Mr. & Mrs. Lee
„Gott sei Dank sind wir von diesem Ding wieder runter!", ruft Jack erleichtert aus, als wir im Hafen von Cagliari schließlich die Fähre wieder verlassen.
Ich höre nur mit einem Ohr zu, meine Augen viel zu sehr von unserer Umgebung gefesselt. Mein Herz beginnt wild in meiner Brust zu schlagen, als ich das fast unwirklich aussehende, türkisfarbene Wasser um mich herum wahrnehme. Es nimmt noch mehr an Geschwindigkeit auf, als Jack auf einmal nach meiner Hand greift und mich von dem Hafen weg in die Stadt hinein zieht.
Lauter Lärm von Autos und vor allem Vespas erfüllt die stickige Luft. Italienisches Geschnatter dringt in mein Ohr. So anders als das Englische, dass es ein Bedürfnis in mir erweckt die Sprache ebenfalls zu lernen.
Jack könnte es mir beibringen, oder nicht?
Er hält meine Hand immer noch, während wir gemeinsam durch die Straße laufen.
„Wir müssen nur noch die Autovermietung finden. Henry hat bereits ein Auto gebucht, mit dem wir nach Tortolì fahren können. Dort hat er die Unterkunft gebucht.", erklärt Jack, während wir uns weiter durch die Straße schlängeln. „Ich tippe nur kurz die Adresse in mein Handy ein. Okay Sonnenschein?", fragt er mich schließlich, während er mir ein Lächeln schenkt.
Statt auf eine Antwort zu warten, lässt er meine Hand sofort los, um die Adresse nun in sein Handy zu sprechen. Im perfekten Italienisch. Die Art wie Jack seine Zunge rollt, stellt Dinge mit meinem Körper an, die ich am liebsten ignorieren würde. Aber ich konnte es nicht. Denn Jack ist mir viel zu nahe. Die Tatsache, dass er jetzt wieder nach meiner Hand greift, ist auch nicht gerade hilfreich.
„Komm schon, Sonnenschein. Nur noch ein paar Meter.", sagt er sanft, bevor er uns mit Hilfe seines Handys durch die leicht hügeligen Straßen von Cagliari navigiert.
Straßen, die mit bunten Steinfassaden geschmückt sind. Die meisten von ihnen sind in einem leuchtenden Rot, Orange oder Gelb gehalten. Reihen von wunderschönen Blumen oder Weinreben zieren ihre Terrassen und Balkone und lassen die Häuser noch schöner und lebendiger erscheinen.
Es ist eine ganz andere Aussicht, ein ganz anderes Leben als in London. Hier ist es warm und hell, während es in London hektisch und oft grau ist. Für einen kurzen Moment lasse ich meine Gedanken zu Tagträumen wandern, in denen ich in einem kleinen mediterranen Haus in Italien wohne.
Die Luft draußen ist stickig, obwohl es fast schon Abend ist. Die Hitze frisst sich beinahe durch Jacks Rugby Trikot in meine Haut.
Warum ist Jacks Hand nicht klebrig ? Und warum spüre ich immer noch dieses kribbelnde Gefühl in mir, wenn er meine Hand ergreift, trotz der Hitze?
Erst jetzt realisiere ich überhaupt, dass Jack meine Tasche trägt. Er trägt sie mit so einer Selbstverständlichkeit, als sei er mein Freund. Seine Tasche hat er sich um die Schulter gehängt.
Einen Moment lang stelle ich mir vor, dass Jack mein Freund ist. In meiner Vorstellung sind wir beide von der Sonne geküsst und ich trage ein ärmelloses, smaragdfarbenes Strandkleid, das fast die gleiche Farbe hat wie Jacks Augen manchmal. Er hält meine Hand, während wir über einen weißen Sandstrand laufen, der von der untergehenden Sonne in dunkle Rot-und Orangetöne getaucht wird.
In meinem Tagtraum hält Jack nun inne, hebt meine Hand und streift mit seinen Lippen über meine Fingerknöchel. Es ist eine intime, fürsorgliche Geste, die mein Herz schneller schlagen lässt. Ich kann fast die Sanftheit seiner Lippen spüren. Die Wärme der untergehenden Sonne auf meinem Gesicht.
Ein lauter Pfiff reißt mich aus meinen Träumen und holt mich in die Realität zurück. Sofort öffne ich meinen Mund, bereit etwas zu sagen. Aber dann schließe ich ihn. Ausnahmsweise musste ich mal nichts sagen, oder? Ich konnte einfach eine Weile genießen dass Jack so aufmerksam war und wenigsten so tun, als sei er mein Freund. Oder nicht?
Ich meine wir haben uns bereits geküsst. Ich wusste, dass das nicht bedeutete, dass wir zusammen waren, aber ein Mädchen durfte doch Fantasien haben, nicht wahr?
Und meine waren wild. Manchmal zu wild für mein eigenes Wohl, weil sie im wirklichen Leben nie passieren würden, aber manchmal war es einfacher in Fantasien zu leben, als im wirklichen Leben.
Ein süßlicher Blumenduft dringt in meine Nase, als wir schließlich links in eine weitere Straße abbiegen. Wir kommen an einer Reihe von Häusern vorbei, aus deren Blumenkübeln eine Vielzahl von Blumen in allen erdenklichen Farben sprießen. Leider weiß ich nicht genug über Blumen, um sagen zu können, um welche es sich handelt.
Als Jack und ich an einem besonders bunten Haus vorbeilaufen, an dessen Fassade eine Kletterpflanze mit rosafarbenen Blüten herunterhängt, hält er plötzlich inne. Er dreht sich zu mir um, während ein paar weiche rosa Blütenblätter seinen braunen Haarschopf streifen. Mein Atem bleibt mir kurz in der Kehle stecken, als ich von der Intensität seiner grünen Augen getroffen werde. Plötzlich zieht er leicht an meiner Hand und zieht mich an seinen Körper. Bevor ich etwas erwidern kann senkt sich sein Kopf und seine weichen Lippen drücken sich auf meine. Langsam beginnen sie sich auf meinen zu bewegen. Perplex aber bestimmt erwidere ich den Kuss zaghaft. Ein warmer Schauer läuft meine Rücken herunter und nistet sich in meiner Magengrube ein. Egal wie oft er mich küsste und wie vertraut mir Jacks Lippen an diesem Punkt waren, der Druck seiner Lippen auf meinen versetzte mich jedes Mal in eine Art betäubende Trance.
