kapitel 24 : den unterschied machen
Clary trat einen Schritt näher an ihn heran, ihre Augen suchten nach einem Zeichen von Verstehen in seinen. "Simon...", begann sie, doch er unterbrach sie. "Komm mit mir," sagte er, und seine Stimme war plötzlich weicher, fast flehend. "Wir können bei mir unterkommen. Wir können das alles zusammen herausfinden." Es war ein letzter Versuch, sie an die Vergangenheit zu erinnern, an die Zeit, bevor alles so kompliziert wurde. "Clary, wir haben uns unser ganzes Leben lang gegenseitig den Rücken freigehalten. Wir haben nie jemanden gebraucht. Lass mich dir helfen. Wir..." Er warf einen Blick auf Jace, der einige Schritte entfernt stand und die Szene mit verschränkten Armen beobachtete. "Wir brauchen diese Leute nicht."
Clary schüttelte langsam den Kopf, Tränen glitzerten in ihren Augen. "Simon... ich weiß nicht, wie ich das erklären soll, okay? Aber ich glaube... ich glaube, das hier sind meine Leute." Die Worte brachen ihr das Herz, doch sie wusste, dass sie die Wahrheit aussprechen musste, egal wie sehr es wehtat. Simon erstarrte, ihre Worte trafen ihn wie ein Schlag. "Botschaft angekommen, laut und deutlich," sagte er schließlich, seine Stimme rau vor unterdrücktem Schmerz. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und verließ das Institut, seine Schritte hallten einsam und schwer durch die Stille, die hinter ihm zurückblieb.
„Simon..." flüsterte Clary, ihre Stimme kaum mehr als ein Hauch, der in der erdrückenden Stille des Raumes verhallte. Es war, als hätte die Welt für einen winzigen Augenblick den Atem angehalten, als ob die Realität selbst nicht fassen konnte, was gerade geschehen war. Die Tür fiel leise ins Schloss, das sanfte Klicken klang in Clarys Ohren wie ein endgültiger Abschied, der den Bruch zwischen ihnen besiegelte. Ihr Blick blieb unverwandt auf den Punkt gerichtet, wo Simon eben noch gestanden hatte, als ob ihre Augen, wenn sie ihn nur fest genug fixierte, ihn zurückholen könnten. Aber er war bereits fort, und mit ihm ein Teil ihres Herzens, den sie nicht aufhalten konnte.
Anesha stand ein paar Schritte entfernt, ihre sonst so ruhigen und selbstbewussten Hände zitterten leicht, als sie tief Luft holte und versuchte, die Anspannung des Augenblicks abzuschütteln. „Ich ruf jemanden an, der ein Auge auf ihn hat," sagte sie schließlich, ihre Stimme fest und kontrolliert, doch in ihrem Blick lag eine Sorge, die sie kaum zu verbergen vermochte. Es war nicht nur die Pflichtbewusstsein, das sie dazu trieb, sondern eine tiefe Verbundenheit mit dem, was sie alle durchmachten. Sie kannte Simon, sie wusste, wie schnell seine Impulsivität ihn in Gefahr bringen konnte, wenn die Emotionen in ihm überkochten und die Kontrolle über ihn übernahmen.
Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich auf dem Absatz um, ihr Entschluss klar in ihrer Haltung erkennbar. Während sie schnellen Schrittes den langen, düsteren Flur entlangging, zog sie ihr Handy aus der Hosentasche. Ihre Finger flogen über das Display, doch in ihren Gedanken war sie bereits bei Simon, bei den Möglichkeiten, wie sie ihn schützen konnte, auch wenn er es selbst nicht wollte. Der Gedanke, dass er alleine durch die nächtlichen Straßen streifen könnte, getrieben von einem inneren Sturm, den er nicht zu bändigen wusste, ließ ihren Puls schneller schlagen.
~~~
Die Atmosphäre im Raum war angespannt, als die Schattenjäger sich um den großen Bildschirm versammelten. Hodge, der mit ernster Miene an der Spitze stand, versuchte, die Aufmerksamkeit aller zu bündeln. Doch während sich alle gebannt auf die flackernden Bilder konzentrierten, die auf dem Bildschirm erschienen, saß Anesha abseits in einem der drehbaren Stühle. Ihre Augen glitten über die Seiten eines alten Buches. Shakespeare – eine ihrer größten Leidenschaften. Anesha hatte immer schon bemerkt, dass sie Informationen besser aufnehmen konnte, wenn sie sich gleichzeitig mit etwas beschäftigte, das sie liebte. Und was konnte schöner und tröstender sein als die Worte eines Dichters, dessen Werke seit Jahrhunderten Menschen berührten?
