Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

"Es war einmal..."

 Für einen kurzen Moment steht meine kleine, Taylor Swift besessene Welt still. Fast schon natürlich erwidere ich Jacks Kuss. Meine Hände halten sich an seinen muskulösen Armen fest, während unser Kuss sich vertieft. Ein warmer Schauer rennt meinen Rücken herunter, als Jacks Hand plötzlich meinen Nacken umschließt und mich näher an sich zieht. Wir beide sind vollkommen ineinander verloren. Seine Haut riecht nach warmen Sonnenschein und Salzwasser. Und nach Jack. Witziger, charmanter, süßer Jack.

Geistesabwesend merke ich, wie ich meinen Stand auf dem Stehpaddel verliere. Unsere Bretter treiben auseinander.

„Jack", rufe ich noch an seinen Lippen aus, doch es ist bereits zu spät.

Wir beide rutschen von unseren Stehpaddeln weg und stürzen mit einem lauten Platschen in den Ozean. Mein Kopf taucht ins kalte, salzige Nass unter.

Ein paar Sekunden später komme ich wieder an die Oberfläche. Ich bekomme gerade einmal kurz die Gelegenheit nach Luft zu schnappen, bevor Jacks nasser Haarschopf, Millimeter vor meinem Gesicht auftaucht und er meine Lippen auf einmal wiederholt mit seinen versiegelt. Diesmal etwas stürmischer. Ein erschrockenes Keuchen dringt aus meinem Mund, meine Augen sind weit aufgerissen, als sein nasser Arm sich nun um meine Mitte schlingt und mich durch das Wasser an sich zieht. Seine warmen, salzigen Lippen pressen sich auf meine, sein nasser, kühler Oberkörper ist an meinen gepresst. Ich blicke verdattert in sein Gesicht, auf seine geschlossenen Augenlider, während sein Kuss nun immer lebendiger und wilder wird. Meine Augen flattern leicht.

„Schließ deine Augen Sonnenschein", fordert Jack mich mit warmer Stimme an meinen Lippen auf, seine Hand wandert dabei zu meinem Nacken und umschließt ihn mit seinen Fingern.

Mit seinem Daumen übt er leicht Druck aus, was mir gegen all meine Vernunft einen Seufzer entlockt und meine Augen wie auf Kommando zufallen lässt. Seine warmen Lippen bewegen sich nun federleicht auf meinen. Ein erneuter leiser Seufzer dringt aus meinem Mund, meine Lippen öffnen sich ganz leicht und ich erwidere den Kuss. Der weite, große Ozean, erstreckt sich um uns herum. Er küsst mich weiter, so innig, dass ich mich für einen kurzen Moment vollkommen in seinem Kuss vergesse.

Urplötzlich und ungeahnt wird mir auf einmal klar, dass in den letzten paar Minuten mein Oberkörper an seinen gepresst wurde. Mit nichts als meinem Bikinioberteil zwischen seinem Oberkörper und meinem mickrigen A Körbchen.

Unsere Körper aneinander gepresst.

Sein Körper an meinen Körper. An meinen unförmigen, nicht weiblichen Körper. Geschockt öffne ich meine Augen und blicke in Jacks Gesicht. Er hat die Augen immer noch geschlossen, seine Lippen pressen sich weiterhin auf meine, während seine Beine sich in strampelnden Bewegungen durchs Wasser bewegen, um uns beide an der Wasseroberfläche zu halten. Plötzlich spüre ich, wie sich seine Zunge in meinen Mund schiebt. Ein verräterisches Kribbeln schießt sofort zwischen meine Beine und ich muss dagegen ankämpfen, dass meine Augen nicht wieder zufallen.

Durch meinen Blick, der über sein Gesicht wandert, versuche ich zu ergründen, ob er sich auf irgendeine Art und Weise durch mich angeekelt fühlt.

Aber dann würde er dich doch nicht küssen! Und schon recht nicht mit Zunge oder?

Das hast du auch bei Maddox gedacht...

„Sonnenschein...", höre ich plötzlich Jacks Stimme durch meine Gedanken dringen. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich noch nicht einmal gemerkt habe, dass er sich bereits von mir gelöst hat. Seine grünen Augen blicken mich jetzt über den blauen, endlos weiten Ozean an.

„Sag mir bitte nicht, dass du gerade über Taylor Swift nachdenkst", sagt er lachend, im selben Moment streckt er seine Hand nach mir aus und streicht mir eine meiner nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht.

Ich schüttele mit dem Kopf.

„Nein", presse ich leise hervor. „Ich.. Ich hab mir nur Sorgen, um unsere Paddel gemacht", lüge ich schnell, nachdem mein Blick auf unsere Bretter fällt. Jacks Paddel liegt auf seinem Brett, doch meins ist verschwunden.

„Wo ist mein Paddel?", frage ich verwirrt, mein Blick wandert um uns herum, sucht den weiten Ozean ab.

Schließlich schwimme ich auf mein Brett, das zum Glück an meinem Fußknöcheln befestigt ist, zu und schaue ob das Paddel sich noch an der Wasseroberfläche in der Nähe von meinem Brett befindet. Als ich es nicht finden kann, werde ich leicht panisch.

„Jack, ich glaube mein Paddel ist untergegangen!", rufe ich aufgebracht aus, während mein Blick nun nach unten aufs Wasser gerichtet ist.

Vielleicht ist es ja nicht so tief untergegangen und ich werde es noch finden...

„Bist du dir sicher?", fragt mich Jack und kommt nun mit seinem Brett auf mich zu geschwommen. Sein Paddel liegt zum Glück noch auf seinem Brett. Ich nicke bei seiner Frage nur als Zustimmung.

„Der Verkäufer wird uns umbringen!", rufe ich aus, während sich in meinem Kopf ein Bild von dem wütenden Verkäufer, der uns schreiend auf Italienisch hinterher schreit, mobilisiert.

„Blödsinn. Wir geben ihm einfach ein bisschen i soldi...", Jack macht eine dieser italienischen Handbewegungen, seine Lippen zu einem Grinsen hochgezogen. „Und dann wird er besänftigt sein. Glaub mir", sagt er und zwinkert mir zu.

„Bist du dir sicher?", frage ich ihn.