Jacks Hände wandern zu meinem Gesicht und wiegen es in seinen Handflächen. Langsam neigt er meinen Kopf und öffnet meine Lippen mit seinen. Sanft vertieft er unseren Kuss, schiebt seine Zunge in meinen Mund, seine Zungenspitze streichelt dabei sanft meine. Unwillkürliche seufze ich in Jacks Mund und versuche seiner Führung zu folgen. Seine Hände halten mein Gesicht in Position, die Ballen seiner Daumen fahren dabei sanft über mein Gesicht und hinterlassen eine warme Spur.
Seine Zunge dringt weiter in meinen Mund ein, leckt und streichelt meine und bringt dabei meinen Kopf zum Schwirren. Meine Knie werden weich. Meine Hände schlingen sich um Jacks Bizeps und halten mich aufrecht. Im selben Moment schlingt sich einer von Jacks Armen um meine Taille und lehnt mich nach hinten. Unsere Lippen trennen sich. Ein kleiner Aufschrei, der sich in ein Kichern verwandelt, kommt über meine Lippen, als er meinen Körper leicht nach hinten beugt. Sofort landen seine Lippen wieder auf meinen. Ich kichere an seinen Lippen, gefolgt von einem Schnauben, das aus meiner Nase kommt, weil ich keine Luft mehr bekomme.
„Hör auf zu kichern, Sonnenschein.", sagt Jack mit einem Lachen in der Stimme.
„Kann ich nicht.", sage ich zwischen lautem Kichern.
„Wie, du kannst nicht?", sagt Jack belustigt, seine Lippen wandern auf einmal zu meiner Wange und drücken schnelle, sanfte Küsse darauf.
„Jaaaaack!", kreische ich lachend auf. Dabei kann ich nichts spüren außer seine sanften Berührungen und das starke, unerträglich warme Flattern in meinem Bauch. Trotz der heißen Temperaturen breitet sich eine Gänsehaut auf meinem Armen aus. Mein Kopf fühlt sich etwas neblig an.
Jack gluckst, bevor seine Lippen zu meiner Nase wandern und dort ein paar Küsse verteilen. Dann zieht er mich wieder nach oben.
„Wofür war das denn?", frage ich ihn lachend.
Jack zuckt nur mit den Schultern. „Ich konnte nicht anders.", sagt er ganz nonchalant, als wäre es die logischste Erklärung der Welt.
Dann greift er erneut nach meiner Hand und führt mich, noch etwas benommen von diesem stürmischen Kuss, die letzten Meter zur Autovermietung.
***
„I like shiny things, but I'd marry you with paper rings ....", meine Stimme dringt laut durch die Abendluft, vermischt sich mit dem Fahrtwind, während wir eine der gewundenen Küstenstraßen entlangfahren.
Die untergehende Sonne taucht das endlose türkisfarbene Mittelmeer, rechts von uns, in warme Rot- und Orangetöne. Eine angenehme kühle Luft fegt über meinen Kopf hinweg, während Taylor Swift durch die Lautsprecher des geliehenen Cabrios dröhnt. Nicht zum ersten Mal war ich Isla dafür dankbar, dass sie Jacks Handy mit Taylor Swift Musik ausgestattet hatte. Ich singe weiter laut vor mich hin, während mir eine sanfte, frische Brise von Salzwasser in die Nase dringt. In diesem Moment fühle ich mich so lebendig, dass ich in Freudentränen ausbrechen könnte.Konnte man eigentlich zu glücklich sein? Nichts erfüllte mein Herz mehr, als am Meer zu sein. Noch dazu mit Jack.
„I want to drive away with you. I want your complications too. I want your dreary Mondays, wrap your arms around me, baby boy...", singe ich meine Lieblingsstelle aus vollem Halse mit, während Jack eine der gewundenen Kurven entlangfährt.
Wir passieren üppig grün bewachsene Felsen, dessen Farbe mich an Jacks Augen erinnert. In der Ferne ragen große Felsgipfel aus dem Meer.
„Später, Sonnenschein!", ruft Jack mir plötzlich vom Beifahrersitz hinweg zu.
„Was?", rufe ich lachend aus, reiße meinen Blick von der schönen Landschaft, die sich vor mir erstreckt und drehe mein Gesicht zu ihm.
Sein Anblick trifft mich wie ein Pfeil in mein Herz. Der Einschlag sprengt mein Herz auf und setzt ein sanftes und schönes Gefühl frei. Fast wie zarte Rosenblüten, die nun in mir herabregnen und mein Inneres wie ein wilder, schöner Garten bedecken. Mein Atem bleibt in meiner Kehle stecken, als meine Augen Jack aufnehmen.
Sein dunkles Haar ist leicht zerzaust, während seine rechte Hand auf dem Lenkrad ruht Die untergehende Sonne taucht sein gebräuntes Gesicht in goldene Strahlen, sein Haar spiegelt sich in tiefroten und orangefarbenen Tönen. Seine vollen Lippen ziehen sich nun zu einem kleinen aber warmen Lächeln nach oben. In seinen Augen liegt ebenfalls ein Grinsen.
„Ich werde dich später in meine Arme schließen, Sonnenschein.", erwidert er mit warmer Stimme. „Ich hab momentan keine Hand frei. Wenn du brav bist, gebe ich dir sogar einen Kuss.", sagt er nun offen grinsend und zwinkert mir, nachdem mir die Bedeutung seiner Worte bewusst wird und ich prompt knallrot anlaufe, frech über seine Schulter zu, bevor sich seine grünen Augen wieder auf den Straßenverkehr richten.
