnerte, dass ihre Pflicht rief, und dass sie stärker war, als sie selbst glaubte. Clary sah Simon noch ein letztes Mal an, ihre Augen funkelten vor unausgesprochenen Emotionen – Dankbarkeit, Zuneigung, vielleicht auch Angst. Sie wollte etwas sagen, doch die Worte blieben ihr im Hals stecken. Stattdessen nickte sie nur stumm, drehte sich dann entschlossen um und führte die Gruppe in Richtung der massiven Tür, die vor ihnen aufragte wie ein finsteres Tor in eine andere Welt. Als sie in die Dunkelheit der Stadt der Knochen verschwand, murmelte Simon leise, mehr zu sich selbst als zu ihr: „Du schaffst das." Die Worte waren wie ein stilles Gebet, ein Versprechen an sich selbst, dass alles gut werden würde, auch wenn er wusste, dass sie auf gefährlichem Terrain wandelten.
Isabelle, die das Geschehen schweigend beobachtet hatte, konnte sich ein kleines, anerkennendes Lächeln nicht verkneifen. „Sie werden wirklich ein gutes Team," bemerkte sie schließlich, ihre Stimme trug eine Mischung aus Stolz und Bewunderung in sich, und für einen Moment schien es, als sei sie von der Stärke ihrer Freunde beeindruckt. „Amüsant," fügte sie leise hinzu, fast als wäre sie erstaunt über die Veränderung, die sie in Clary und Simon beobachtet hatte. Doch Simon schüttelte leicht den Kopf, seine Augen folgten Clary noch, während sie in die Dunkelheit verschwand, als würde er versuchen, einen letzten Blick auf sie zu erhaschen. „Nein, nicht wirklich," murmelte er leise, seine Stimme war von einem melancholischen Ton durchzogen. Denn er wusste, dass dieser Weg kein leichter sein würde – nicht für sie, und auch nicht für ihn.
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