„Magnus Bane," begann Hodge mit einer Stimme, die sowohl Respekt als auch eine Spur von Ehrfurcht verriet. „Er ist über dreihundert Jahre alt. Und wie man sehen kann," er deutete auf das Bild, das nun den gesamten Bildschirm einnahm, „hat er sich nicht gerade vor den Freuden jedes Jahrhunderts gescheut. Sein Geschmack ist sowohl exquisit als auch ziemlich exzessiv." Das Foto, das auf dem Bildschirm prangte, zeigte einen Mann, dessen wilde, dunkle Haare wie ungezähmte Wellen um sein Gesicht fielen. Die dramatisch geschminkten Augen, umrahmt von tiefschwarzen Lidstrichen, schienen förmlich vor Präsenz und Geheimnis zu knistern. Sein verwegendes Lächeln, ein Mischmasch aus Selbstbewusstsein und Unnahbarkeit, vermittelte eine Aura von Unsterblichkeit, die ihn gleichzeitig faszinierend und furchteinflößend machte.
Clary konnte ein Kichern nicht unterdrücken. „Er sieht aus wie der David Guetta der Unterwelt," bemerkte sie und ihre Augen blitzten humorvoll. Die Vorstellung eines angesagten DJ in der Welt der Schattenjäger, die diese ernsten und düsteren Themen umgaben, brachte eine unerwartete Leichtigkeit in die Atmosphäre. Isabelle, die Clarys humorvolle Bemerkung aufgegriffen hatte, schloss sich dem Lachen an. „Guetta? Der ist doch schon ein Unterweltler. Vampir? Hast du ihn jemals im Tageslicht gesehen?"
Doch bevor das Lachen sich weiter ausbreiten konnte, schaltete Alec mit einem scharfen Ton ein. „Könnt ihr euch bitte mal konzentrieren? Das hier ist kein Scherz," sagte er, seine Stimme fest und unnachgiebig, während er seine Arme verschränkt. Die Schärfe in seiner Stimme ließ keinen Zweifel daran, wie ernst die Lage war. Isabelle, die sich selten von irgendetwas oder irgendjemandem einschüchtern ließ, zuckte nur leicht mit den Schultern. „Jemand muss erledigt werden," murmelte sie fast beiläufig, aber in ihrer Stimme lag ein düsterer Unterton, der die bedrückende Realität ihrer Welt widerspiegelte.
Hodge nickte zustimmend und fügte hinzu: „Alec hat recht. Magnus Bane ist einer der mächtigsten Hexenmeister, die ich je gekannt habe. Seine Kräfte sind enorm und sein Einfluss reicht weit über das hinaus, was wir uns vorstellen können. Er hegt ein tiefes Misstrauen gegenüber Schattenjägern – und das zu Recht." Clary, die noch immer den Gedanken nicht ganz fassen konnte, dass dieser mächtige Hexenmeister tatsächlich ihrer Mutter geholfen hatte, konnte die Verwirrung in ihrer Stimme nicht verbergen. „Aber warum hat er dann meiner Mutter geholfen, meine Erinnerungen zu entfernen? Ist sie nicht eine Schattenjägerin?"
Hodge zögerte kurz, als ob er die richtigen Worte suchte, um die komplexe Beziehung zwischen Magnus und Jocelyn zu erklären. „Ja, sie war eine der besten Schattenjägerinnen ihrer Zeit. Doch ‚geholfen' ist vielleicht nicht das passendste Wort. Magnus hat sich möglicherweise dazu bereit erklärt, deiner Mutter einen Dienst zu erweisen. Doch es ist wahrscheinlicher, dass sie ihn großzügig für seine Dienste bezahlt hat. In unserer Welt ist alles eine Frage des Preises, und Magnus Bane ist bekannt dafür, dass er seine Dienste nur gegen eine entsprechende Gegenleistung anbietet."
„Nicht einmal ich habe das mitbekommen," mischte sich plötzlich eine weitere Stimme in das Gespräch ein. Alle Blicke wandten sich auf Grace Underground, die leise in den Raum getreten war. Ihre Schritte waren so elegant, dass es fast schien, als würde sie über den Boden gleiten. Anesha, die sich immer von den feinen Nuancen ihrer Umgebung leiten ließ, konnte nicht umhin zu bemerken, wie sehr sich ihre Mutter verändert hatte. Grace' Augen waren hart, ihre Haltung strahlte eine unerschütterliche Entschlossenheit aus, die von den Prüfungen der letzten Jahre geprägt war. „So richtig ist Familie Underground erst vor einigen Jahren in New York sesshaft geworden."