Jack nickt nur. „Ja bin ich mir" , entgegnet er und hebt im selben Moment sein Paddel hoch und legt es auf mein Brett.

„Und jetzt nehm mein Paddel. Oder willst du bis zum Ufer mit deinem Brett ohne Paddel zurückschwimmen?"

Bei seinen Worten ziehe ich meine Augen schmal zusammen. Ich sehe, wie sich seine Lippen leicht nach oben ziehen, seine Augen blitzen auf, als sein Blick nun auf mein Gesicht fällt.

„Kommandier mich nicht herum, Eugene", dringen die Worte schneller über meine Lippen als ich über sie nachdenken kann.

Ein kleines Lachen dringt aus Jacks Mund.

„Lachst du mich etwa aus Eugene?", rufe ich leicht erbost aus.

„Vielleicht", sagt er lachend, hängt sich schließlich mit seinen Armen an sein Brett und fängt an zu schwimmen.

***

„Ich kann nicht glauben, dass er 50 Euro für so ein beklopptes Paddel haben wollte!", rufe ich aufgebracht aus, während ich neben Jack, die Straße hoch, zu seinem Dodge laufe. „Weißt du was ich mir für 50 Euro alles kaufen kann, Jack? Dafür bekomm ich drei komplette Taylor Swift Alben. Verdammt dafür bekomm ich bestimmt irgendwo eine Konzertkarte von ihr!", rufe ich laut aus und mache gleichzeitig wilde Handbewegungen. Der Absatz meiner Sandalen hallt über den Asphalt wider, während die untergehenden Sonne, den Himmel in ein rot-orangenes Kleid taucht.

„Ich meine, er hat den Preis doch definitiv in die Höhe getrieben! Er hat sich bestimmt gedacht: ' Die blöden Touristen, die kann ich ausnutzen.'" , ich äffe eine Männerstimme mit einem italienischen Akzent nach, während ich mich immer weiter in Rage rede. „Und dann hat er sich ge....."

„Sonnenschein?", unterbricht Jacks Stimme mich. Ich komme zu einem Halt, drehe mich zu ihm um und schaue ihm dabei ins Gesicht.

„Huh?"

„Zerbrich dir nicht weiter den Kopf darüber, okay?"

Ein Aufschrei dringt aus meinem Mund, als Jacks Arm urplötzlich nach vorne schießt, er mich an sich zieht und mir seine Lippen wild auf den Mund presst. Mein Aufschrei geht zu einem kleinen Kichern über, als er meinen Oberkörper blitzartig nach hinten senkt, so dass ich mit meinem Rücken kurz über dem Boden schwebe. Seine Hand hat er dabei auf meinen Rücken gelegt. Sein Oberkörper thront nun über meinem. Ein gedrosseltes Lachen dringt aus meinem Mund, als mir plötzlich ein Gedanke in den Kopf schießt.

„Weißt du, wenn ich eine Meerjungfrau wäre, würde das bestimmt besser funktionieren", presse ich genuschelt an Jacks Lippen hervor.

Ich spüre Jacks Lachen an meinen Lippen vibrieren, bevor er seine Lippen von meinen löst und nun zu meinem Hals übergeht und nun ganz langsam kleine Küssen auf meiner warmen Haut dort platziert. Ich erschaudere.

„Du machst mich echt fertig Sonnenschein, weißt du das?", teilt er mir glucksend, zwischen einzelnen Küssen mit.

Ich schüttele völlig geistesabwesend meinen Kopf.

„Uh huh", gebe ich verneinend von mir, meine Mundwinkel hochgezogen.

Jack löst sich nun vor mir, sein Gesicht schwebt über mir, während seine Hand immer noch an meinen Rücken gepresst ist, um mich in der Position zu halten. Seine moosgrünen Augen haben eine seltsame Farbe in der untergehenden Sonne.

„Du sollst mich küssen Sonnenschein, und nicht von Meerjungfrauen reden", sagt er lachend.

Ich kichere. „Ist ein bisschen schwer in dieser Position, Eugene", erwidere ich, meine Worte kommen mal wieder schneller über meine Lippen als meine Gedanken.

Verdammt! Freya, hör auf mit ihm zu flirten.

Du weißt wie das enden wird...

„Mm, findest du?", durchdringt Jacks Frage indessen meine Gedanken.

Ein belustigtes Grinsen liegt nun auf seinen Lippen, in seinen Augen ein merkwürdiger Glanz. „Ich finde die Position eigentlich ganz gut", ergänzt er mit tiefer Stimme.

Und dann liegen seine Lippen plötzlich wieder auf meinen, mein Körper immer noch in dieser komischen Position verharrend. Unverzüglich fallen meine Augen zu, ein verräterisches Seufzen dringt über meine Lippen und dann küsse ich ihn zurück. Meine Lippen bewegen sich im Rhythmus mit seinen, während ich alles andere um mich herum vergesse. Ich spüre nur flüchtig wie er mich langsam wieder in eine gerade Position bringt und mich dabei weiter küsst. Seine Hände sind dabei immer noch auf meinem Rücken. Fingerspitzen berühren sanft meinen Rücken, fahren ihn herunter wie eine Brise an einem warmen Sommerabend. Meine Gedanken sind komplett still. Vollkommen leergefegt, während seine Lippen auf meinen mich in eine andere Welt bringen.

Jack murmelt kurz etwas an meinen Lippen, was sich verräterisch nach „Geht doch", anhört, bevor er den Kuss noch intensiviert.

Ein lautes Geräusch dringt plötzlich durch die Stille in meinem Kopf. Es dauert ein paar Sekunden, bis ich realisiere, dass es mein Magen ist.

Jacks tiefes Lachen dringt erneut an meinen Lippen, bevor er sich von mir löst auf seinem Gesicht ein sanfter Ausdruck.

„Komm Ariel, wir suchen dir was zu essen", sagt Jack auf einmal und greift nach meiner Hand.

„Aber keinen Fisch", sage ich lachend und verziehe anschließend leicht angeekelt mein Gesicht.

Ich mochte keinen Fisch.

***

Der Himmel ist bereits dunkel, als Jack und ich etwas gegessen haben. Während ich mir ein sizilianisches Nudelgericht, welches aus Nudeln bestand, die aussahen wie Makkaroni, und einer roten Tomatensoße gekauft hatte, hatte Jack sich ebenfalls Pasta bestellt. Allerding mit Sardellen.

