Muss das sein?
Andys Sicht:
Wie immer war ich die Erste, die aufstand. Ich zog die Prothese an und lief mit meiner Kleidung ins Badezimmer. Machte mich wie immer fertig, und als ich gerade fertig war, hörte ich ein Klopfen und eine Stimme von Tabea. «Bin fertig», sagte ich und öffnete die Tür. «Morgen. Ich warte unten», sagte ich zu ihr. «Kannst du Margo aus dem Bett kriegen?» fragte sie. Ich nickte und lief zu Margos Bett. «Steh auf, Margo», sagte ich und rüttelte an ihr. Sie drehte sich jedoch auf die andere Seite. Ich lief um das Bett und fing an, an ihrem Arm zu zerren, um sie aus dem Bett zu ziehen. Dabei rutschte ich auf der Bettdecke, die ebenfalls heruntergerutscht war, aus und fiel hin. Margo sprang sofort aus dem Bett. «Andy, alles in Ordnung? Hast du dich verletzt?» fragte sie panisch. Ich lachte. «Mir ist nichts passiert. Kannst du mir aufhelfen?» fragte ich, und Margo zog mich sofort auf die Beine. «Ich warte unten auf euch», sagte ich und lief nach unten zu Cedric.
«Hey, hast du schöne Ferien gehabt?» fragte ich den jetzigen Viertklässler und Teamkameraden. «Ganz in Ordnung, habe nichts Spezielles gemacht. Und deine?» fragte er. «Das Gleiche, nichts Spezielles, aber ganz okay», sagte ich nur. «Ich bin ja gespannt, wer der neue Jäger wird. Thomas ist ja nicht mehr hier», sagte er. Ich nickte zustimmend. «Ja, ich auch. Ich hoffe insgeheim auf ein Mädchen, um unsere Frauenquote im Team zu erhöhen», sagte ich. «Mal sehen. Ich hoffe so sehr, dass ich nächstes Jahr Kapitän werde, aber ich glaube kaum. Vielleicht ja übernächstes Jahr», sagte er. «Wieso nicht nächstes Jahr?» fragte ich. «Na ja, da bist noch du, Simon und Gab...» «Ach, wir drei sind nicht so extrem Quidditch vernarrt.» «Wir werden sehen, was passiert», schmunzelte ich.
«Na, Feuerlocke, gute Ferien gehabt?» fragte Gab und setzte sich auf die Armlehne neben mir, fing an, mit einer Haarsträhne von mir zu spielen. «Ja, ganz angenehm», sagte ich und wandte mich wieder Cedric zu, der fragend zu mir sah. «Hättest mich besuchen kommen können», fuhr Gab fort. «Finger weg von meiner Freundin Turman», hörte ich Simons Knurren. Er zog Gab von der Armlehne weg und stellte sich schützend vor mich hin. «Ganz ruhig, Wright, wir haben nur geplaudert. Aber ich dachte, ihr seid gar nicht mehr zusammen. Hast doch Scheisse gebaut», sagte er. «Dann hast du falsch gedacht», murrte Simon. Die beiden sahen aus, als würden sie bald aufeinander losgehen, zumindest Simon sah so aus. Ich sah hilfesuchend zu Owen und Ed, die jedoch mit verschränkten Armen zusahen.
«Du hast sie so gar nicht verdient, Feuerlocke. Mal ganz ehrlich, sieh ihn dir an. Ich bin um Längen besser», sagte Gab. Ich blickte wieder zu Ed und Owen, wo auch Tabea und Margo nun standen. Viele sahen zu. Tabea sah unsicher zu den beiden, und Margo, die meinen Blick bemerkt hatte, zuckte nur mit den Schultern. «Das bringt doch nichts, lasst es einfach sein», sagte Cedric hinter mir und stand auf. «Klappe, Diggory, Kleinkinder haben hier nichts zu melden», knurrte Gab wieder. «Verschwinde», knurrte diesmal Simon wieder zu Gab. Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. «Lass es, bitte, Simon», murmelte ich. Er sagte jedoch nichts und starrte wie gebannt auf Gab, um zu sehen, was er tut. «Ganz ehrlich, Feuerlocke, ich würde dich so viel besser behandeln, so viel mehr Beachtung geben. Jeden deiner Wünsche und Gelüste erfüllen. Es ist ganz einfach», sagte er und wollte auf mich zukommen. Doch Simon schirmte mich ab. «Komm ihr nicht zu nahe», knurrte Simon immer noch. «Sonst was, Wright? Wie willst du das hindern?» sagte Gab hässig.
