Wir müssen reden
Andys Sicht:
Als der Zug ankam, verabschiedeten sich Simon und ich von den anderen. Simon kommt zwei Wochen zu mir, dann gehen wir campen, und schließlich fährt er mit seiner Familie in den Urlaub. Simon umgriff beide meiner Hände. «Soll ich oder tust du?» fragte ich unsicher. «Mach du, du kennst dich besser aus», sagte er, und ich apparatierte uns beide. Wir kamen ein wenig holprig an, aber unversehrt. Wir beide liefen ins Haus. «Wir sind zuhause», rief ich durchs Haus und lief in die Küche, wo ich abrupt stoppte. Was in Merlins Namen? «Shawn! Chris! Was macht Steve in der Küche?» schrie ich durchs Haus. «Steve ist ein Wampuskatzen-Männchen. Die harmloseste unserer Wampuskatzen. Dennoch gehört er nicht in die Küche.» Steve kam zu mir und rieb seinen Kopf sofort an mir. «Komm, Steve, du hast hier nichts verloren», sagte ich, kraulte ihn hinter den Ohren und lief durch das ganze Haus, um ihn wieder in sein Gehege zu bringen. Simon folgte uns auch mit dem Zauberstab in der Hand. Shawn schloss sich ihm an. Da kam uns Chris entgegen. «Oh, das war kein Scherz?» meinte dieser erstaut, fing sich jedoch sogleich und holte Futter. «Komm her, Steve, komm.» Steve lief sofort freudig auf Chris zu. «Guter Junge. Hier, und jetzt weiter», meinte Chris. Steve folgte jetzt ihm. Ich lief zügig auf das Gehege zu und öffnete dieses. Schließlich warf Chris das Futter rein, und Steve stürmte in das Gehege. «Das hast du sehr gut gemacht», sagte Chris noch zu ihm und drehte sich dann zu mir um. «Was bei Merlins Namen, habe ich euch gesagt, dass ihr das Gefühl habt, dass ich scherze, wenn ich sage, dass das eine Wampuskatze bei uns in der Küche steht?» fing ich an zu motzen. Da wurde ich von Chris in die Arme gezogen. Er erdrückte mich buchstäblich. «Ach, wir haben dich auch vermisst», sagte er. Ich stieß mich jedoch von ihm weg. Er erdrückt mich nicht nur, sondern er drückt mich in seine Achseln. «Lass mich los», murrte ich und drückte mich förmlich von ihm weg. «Luft, endlich wieder Luft», sagte ich theatralisch. «Chris, ich habe dich ja wirklich gern, aber deine Achsel möchte ich nicht nochmal schnuppern.»
Wir kamen gut klar. Zu viert ist die Arbeit auf der Farm viel schneller erledigt. So hatten wir danach noch relativ viel Zeit. Und so kam Chris auf die haarsträubende Idee: Wir könnten doch einen Pool bauen. Ich glaube zwar nicht, dass das etwas wird, aber Shawn war sofort begeistert. Als ob wir nichts mehr bei den Tieren zu tun hätten, gingen wir für einen Moment in den Garten, um das Loch weiter auszuheben.
«Andy, können wir kurz sprechen?» fragte Shawn mich. Ich blickte auf. Gerade war ich dabei, die aufgelockerte Erde in eine Schubkarre zu schaufeln, um sie wegzubringen. «Klar», sagte ich und folgte ihm wieder hinein. Ich sah noch kurz zu Simon und Chris. Simon lächelte mich einfach nur an, und Chris zuckte mit den Schultern. Doch am Gesicht von Chris erkannte ich, dass er genau darüber mit mir reden möchte. «Was gibt's?» fragte ich und versuchte nicht unsicher zu wirken, was mir wohl nicht so gelang. «Andy, jetzt beruhige dich, es ist einfach nur dein Bruder.»
«Wie läuft es so mit Simon?» fragte er dann. Ich zog verwirrt die Brauen zusammen. Damit habe ich nicht gerechnet? Warum will er das wissen? Um locker anzufangen? Oder wartet eine Moralpredigt auf mich? Er sah mich von oben bis unten an. Auch ich blickte an mir herunter. Hä? «Gut, wieso?» meinte ich. «Bist du sicher, dass du nicht über etwas reden möchtest?» Und wieder sah er mir nicht ins Gesicht. Ich blickte wieder an mir herunter. Was sieht er? Stimmt etwas mit meinem Körper nicht? Hat er etwa das Gefühl, dass ich schwanger bin?