Mir ist noch immer schlecht.

„Ich glaub wir können nicht mehr befreundet sein, Eugene..." seufze ich gespielt theatralisch auf. „Deine Liebe für Fisch verstört mich."

„Gut, dass wir keine Freunde sind", erwidert Jack nur lässig und greift nach meiner Hand, während wir durch eine offene Gasse laufen.

Ich fühle mich kurzzeitig zu überrumpelt von seiner Antwort um ihm irgendetwas zu entgegnen.

„Ich bin dein zukünftiger Ehemann, vergessen?" wirft Jack lachend ein und zwinkert mir dabei über seine Schulter zu.

Ich spüre, wie ich rot werde.

„Verdammt", ruft Jack auf einmal aus heiterem Himmel aus, seine Stimme dabei euphorisch. Er bleibt mitten in der Gasse stehen und bringt mich damit ebenfalls zum Stoppen. „Da ist eine Hüpfburg!"

Eine was?

Ich hebe meinen Kopf und blicke mich um und tatsächlich, ein paar Meter von uns entfernt befindet sich eine Hüpfburg. Sie ist riesig und hat die Form eines Krokodils, in dessen Maul man hüpfen kann. Es musste bereits nach halb Zehn sein, trotzdem hüpften immer noch kleine Kinder auf ihr.

Mussten die nicht mal ins Bett?

Jack löst seine Hand von meiner und läuft in Richtung des riesigen Krokodils davon.

„Jack..." zische ich warnend, versuche ihn zurückzuhalten, doch er hört nicht auf mich.

„Jack!", rufe ich ein wenig lauter und setze mich ebenfalls in Bewegung.

Es dauert kaum eine Minute, bis ich Jack dabei zusehe, wie er seine Schuhe auszieht und sich auf die Hüpfburg stürzt.

Was macht er da?

Als ich wenig später auch vor der Hüpfburg zum Stehen komme, fallen mir fast die Augen aus dem Kopf und ich bin mir sicher meine Eierstöcke würden jeden Moment Feuer fangen. Jack hat zwei kleine, schwarzhaarige Mädchen, in Disneykostümen an der Hand und hüpft mit den beiden, im Maul des Krokodils, auf und ab. Die beiden können höchstens vier Jahre alt sein.

Das rechte Mädchen hat zwei geflochtene Zöpfe und trägt ein eisblaues Elsakleid. Das linke Mädchen ist als Belle verkleidet. Das kleine Krönchen, welches sie auf ihrem Kopf trägt, rutscht während des Springens auf ihrem Kopf wild hin und her.

„Píu alto!", kichert das Mädchen im Elsa Kostüm.

„Mm così?", fragt Jack die beiden auf Italienisch und hüpft ein kleines bisschen höher.

Seit wann kann Jack Italienisch?

Die kleinen Mädchen kichern freudig auf, während ihre kleinen Körper ein Stück höher fliegen. Die Röcke ihrer Disneykleider bauschen sich um ihre Beine herum. Plötzlich verspüre ich ebenfalls den Wunsch ein Disneykostüm zu tragen.

Vielleicht würde Jack mich dann auch an die Hand nehmen und ...

„Si!", unterbricht das Kreischen der beiden mich.

Ihre kleinen Hände versinken fast in Jack's, während sie weiterhüpfen. Jack ist so viel größer als die beiden, weshalb er sich während des Springens nur halb aufrichtet. Ein sanftes Lächeln liegt auf seinen Lippen. Ich bin mir sicher ich werde jeden Moment auf der Stelle zerschmelzen und eine große Pfütze zurücklassen. Warum waren Männer mit Kindern einfach so attraktiv? Vielleicht lage es aber auch nur an Jack. Seufz.

Auf einmal lässt Jack das Mädchen im Elsa Kostüm kurz los, streckt seine Hand aus und richtet das kleine Krönchen von Belle.

Ich sterbe sofort auf der Stelle.

Während sich meine Seele nicht entscheiden kann, ob sie in den Himmel oder in die Hölle steigt, verlässt Jack mit den kleinen Mädchen an den Händen die Hüpfburg und kommt mit ihnen auf mich zugelaufen.

„Paola guarda, la ragazza sembra la sirena Ariel!", ruft Elsa aus und deutet auf mich.

„No Noemi", ruft Paola kopfschüttelnd aus. „Non è una sirena. Non ha affatto una pinna!"

„Ma!", ruft Noemi nun aus, und stampft mit dem Fuß auf den Boden, was sie nun aussehen lässt, wie eine wütende Elsa. „Anche Ariel ha perso la pinna a terra, dimenticato?"

Paolas Augen werden bei den Worten von Noemi groß, während mein Gesicht pure Verwirrung widerspiegelt. Ich verstehe kein Wort.

„O si! Pensi che Ursula, la malvagia strega del mare, l'abbia stregata?", gibt Paola nun mit großen Augen von sich. „Pensi che non possa parlare?", flüstert Paola schließlich hinter vorgehaltener Hand.

Jacks lautes Lachen unterbricht plötzlich das Gespräch der beiden. Ich wende meinen Blick von den beiden Mädchen und blicke nun Jack an, auf dessen Gesicht ein breites Grinsen liegt, welches seine Grübchen zum Vorschein bleibt.

„Sì Paola, Freya può parlare. E per quanto lei desideri, non è una sirena"

Meine Augen weiten sich, als Jack den beiden perfekt auf Italienisch zu antworten scheint.

„Seit wann sprichst du Italienisch?", frage ich ihn erstaunt.

„Seit zwei Jahren", gibt Jack lässig von sich.

„Aber warum unterhältst du dich hier nie mit Menschen auf Italienisch?"

Jack zuckt mit den Schultern. „Weil es angenehmer ist mit Kindern zu sprechen. Sie verurteilen einen nicht, wenn man Fehler macht"

Plötzlich fällt mir wieder ein, dass Jack meinen Namen erwähnt hat, als er zu Paola gesprochen hat.

„Was hast du den beiden über mich gesagt?" , will ich wissen.