Ich stellte mich schliesslich vor Simon und zwang ihn, mich anzusehen. «Bitte, beruhig dich doch. Gewalt bringt nichts, ehrlich. Er hat mir nichts getan, und das wird er auch nicht. Das lasse ich ganz bestimmt nicht zu», sagte ich. Simon nickte, und Gab, der die Gelegenheit nutzte, dass Simon nicht hinsah und ich ihm den Rücken zugedreht hatte, schlug mir auf den Hintern. Der Klatscher war durch den mucksmäuschenstillen Gemeinschaftsraum zu hören. Simon schubste mich zur Seite und stürmte auf Gab zu. Ich fiel zu Boden, und Tabea und Margo kamen sofort zu mir. «Hört auf», schrie ich, als ich mich auf meinen Hintergrund drehte. «Was soll der Mist, Jungs?» hörte ich jemanden rufen. Es war Luke. Er zerrte an Gab, der bei seinem Prügelbuffet zu oben war von Simon herunter. Simon wollte dies gerade als Chance nutzen, um Gab so richtig eine reinzuhauen, doch endlich reagierte Owen und hielt ihn fest. Ein Siebtklässler hielt kurz darauf Gab fest, da dieser versuchte, nach Simon zu treten. «Was soll der verdammt Mist? Was sollte das bringen, aufeinander loszugehen? Was?» fragte Luke wütend. «Lasst es einfach sein. Es ist der erste Tag des Jahres, um Himmels willen. Reisst euch zusammen», schnauzte Luke die beiden an, und sie blieben ruhig. Gab schnaufte nur und lief aus dem Gemeinschaftsraum, mit dem Siebtklässler, der ihn festhielt, und einem weiteren.
Margo, hilft mir heute schon zum zweiten Mal auf die Beine. «Danke», murmelte ich. «Hast du dich verletzt? Ich wollte dich nicht umschubsen», sagte Simon und kam zu mir. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände. Er hat eine aufgesprungene Lippe und einen riesigen Fleck an der einen Wange. «Wieso tust du so etwas?» fragte ich. «Sich zu prügeln bringt nichts, und mir geht es gut», sagte ich. Ein kleines bisschen war ich enttäuscht. «Er sollte sich von dir fernhalten. Es ist Belästigung, was er tut und...» fing Simon an, doch ich unterbrach ihn. «Gab ist ein Idiot, das wissen wir schon. Ich komm damit klar. Irgendwie... auf jeden Fall ist es nicht nötig, Gewalt anzuwenden», murrte ich. «Können wir jetzt frühstücken gehen?» fragte ich dann. «Natürlich», sagte Tabea, die wohl noch so froh ist, von einer weiteren Meinungsverschiedenheit zu entgehen.
Wir liefen also nach unten. «Du bist wütend auf mich», sagte Simon auf dem Weg zur grossen Halle. «Nicht wütend, nur enttäuscht», sagte ich. «Kann ich...» fing er wieder an, doch ich unterbrach ihn, indem ich ihn küsste. «Lass es, okay? Du musst nichts wieder gutmachen. Mach es nur nicht wieder», sagte ich, und ich setzte mich hin. «Wieso setzen wir uns nicht weiter vorne hin? Da hätten wir mehr Platz», sagte Luke. Ich sah zu ihm. Ich zögerte. «Ist mir nicht aufgefallen», sagte Owen. «Ausserdem sitzen wir schon», unterstützte Margo Owen. «Schon gestern haben wir uns so komisch in eine Lücke gezwängt», sagte nun auch Ed. Owen sah unsicher zu mir, und Simon umgriff meine Hand. «Zufall», winkte ich ab. Und fing dann an zu essen.