Mein Wangen glühen und mein Herz und mein Verstand sind zu verblüfft, um ihm zu antworten. Stattdessen greife ich nach seinem Handy und wechsele den Song. Die ersten Töne dringen durch das Radio und ich muss mir auf die Lippe beißen um nicht laut loszulachen. Ich warte bis der Refrain kommt, um schließlich laut mitzusingen.
„Cause I knew you were trouble when you walked in...", beginne ich laut zu singen, mein Blick dabei auf Jack gerichtet. Ein Glucksen entweicht seinen Lippen, während ich den Refrain inbrünstig weitersinge.
„Ich glaube du hast den falschen Song ausgesucht, Sonnenschein.", sagt er mit einem leisen Lachen in seiner Stimme und ergreift meine Hand.
Sie verweilt für einen kurzen Moment in meiner. Wärme sickert durch meine Fingerspitzen und mein Bauch flattert, bevor er mir schließlich langsam das Telefon aus der Hand nimmt.
„Ich glaube ein anderes Lied passt besser zu mir", sagt er nun mit einem Lachen in der Stimme, während er schließlich auf Play drückt.
Ein sofortiges, lautes Lachen dringt über meine Lippen, als eine Kinderstimme mit dem Wort „Gorgeous" nun aus den Lautsprechern dringt. Ich presse meine Lippen fest zusammen und schüttle lachend den Kopf. Nach ein paar Beats dringt Taylors Stimme durch die Lautsprecher, aber ich würde Jack nicht die Genugtuung geben, das Lied für ihn zu singen. Er wollte nur, dass ich ihm gestehe, dass er umwerfend ist. Aber das braucht ich ihm wirklich nicht sagen. Immerhin wusst er das natürlich schon.
Als der Refrain einsetzt, beginnt er auf einmal mitzusingen.
„You're so gorgeous, I can't say anything to your face...", trällert er schief durch das Cabrio, was mich noch mehr zum Lachen bringt.
„'Cause look at your face ...", singt Jack weiter, hebt seine Hand dabei und berührt mein Gesicht.
Ich lache noch heftiger, höre aber sofort auf, als Jacks Finger plötzlich beginnen, sanft über mein Gesicht zu streicheln.
Auf einmal klingen die Worte, die er singt, sehr ernst. Als wolle er mir wirklich sagen, dass ich wunderschön bin. Sein Blick ist weiterhin auf die Straße gerichtet, aber seine Finger streicheln immer noch sanft über mein Gesicht. Sein Gesang dröhnt dabei nach wie vor durch das Fahrzeug. Bis der Song zu Ende ist. Erst dann wandert seine Hand von meinem Gesicht und ergreift stattdessen wieder meine Hand. Seine Finger verschränken sich mit meinen. Langsam hebt er unsere verschlungenen Hände und drückt ihnen einen Kuss auf.
Er lässt meine Hand nicht los, bis wir Tortolì erreichen.
***
Jack parkt den Wagen eine Stunde später, auf einem kleinen gepflasterten Parkplatz vor einem bunten Hotel, das von einer Anzahl von Bäumen und mediterranen Pflanzen umgeben ist. Staunend nehme ich die Details unserer Unterkunft in mich auf. Die Ziegel der Fassade des Hotels sind in einem ruhigen Terrakotta gehalten, welches mit dem leuchtend, erfrischenden Lavendel des Daches und des Mintgrüns der Fensterläden harmonisiert. Es hat diesen speziellen mediteranen Charme, der mich nach dem Meer sehnen lässt. Mein Herz schlägt schneller, als Jack und ich aus dem Auto steigen. Eine sanfte, warme Brise streift mein Gesicht, als ich zur Hintertür des Wagens gehe und meine Tasche vom Rücksitz hole. Langsam gehe ich einen Schritt vorwärts, meine Chucks knirschen dabei auf dem Kies.
Der Himmel über uns ist ein wenig dunkler, aber nicht dunkel genug, um es Nacht zu nennen. Gegenüber von mir steht ein Baum, an dem pralle rote Granatäpfel hängen. Seine Zweige reichen einem Baum die Hand, der lilafarbene Blüten treibt. Mein Blick wandert zu einer kleinen leicht gewundenen, schwarzen Treppe, die seitlich an der Hotelfassade zu einem Zimmer hochführt. Aus der Entfernung kann ich erkennen, dass der Türrahmen in einem leuchtenden Türkis gestrichen ist.
„Komm, Sonnenschein.", unterbricht Jack plötzlich meine Bewunderung und ergreift sanft meine Hand. Eine angenehmes Gefühl durchströmt mich und verursacht, dass sich meine Lippen zu einem Lächeln hochziehen. Nichts ist so beruhigend und vertraut wie die schwere seiner Hand in meiner.
Die Luft um uns herum ist immer noch warm. Das Zirpen der Grillen dringt in mein Ohr, als wir eine mittelgroße Palme umrunden und Jack mich schließlich über einen kleinen, gepflasterten Weg lotst, der zum Eingang des Hotels führt. Er ist durch einen großen runden Torbogen zu erreichen.
Am Rande des Weges sprießen verschiedene mediterrane Pflanzen, die ich nicht benennen könnte, selbst wenn ich es versuchen würde. Das Einzige, was ich beim Namen benennen kann ist der dunkelpinke Oleanderbusch, der sich auf Jacks Seite über mehrere Meter über den Rasen erstreckt.
In der Nähe des Eingangs kommen wir an einer kleinen grauen Katze vorbei, die sich auf einem Fleck im Gras ausgebreitet hat. Sofort dringt ein Lächeln auf mein Gesicht. Ich liebe Katzen und zu Hause bei meinen Eltern lebten immer noch unsere Kater Liam und Chris. Ich habe sie nach den hübschen, australischen Hemsworth Brüdern benannt. Chris ist derjenige, mit dem ich am meisten kuschelte. Nach dieser Reise würde er es aber nicht mehr sein, denn genau in diesem Moment treffe ich die Entscheidung mir einen weiteren Kater zu kaufen, den ich Jack taufen würde. Ich wusste nicht, was es mit australischen Jungs auf sich hatte, aber sie waren eine schöne, männliche Spezies.