Jacks Mundwinkel ziehen sich bei meiner Frage nach oben und ich höre wie ein leiser, dunkel klingender Laut seine Lippen verlässt.

„Willst du das wirklich wissen, Sonnenschein?", fragt er mich belustigt.

Ich nicke nur als Antwort.

„Ich hab ihnen gesagt, dass du leider keine Meerjungfrau bist, so sehr du es dir auch wünscht", bei seinen Worten bricht er in Lachen aus.

„Hey!", protestiere ich und stemme dabei meine Hand in meine Hüfte. „Die Möglichkeit, dass ich eine Meerjungfrau bin, ist gar nicht so abwegig. Immerhin ist sehr viel vom Ozean noch nicht erforscht worden!"

Jack zieht bei meinen Worten nur eine seiner Augenbrauen hoch und blickt mich dabei an. Ich kann beinahe seine sarkastischen Worte in meinem Kopf höre.

Ach, was du nicht sagst, Sonnenschein.

Ich kann nicht lange ernst bleiben, wenn er mich so anschaut. Todernst, mit einer Augenbraue hochgezogen. Deshalb breche ich wenige Sekunden später in lautes Gelächter aus. Irgendwann würde Jack mich umbringen, da bin ich mir sicher. Ich würde an meinem eigenen Lachen ersticken.

Wenigstens wirst du an einem schönen Ort sterben, Freya.

„Paola, Noemi!", dringt plötzlich eine Frauenstimme zu uns.

Ich hebe meinen Kopf und beobachte, wie eine junge Frau, in einem mit Orangen bedruckten Kleid, auf uns zugeeilt kommt. Sie muss, um die 30 sein.

„Forza ragazze, è ora di andare a letto", tadelt sie die beiden Mädchen, während sie im gleichen Moment nach den Händen der beiden greift. Dann dreht sie ihren Kopf zu Jack und lächelt diesen auf eine Art und Weise an, mit der man niemals einen fremden Menschen anlächeln würde.

„Mi dispiace tanto che le mie nipoti ti abbiano molestato. Come posso farti perdonare? Posso forse portarla fuori a cena?", spricht sie in wildem Italienisch auf ihn ein. Bei der letzten Frage wird ihre Stimmer jedoch tiefer.

„Tut mir leid ich hab schon gegessen", erwidert Jack trocken, wobei die Frau ihn nur verwirrt anblickt.

„Mi dispiace, ho già mangiato", fügt er schließlich in Englisch hinzu.

Das Gesicht, der Frau fällt für einen kurzen Moment in sich zusammen. Jedoch fängt sie sich wieder schnell, ein Lächeln nun auf ihrem Gesicht. „Qualcosa da bere?", fragt sie weiterhin hoffnungsvoll.

„No!", die Worte kommen schneller über meine Lippen, als ich denken kann.

Meine Hand schnappt nach Jack's und zieht ihn unter lautem Gelächter seinerseits hinter mir her.

***

„Schlaf schön", Jack's tiefe Stimme dringt durch den Dodge, als er den Wagen vor Alessias Haus parkt. Die blinkende Uhr in seinem Auto zeigt mir an, dass es bereits nach Mitternacht ist.

„Danke, du auch", erwidere ich sanft mit einem Lächeln auf den Lippen.

Ich öffne die Beifahrertür und steige aus dem Dodge aus. Der Himmel über mir ist pechschwarz und sternenklar. Keine einzige Wolke ziert den Firmament.

Ich lege meinen Kopf in den Nacken, atme die warme Sommernachtsluft ein, und blicke zum Himmel hoch. In London war der Himmel zu sehr von den Lichtern der Stadt geblendet, dass man die Sterne sehen konnte. Ich kann mich nicht einmal mehr erinnern, wann ich das letzte Mal Sterne am Himmel gesehen hatte. Doch hier sehe ich jeden einzelnen. Es sind so viele, dass ich sie nicht einmal zählen kann.

„Hast du die Meerjungfrau schon am Himmel gefunden, Sonnenschein?", höre ich auf einmal Jacks Stimme in mein Ohr dringen. Sein Atem kitzelt mein Gesicht dabei.

Ich schüttele meinen Kopf bei seinen Worten.

„Nein. Ich wusste nicht mal, dass es eine Meerjungfrau da oben gibt. Ich kenne mich mit Sternenbildern nicht wirklich aus", mein Blick ist weiter auf die Sterne gerichtet, denn ich bin mir sicher, würde ich in diesem Moment meinen Blick vom Himmel lösen, würde ich mich in seinen grünen Augen verlieren, statt in dem Anblick der Sterne.

Ein leises, kehliges Lachen dringt an meine Ohren.

„Ich hab auch nur Spaß gemacht, Sonnenschein. Es gibt keine Meerjungfrauen da oben", sagt Jack lachend. „Was eigentlich eine verdammte Schande ist, weil die ganze Welt die Chance haben sollte Ariel am Himmel zu bewundern", seine Stimme klingt nun eine Spur tiefer, was dazu führt, dass ein warmer Schauer meinen Rücken herunterfährt.

Ich schlucke, löse meinen Blick schließlich vom Himmel und schaue in Jacks grüne Augen.

„In London sieht man nie Sterne", sage ich leise.

„Noch ein Grund mich in Australien besuchen zu kommen, Sonnenschein", sagt Jack und schenkt mir dabei ein sanftes Lächeln. „Du hättest sogar die Chance, einen Emu am Himmel zu sehen"

„Einen was?", frage ich lachend.

„Einen Emu. Großer, australischer Laufvogel. Sonnenschein, erzähl mir nicht, du weißt nicht, was ein Emu ist...?", fragt mich Jack leicht geschockt.

„Natürlich weiß ich, was ein Emu ist!", erwidere ich lachend. „Aber warum kann man in Australien einen Emu am Himmel sehen?"

„Wegen den Aborigines", antwortet mir Jack. „Den Ureinwohnern von Australien. Sie haben das Sternbild des Emus gefunden. Es besteht aus Dunkelwolken in der Milchstraße. Man kann es im Kung-Gai Chase Nationalpark in der Nähe von Sydney sehen. Das ist nicht wirklich weit von Byron Bay entfernt. Circa sieben Stunden mit dem Auto."