„Hexenmeister verlangen normalerweise eine Bezahlung, bevor sie irgendjemandem bei irgendetwas helfen," warf Jace mit seiner gewohnt lakonischen Art ein, seine Stimme durchdrungen von einem unterschwelligen Spott. „Das ist ein altbekanntes Spiel. Alles hat seinen Preis, besonders in der Welt der Magie." Alec, der sich weiterhin große Sorgen machte, lenkte die Diskussion zurück auf die aktuelle Dringlichkeit der Situation. „Laut dem Rat haben sich die meisten Hexenmeister versteckt, seit Valentine begonnen hat, sie zu jagen. Die sind in ihren Verstecken noch schwerer zu finden als je zuvor." Hodge, der Anzeichen von Unruhe nicht verbergen konnte, fuhr fort, seine Stimme besorgt. „Valentine muss nach dem Hexenmeister suchen, bei dem Jocelyn..."
Plötzlich verzerrte sich Hodges Gesicht vor Schmerz, als ob eine unsichtbare Hand ihn erbarmungslos packte. Ein stechendes Zucken durchfuhr ihn, und die schwarze Zirkel-Rune auf seiner Schulter begann unheilvoll zu glühen. Das pulsierende Licht der Rune erinnerte an ein unsichtbares Feuer, das sich über seine Haut fraß und dabei ein tiefes, schmerzhaftes Glühen hinterließ. Der Raum wurde von einem kollektiven Aufschrei der Besorgnis erfüllt, und die Gesichter der Anwesenden spiegelten eine Mischung aus Alarm und Angst wider. „Deine Rune, Hodge!" Clary sprang abrupt auf, ihre Stimme war ein Aufschrei der Besorgnis, der den Raum durchbrach. „Geht's dir gut? Was sollen wir jetzt tun? Wie finden wir Magnus?"
Hodge kämpfte gegen den Schmerz an, und ein kurzes, schmerzerfülltes Stöhnen entkam seinen Lippen. Bevor er antworten konnte, legte Anesha mit einer entschlossenen Geste ihr Buch zur Seite und richtete sich in ihrem Stuhl auf. Ihre Stimme war ruhig, aber die Entschlossenheit, die in ihren Worten mitschwang, ließ keinen Raum für Zweifel. „Wir tun es nicht," sagte sie mit einer ruhigen Festigkeit, die den Raum durchdrang. „Magnus wird uns finden. Wir werden ein Treffen arrangieren, an einem geschützten Ort. Wir müssen ihn aus seinem Versteck locken." Ein gespanntes Schweigen breitete sich im Raum aus. Die Vorstellung, Magnus Bane zu einem Treffen zu bewegen, war riskant und zugleich von entscheidender Bedeutung. Grace' Augen verengten sich, als sie über die möglichen Konsequenzen dieses Plans nachdachte. „Wo soll dieses Treffen stattfinden? Wir können ihn nicht einfach an einen Ort einladen, der leicht gefunden werden kann."
Anesha nickte zustimmend und überlegte einen Moment. „Wir wählen einen Ort, der für gewöhnlich nicht im Radar der Schattenjäger auftaucht. Vielleicht eine alte, verlassene Bibliothek, die nur wenigen bekannt ist. Der richtige Ort kann den Unterschied machen." Isabelle, die sich bislang zurückgehalten hatte, trat einen Schritt vor und nahm das Tablet von Hodge, das auf dem Tisch lag. Sie wischte durch einige Bilder und blieb bei einer Szene stehen, die eine elegante VIP-Party für Unterweltler zeigte. Die Szenerie war extravagant, mit glamourösen Gästen, opulenten Dekorationen und einem Hauch von Exklusivität.
„Und ich weiß genau, wo wir das machen können," sagte Isabelle entschlossen, ihre Stimme klang fest und voller Überzeugung. „Eine Unterwelt-Party." Jace grinste schief und zog eine Augenbraue hoch. „Eine Unterwelt-Party, hm? Nicht schlecht, Izzy. Das hätte ich nicht von dir erwartet." Alec warf einen skeptischen Blick auf das Tablet in Isabelles Händen, sein Gesicht war von Zweifeln gezeichnet. „Woher hast du das?", fragte er mit einem skeptischen Ton. „Das scheint mir ein wenig zu gut informiert."
Isabelle lächelte ruhig und ließ sich nicht beirren. „Während meiner Überwachung der Unterweltler habe ich herausgefunden, dass Magnus gerne feiert. Es gibt Gerüchte, dass er eine Vorliebe für große, exklusive Partys hat. Wenn jemand bei einer der größten Partys des Jahres auftauchen wird, dann ist es Magnus." Alec runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. „Er wird niemals darauf eingehen. Nicht, wenn Valentine ihn jagt." „Natürlich wird er das," sagte Jace mit einem überzeugten Lächeln, das seine Augen erleuchtete. „Magnus ist nicht jemand, der sich von Angst zurückhalten lässt. Er wird sich anpassen und sich im Verborgenen verstecken, aber zu einer großen Party wird er immer gehen." Clary, die an den Rand des Gesprächs getreten war und ihre Unsicherheit nicht verbergen konnte, legte ihren Kopf leicht schief. „Ich weiß nicht, das scheint mir ein großes Risiko zu sein..."