Unmittelbar lasse ich Jacks Hand los und rücke näher an die Katze heran. Vorsichtig um sie nicht zu erschrecken, beuge ich meine Knie und strecke langsam meine Hand aus. Sie schnüffelt vorsichtig an meinen Fingern, bevor sie schließlich einen hohes, liebliches Miauen von sich gibt. Anschließend stupst sie nun sanft ihren flauschigen Kopf an meine Hand.
„Oh mein Gott, wie süß.", flüstere ich leise, während ich jetzt den Kopf der Katze kraule.
Sie schnurrt lauter und drückt mir liebevoll ihren flauschigen, grauen Kopf in die Hand. Ein Arm streift meinen und plötzlich hockt Jack ebenfalls neben mir. Er tut es mir gleich und streckt seine Hand nun ebenfalls nach der Katze aus. Plötzlich lässt sie von mir ab, dreht ihren Kopf zu Jack um und beginnt schließlich an seiner Hand zu schnüffeln. Ein längeres Miauen verlässt sie und auf einmal sehe ich dabei zu, wie sie sich aus ihrer Position erhebt und auf ihren kleinen, weichen, flauschigen Beinen auf Jack zu geschlendert kommt. Sie legt ihren Kopf an Jacks Bein und schnurrt laut. In einer raschen Bewegung nimmt Jack sie hoch und wiegt sie in seinen Armen. Der Anblick war eine tödliche Kombination für meine Eierstöcke. War es plötzlich heißer geworden? Naja, ich hatte zumindest das Gefühl als ob meine innere Temperatur angestiegen war.
Erst Kinder und jetzt Katzen? War dieser Typ überhaupt real?
Sofort wandert Jacks Hand zum Kopf der Katze und krault ihn. Seine langen Finger fahren durch das Fell der Katze. Ich war noch nie in meinem Leben so eifersüchtig auf eine Katze gewesen! Das Schnurren der Katze wird eine Spur lauter, während sie ihre Augen schließt.
Ein leises Glucksen kommt über meinen Lippen. „Da hat sich jemand eine Freundin zugelegt.", sage ich scherzhaft.
Jack senkt als Antwort nur den Kopf und drückt einen Kuss in das Fell der Katze. Ich war definitiv eifersüchtig auf eine Katze.
„Tut mir leid, ich fühle mich wirklich geschmeichelt, dass du meine Freundin sein willst, aber leider habe ich schon eine.", beginnt er auf einmal leise mit der Katze zu sprechen. „Und sie ist noch süßer, als du.", spricht er weiter mit der Katze, seine tiefe Stimme ist dabei ernst.
„Ihr Name ist Freya, benannt nach der nordischen Göttin.", fährt er leise fort. Mein Herz setzt einen Schlag aus, als mein Name seine Lippen verlässt.
„Sie hat hübsches, rotes Haar, das im Sonnenlicht schimmert und Augen in der Farbe des Himmels im Sommer. Sie weiß es nicht, also sag es ihr nicht, aber...", sagt Jack nun mit geheimnisvoller Stimme zu der Katze. „Sie ist witzig und klug und bringt mich zum Lachen. Außerdem hat sie diese verdammt, vollen Lippen, die ich ständig küssen möchte.", beendet Jack den Satz, den Kopf immer noch der Katze zugewandt.
Ein paar Sekunden lang kann ich nichts anderes tun, als ihn und die Katze anzustarren. Mein Herz klopft laut in meiner Brust, als die Bedeutung seiner Worte in mich eindringt.
Er hat mich schön genannt.
Er hat mich klug genannt.
Er hat mich witzig genannt.
Er hat mich als seine Freundin bezeichnet.
„Ich bin deine Freundin?!", stoße ich schließlich ungläubig, aber auch hoffnungsvoll hervor. War diese Spannung im ganzen Körper normal?
„Klar bist du meine Freundin, Sonnenschein. Was solltest du sonst sein?", sagt Jack, als ob das alles absolut Sinn machen würde und ich nicht ganz klar im Kopf wäre. Vorsichtig setzt er die Katze auf dem Boden ab, welche sofort ein beleidigtes Mauzen von sich gibt und in drei Sätzen in der Vegetation verschwunden ist.
Meine Lippen öffnen sich leicht, aber Jack hält mich davon ab, etwas zu sagen, indem er mit seiner Hand nach meinem Kinn greift. Langsam kippt er meinen Kopf, seine grünen Augen blicken tief in meine. Ich verliere mich in ihnen und für einen kurzen Moment fühle ich mich, als hätte ich mich in einem wilden, grünen Wald im Sommer verlaufen.
„Du bist mein Mädchen, Sonnenschein. Ob du es glaubst oder nicht, denn es gibt nichts, was ich nicht an dir mag.", sagt Jack leise, bevor sich seine Lippen auf meine senken und mich zärtlich küssen.
Mein Herz flattert in meiner Brust wie ein kleiner Vogel, der zum ersten Mal zu fliegen versucht, als sich seine Lippen sanft auf meinen bewegen. Im Nu schlinge ich meine Arme um seinen Hals und lasse mich ganz in den Kuss sinken.
Nach ein paar Sekunden lösen sich Jacks Lippen von meinen, meine Hände immer noch um seinen Hals geschlungen. Plötzlich wandern seine Arme meinen Rücken hinunter, direkt über meinen Hintern, bis sie meinen Po umfassen und mich langsam nach oben drücken. Ein Schrei entweicht meinen Lippen, als sich meine Beine um seine Taille schlingen und ich plötzlich wie ein Koalababy von ihm über den kleinen Weg getragen werde.
„Meine Tasche.", rufe ich panisch aus, während mein Blick auf den Boden landet, auf dem meine Tasche steht.
Jack geht einfach tief mit mir in die Hocke als ob er mit mir Frontkniebeugen machen würde und hebt mein Gepäck auf. Er wirft es sich lässig um die andere Schulter und setzt sich mit mir wieder in Bewegung.