„Sieben Stunden?", frage ich entgeistert. „Jack, sieben Stunden mit dem Auto irgendwo hinzufahren ist in Europa eine halbe Weltreise."

Jack lacht bei meinen Worten auf. „Aber nicht in Australien Sonnenschein, da ist sieben Stunden nicht weit weg. Außerdem hätte ich ja dann dich dabei", Jack zwinkert mir bei seinen Worten zu. „Dann wird mir garantiert nicht langweilig", seine Stimme klingt plötzlich eine Spur tiefer.

Ich spüre, wie die Röte mir mein Gesicht hochkriecht. Zum Glück ist es dunkel, sodass Jack es nicht sehen kann.

„Du solltest mich wirklich besuchen kommen, Sonnenschein. Das Sternbild ist ziemlich cool! Da gibt's so eine Zeichnung auf dem Boden über der das Sternbild erscheint. Aber nur, wenn die Emus ihre Eier legen", erklärt mir Jack leidenschaftlich.

Ein Lächeln erscheint auf meinem Gesicht, bei seiner Begeisterung. Ich mochte es Menschen zuzuhören, die sich für Dinge begeistern konnten.

„Woher weißt du das alles? Aus Büchern?", frage ich ihn interessiert.

Jack schüttelt seinen Kopf und plötzlich sehe ich wie sein Lächeln von seinem Gesicht fällt. Es war das erste Mal, dass ich ihn mit einem fast schon ernsten Gesicht gesehen hatte.

„Nein. Ich lese keine Bücher, Sonnenschein", sagt er nur.

Verwirrt ziehe ich meine Augenbraue hoch. „Warum? Findest du Lesen langweilig?", frage ich ihn.

„Nein", erwidert Jack nur kopfschüttelnd. „Lesen fällt mir verdammt schwer."

„Kannst du dich nicht gut darauf konzentrieren?", bohre ich weiter, weil ich verdammt neugierig bin.

Jack schüttelt erneut den Kopf. „ Nein, Sonnenschein. Ich hab Dyslexie. Seit meinem achten Lebensjahr bin ich diagnostiziert", sagt er auf einmal.

Ich hätte mit allem gerechnet, aber nicht mit dieser Antwort.

„Oh, Jack...", beginne ich mit leicht besorgter Stimme, doch er stoppt mich sofort.

„Schon gut, Sonnenschein. Ich weiß, dass ich nicht sonderlich intelligent bin, aber es gibt Schlimmeres. Ich kann froh sein, dass ich gesund bin", er zuckt nonchalant mit den Schultern. „Außerdem hat Gott mein fehlendes Gehirn durch ein verdammt gutaussehendes Gesicht ersetzt", fügt er lachend hinzu und zwinkert mir dabei zu.

Doch mir ist nicht nach Lachen zumute.

„Jack...", beginne ich leise.

„Freya", unterbricht er mich. Die Tatsache, dass er meinen richtigen Namen benutzt, lässt mich sofort verstummen.

Er macht einen Schritt nach vorn und greift nach meiner Hand. Ein Lächeln umspielt seine Lippen, während er weiterspricht. „Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du dir Sorgen machst Sonnenschein, aber es bringt nichts an Dingen zu verweilen, die man sowieso nicht ändern kann."

„Aber...", beginne ich erneut.

„Mir geht's gut", unterbricht er mich wieder, ein Lächeln auf seinen Lippen. „Ich bin gesund und kann die Dinge tun, die ich liebe."

Wie konnte er so locker damit umgehen?

„Wirklich?", frage ich ihn mit Emotionen belegter Stimme, weil es für mich total der Schock wäre, wenn ich eine Leseschwäche hätte.

Ich würde noch nicht einmal in der Lage sein, die Uni besuchen zu können. Oder zumindest, würde es mir verdammt schwer gemacht werden.

„Ja, wirklich", sagt er mit einem Lächeln auf dem Gesicht und drückt als Bestätigung meine Hand. „Und jetzt geh schlafen, Sonnenschein. Auch Meerjungfrauen brauchen ihren Schlaf", er zwinkert mir wieder zu und lässt im selben Moment meine Hand los.

Ich beobachte, wie er sich nun von mir entfernt und in sein Auto zurück steigt. Er startet seinen Wagen und rollt dabei das Beifahrerfenster herunter.

„Träum schön, Sonnenschein", ruft er mir aus dem Autofenster zum letzten Mal zu, bevor er die Auffahrt zu Alessias Haus herunterfährt.

***

Als ich am nächsten Tag aufwache zeigt ein Blick auf mein Handy mir, dass es bereits zehn Uhr ist. Die Sonne scheint bereits in mein Zimmer, durchflutet es mit hellen Sonnenstrahlen. Ich muss ein paar mal blinzeln, bevor ich aus dem Bett steige. Meine Füße landen auf der dünnen Bettdecke, die auf dem Boden gelandet ist. Die Nacht über war es so heiß gewesen, dass ich ohne Decke geschlafen hatte. Statt auf meinem Bett zu bleiben, war sie auf dem Boden gerutscht. Vermutlich hatte ich mich die Nacht über wieder im Bett herumgewälzt, so wie ich es immer tat. Ich war kein ruhiger Schläfer, sondern die Sorte, die sich nachts so wild im Bett herumrollte, dass es manchmal nichts Ungewöhnliches war, wenn ich am nächsten Morgen mit dem Kopf am Fußende aufwachte.

Nachdem ich mein Bett gemacht habe, laufe ich zum Schrank und ziehe einen grünen Jumpsuit heraus und ziehe ihn mir über. Ich liebte Jumpsuits, denn sie waren verdammt praktisch. Es war dasselbe wie bei Kleidern. Man musste nicht viel tun und war direkt angezogen. Dann schlüpfe ich in ein paar Sandalen und mache mich auf dem Weg zum Hauptgebäude.

Sobald ich es betreten habe, kommt mir schon der Geruch von frischem Kaffee und Gebackenem entgegen.

Gott, was würde ich jetzt für einen Kaffee tun?

„FREYA, CHICA!", ein lautes, hohes Kreischen dringt durch das Haus und lässt mich erschrocken zusammenfahren.

Das klackernde Geräusch von ein paar Absätzen hallt auf dem Parkettboden des Hauses wider, gefolgt von Enrica, die ein paar Sekunden später in meinem Sichtfeld auftaucht. Diesmal trägt sie eine lange, lila Perücke und einen knallpinken Cowboyhut.