Kurz darauf verteilte uns Sprout unsere Stundenpläne für dieses Jahr. Wie immer fingen wir an, diese zu vergleichen. Simon und ich haben noch immer den genau gleichen Stundenplan. «Montagmorgen. Bei Binnes. Oh man, das wird mühsam», sagte Margo seufzend. «Musst es positiv sehen, wir können zwei Stunden länger schlafen», sagte Ed grinsend und wurde gleich von Tabea auf den Arm geschlagen. «Tun wir ganz bestimmt nicht», sagte sie. «Wieso genau unternehmen wir jetzt auch was mit den Mädels?» fragte Ed zu Luke. «Weil Owen nirgends hingeht ohne Andy, und Owen unser Freund ist. Ausserdem ist es etwas Angenehmes. Bringt mehr Dynamik in die Gruppe», erklärte Luke.
Margo sah mit schiefgelegtem Kopf zu Luke. «Ist komplett etwas Normales», sagte ich und sah zu Margo. Sie nickte schliesslich und sah entschuldigend zu mir. «Was ist komplett normal?» fragte Owen mich. «Das sich Freundschaftsgruppen vergrössern», versuchte ich mich zu erklären, obwohl ich eindeutig zu Margo sprach. «Also wollen wir?» fragte ich und stand auf. «Wohin?» fragte Ed. «Wohin wohl?» sagte Margo spöttisch und stand auf. Ich zog Simon an der Hand auf die Beine. Ich sah zu den restlichen Sitzenden, welche noch aus Owen, Luke und Ed bestanden. Luke ist entschuldigt, er hat jetzt eine Freistunde. Ich sah böse zu Owen, der auch aufstand. «Ernsthaft? Ihr lasst euch alle von den Mädels unterkriegen», sagte Ed. «Hab heute schon genug Mist gebaut», murmelte Simon. «Ganz ehrlich, versteh ich. Ich habe Andy mit ihren Brüdern gesehen. Ganz ehrlich, ihr wollt sie nicht wütend erleben», sagte Owen. «Muss ich Angst haben?» fragte Simon, als wir endlich gehen konnten. «Von Chris und Shawn?» fragte ich. Er nickte. «Ganz ehrlich, momentan sind sie wohl nicht sonderlich gut auf dich zu sprechen. Aber das wird schon», sagte ich. «Egal was passiert. Halt dich von Chris fern», sagte Owen, um Simon wohl noch mehr Angst zu machen. «Das ist der Ältere, oder?» fragte Simon mich. «Ja, aber er ist gewiss nicht angsteinflössend. Er könnte keiner Fliege was zu Leide tun», winkte ich ab und schlug Owen auf den Arm. Wir liefen weiter und setzten uns schliesslich hin. Ed, der vor mir und Owen sass, drehte sich zu mir um. «Was ich nicht verstehe. Ich dachte, die Grivens haben vier Kinder. Zwei Jungen und zwei Mädchen, doch du sprichst nur von deinen Brüdern», fragte er mich. Owen sah mitleidig zu mir. «Stimmt auch. Ich hatte eine Schwester, diese ist jedoch verstorben», murmelte ich. «Oh, das tut mir leid. War sie krank?» fragte Ed weiter. «Lass das, Ed», murmelte Simon neben ihm. Ich schüttelte den Kopf. «Ein Tierwesen ist durchgedreht und hat sie tödlich erwischt», sagte ich und fing an, auf einem Blatt Pergament herumzukritzeln. Ich hörte, wie Ed noch anfangen wollte, etwas zu sagen, schwieg jedoch.
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