„Gibt es einen Grund, warum du mich trägst, als wärst du ein Höhlenmensch, Eugene?", frage ich ihn lachend, mein ganzer Körper kribbelt dabei wieder.
„Mmm, weil ich es will.", brummt er mit tiefer Stimme in mein Haar und trägt mich schließlich durch den Eingang des Hotels.
Jack und ich kommen an ein paar Gästen vorbei, die auf beigefarbenen Sesseln und Sofas sitzen, welche sich im Eingangsbereich befinden. Schließlich kommt Jack am Ende einer kleinen Warteschlange, die sich vor einer alten, rustikal aussehenden Rezeption gebildet hat, an. Nach ein paar Sekunden blicke ich über Jacks Schulter in die Gesichter eines älteren Ehepaars, das sich nun hinter uns angestellt hat. Die Frau lächelt mich auf großmütterliche Art an, ohne sich daran zu stören, dass Jack mich in seinen Armen hält.
Plötzlich lässt Jack mich sanft herunter, im selben Moment beginnt er mit dem Mann an der Rezeption in italienisch zu sprechen. Im Nu ertönt ein männliches Schnellfeuer von italienischen Wörtern hinter mir. Ich verstehe kein Einziges Wort und nicht zum ersten Mal in diesem Urlaub nehme ich mir vor, wenn ich wieder zuhause bin, Italienischunterricht zu nehmen.
Als ich mich umdrehe, sehe ich, dass der Rezeptionist etwas in den Computer vor ihm einträgt und anschließend seine Augenbrauen verwirrt zusammen zieht. Er fragt Jack etwas in schnellem Italienisch wovon ich erneut kein Wort verstehe.
„La mia amica e il suo fidanzato non ce l'hanno fatta, quindi vorrebbero trasferire la stanza a noi, se fosse possibile?.", fragt Jack den Mann schließlich.
„Sì.", sagt der Hotelrezeptionist nur und nickt, bevor er einen weiteren Schwall Italienisch hinzufügt.
Mit einer raschen Bewegung holt Jack seinen Pass hervor und reicht ihm dem Mann. Seine Finger beginnen sofort wild über die Tastatur seines Computers zu fliegen.
„E questo è? La signora Lee?", fragt der Mann, während er weiter tippt.
„Sì.", antwortet Jack mit einem plötzlichen Funkeln in seinen grünen Augen.
Der Mann nimmt seine Arbeit wieder auf und druckt anschließend die Hotelanmeldung aus und händigt sie Jack aus. Dann gibt er uns einen Schlüssel für unser Zimmer und deutet auf eine etwas ältere Frau, die direkt neben der Rezeption steht.
„Giuseppina ti porterà nella tua stanza", sagt der Mann abschließend und deutet auf die Frau.
Jack greift sofort nach meiner Hand und geht auf die Frau zu.
„Ah, herzlichen Glückwunsch!", ertönt auf einmal eine freudige Stimme hinter mir und lässt mich innehalten.
Langsam werfe ich meinen Kopf über meine Schulter und blicke in das Gesicht der älteren Frau, die hinter uns in der Schlange steht
„Ich erinnere mich noch daran, als Oscar und ich frisch verheiratet waren. Das ist so eine aufregende Zeit!", fügt sie mit einem strahlenden Lächeln hinzu und harkt sich dabei bei ihrem Ehemann ein. „Nicht war Oscar, Darling?", richtet sie ihre Worte nun an ihren Ehemann, der als Antwort nur wohlwollend nickt.
Ich werfe ihr einen völlig entgeisterten Blick zu, während Jack leise neben mir kichert.
„Frisch verheiratet?!", zische ich Jack zu und werfe ihm einen grimmigen Blick zu.
Jack gluckst erneut. „Jep, verheiratet.", sagt er nur kurz und nickt dabei.
„Aber wir sind nicht verheiratet!", entgegne ich völlig entgeistert.
„Das spielt keine Rolle, Sonnenschein. Wir werden in der Zukunft sowieso heiraten. Gewöhn dich schon mal daran, Mrs. Lee genannt zu werden.", gibt er frech von sich und zwinkert mir schließlich kess zu.
Mein Mund bleibt offen stehen und ich sehe ihn mit großen Augen an. Jack lacht daraufhin laut auf und zieht sanft an meiner Hand um mich zu Giuseppina zu führen, die ihm bereits unsere Taschen abgenommen hat. Nun gut, was konnte es schon schaden? Ich konnte ihm den kleinen Spaß gönnen.
Giuseppina flitzt voraus, während wir ihr Hand in Hand aus der Tür des Hotels heraus folgen. Zu meinem völligen Erstaunen tritt sie auf den Rasen und führt uns die gewundene, schwarze Treppe hinauf, die seitlich an der Hotelfassade zu der türkisfarbenen Tür führt. Ein erfrischend, leicht süß-säuerliche Duft dringt von dem Granatapfelbaum in meine Nase und lässt mich kurzweilig meine Augen schließen und lächeln. Jack lässt auf einmal meine Hand los, was mich meine Augen wieder öffnen lässt.
„Geh du vor.", sagt er ruhig und macht einen Schritt zurück, um mir den Vortritt zu lassen
Schnell steige ich die Treppe hinauf, während Jack mir folgt. Oben angekommen, bleibe ich hinter Giuseppina stehen, Jack direkt hinter mir. Sie öffnet die Tür mit einem Schlüssel und betritt anschließend ein Zimmer. Ein wilder, italienischer Wortschwall verlässt dabei ihre Lippen. Ich verstehe kein einziges Wort. Jack dagegen schon, denn er antwortet augenblicklich etwas auf Italienisch, während wir beide das Zimmer ebenfalls betreten. Mitten im Zimmer bleibe ich stehen und lasse meine Augen durch den Raum schweifen.
Das Erste was mir auffällt ist die hohe Decke des Zimmers, die mit sichtbaren braunen Balken verziert ist. Die hellgelben Wände des Zimmers geben dem Zimmer ein sommerliches Ambiente. Die Möbel des Zimmers sind größtenteils aus rustikalem, weich braunen Holz. Der Fußboden aus terrakottafarbenen Sandstein, welcher dem Raum ein besonderes mediterranes Flair verleiht.