Meine Augen weiten sich ein wenig, als ich schließlich ihr Outfit in mich aufnehme, das komplett knallpink und aus Leder ist. Es besteht aus einem Minirock mit Nieten und einem dazugehörigen Nietengürtel. Darüber trägt sie ein etwas dunkleres, pinkes Netzoberteil mit einer helleren pinken, kurzen Nietenlederjacke drüber.

Das Netzoberteil ist leicht durchsichtig und für einen kurzen Moment bleibt mein Blick faszinierend an ihren Brüsten hängen, die verdammt echt aussehen.

„Nur zu Girl, fass sie an!", dröhnt Enricas heitere Stimme unvorbereitet an mein Ohr. Meine Augen lösen sich erschrocken von ihrer Brust und landen nun auf ihrem belustigten Gesicht.

„Ähm..", presse ich stammelnd hervor, doch Enrica kommt mir bereits zuvor, in dem sie einen Schritt nach vorn macht, flink nach meiner Hand greift und sie an eine ihrer Brüste drückt.

„Fühlt sich richtig echt an, nicht wahr?", quietscht Enrica vergnügt auf. „Ich hab sie mir vor zehn Monaten machen lassen!", fügt sie stolz hinzu und drückt meine Hand dabei noch fester an ihre Brust.

Enrica hat recht. Ihre Brust fühlt sich wirklich verdammt echt an. Und voll.

Ich wünschte, ich hätte solche schönen, prallen Brüste und nicht so ein mickriges A-Körbchen, wie meins.

„Haben sie dir Implantate gesetzt?", frage ich interessiert, weil ich auch schon mal mit dem Gedanken gespielt habe, mir die Brust operieren zu lassen.

„Sí", nickt Enrica enthusiastisch, im selben Moment ertönt eine Stimme hinter uns.

„Enrica zwingst du wieder Jemanden toccando i tuoi nuovi seni anzufassen?", erklingt plötzlich Filippos akzentbesetze Stimme hinter uns.

Erschrocken fahre ich zusammen und lasse sofort von Enricas Brust ab.

Filippo lacht laut auf.

„Non devi vergognarti Freya Tesoro, sie hat jeden in dieser Familie dazu gezwungen ihre Brüste einmal anzufassen."

„Meine Brüste sind ja auch großartig", zwitschert Enrica mit leicht schriller Stimme und stemmt dabei ihre Hand in ihre Hüfte.

Filippo und ich lachen beide gleichzeitig auf.

„Ja das sind sie", stimme ich ihr lachend zu.

***

„Chicas, wir brauchen Musik. Urgente!", stöhnt Enrica theatralisch auf, gleichzeitig fächert sie sich mit einem pinken Fächer Luft zu. Ihr Körper liegt ausgestreckt auf einer Sonnenliege. Komplett angezogen.

Alessia und ich liegen ebenfalls auf Sonnenliegen neben ihr. Ich trage den selben Bikini, den Jack mir gestern ausgesucht hat. Ich bin froh, dass ich unter einem Sonnenschirm liege, anderweitig würde ich in der heißen Mittagssonne verbrennen.

Alessia hat heute einen freien Tag von der Bücherei, weshalb wir den Tag am Strand verbringen. Die rauschenden Wellen, des Ozeans dringen an meine Ohren.

„Ich mach welche an", sagt Alessia und greift nach ihrem Handy und sucht nach Musik.

„Aber nicht schon wieder Taylor Swift, Girl! Du weißt ich liebe die Frau, aber nicht jeden Tag", wirft Enrica ein.

„Schön!", entgegnet Alessia, rollt mit ihren Augen dabei und macht die Musik schließlich an.

Die Anfangsmelodie von Selena Gomez Souvenir beginnt zu spielen. Enrica kreischt plötzlich laut auf, springt von ihrer Sonnenliege und fängt an zu tanzen.

„Oh mein Gott, Chicas, ich liebe den Song!", ruft sie laut aus, ihre pinken Cowboystiefel stampfen dabei wild durch den Sand.

Sofort zieht sie die komplette Aufmerksamkeit, der anderen Badegäste auf sich. Ein Kichern dringt aus meinem Mund, als Enrica beginnt laut mitzusingen und ihre Hüften zum Takt, der Musik mitzuschwingen.

Mit einem Schritt nach vorn greift sie nach Alessias Hand und zieht diese ebenfalls von der Sonnenliege. Zusammen fangen die beiden an wild zu Selena zu tanzen. Ich schnappe mir Alessias Handy und schieße ein paar Bilder von den beiden.

„Girl!", kreischt Enrica auf einmal auf, macht einen Schritt nach vorn und reißt mir das Handy aus der Hand. „Schwing deinen hübschen Hintern hier rüber!"

Lachend springe ich von der Sonnenliege, der Sand ist zum Glück gerade noch so warm, dass man ihn barfuß aushalten kann. Alessia greift nach meiner Hand und wirbelt mich mit sich rum. Wir lachen beide, während Enrica Fotos mit Alessias Handy von uns schießt. Wir fahren mit unser Party für ein paar weitere Minuten fort, bevor wir uns wieder auf die Liege legen.

Ich knabbere an einer Melone, während Alessia an ihrem Handy tippt. „Ist das okay, wenn ich ein Bild von uns beiden auf Instagram poste und dich dabei verlinke?", fragt mich Alessia von ihrer Sonnenliege.

„Kommt drauf an welches", erwidere ich.

„Das hier", Alessia hält mir ihr Handy entgegen, doch es ist viel zu grell, um irgendwas zu erkennen.

Ich schirme den Bildschirm mit meiner Hand ab und blicke auf das Bild herunter. Wir beide stehen in unseren Bikinis nebeneinander, haben uns im Arm und grinsen über beide Ohren in die Kamera. Ich sehe aus wie ein Vampir neben Alessia. Dennoch mag ich das Foto irgendwie, weshalb ich nicke und ihr so mit mein Einverständnis gebe.