Isabelle trat einen Schritt näher, ihre Augen funkelten vor Entschlossenheit und Überzeugung. „Vertrau mir," sagte sie mit fester Stimme. „Wenn Magnus aus seinem Versteck kommt, dann zu einem dieser glamourösen Events. Das ist genau die Art von Gelegenheit, die er nicht verpassen würde." Hodge, der sich mühsam zusammenraffen musste, um seinen Schmerz und seine Erschöpfung zu überwinden, trat hervor. Er hob langsam die Hand und sprach mit leiser, aber eindringlicher Stimme: „Unterschätze niemals Magnus' Hedonismus oder seine Gier. Diese Halskette hier..." Er griff unter den Tisch und aktivierte eine Rune auf einer Bodenfliese. Mit einem leisen, mechanischen Geräusch begann die Fliese sich zu verschieben, und darunter kam ein elegantes Halsband zum Vorschein. Das Schmuckstück war mit einem roten Stein besetzt, der geheimnisvoll in der schwachen Beleuchtung schimmerte.
Hodge nahm die Halskette vorsichtig heraus und hielt es hoch, sein Blick war ernst und durchdringend. „Diese Kette gehört Magnus. Wenn er zu irgendeinem Event auftaucht, dann nur, wenn er davon überzeugt ist, dass es sich lohnt. Wir müssen nur herausfinden, wann und wo die nächste große Party stattfindet, und ich bin mir sicher, dass wir ihn dort finden werden." „Ist das echt?" fragte Isabelle, ihre Augen weiteten sich vor Staunen, als sie das leuchtende Halsband betrachtete. Hodge lächelte schmerzhaft, seine Augen blickten auf das wertvolle Schmuckstück. „Ein vierkarätiger, unbehandelter burmesischer Rubin," erklärte er. „Diese Halskette hat eine besondere Bedeutung für Magnus Bane. Sie wurde ihm von seiner damaligen Geliebten Camille Belcourt geschenkt."
„Was, Camille und Magnus waren Liebende?" fragte Clary überrascht, ihre Stimme verriet das Maß ihrer Verwunderung. Jace zuckte mit den Schultern und ließ ein schelmisches Grinsen aufblitzen. „Der Hexenmeister kommt viel herum," sagte er. „Das ist nichts Neues. Aber warum sollte ihn das interessieren?" Hodge nickte ernst und ließ seine Hand über die Halskette gleiten, als ob er ihre Geschichte noch einmal erleben könnte. „Magnus hat Camille diese Halskette 1857 für den Preis seines Londoner Stadthauses gekauft. Der Edelstein ist verzaubert und warnt den Träger vor der Anwesenheit von Dämonen. Magnus sehnt sich danach, diese Halskette zurückzubekommen. Wenn wir ihm ein solches Angebot machen, könnte es ihn dazu bewegen, sich auf ein Treffen einzulassen."
Isabelle nahm das Schmuckstück behutsam in die Hand und betrachtete es bewundernd. „Es ist so schön," sagte sie leise, als sie die funkelnde Tiefe des Rubins bewunderte. Das Licht der Lampe spielte auf der Oberfläche des Steins und ließ ihn wie flüssiges Feuer erstrahlen. „Ich schicke Magnus eine Feuernachricht, um das Treffen zu arrangieren," sagte Jace entschlossen, seine Stimme hallte mit einer unmissverständlichen Entschlossenheit wider. „Wir müssen Magnus erreichen, bevor Valentine es tut. Die Zeit drängt." Plötzlich meldete sich Anesha zu Wort. Sie hatte ihr Buch mit einem sanften Geräusch zuklappen und den Raum betreten. Alle Blicke wandten sich ihr zu, als sie das Buch auf den Tisch legte und sich erhob. „Ich übernehme das lieber, Wayland," sagte sie und ließ ihre Stimme durch den Raum hallen. „Ich arbeite mit seiner Halbschwester im Pandemonium." Jace blickte sie überrascht an. „Halbschwester?"
„Ja," bestätigte Anesha mit einem leichten Schulterzucken, als ob es eine alltägliche Information wäre. „Ich habe einige Verbindungen, die wir nutzen können. Magnus' Halbschwester arbeitet mit mir im Pandemonium."
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