Meine Augen fallen beinahe aus meinen Augenhöhlen, als sie schließlich auf das Bett fallen, das an der gegenüberliegenden Wand, neben einem kleinen Rundbogen steht, von dem man über einen kleinen Flur aus das Badezimmer des Zimmers erreicht. Es hat einen weißen Betthimmel, dessen Oberseite mit einer Vielzahl von rosa, weißen und roten Rosen verziert ist. Über ihm liegt eine weiße Bettdecke auf der ebenfalls Rosenblätter liegen. Entgeistert wandert mein Blick auf die Mitte des Bettes in der zwei Handtuchschwäne thronen.
„Oh mein Gott!", keuche ich aus, während sich mein Körper in eine Art Schockstarre begibt.
„Se aprite questa porta qui, vi porterà al balcone.", dringt auf einmal Giuseppinas Stimme durch den Raum, bevor ich schließlich aus meinen Augenwinkeln sehe, wie sie eine braune, gläserne Flügeltür aus Holz öffnet. Eine warme Brise, überzogen mit dem Duft von Granatäpfeln dringt in meine Nase und bringt die weißen, ornamentierten Vorhänge zum Schwingen.
Sofort wende ich den Kopf und blicke durch die Flügeltür in die nun sternenklare Nacht hinaus. Mein Atem stockt, als Jack plötzlich meine Hand ergreift und mich durch die besagte Tür auf den kleinen Balkon hinaus zieht. Mein Herz flattert, als ich die Schönheit um mich herum in mich aufsauge. Die schwarze, geschnörkelte Balustrade des Balkons ist behangen mit Blumenkübeln, aus denen die buntesten Blumen heraussprießen.
Eine Mischung aus lieblichem Blumenduft erfüllt meine Nase, als ich Jacks Hand loslasse und einen Schritt nach vorne mache, um über die Balustrade des Balkons zu spähen. Meine Armen streifen dabei einen Blumenkübel rechts von mir, der das Gesicht einer Frau darstellt. Ihre rot bemalten Lippen sind zu einem Lächeln hochgezogen. Aus dem Kübel sprießt eine grüne, wilde, Hängepflanze, dessen Arme über den Kübel hinaushängen, sodass es aussieht, als hätte die Frau eine wilde Lockenmähne.
„Questo è tutto. Se avete domande, basta chiamare la reception. Congratulazioni ancora una volta per il matrimonio. Siete una bellissima coppia!", erschrocken zucke ich zusammen, als Giuseppinas Stimmer erneut hinter uns ertönt. Ich war so vertieft in meine Umgebung, dass ich sie für einen kurzen Moment vergessen habe.
„Grazie.", antwortet Jack ihr nur, bevor das Klicken ihrer Absätze in der Ferne verhallt. Keine Sekunde später höre ich das Klicken einer Tür.
„Was hat sie gesagt?", will ich schließlich wissen.
„Sie sagte, wenn wir Hilfe brauchen, sollten wir uns an der Rezeption melden.", antwortet Jack lässig, bevor er an meiner Seite auftaucht. Ich beobachte, wie Jack seine Unterarme auf die Balustrade stützt und seine hellgrünen Augen im dunklen Nachthimmel schimmern.
„Sie hat uns auch zur Hochzeit gratuliert und gesagt, wir seien ein schönes Paar.", fügt er hinzu, während er sich mit einem Lächeln nun zu mir umdreht.
„Oh Gott!", stöhne ich und schlage mir die Hände vors Gesicht. Jack lacht leise auf, bevor er meine Hände schließlich ergreift und sie von meinem Gesicht löst.
„Sie sagt nur die Wahrheit, Sonnenschein. Obwohl du diejenige bist, welche die ganze Schönheit in diese Beziehung bringt.", sagt Jack nun sanft, während sein Daumen dabei meine Wange streift.
„Was?!", keuche ich ungläubig aus, während das Grün seiner Augen mich in seinen Bann zieht. „Wenn einer der Hübsche in dieser Beziehung ist, dann bist du das! Hast du in letzter Zeit überhaupt mal in den Spiegel geguckt?", rufe ich aufgebracht aus, während ich die Hände hochwerfe.
„Nein, nicht seit heute morgen.", sagt Jack trocken, ein schiefes Lächeln dabei aber auf seinen Lippen.
„Das solltest du aber! Im Ernst, Jack. Es ist aber nicht nur dein Aussehen, das mich anzieht, sondern auch deine Intelligenz.", rufe ich in einem emotionalen Anfall aus, während ich ihm nun ernst in die Augen blicke. „Und ich kann nicht aufhören in deiner Nähe zu lächeln. Du machst mich einfach glücklich.", sage ich nun eine Spur sanfter.
Jacks Gesicht erweicht sich bei meinem Geständnis. „Das Gleiche gilt für mich, Sonnenschein.", entgegnet er ebenfalls sanft und greift nach meiner Hand.
Plötzlich hebt er sie, dreht sie um und drückt mir einen Kuss auf die Handoberfläche. Ich erröte, während ein nervöses Lachen meine Lippen verlässt.
„Immer der Charmeur.", sage ich und rolle dabei mit den Augen.
„Nein, Sonnenschein. Nur wenn du in der Nähe bist.", antwortet er mit tiefer Stimme und zwinkert mir anschließend zu.
Ich erröte noch mehr. Augenblicklich lasse ich seine Hand los und gehe einen Schritt zurück.
„Ich... ich glaube, ich sollte duschen. Die Hitze bringt mich ganz schön ins Schwitzen.", bringe ich leicht stotternd hervor, drehe mich schnell um und flitze durch die Flügeltür ins Zimmer.
„Bist du dir sicher, dass es die Hitze ist und nicht etwas Anderes, Sonnenschein?", höre ich Jack hinter mir herrufen, gefolgt von seinem tiefen Lachen.
Hastig schnappe ich meine Tasche und verschwinde durch den kleinen Rundbogen in Richtung Badezimmer.
***
Eine halbe Stunde später verlasse ich das Bad mit geputzten Zähnen und in einem übergroßen Shirt, das bis zur Mitte meiner Oberschenkel reicht. Meine Haut ist schon ganz schrumpelig von der Dauer, die ich unter dem warmen Wasserstrahl gestanden hatte.
Barfuß und noch mit nassem Haar laufe ich über den hellen Sandstein, während mir eine sanfte Melodie entgegendringt. Als ich das Schlafzimmer wieder erreiche, sehe ich immer noch, dass die Tür zum Balkon offen steht.
„Look after you", von The Fray dringt durch die offene Flügeltür und zerrt an meinem Inneren. Mein Herz folgt der Melodie und bringt meine Füße in Bewegung.
Plötzlich stehe ich vor Jack. Seine tief smaragdgrünen Augen schauen auf mich herab. Langsam ergreift er eine meiner Hände und zieht mich an sich, bis meine Brust seine berührt. Sanft nimmt er meine rechte Hand in seine linke und legt seine andere Hand auf meinen unteren Rücken. Ein frischer Duft, vergleichbar mit der Frische des Meeres, dringt in meine Nase. Ein leises Keuchen entweicht meinen Lippen, als er seinen Kopf langsam senkt, bis seine Wange die meine berührt. Langsam setzt er sich mit mir in Bewegung. Seine Füße führen mich in einem langsamen Tanz über den Balkon, während die raue Stimme von Isaac Slade durch die dunkle, warme Sommernacht dröhnt.
Langsames Tanzen wurde in der heutigen Gesellschaft so unterschätzt. Keiner wusste mehr, wie man tanzt, obwohl es eines der romantischsten Dinge überhaupt sein konnte. Keiner schien mehr gute Musik zu hören. Musik, die eine Stimme enthielt, die dich bewegte. Worte, die dich bewegten und nicht nur einen verrückten Beat oder jemanden, der dich über Huren und Geld anschrie. Ich fand das extrem schade.
Unsere Körper sind so nahe, dass ich Jacks Wärme auf meiner Haut spüren kann. Sein warmer Atem streicht über meine Haut, während er mich in einer langsamen Bewegung hin und her wiegt. Keine Eile. Nur unsere Körper nahe beieinander, während wir den Herzschlag des anderen spüren. Sein Herzschlag ist ein langsames, gleichmäßiges Stakkato, das mich in einen warmen, angenehmen Ort lockt.
Als das Lied schließlich endet und in ein anderes übergeht, lässt Jack meine Hand plötzlich los und hebt den Kopf. Ich verliere mich sofort in seinen grünen Augen. Sanft legt er seine Hände um meine Wangen und wiegt meinen Kopf in seinen Handflächen.
„Ich möchte dich jetzt wirklich küssen.", raunt mir Jack zu, sein warmer Atem streift dabei über mein Gesicht.
„Dann tue es.", antworte ich in einem kühnen Flüsterton. Mein Blick nun erwartungsvoll.
Ein sanftes Lächeln erscheint auf Jacks Gesicht, bevor er sich schließlich herunterbeugt und seine Lippen auf meine legt. Der Kuss ist sanft und süß. Unsere Lippen lassen sich Zeit, während wir den Mund des anderen erforschen. Mein Körper wird weich unter seinem Kuss und verschmilzt mit den muskulösen Erhebungen seines Körpers.
Meine feuchten Haarsträhnen fallen über seine Hände, als Jack meinen Kopf nach hinten neigt und den Kuss intensiviert. Hitze strömt durch meinen ganzen Körper und sammelt sich zwischen meinen Beinen. Meine Hand schießt nach vorne und greift nach Jacks Shirt und krallt sich daran fest.
Ein dunkles und männliches Knurren dringt an meinen Lippen, bevor Jack sich auf einmal schwer atmend von mir löst. Seine Stirn drückt sich an meine, während seine grünen Augen mir tief in die Augen blicken.
Eine Weile lang atmen wir beide schwer und sehen uns einfach nur an. Mein Herz klopft schnell in meiner Brust dabei. Ich kann die dunkleren, grünen Flecken in seinen Iriden sehen.
Plötzlich nimmt Jack meine Hand und führt mich wortlos durch die Flügeltür ins Schlafzimmer, direkt zum Bett. Meine Augen weiten sich leicht, als er mich auf das Bett setzt, direkt auf einige der Rosenblätter. Er lässt sich neben mir auf dem Bett nieder, bevor er sagt:
„Dreh dich um, Sonnenschein."
„Was?", sage ich mit leicht zittriger Stimme.
„Dreh dich einfach um, Sonnenschein. Es wird nichts Schlimmes passieren, ich verspreche es."
Da ich Jack vertraue, tue ich, was er sagt und drehe mich auf dem Bett um. Sobald ich das getan habe, landen seine Finger plötzlich in meinen nassen Haarsträhnen und beginnen sie sanft durchzukämmen. Erschrocken atme ich ein, als ich plötzlich merke, dass Jacks Hände schließlich beginnen mein Haar zu flechten. Einen französischen Zopf in mein Haar zu flechten.
„Was machst du da?", frage ich ihn verwundert.
„Ich flechte dir die Haare.", sagt er offensichtlich, während seine Finger weiter durch mein Haar fahren.
„Du weißt, wie man Haare flechtet?", frage ich leicht entgeistert.
„Ich weiß eine Menge Dinge, von denen du nichts weißt, Sonnenschein.", antwortet Jack mit leiser, tiefer Stimme, bevor er nahtlos fortfährt. „Mit 16 hat es mir meine damalige Freundin beigebracht. Sie hat mich gezwungen, all diese verrückten Haar-Tutorials auf YouTube anzuschauen und hat mir gesagt, dass ich nur unter ihr Höschen gelangen könnte, wenn ich wüsste, wie man einen französischen Zopf oder einen Fischschwanzzopf flechtet.", fährt er mit einem Glucksen in der Stimme fort.
Ein lautes Lachen dringt aus meinem Mund bei der Vorstellung. „Offensichtlich hat es funktioniert.", sage ich kichernd.
„Das hat es.", sagt Jack lachend und flechtet das letzte Stück meiner Haare. „Hast du ein Haargummi?", fragt er unvermittelt.
In einer schnellen Bewegung ziehe ich mein Haargummi von meinem Handgelenk und reiche es ihm über meine Schulter. Unsere Hände berühren sich, als er es nimmt.
Schnell bindet er mein Haar zusammen und drückt mir anschließend einen sanften Kuss auf den Nacken.
„Ich geh auch schnell duschen und putze mir die Zähne. Entscheid dich in der Zwischenzeit auf welcher Seite des Bettes du liegen willst.", höre ich Jacks Stimme an mein Ohr dringen, bevor er vom Bett aufsteht und sich in Richtung des Badezimmers bewegt.
Ein paar Sekunde später höre ich das Klicken der Tür, gefolgt von dem Geräusch der Dusche. Ich kann mich nicht bewegen. Nervös beiße ich mir auf die Unterlippe, meine Augen sind auf die Badezimmertür konzentriert.
Jack und ich würden in einem Bett schlafen. Körperteile würden sich berühren.
Würde er nackt schlafen?
Die meisten Kerle schliefen nackt, oder?
Heiliger Strohsack! Ich war mir nicht sicher, ob ich neben einem nackten Jack schlafen könnte! Wir hatten nur eine Bettdecke. Selbst wenn ich mich umdrehte und ans andere Ende des Bettes rutschen würde, bewegten sich Leute im Schlaf.
Was, wenn ich mit seinem erigierten Ding an meinem Hintern aufwachen würde? War ich auf einen erigierten Penis vorbereitet? War ich auf Jacks erigierten Penis vorbereitet?
Meine Augen weiten sich leicht, als ich versuche mir Jacks Penis vorzustellen. Ich hatte noch nie einen Penis im echten Leben gesehen. Außer das eine Mal, als ich ins Badezimmer gestürmt bin, während mein Bruder auf der Toilette saß. Und in Pornos. Nur, dass diese Penisse definitiv nicht von dieser Erde waren. Als ich das erste Mal einen sah, war ich schockiert, wie groß er war. Die Schauspieler mussten sich definitiv irgendwelche Pillen einschmeißen, um so ....
„Sonnenschein? Warum sitzt du immer noch auf dem Bett?", driftet die plötzliche Stimme von Jack durch meine Gedanken.
Mein Kopf schießt hoch und mein Blick landet auf einer nackten muskulösen Brust. Ich traue mich nicht, den Blick nach unten zu richten. Ich war mir nicht sicher, ob ich schon bereit für Jacks Penis war.
Schließlich werfe ich schnell einen Blick auf seinen Unterkörper. Erleichterung durchflutet mich, als ich sehe, dass er schwarze Boxerbriefs trägt.
Ich schlucke, als mein Blick über seinen flachen Bauch, zu seiner definierten Brust bis zu seinem Gesicht wandert, auf dem ein sanftes Lächeln liegt.
„Ich glaube ich werde auf dem Boden schlafen.", murmele ich schnell und springe vom Bett auf.
„Auf keinen Fall, Sonnenschein.", sagt Jack schnell, während er einen Schritt nach vorne macht und mein Handgelenk ergreift. „Du schläfst in dem Bett, direkt neben mir."
Mit einer schnellen Bewegung befördert er mich zum Bett, zieht die Bettdecke zurück und zieht mich mit sich hinab, bis sich mein Körper eng an seinen schmiegt. Jacks Hand wandert zu dem Lichtschalter neben dem Bett und knipst das Licht aus. Mein Rücken ist an seine Vorderseite gepresst. Jacks große Hand liegt auf meinem Bauch und lässt mein Herz eine Million Mal pro Minute rasen.
„Und jetzt schlaf.", flüstert Jack ein letztes Mal in mein Ohr, bevor sich sein Atem beruhigt.
Als ich denke, er ist bereits eingeschlafen, ertönt seine Stimme jedoch erneut hinter mir.
„Du weißt, Sonnenschein, wenn wir deinen IQ und meinen Körper kombinieren, würden wir eine Rasse von supergenetischen Kindern schaffen, die die Erde erobern."
Eine Sekunde lang bin ich ganz still, bevor ich in ein lautes Lachen ausbreche, gefolgt von Jacks Lachen, das ebenfalls durch das dunkle Schlafzimmer dringt. Nachdem wir uns beruhigt haben kann ich mich endlich entspannen. Dicht an Jack geschmiegt - die Hitze ignorierend- falle ich endlich in einen tiefen Schlaf.
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Dieses Kapitel war verdammt hart. Ich hab mir echt beim Schreiben die Zähne ausgebissen und hätte am liebsten meinen Laptop gegen die Wand geschmissen. Mehrfach. Aber Jack und Freya hätten das nicht verdient gehabt. Die ganze Atmosphäre von Sardinien beziehungsweise das Setting haben mir meinen letzten Nerv gekostet. Ich war auf so vielen Pinterest Seiten , hab so viele Youtube Videos gesehen und mir Fotos angeguckt, hab sogar italienische Musik gehört um irgendwie den Leser in die Welt von Italien zu ziehen. Am Ende hab ich zum Glück etwas zu Stande gebracht, was ganz in Ordnung ist.
Was ich dadurch gelernt habe ist, dass ich wirklich an meinen Beschreibungen arbeiten muss, beziehungsweise an dem Erstellen eines Weltbildes beziehungsweise der Atmosphäre.
Dennoch hoffe ich , dass es euch gefallen hat, denn obwohl ich mir meine Zähne ausgebissen habe, ist es gefühlstechnisch mein Lieblingskapitel bis jetzt :)
Wenn es euch auch gefallen hat, lasst doch gerne ein Vote da :) Noch besser wäre es , wenn du ein Kommentar hinterlässt . Ich freue mich immer von meinen Lesern zu hören <3
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