***

Mein Shirt klebt bereits nassgeschwitzt an meinem Rücken, als ich die Tür zur Bibliothek aufreiße. Ich stöhne leise auf, als mir ein Schwall klimatisierter Luft übers Gesicht weht. Für einen kurzen Moment bleibe ich stehen, die Augen geschlossen und lasse die kalte Luft über mein Gesicht gleiten.

Alessia und ich waren nach ihrer Schicht verabredet. Ich bin anderthalb Stunden zu früh da, weil ich mich in der Bücherei noch ein bisschen umschauen will.

Meine Ohren nehmen plötzlich ein leises Geräusch wahr, das von Sekunde zu Sekunde immer lauter wird und sich kurze Zeit später als das Geräusch einer Gitarre entpuppt. Ich öffne sofort meine Augen und schaue mich in der Bücherei um, doch ich kann niemanden entdecken.

„And you're a liar, at least all of your friends are. And so am I, just typically drowned in my car", beginnt auf einmal eine Stimme, die mich an Heimat erinnert, zu singen.

Ein Lächeln stiehlt sich augenblicklich auf meine Lippen, als ich den Song erkenne.

You von the 1975.

Der Stimme folgend, setze ich mich in Bewegung und laufe durch die verzweigten Gänge der Bibliothek. Die großen Fenster an der Wand, tauchen die Gänge in helles Sonnenlicht. Ich muss meine Augen zusammenkneifen, um zu erkennen, woher die Musik kommt.

Und dann sehe ich ihn.

Einen jungen, dunkelhaarigen Mann, der auf einem Tisch hinter der Rezeption sitzt und Gitarre spielt. Seine rockige, tiefe Stimme dringt durch die Bücherei, während er die Worte von You vor sich hinsingt. Er hat die Augen geschlossen und scheint dem Song vollkommen verfallen zu sein. Sein dunkles Haar, was zu einem Mittelscheitel gezogen ist, fällt ihm dabei in die Stirn.

Mitten im Song, verändert er plötzlich die Melodie und wechselt zu einem neuen Song. Inzwischen bin ich an der Rezeption angekommen. Sein rechtes Bein bewegt sich zum Rhythmus der Melodie mit.

„And this is how it starts, you take your shoes off in the back of my van. My shirt looks so good when it's hanging off your back...", beginnt er nun die Anfangsmelodie von Sex zu singen.

Er ist echt gut und ich stelle fest, dass ich bereits unterbewusst zur Musik mitwippe. Er fährt noch für eine Weile fort, bevor er für einen kurzen Moment stoppt.

Er öffnet seine dunkelbraunen Augen plötzlich , schaut mich an und wechselt ohne seine Augen von meinen zu nehmen wieder zu einem neuen Song. Es ist eine männliche Version von Ain't it fun von Paramore.

Seine rockige Stimme hallt laut von den Wänden, der Bibliothek wieder. Ich schließe meine Augen und singe leise mit, weil ich das Lied mag, obwohl es schon uralt war. Mein Kopf wippt dabei zum Takt der Musik mit.

„Benito! Ferma il rumore! Dovresti lavorare e non suonare la chitarra!", unterbrich auf einmal eine laute Stimme die Musik. Es ist keine geringere Stimme, als die von Alessia.

Benito überhört sie und spielt einfach wild auf seiner Gitarre weiter. „Non fingere di non capirmi!", wird Alessias Stimme jetzt noch eine Spur lauter. Das bringt Benito endlich zum Stoppen.

„Hai bisogno di rilassarti", entgegnet Benito auf Italienisch.

"Forse devi solo imparare a non essere così fastidioso che sarebbe ... ", faucht Alessias Stimme daraufhin noch wütender, im selben Moment erscheint sie im Türrahmen, der hinteren Tür der Rezeption. Sie hält sofort in der Mitte des Satzes inne, als sie mich sieht.

„Freya!", ruft sie überrascht. „Warum bist du schon so früh da?"

„Weil ich mir noch ein paar Bücher ausleihen wollte", antworte ich, meine Augen wandern dabei zwischen Benito und Alessia hin und her.

Ich frage mich, warum die beiden sich angeschrien haben.

„Hast du Lust auf eine Tasse Tee?", richtet Benito auf einmal eine Frage an mich. In einem perfekten britischen Akzent.

Für einen kurzen Moment starre ich ihn an, wie ein Auto. Ich fange mich, aber schnell wieder.

„Gerne", sage ich dankend.

Benito springt vom Tisch, legt die Gitarre auf besagtem Tisch ab und verschwindet durch die Tür hinter der Rezeption.

Als er hinter der Tür verschwindet, drehe ich meinen Kopf zu Alessia um, meine Augenbraue fragend hochgezogen.

„Benitos Mutter ist Italienerin, sein Vater Engländer", sagt sie nur und zuckt mit den Schultern. „Er arbeitet mit mir seit einem Jahr hier. Und er geht mir fast jeden verdammten Tag auf die Nerven"

„Warum?", frage ich sie verwirrt, weil ich mir nicht vorstellen kann, warum Benito nervig sein sollte.

Er spielte Gitarre und konnte singen. Solche Menschen waren selten nervig.

„Weil er die ganze Bibliothek mit seiner Gitarre unterhält und denkt er sei ein Rockstar", ruft Alessia aufgebracht aus und fuchtelt dabei mit ihrer Hand durch die Gegend. „Er ist ein verdammter Calvin!", fügt sie aufgebracht hinzu.

Ich lache bei ihren Worten auf und schüttele mit dem Kopf.

„Nein, er ist wohl eher ein Harry Styles", sage ich lachend.

„No! Non c'è modo!", Alessia schüttelt vehemend ihren Kopf. „Er ist..."

„Hier dein Tee, Liebes", unterbricht Benito auf einmal unser Gespräch. Er hält mir eine Teetasse über den Tresen, der Rezeption hin.

Ich nehme sie dankbar entgegen, nehme einen Schluck von meinem Tee und seufze leise dabei auf. Er hat die Milch genauso portioniert, wie ich es gerne habe. Es musste die Feinfühligkeit eines Musikers sein.

„Hier", sagt Benito auf einmal und streckt Alessia ebenfalls eine Teetasse entgegen.

„Ich trinke keinen Tee", sagt sie knapp.

„Ich weiß, deshalb ist es ein Cappuccino", erwidert Benito und drückt, einer nun leicht sprachlosen, Alessia die Tasse in die Hand.