«Shawn, was ist los? Worauf willst du hinaus?» fragte ich dann. «Naja, du und Simon... Ihr seid ja zusammen und...» fing er zögernd an. «Du willst mich doch nicht etwa fragen, ob ich schwanger bin, oder?» fragte ich schockiert. «Was? Nein! Bist du es?» fragte er dann. «Nein, bei Merlin, nein», sagte ich schockiert. «Okay, puh. Gut, haben wir das geklärt», sagte Shawn. «Worauf willst du dann hinaus?» fragte ich.
«Naja, eigentlich auf eure Beziehung. Ihr wirkt irgendwie nicht wie ein Paar», sagte er. «Wir... was? Wie meinst du das?» fragte ich verwirrt. «An Weihnachten habt ihr euch noch anders verhalten, und jetzt könnte es genauso gut du und Owen sein. Ich und dein Bruder, also wir beide, haben das Gefühl, dass ihr nur noch gute Freunde seid, als wirklich ein Liebespaar», sagte Shawn dann. Ich sah nachdenklich auf meine Hände. Ist das wirklich so? Ich dachte nach. Es war tatsächlich so.
Ich seufzte. «Ich muss wohl mit Simon sprechen, das wird unangenehm», murmelte ich. «Ach, er wird wohl auch mit dir sprechen wollen. Das gleiche Gespräch führt Chris gerade mit Simon», sagte Shawn. Ich schmunzelte. «Ich geh dann mal», seufzte ich. Shawn folgte mir. Da kam auch schon Simon auf mich zu. «Wir sollten sprechen», meinte er. Ich nickte. «Chris, ich brauche deine Hilfe drinnen», sagte Shawn zu Chris. «Ach, das kann warten», winkte er ab und sah gespannt zu uns. «Jetzt, Chris», sagte Shawn eindringlich und zerrte Chris regelrecht nach drinnen.
Wir setzten uns hin. «Ich hatte gerade ein merkwürdiges Gespräch mit Chris», sagte er und verzog das Gesicht. «Kann ich mir vorstellen. Chris ist nicht der Feinfühligste, was das angeht», schmunzelte ich. «Was das angeht?» fragte Simon nach. «Shawn sprach mit mir über das Gleiche, so wie er mir sagte», erklärte ich. Er nickte nur. «Und zu welchem Entschluss kommt ihr?» fragte er. «Dass wir reden müssen», sagte ich nur. Wieder nickte er, und wir schwiegen.
«Simon?» fragte ich dann nach einer Weile. «Ja?» «Wann haben wir uns das letzte Mal geküsst, also so richtig?» fragte ich dann. «Das war... Das muss... Ich weiß es nicht», stellte er fest. «Sicherlich noch nach Silvester», sagte er. «Aber weder letzte Woche noch vorletzte Woche wissen wir.» Seufzend sagte er dann, «Andy, ich... du musst wissen, wenn man mich fragt, ob ich dich liebe, ist... kann meine Antwort nur ja sein», sagte er. Diesmal war ich es, die nickte.
«Ja, geht mir genauso, aber ich liebe auch Shawn, Chris, Ed, Owen, Luke, Margo, Taby», sagte ich. «Ich sehe beinahe keinen Unterschied mehr zwischen der Liebe zu dir und der Liebe zu Lucy», sagte er. Ich streckte ihm die Hand entgegen. «Freunde?» fragte ich. «Hey, Freunde können sich auch umarmen», sagte er und zog mich in seine Arme. «Aber du bist schon auch einverstanden damit, oder?» fragte ich. «Ja, natürlich, ich habe keine romantischen Gefühle mehr für dich. Ich frage mich nur, warum mir das selbst nicht aufgefallen ist», sagte er. «Weil es schön war, gewohnt», sagte ich schulterzuckend. «Muss wohl so sein», sagte er grinsend, stand auf und richtete mich auf. «Soll ich jetzt wieder nach Hause gehen?» fragte er dann. «Ich kann auch Freunde zu Besuch haben», sagte ich. «Toll, denn es ist wirklich lustig hier.»
Und so verbrachten wir noch den Rest der zwei Wochen.
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