Interessant.

Ich nehme einen erneuten Schluck meines Tees und beobachte das Spektakel vor mir, als ob ich mich im Kino befinden würde.

Als ich einen erneuten Schluck nehme, dringt plötzlich eine Stimme an mein Ohr.

„Sonnenschein"

Ich verschlucke mich, als ich die Stimme registriere und fange an zu husten. Benito ist sofort zur Stelle und klopft mir über die Rezeption auf den Rücken.

„Jack?", frage ich mit krächzender Stimme, drehe mich langsam zu ihm um, meine Augen sind dabei weit aufgerissen „Was machst du hier?"

„Einen Film ausleihen!", sagt er lässig und hält mir eine DVD entgegen, seine grünen Augen blitzen dabei auf.

„Footloose?", frage ich ihn überrascht, als ich die DVD in mich aufnehme, mein Herz dröhnt dabei laut in meinen Ohren.

Reiß dich zusammen Freya.

Reiß dich verdammt noch mal zusammen.

Jack nickt, gleichzeitig erscheint ein Grinsen auf seinem Gesicht, welches seine Grübchen zum Vorschein bringt.

Mein Magen schlägt einen Purzelbaum und ich bete innerlich, dass mein Gesicht nicht die Farbe einer Tomate angenommen hatte.

Alles, bloß nicht dieses Grinsen.

Alles, bloß nicht dieses dämliche, süße Grinsen.

„Das ist Islas Lieblingsfilm und sie möchte ihn unbedingt auf ihrer Verlobungsfeier schauen", sagt Jack lachend und rollt dabei mit den Augen.

Footloose ist ein cooler Song", wirft Benito dazwischen, aus den Augenwinkeln kann ich sehen, wie er dabei erneut nach seiner Gitarre, die auf dem Tisch liegt, greift.

„Wag es dich ja nicht, Benito!", ruft Alessia neben ihm mahnend.

Ich beiße mir auf die Lippe, um nicht in Gelächter auszubrechen.

„Ich geh mir mal ein paar Bücher suchen. Wo ist die Abteilung mit den englischen Büchern?", frage ich Alessia, um der Situation zu entfliehen.

Doch Alessia hört mich nicht. Stattdessen ist sie zu sehr damit beschäftigt Benito vom Gitarrenspielen abzuhalten.

„Benito questa è una biblioteca e non una sala concerti!", ruft sie nun Benito wütend auf Italienisch zu.

„Ich zeig dir, wo sie ist", dringt Jacks Stimme dafür an mein Ohr.

Ich nicke nur stumm und folge Jack durch die Bücherei.

***

'Es war einmal in dem tiefen, blauen Meer ein Meereskönig, der in einem Palast aus bunten Muscheln und schimmernden Perlen wohnte. Er hatte fünf wunderschöne Töchter, die Seejungfrauen waren, so dass sie statt der Beine einen Fischschwanz hatten.'", meine Stimme dringt leise durch eine der hintersten Ecken, der Bücherei, als ich Jack den Anfang von Hans Christian Andersens Märchen Die kleine Meerjungfrau vorlese.

Ich weiß selbst nicht mal, wie wir hier hingekommen sind. Vor zehn Minuten hatte ich noch nach ein paar Büchern für mich gesucht, bis Jack mit dem Märchenbuch vor meiner Nase aufgetaucht war.

Und jetzt sitzen wir hier auf einem Sofa, während ich ihm Die kleine Meerjungfrau vorlese. Ich liebte das Märchen und als ich klein gewesen war konnte ich mehrere Stellen davon auswendig.

Jacks langer Körper ist auf dem Sofa ausgestreckt, sein Kopf liegt auf meinem Schoß. Immer wieder, während ich das Märchen vorlese, spüre ich seinen intensiven, grünen Blick, der zu mir hochblickt. Ich muss mich zusammenreißen, mich auf die Worte, die sich vor mir abbilden, zu konzentrieren.

„ 'Die kleine Meerjungfrau war so glücklich und voller Freude, dass sie das Angebot der Feen annahm und von nun an für immer bei den Feen, der Lüfte blieb.'", ende ich schließlich die Geschichte und klappe das Buch zu.

„Das ist ja voll deprimierend!", ruft Jack auf einmal aufgebracht aus. „Ich dachte sie kommt mit dem Prinzen zusammen! Und wo ist Ursula?"

Ich lache bei seinen Worten auf und schüttele mit dem Kopf. Im selben Moment leuchtet mein Handy auf.

Es muss Alessia sein.

„Ich glaub Alessia hat mir geschrieben", sage ich kurz zu Jack und entsperre mein Handy. „Sorry ich guck mal kurz"

Doch es ist nicht Alessia, die mir geschrieben hat. Stattdessen ist es eine Privatnachricht bei Instagram. Verwirrt ziehe ich das Fenster herunter.

Wer schreibt mir denn auf Instagram?

Jegliche Farbe weicht mir aus dem Gesicht, gefolgt von einem Stich, der sich tief bis in mein Inneres bohrt.

Das konnte nicht sein.

Das konnte absolut nicht sein.

Meine Fingern zittern, als ich die Nachricht öffne und auf das einzelne kleine Wort starre, das mir entgegenblinkt.

Hi.

Mir wird schlecht, als mein Blick nun auch noch auf das Bild der Person, die mir das Wort geschickt hat, fällt.

Als mein Blick auf niemand geringeren fällt, als auf Maddox.

Der Junge, der mir mein Herz herausgerissen hatte.


__________________________________________

Es tut mir leid, dass ich wieder einen ganzen Monat gebraucht habe zum Updaten. 

Ich weiß ich entschuldige mich gefühlt nach jedem Kapitel:( . Aber ich kann unter Druck einfach auch nicht schreiben. Wer meine Bücher schon länger verfolgt, weiß dass ich es fühlen muss und ich möchte euch hier auch keine halbherzigen Kapitel präsentieren, die ich einfach nur so geschrieben haben, nur um jede Woche upzudaten um wer weiß wie viele Leser  zu bekommen. 

Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen. 

Wenn ja würde es mich echt freuen, wenn ihr ein vote hinterlasst :) 

oder einfach eure Meinung zum Kapitel das reicht auch ;) 



Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro