Dinos und andere Lebewesen
Eine Welle von Übelkeit dringt durch meinen Körper, als ich auf das kleine runde Fenster neben Maddox' Namen blicke. Als ich auf seine goldblonden Haare schaue, die perfekt zurückgegelt sind. Auf seinen athletischen Körper, der in einem Rugby Trikot steckt. Als ich in seine ozeanblauen Augen schaue. Ozeanblaue Augen, die mich einst fast liebevoll angeschaut hatten. Zumindest hatte ich das immer angenommen.
Hi.
„Ist alles okay?", unterbricht Jacks Stimme meine Gedanken.
Meine Augen reißen sich sofort vom Bildschirm des Handy los, gleichzeitig drücke ich schnell auf den Ein- und Ausschalter, sodass die Displaysperre eingeschaltet wird. Jacks moosgrüne Augen blicken von meinem Schoß zu mir hoch. Ich nicke leicht und versuche mir nichts anmerken zu lassen.
„Ja, alles in Ordnung", presse ich leicht erstickt hervor und schenke Jack ein Lächeln, welches sich aber ein wenig gezwungen anfühlt.
„Sonnenschein...?", dringt Jacks warme, tiefe Stimme zu mir, im selben Moment spüre ich seine Hand an meinem Nacken, die mich nun ein Stück zu sich nach unten zieht, bis mein Kopf kurz über seinem schwebt. Sein ruhiger, warmer, moosgrüner Blick bohrt sich in mich und verursacht eine Gänsehaut die sich blitzschnell auf meinem ganzen Körper ausbreitet.
„Mm?", gebe ich abgelenkt von mir, meine Gedanken immer noch bei Maddox Nachricht.
„Küss mich wenn ich falsch liege, aber Dinos existieren doch, oder?", raunt mir Jack auf einmal mit tiefer Stimme zu.
„Was?", ich ziehe kurz verwirrt meine Nase kraus, breche dann aber anschließend in ein verhaltenes Gelächter aus.
„Sonnenschein, du sollst nicht lachen, du sollst mir eine Antwort geben", beharrt Jack dringlich, in seiner Stimme schwingt eine Mischung aus leichter Belustigung und Ernst mit.
Ich verstumme augenblicklich und blicke nun in seine Augen. Ein Kribbeln schießt durch meine Fingerspitzen, als seine moosgrünen Augen jetzt durchdringend in meine blicken. Mein Herzschlag setzt für eine Millisekunde aus, während mein Atem unregelmäßig über meine Lippen dringt. Ich schlucke, nehme all meinen Mut zusammen und überbrücke schließlich den letzten Abstand zwischen uns. Sanft lege ich meine Lippen auf seine. Meine Augen fallen dabei zu, gleichzeitig öffne ich zaghaft meine Lippen und küsse Jack. Als er den Kuss erwiedert bekomme ich abwesend mit, wie seine Fingerkuppen sanft über meinen Nacken streichen, die Wärme seines Körpers hüllt mich in eine weiche, warme Decke. Ein schwacher Geruch, welcher so unverwechselbar, der von Jack ist, dringt in meine Nase und verursacht, dass mein Herz einen Takt schneller schlägt.
Schließlich löse ich mich von ihm und hebe meinen Kopf dabei. Jack hat seine Augen immer noch geschlossen, seine Mundwinkel zu einem kleinen Grinsen hochgezogen.
„Du liegst falsch", flüstere ich, gleichzeitig ziehen sich meine Mundwinkel ebenfalls hoch.
„Und was ist mit Drachen?", fragt mich Jack nun mit leicht heiser Stimme weiter und öffnet seine Augen dabei. Sie haben nun die Farbe von dunkelgrünem Tannengrün. Meine Mundwinkel ziehen sich bei seinen Worten noch weiter nach oben, bevor ich belustigt mit dem Kopf schüttele.
„Auch nicht", sage ich lachend.
„Das ist nicht die richtige Antwort, Sonnenschein", sagt er, gleichzeitig hebt er seine Hand und streicht mir mit seinem Daumen leicht über die Wange. "Du weißt worauf ich warte."
Ein zitternder Atemzug dringt aus meinem Mund, gefolgt von einem fast unmerklichen Schütteln meines Kopfes. Jacks Mundwinkel ziehen sich weiter nach oben, seine Hand, die an meinem Nacken liegt, zieht meinen Kopf wieder zu sich herunter, so dass unsere Lippen sich fast berühren.
„Das hier ist die richtige Antwort", raunt er mir zu, bevor sich seine Lippen erneut auf meine legen. Ein leiser Seufzer dringt über meine Lippen, wird jedoch keine Sekunde später von einem ohrenbetäubenden Geräusch durchschnitten.
„And I will alwaaaaaaays love youuuuuuu, I will always love youuuu, you my darling youuuuu."
Erschrocken fahren Jack und ich auseinander als wie aus dem Nichts Benitos rockige Stimme begleitet von lauten Gitarrenklängen, die Stille der Bibliothek durchdringt,.
„Benito!", folgt Alessias lautes Kreischen.
Jack und ich blicken uns für einen kurzen Moment wortlos an und brechen dann in lautes Gelächter aus. Ich muss so stark lachen, dass mein ganzer Körper zittert. Jacks Kopf wippt durch die Vibration meines Gelächters auf meinem Schoß leicht auf und ab. Schließlich hebt er seinen Kopf aus meinem Schoß, richtet sich auf und steht vom Sofa auf. Er hält mir seine Hand hin und schaut mich erwartungsvoll an. Ich ergreife seine Hand und er zieht mich vom Sofa hoch.
„Sollen wir Ben jetzt retten, oder sollen wir noch warten, bis er den Song zu Ende gesungen hat?", fragt mich Jack lachend.
„Ben?", frage ich ihn mit hochgezogener Augenbraue.
Jack zuckt nur mit der Schulter und gibt ein nonchalantes „Jap" von sich.
„Mm...", ich fahre spielerisch mit meiner Hand unter mein Kinn und tue so, als ob ich schwer überlegen müsste, während Benitos Stimme weiterhin laut durch die Bibliothek dringt.
„And I hope life will treat you kind, and I hope that you have all that you ever dreamed of ..."
„Benito ti ammazzo!", kreischt Alessia, woraufhin Jack anfängt laut zu lachen.
„Komm Sonnenschein, wenn wir in den nächsten Minuten nicht Bens Leiche vorfinden wollen, sollten wir uns beeilen"
***
Als wir an dem Tresen der Bibliothek ankommen, finden wir Benito vor der gerade den Refrain von „Queen of my heart" von Westlife singt. Alessia steht ihm gegenüber und funkelt ihn mit bösen Augen an. Ich hatte Alessia noch nie so aufgebracht erlebt.
„Verdammt noch mal, wo holt er immer seine Songs her?!", fragt mich Jack mit einem Kopfschütteln.
„Ich weiß es nicht", ich schüttele ebenfalls lachend meinen Kopf, während mein Blick auf Benito landet, der mühelos die Saiten seiner Gitarre zupft, als ob er nie etwas Anderes machen würde. Seine Hände sind groß, mit langen Fingern und deutlichen Schwielen; so wie man sich die Hände von Musikern eben vorstellte.
Als Benito an der Stelle „but until that day, you know you are the queen of my heart" ankommt, wandert mein Blick zu Alessia, die am anderen Ende der Rezeption steht, und sich ihren Finger andeutungsweise in den Hals steckt, so als ob sie jeden Moment brechen müsse. Ein leises Kichern verlässt meine Lippen und ich entschließe mich dazu Alessia von Benitos Gesang zu erlösen.
„Alessia," rufe ich aus. „Bist du fertig?" Alessia löst ihren Blick sofort von Benito und richtet ihn auf mich.
„Sí", ruft sie aus und läuft kurz in den anliegenden Nebenraum. Ein paar Sekunden später kommt sie mit ihrer Tasche wieder und öffnet die kleine Tür, die hinter die Rezeption führt. Sie läuft hindurch und schließt sie hinter sich. Auf ihren roten Riemchensandalen, kommt sie durch die Bibliothek auf mich zugelaufen. Sie trägt heute ein weiß geblümtes, süßes Kleid mit Puffärmeln. An ihren Armen befinden sich eine Handvoll von goldenen Armreifen. Sie klimpern bei jeder ihrer Bewegungen. Als sie neben mir zum Stehen kommt, drehe ich mich zu Jack um. Bevor ich jedoch irgendwas sagen kann, kommt er mir zuvor.
„Hast du Lust morgen zu Islas und Henrys Verlobungsfeier zu kommen? Es ist eine Poolparty und sie hat gesagt ich kann ein paar Leute einladen", seine Mundwinkel sind leicht nach oben gezogen, während er mich mit warmen Augen anblickt. „Du kannst auch deine Meerjungfrauenflosse mitbringen wenn du willst, Sonnenschein", fügt er lachend hinzu und zwinkert mir zu.
„Du hast eine Meerjungfrauenflosse?", fragt Alessia mich verwirrt und schaut mich dabei komisch von der Seite an.
„Ja, aber psst", sagt Jack und hält sich den Finger an den Mund. „Es ist ein Geheimnis und es darf niemand erfahren", bei den Worten reißt er seine Augen gespielt auf und ich rolle kurz lachend mit den Augen.
Jack ist manchmal so ein Clown.
Plötzlich hört Benito mit dem Gitarrenspielen auf.
„Was ist mit einer Meerjungfrauenflosse?", mischt er sich auf einmal, mit lauter Stimme, in unser Gespräch ein.
„Non interferire sempre nelle conversazioni degli altri", zischt Alessia ihm als Antwort auf Italienisch zu.
„Viene coinvolto nelle conversazioni solo perché gli piaci", antwortet ihr nicht Benito, sondern Jack urplötzlich.
„Du sprichst Italienisch?" „Ich mag sie überhaupt nicht!", kommen gleichzeitig die Worte von Alessia und Benito von deren Lippen.
Ein belustigter Ausdruck zeichnet sich auf Jacks Gesicht ab, während seine Augen abwechselnd von Alessia zu Benito wandern. Die Beiden funkeln sich erneut böse an, ihre Augen dabei von dunklen Gewitterwolken durchzogen, die sich nun gegenseitig Blitze zuzuschießen scheinen. Ich nutze den Moment, um auf Jacks Frage zu antworten.
„Ja klar. Wann fängt die Party an?", frage ich ihn. „Und ich brauche meine Flosse nicht mitbringen, meine Beine verwandeln sich sofort wieder in eine, wenn ich das Wasser berühre. Hast du das etwa vergessen?", füge ich ernst hinzu, beiße mir innerlich aber auf die Innenseite meiner Wange, um nicht laut loszulachen.
„Klar tun sie das. Wie konnte ich sowas Wichtiges nur vergessen", Jack schnalzt spielerisch, tadelnd mit der Zunge und zwinkert mir anschließend zu. Ich spüre, wie ich rot werde.
„Die Party beginnt um drei", sagt er danach und wendet sich für einen kurzen Moment von mir ab. Meine Augen liegen aber immer noch auf ihm. „Ihr beiden könnt auch kommen", bietet er Alessia und Benito auf einmal an.
„Klar, wieso nicht", höre ich Benitos Stimme an mein Ohr dringen, gefolgt von einer lieblichen Melodie, die er nun auf seiner Gitarre klimpert.
Meine Augen gleiten über Jacks dunkles, verwuscheltes Haar, seine gebräunte Haut, seine geraden Wangenknochen bis zu seinen roten, vollen, weichen Lippen. Lippen, die auf meinen lagen. Mehrmals.
Ein Kribbeln schießt bei dem bloßen Gedanken durch mich hindurch und lässt mein Gesicht noch mehr der Farbe einer Tomate gleichen.
Auf einmal dreht Jack seinen Kopf zu mir, eine Augenbraue dabei hochgezogen, auf seinem Gesicht ein selbstzufriedener Ausdruck.
„Ich gehe nicht auf eine Party, wo der ist", Alessias aufgebrachter Ausruf rettet mich. Schnell wende ich meinen Blick von Jack ab und blicke stattdessen Alessia an.
„Bist du dir sicher, dass du an deinem freien Tag zuhause rumsitzen willst, anstatt an einem Pool, an dem vermutlich den ganzen Tag Tay gespielt wird?", frage ich Alessia mit hochgezogener Augenbraue.
Das lässt sie sofort verstummen und für einen kurzen Moment überlegen. Im selben Moment höre ich mein Handy erneut in der Hosentasche meiner Shorts vibrieren. Ich weiß, dass ich mein Handy in Ruhe lassen sollte, es nicht beachten sollte. Aber gleichzeitig weiß ich auch, dass das Nichtwissen, ob es eine erneute Nachricht von Maddox ist oder nur eine Nachricht von Vicky, mich in den Wahnsinn treiben würde. Mit zittrigen Fingern fische ich mein Handy aus meinen Shorts, meine Augen dabei immer noch auf Alessia gerichtet. Mein Puls dröhnt laut in meinen Ohren, abwesend bekomme ich noch die Worte von Alessia mit.
„Okay, du hast Recht. Ich komme mit."
Meine Augen fallen auf mein Handy und sehen, dass es bereits hellblau leuchtet. Ein Zeichen dafür, dass es eine Nachricht von Instagram ist. Ich schlucke und lasse mein Handy sofort wieder in die Tasche meiner Shorts gleiten.
„Ich muss mal kurz auf die Toilette", presse ich die Worte hastig hervor und schenke Alessia ein leicht gezwungenes Lächeln. „Du kannst schon draußen auf mich warten", versuche ich so gut gelaunt wie möglich von mir zu geben, doch selbst in meinen Ohren hört sich meine Stimme fremd an.
Dann drehe ich mich zu Jack um, mache einen leicht holprigen Schritt auf ihn zu und ziehe ihn in eine hastige, ungeschickte Umarmung.
„Bis morgen, Eugene", presse ich schnell, mit leicht erstickter Stimme, hervor und löse mich augenblicklich wieder von ihm.
Seine moosgrünen Augen treffen sofort auf meine und schauen mich mit einem wachsamen Ausdruck in ihnen an, während ich ein paar Schritte zurück mache und mich nun von ihm entferne. Ich winke ihm ein letztes Mal hastig zu, mein komplettes Inneres ein nervliches Wrack, weil ich weiß, dass Maddox mir erneut eine Nachricht geschrieben hat. Ich drehe mich eilig um und haste, ohne mich von Benito zu verabschieden, durch die Bücherei Flure, auf der Suche nach der Toilette.
Als ich sie schließlich fast am anderen Ende der Bibliothek gefunden habe, reiße ich die Tür schwer atmend auf und verschwinde sofort in einer der Kabinen. Ich mache den Toilettendeckel herunter und lasse mich anschließend leicht zitternd auf ihn gleiten. Ich hole ein paar Mal tief Luft, bevor ich mein Handy aus meiner Hosentasche fische und es anschalte. Meine Finger zittern, als ich das Fenster herunter wische und auf die Nachricht von Maddox klicke.
Nur, dass es nicht nur eine Nachricht ist, sondern ein Foto, an das eine Nachricht beigefügt ist. Ein Foto von ihm und Vicky.
Mir wird schlecht und ich spüre, wie mir die Tränen kommen, als mein Blick auf das Bild von Vicky und Maddox landet. Die beiden sitzen dicht beieinander auf Barhockern. Vickys Hand liegt leicht besitzergreifend auf Maddox Oberschenkel, während die beiden in die Kamera lachen. Obwohl Maddox Gesicht leicht an jugendlichen Zügen verloren hat, sieht er immer noch fast aus, wie damals. Ein schrecklicher Gedanke schießt in meinen Kopf und als meine Augen auf die Nachricht unter dem Bild fallen, hab ich das Gefühl, als ob all meine Alpträume zur Realität werden.
Fast wie in alten Zeiten, nicht?
Mein Magen dreht sich um und die Worte verschwimmen vor meinem Sichtfeld. Hastig verlasse ich die App und schalte mein Handy aus. Ich wollte keine Nachrichten mehr von Maddox erhalten.
Mit meiner Hand fahre ich kurz über mein Gesicht und wische mir die Tränen weg, welche unweigerlich mein Gesicht herunter laufen. Obwohl es vier Jahre her ist, trifft es mich immer noch. Reißt alte Wunden auf. Wunden, die mich an eine Zeit erinnern, die verdammt schwer gewesen ist.
Plötzlich fällt mir ein, dass ich Maddox auch einfach hätte blockieren können, damit er mir nicht weiter schreibt.
Aber dann würde er merken, dass es dir noch immer was ausmacht...
Ich ziehe meine Knie an und lege mein Kinn darauf ab. Mit leicht geweiteten Augen starre ich auf die graue Toilettentür, während Gedanken in Lichtgeschwindigkeit durch meinen Kopf sausen.
Vicky kann nicht wieder mit ihm zusammen sein, oder?
Er hatte doch ein Mädchen dabei, als sie sich das letzte Mal gesehen hatten? War das nicht seine Freundin gewesen? Hatte er sie vermutlich für Vicky fallen gelassen ?
Und was war mit Archie?
Ich schließe kurz meine Augen und hole ein paar Mal tief Luft. Ich muss mich beruhigen.
Es ist vier Jahre her, Freya.
Aber er war auch deine erste richtige Liebe...
Schließlich stoße ich mich vom Toilettendeckel ab, richte mich auf und öffne die Kabinentür. Durch einen kleinen Spalt husche ich heraus und komme vor dem Waschbecken zum Stehen. Ein Blick in den Spiegel verrät mir, dass man sehen konnte, dass ich geweint hatte. Ein Glück ließ die Hitze in Sizilien mich größtenteils auf Make-up verzichten, weshalb ich von verschmierter Schminke verschont blieb. Ich befeuchte trotzdem unter dem Wasserhahn ein Papiertuch und fahre mir damit ein paar Mal durchs Gesicht. Dann binde ich mir meinen Zopf wieder ordentlich und verlasse die Toilette. Mit gesenktem Kopf husche ich durch die Gänge, bis ich am Eingang, der Bibliothek ankomme.
„Sonnenschein?", erschrocken zucke ich zusammen und hebe im selben Moment meinen Kopf. Jacks moosgrüne Augen kreuzen meine, während dieser vor dem Eingang steht.
„Warum bist du immer noch hier?", frage ich ihn mit leicht belegter Stimme.
Statt mir zu antworten macht Jack einen Schritt auf mich zu, seine Augen gleiten dabei über mein Gesicht und bleiben schließlich an meinen rotgeränderten Augen hängen.
„Geht es dir gut, Freya?", ein wehmütiges Gefühl durchdringt mich, als mein Name seine Lippen verlässt.
Kein „Sonnenschein". Kein „Ariel". Sondern „Freya".
Ich beiße leicht auf meine Unterlippe, blicke an seinem Kopf vorbei, damit ich nicht in seine Augen blicken musste. Augen, die sofort herausfinden würden, dass ich log.
„Ja, alles gut", presse ich so nonchalant wie ich kann hervor, mache einen Schritt zur Seite und will mich an Jack vorbeischieben. Doch er lässt mich nicht, stattdessen greift er nach meinem Handgelenk und zieht mich in eine enge Umarmung. Mein Kopf kommt auf seiner Schulter auf, als er mich fest an seinen Körper drückt.
„Wenn du drüber reden willst, du weißt: du hast meine Nummer, Sonnenschein", raunt er mir ins Ohr, löst sich schließlich von mir und streicht mir eine, aus meinem Zopf herausgefallene, Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Danke", ich schenke Jack ein kleines Lächeln, welches mir ein bisschen Überwindung kostet, da mein Inneres ein einziges Gefühlschaos ist.
Ein plötzliches Klopfen, welches von der Eingangstür zu uns herüberdringt, reißt meinen Blick von Jack los. Es ist Alessia, die nun ungeduldig vor der Tür der Bibliothek steht, und durch das kleine Glasfenster der Tür blickt. Sie ist meine Rettung, denn würde ich hier noch länger mit Jack stehen, würde meine Schutzmauer zerbröckeln. Ich fühlte mich einfach zu wohl in Jacks Gegenwart, um ihm irgendwas zu verheimlichen.
„Alessia wartet", sage ich leise. „Bis morgen. Grüß Isla von mir", bringe ich noch hastig über meine Lippen, bevor ich mich umdrehe und die Tür der Bibliothek öffne und zu Alessia nach draußen trete.
***
„Was ist das mit dir und Jack? Seid ihr jetzt zusammen?", fragt mich Alessia urplötzlich, sobald wir uns für eine kleine Verschnaufpause auf eine kleine Parkbank, in Mitten des großen Musikpavillons, des Parks niederlassen.
Die letzte Stunde waren wir in der späten Mittagshitze durch den Giardino Bellini spaziert, welcher die größte und älteste Parkanlage der Stadt war. Es war ein wunderschöner, gepflegter Park, der uns für eine Weile von der Hektik in Catania entkommen ließ. Obwohl ich die Hektik von Zuhause in London gewohnt war, war es schön im Urlaub dieser für eine Weile entkommen zu können.
Der Park besaß einen kleinen Springbrunnen und diverse Statuen, von berühmten Catanesen. Alessia hatte mir ihre Namen aufgezählt, aber ich hatte sie schon wieder alle vergessen. Isla wäre sicherlich begeistert gewesen und hätte keinen einzigen Namen vergessen, so als ob jeder einzelne ein Taylor Swift Songtext wäre.
Das Schönste im ganzen Park, meiner Meinung nach, war aber die Datumsanzeige aus Blumen. Sie bestand aus einer Vielzahl von bunten, wunderschönen Blumen und Alessia hatte mir mitgeteilt sie würde jeden Tag neu umgepflanzt werden. Ich fand es echt bemerkenswert, dass jeden Tag jemand kam und sich die Mühe machte, die Blumen umzupflanzen. Vermutlich faszinierte es mich so, weil ich mich selbst kaum für Blumen interessierte und ich mir nicht vorstellen konnte, dass sich jemand, in der Hitze von Catania, Stunden die Mühe machte um Blumenbeete umzugestalten.
„Ich weiß nicht", antworte ich Alessia schließlich ehrlich. „Ich glaub nicht. Du weißt doch, wie das mit Jungen ist", sage ich seufzend, mein Blick schweift über den Park vor mir, beobachtet die vorbeilaufenden Leute. Direkt vor mir läuft eine Frau mit einem Pudel an der Leine. Der Pudel hat eine Schleife als Halsband und ich muss innerlich, bei dem Anblick, mit den Augen rollen.
„Vermutlich sieht er mich nur als eine Art Sommerromanze an mit der er vor seinen Jungs prahlen kann", beende ich meinen Satz.
„No", ruft Alessia in Italienisch aus, was mich meinen Blick von der Frau mit dem Pudel loslösen lässt. „Jack scheint mir nicht der Typ zu sein, der vor seinen Jungs prahlt. Oder wirkt er etwa so auf dich?", fährt Alessia weiter fort, ein selbstsicherer Blick in ihrem Gesicht.
Ich beiße mir auf die Unterlippe und schüttele als Antwort meinen Kopf.
„Also", sagt Alessia. „Da hast du deine Antwort. Er mag dich."
Ich seufze leise auf und lasse meinen Blick erneut durch den Park schweifen.
„Warum bist du heute eigentlich so still?", fragt mich Alessia auf einmal.
„Die Hitze", lüge ich, weil ich ihr unmöglich erzählen konnte, dass ich mich so fühlte, weil mich meine erste Liebe, nach vier Jahren aus heiterem Himmel wieder kontaktiert hatte und dies alte Gefühle in mir hervorrief.
Ich weiß, dass Alessia es mir nicht abkauft, denn für eine kurze Weile ist sie komplett still und ich spüre, wie ihr Blick auf meinem Gesicht liegt und mich beobachtet. Glücklicherweise bohrt sie nicht weiter, sondern schlägt mir stattdessen etwas vor.
„Dann lass uns ein Eis essen gehen. Das kühlt uns ein bisschen ab."
***
„Ich weiß nicht", gebe ich unsicher von mir, während ich vor dem großen Spiegel im Schlafzimmer von Alessias Eltern stehe und meinen Körper betrachte, der in einem jadegrünen, rückenlosen Strandkleid steckt.
Rüschen säumen den V-Ausschnitt des Kleides und legen meine kleinen, mickrigen Brüste frei.
„Ich hab zu kleine Brüste dafür", klage ich und will am Liebsten das Kleid wieder ausziehen, doch Ginevra steht direkt hinter mir und ist gerade damit beschäftigt mein langes Haar in zwei französische Zöpfe zu flechten.
„Sciocchezze! Deine Brüste sind perfetto come sono!", Ginevra schnalzt missbilligend mit ihrer Zunge, während sie die linke Seite meines Haares in drei Teile aufteilt und beginnt zu flechten.
Die Frau hatte gut reden, sie war wunderschön...
„Mama hat recht!", pflichtet Alessia ihr bei, die im selben Moment in den Raum geschneit kommt.
„Oh mein Gott!", meine Augen sind weit aufgerissen, während meine Augen auf Alessias Outfit landen.
Es besteht aus einem weißen, ärmellosen Jumpsuit mit feinen schwarzen Streifen und einem V -Ausschnitt, der gerade genug Oberweite zeigt um sexy und nicht zu billig zu wirken. An ihren Füßen trägt sie beige Sandalen mit einem Blockabsatz, die bis zu ihren Knöcheln hochgeschnürt sind. Ihre dichten, dunkelbraunen Haare liegen ihr über ihre Schultern, ihr Gesicht ungeschminkt.
„Du siehst wunderschön aus!", gebe ich von mir, gleichzeitig frage ich mich, ob das Outfit vielleicht etwas mit Benito zutun hatte.
„Anche tu", ertönt plötzlich die tiefe Stimme von Filippo von der Tür aus zu mir. Ich spüre, wie ich vor Verlegung leicht rot werde, im selben Moment bindet Ginevra meinen letzten Zopf zusammen.
„Siehst du, Freya! Papa findet auch, dass du gut aussiehst!", ruft Alessia, mit einem leicht selbstgefälligen Lächeln auf den Lippen, aus.
„Sì, gli occhi dei ragazzi usciranno dalle loro teste", zwitschert Ginevra, während sie zu ihrem Schrank läuft und ein Paar süße, flache schwarze Schnürsandalen aus ihm herauszieht und sie mir entgegenhält.
„Ich hoffe ihr passt auf euch auf", sagt Filippo in besorgter Vatermanier.
Alessia nickt für uns Beide, während ich nach den Sandalen greife und sie mir anziehe.
„Sì, papà, è solo una festa in piscina", antwortet sie und fährt sich ein letztes Mal durch die Haare.
„Freya, bist du fertig?", richtet sie die Frage nun an mich.
„Ja", nicke ich als Antwort und setze mich in Bewegung zu ihr.
„Wenn etwas sein sollte ruft mich beide an, sagt Filippo schließlich zu uns beiden. „Verrò a prenderti", fügt er hinzu.
Alessia macht einen Schritt zu ihrem Vater nach vorn und gibt ihm schließlich einen Kuss auf die Wange.
„Grazie papà", flüstert Alessia an seiner Wange.
„Sempre angeli", erwidert Filippo sanft und blickt mit liebevollen Augen auf seine Tochter hinunter.
Alessia löst sich schließlich von ihrem Vater und dreht sich zu mir um.
„Wollen wir?"
***
Laute Musik dröhnt zu uns herüber, als Alessia und ich über den gefliesten, grauen Eingangsweg auf die hellgelbe Ferienvilla zulaufen.
„Bah!", ruft Alessia auf einmal aus, im selben Moment erkenne ich, dass der Song, dessen Anfangstöne gerade aus den Lautsprechern dröhnt We found love von Rihanna und Calvin Harris ist.
„Wie kann sie es als Tay Fan zulassen, dass Calvin gespielt wird?", fragt sie aufgebracht, während sie wütend mit den Händen gestikuliert.
Ihre Worte sind kaum ausgesprochen, da geht die Musik schon wieder aus und Sekunden später dröhnt Call It What You Want aus den Lautsprechern.
„Oh, mio Dio!", ruft Alessia glücklich aus, greift nach meiner Hand und rennt mit mir zusammen durch den großen Garten in Richtung Musik.
Ein Lachen dringt aus unser beider Münder, während wir über den Rasen des Gartens an rotblühendem Oleander und einer Handvoll von Zitronenbäumchen vorbeirennen.
„My baby's fit like a daydream...", singen Alessia und ich aus vollster Kehle, während wir die Ferienvilla zusammen, Hand in Hand, umrunden und schließlich an dem hinteren Teil des Gartens ankommen, wo sich eine kleine Menschenmenge bereits versammelt hat.
Alessia und ich kommen nicht Mal einen Meter vor dem länglichen Pool zum Stehen. Sie lässt meine Hand los und wendet ihren Blick zum Pool.
„Walking with his head down, i'm the one he's walking to", singe ich weiter vor mich hin, während mein Blick über den bunt blühenden Garten schweift.
Plötzlich bleibt mein Atem in meiner Kehle stecken, als mein Blick auf keinen Geringeren fällt, als auf Jack, der nun in nichts bekleidet als einer roten Badehose auf mich zugelaufen kommt. Unter seinem Arm trägt er eine rosa Luftmatratze in Form einer Muschel.
Oh mein Gott, wollte das Universum mich verarschen?
Ich höre abrupt auf zu singen, mein Blick immer noch auf Jack geheftet, der in langen Schritten, durch das grüne Gras, auf mich zugelaufen kommt. Wasser perlt von seiner sonnengebräunten Haut ab und auf einmal spüre ich, wie meine Kehle staubtrocken wird. Er trägt eine schwarze Pilotensonnenbrille, die seine Augen verdeckt, dennoch kann ich sehen, wie seine Augen aus der Entfernung meinen Körper entlanggleiten. Er sieht aus, als sei er der Parfumwerbung zu Cool Water entsprungen.
Als er schließlich vor mir zum Stehen kommt, liegt ein breites Grinsen auf seinem Gesicht, welches mit der Sonne um die Wette strahlen könnte.
„Jemand sollte sofort Gott anrufen, Sonnenschein, ich glaube er vermisst einen Engel", raunt mir Jack mit tiefer Stimme zu, auf seiner linken Wange ein kleines Grübchen.
„Gott, der ist verdammt schlecht", rufe ich sofort lachend aus, die Nervosität, von vor ein paar Minuten, ist für einen Moment verpufft.
Jacks Mundwinkel ziehen sich noch weiter nach oben, sodass nun auch auf seiner rechten Wange ein Grübchen zum Vorschein kommt.
„Findest du?", fragt er mich belustigt, gleichzeitig blitzt etwas in seinen Augen auf.
„Okay, wie wärs damit...", beginnt er erneut, lässt die rosa Luftmatratze unter seinem Arm auf den Rasen fallen und macht einen Schritt auf mich zu, sodass er nur noch ein paar Zentimeter vor mir zum Stehen kommt. Ein warmer Duft nach Zitrusfrüchten und frischen Gräsern dringt in meine Nase.
„Ich werde dich küssen und wenn du meinen Kuss nicht magst, kannst du ihn mir ja wiedergeben...", schlägt Jack mir plötzlich frech vor, in seinen grünen Augen funkelt der Schalk. Im selben Augenblick greift er mit seiner Hand nach meiner Taille und zieht mich dicht an sich heran.
Mein Atem kommt stoßweise über meine Lippen, als Jack sich nun zu mir herunter beugt. Seine Lippen schweben nur noch Millimeter über meinen, sein warmer Atem an meinem Gesicht. Ein warmer Schauer rinnt meinen Rücken herunter und ich habe das Gefühl, dass sich sein moosgrüner Blick selbst durch die gespiegelte, dunkle Sonnenbrille bis in mein Innerstes brennen würde.
Ein Kribbeln schießt durch mich hindurch, als Jacks warme Lippen endlich meine berühren. Meine Augen fallen zu und die Musik, die laut aus den Lautsprechern dröhnt, rückt auf einmal in den Hintergrund. Im Fokus ist nur noch Jack. Süßer, lustiger, unbeschwerter Jack.
Für einen kurzen Moment scheine ich mich an seinen Lippen komplett zu verlieren, mein Oberkörper an seine warme, nackte Brust gepresst. Ich inhaliere seinen frischen Geruch nach Zitrusfrüchten und Gräsern, während seine Lippen sanft meine öffnen und ich seinen Kuss zu erwidern beginne. Jack roch jedes Mal anders. Es war jedes Mal aufs Neue eine berauschende Achterbahnfahrt für meine Sinne.
„Jackson!", unterbricht uns plötzlich ein lauter Aufschrei, gefolgt von einem lauten Pfeifen.
Erschrocken reiße ich meine Augen auf und löse mich in einer hastigen Bewegung von Jack, dabei stolpere ich ein paar Schritte zurück.
Ach du heilige Mutter Maria!
Mein Herzschlag dröhnt laut in meinen Ohren, mein Atem kommt in unregelmäßigen Stößen von meinen Lippen, als mir klar wird, dass Jack mich, vor aller Augen küssend, an seinen halbnackten Körper gepresst hatte.
Auf der Verlobungsparty seiner Cousine!
Meine Augen werden noch eine Spur größer, als Jack mir kurz zuzwinkert und sich anschließend rasch umdreht. Meine Augen liegen nun auf seinem durchtrainierten, gebräunten Rücken, als er auf einmal über die Wiese barfuß auf Isla zu getanzt kommt, welche gegenüber vom Pool, in einem königsblauen Bikini steht. Aus den Lautsprechern dröhnt ein Countrysong, den ich kurze Zeit später als Kenny Loggings „Footloose" erkenne.
Bei Isla angekommen, bleibt Jack für einen kurzen Moment stehen, bis die beiden prompt ohne sich abzusprechen in einen wilden Line Dance ausbrechen. Mir klappt der Mund offen, als meine Augen auf ihre nackten Füße wandern, die nun förmlich von rechts nach links, in einer wilden Tanzkombination, über den Rasen zu fliegen scheinen. Mittendrin kicken die beiden immer wieder einzeln ihre Füße nach vorne und springen auf der Stelle. Voller Bewunderung bleibt mein Blick erst auf Isla und dann auf Jack hängen, dessen kompletter Körper sich, in schon fast zweiter Natur, flink über den Rasen in einer Art Viereck bewegt.
Auf einmal nimmt Jack Islas Hand und dreht sie kurzerhand zu sich ein. Isla lacht laut auf und dreht sich wieder aus, ihre blonden Haare wehen dabei in einem wilden Fächer um sie herum. Die beiden führen ihren Tanz weiter, völlig in ihrem Element.
„Ich weiß, die beiden sind ziemlich cool", ertönt plötzlich eine tiefe Stimme neben mir. Ich werfe meinen Kopf über meine Schulter und blicke in Henrys blaue Augen. Für einen kurzen Moment muss ich schlucken, denn er war ein verdammt attraktiver Mann. Allein sein Seitenprofil sah aus, als ob es Michelangelo höchstpersönlich geformt hätte.
„Woher können die beiden so tanzen?", bringe ich schließlich hervor, löse meinen Blick dabei von Henry und wende ihn wieder Jack zu. Auf dessen Gesicht liegt ein breites Grinsen, während er mit Isla immer noch über den Rasen tanzt. Bei dem Anblick breitet sich ein warmes Gefühl in meiner Magengrube aus.
„Die beiden waren jahrelang zusammen im Tanzsportclub. Es war für beide ein Ausgleich neben der Schule, aber besonders für Jack. Isla war fast durchgehend eine Einser Schülerin, aber Jack hatte es nicht immer wirklich einfach", antwortet mir Henry, sein Blick liegt, während er redet, die ganze Zeit auf den beiden.
„Wegen seiner Dyslexie?", bringe ich leise hervor, während sich ein kleiner wehmütiger Stich in mein Innerstes bohrt.
„Er hat dir davon erzählt?", fragt mich Henry überrascht und dreht seinen Kopf nun zu mir. Ich nicke nur als Antwort, mein Blick weiterhin auf Jack und Isla gerichtet, die inzwischen in ein wildes Tanzbattle, zu Silèntos „Watch me", verwickelt sind.
„Jack hatte eine ziemlich harte Zeit in der Schule. Er musste doppelt so hart, wie die anderen Schüler arbeiten und manche Lehrer haben keine Rücksicht auf ihn genommen. Obwohl seine Dyslexie bei ihm schon seit der Grundschule diagnostiziert ist. Die meisten Menschen denken leider immer noch, dass Leute die Dyslexie haben dumm sind", dringt Henrys Stimme an mein Ohr und lässt mich meinen Blick sofort von den Beiden lösen.
„Aber das stimmt doch gar nicht!", rufe ich augenblicklich aus. „Jack ist alles andere als dumm! Nur weil er vielleicht langsamer liest als andere Menschen oder vielleicht ein paar Buchstaben beim Schreiben oder Lesen vertauscht, heißt das noch lange nicht, dass er dumm ist!", rufe ich aufgebracht aus. Mein Brustkorb hebt und senkt sich dabei unregelmäßig, während sich Wut auf Jacks ehemalige Lehrer in mich senkt.
Für einen kurzen Moment schaut mich Henry einfach nur an. Seine blauen Augen liegen dabei intensiv auf meinem Gesicht, bevor sich schließlich seine Mundwinkel zu einem warmen Lächeln hochziehen. Plötzlich macht er, völlig unerwartet, einen Schritt nach vorn und überrumpelt mich vollkommen, indem er mich in eine feste Umarmung zieht. Meine Augen sind leicht geweitet, als mein Kinn auf seiner Schulter aufkommt. Ein aromatisch, herber Geruch dringt in meine Nase, während Henry mir, mit einer seiner Hände, ein paar mal sanft auf den Rücken klopft.
„Du bist ein guter Mensch, Darling", sagt er mit seinem schweren, britischen Akzent an meinem Ohr. Eine sofortige Welle von Heimat überrollt mich und lässt mich meine Lippen zu einem Lächeln hochziehen.
Henry und ich lösen uns wieder voneinander, auf meinem Gesicht immer noch ein Lächeln.
„You've got that smile that only heaven can make....", ertönt unmittelbar Chris Brown's Stimme aus den Lautsprechern. Das Grinsen auf meinem Gesicht wird noch breiter, weil ich den Song liebe.
„Da ist jemand ein Fan, was?", fragt mich Henry mit einem tiefen, angenehmen Lachen, als er mein nun strahlendes Gesicht in sich aufnimmt.
„Mm", gebe ich mit einem euphorischen Nicken von mir, im selben Moment spüre ich wie eine Hand meine umschließt. Meine Augen begegnen augenblicklich Jacks grünem Blick, der warm auf meinem Gesicht liegt.
„Komm", formt er lautlos mit seinen Lippen und zieht dabei leicht an meiner Hand, während er beginnt sich in leichten Bewegungen zur Musik zu bewegen. Meine Augen sind leicht geweitet, als er mich tanzend mit sich zieht.
„And baby everything that I have is yours , you will never get cold or hungry, I'll be there when you're insecure...", dringen nun Justin Biebers und Chris Browns Stimmen durch die Lautsprecher, während Jack mich nun an seiner Hand dazu bringt mit ihm über den Rasen zu tanzen.
„Jack!", rufe ich lachend aus und will mich von seiner Hand lösen, aber er lässt mich nicht. Stattdessen bleibt er mit mir stehen und zieht mich nun an meiner Taille nah an seinen Körper. Meine Augen weiten sich leicht, als Jacks Hand plötzlich zu meinem Rücken wandert und seine Finger sich dort ausstrecken.
Mein Oberkörper ist an Jacks nackte, warme Brust gepresst, als seine freie Hand nach meinem Arm greift und meine Hand auf seiner Schulter platziert. Anschließend greift er nach meiner anderen Hand und beginnt, langsam mit mir zu tanzen. Es passt überhaupt nicht zum Takt von Chris Brown und Justin Bieber, aber es scheint Jack komplett egal zu sein. Seine größere, warme Hand umschließt meine, während seine Füße mich zu, einem anscheinend nur für ihn hörbaren, langsameren Takt über den Rasen des Gartens führen. Der Stoff meines Kleides, der sich an seiner nackten Haut reibt, verursacht ein warmes prickelndes Gefühl auf meiner Haut. Seine leuchtend grünen Augen blicken fest in meine, bevor er meinen Oberkörper sanft nach hinten neigt, seine warme Hand immer noch an meinem Rücken ausgestreckt. Für einen kurzen Moment trennt sich unserer Blick, einzig allein das laute Geräusch meines Herzschlages in meinen Ohren. Mit einem sanften Druck an meinem Rücken, führt Jack mich wieder in eine gerade Position, sodass meine Augen erneut in seine blicken. Mein Atem stockt in meiner Kehle, als ein herber, fruchtiger Geruch in meine Nase dringt.
„Wie schaffst du es so schön auszusehen, Sonnenschein? Verrat mir bitte dein Geheimnis", bettelt mich Jack plötzlich an, seine Lippen ziehen sich dabei zu einem leichten Lächeln nach oben, das seine Grübchen zum Vorschein bringt. Bei seinen Worten breitet sich ein warmes Gefühl in meiner Magengrube aus, gefolgt von einem Lächeln, welches sich auf meine Lippen stiehlt. „Ich würde nämlich auch gerne die ganze Zeit so gut für dich aussehen", fügt er hinzu und zwinkert mir dabei spielerisch zu.
Ich rolle mit den Augen und schüttele grinsend den Kopf. Mein Mund öffnet sich, um Jack etwas zu erwidern, doch Alessias laute Stimme, die aufbrausend über den Rasen dröhnt, kommt mir zuvor.
„Non puoi trasferirti da noi per un capriccio. Famiglia o no!", höre ich Alessia's Stimme in Italienisch über den Rasen dröhnen. Über Jack Schulter hinweg, suchen meine Augen den Garten nach Alessia ab. Ich bin mir sicher, sie muss mit Benito sprechen, doch als meine Augen sie finden, sehe ich, dass sie aufgebracht in ihr Handy redet.
Mein Blick wandert wieder zu Jack, dessen Hand immer noch an meinem Rücken liegt, seine Augenbrauen sind leicht zusammengezogen, während er Alessia aufmerksam zuzuhören scheint.
„Non vedo l'ora di vedere nonna Ada, ma perché zio Colombano deve venire anche con zia Dacia e i gemelli?"
Ein kleines Glucksen dringt über Jacks Lippen. Fragend löse ich meine Augen von Alessia und schaue Jack wieder ins Gesicht. Seine grünen Augen liegen auf meinen.
„Anscheinend kommt ihre Oma Ada zu Besuch und ihr Onkel Colombano, plus Tante und Zwillinge. Und Alessia ist nicht wirklich glücklich darüber", gibt Jack leicht belustigt von sich, während er weiterhin konzentriert dem Gespräch von Alessia und ihrem Anrufer lauscht.
„Sai com'è lo zio Colombano! Non è molto tollerante verso le altre culture. Cosa devo fare con Freya quando viene qui?", ertönt Alessias Stimme immer erboster über die blühende Wiese an mein Ohr. Als ich meinen Namen vernehme, hebe ich meinen Kopf, meine Stirn zieht sich dabei verwirrt in Falten.
„Was ist mit mir?", bringe ich über meine Lippen und schaue Jack dabei fragend an.
„Sie fragt sich was sie mit dir machen soll, wenn ihr Onkel zu Besuch kommt. Anscheinend ist er nicht wirklich tolerant gegenüber anderen Kulturen." Entsetzt über Jacks Antwort vergrößern sich meine Pupillen.
„Wie, sie weißt nicht was sie mit mir machen soll?", stoße ich leicht atemlos aus. Für einen kurzen Moment kommt mir der Gedanke, dass ich in ein paar Tagen wieder nach Hause fliegen muss. Furcht erfüllt meinen Körper bei dem bloßen Gedanken daran, wie ich in ein Flugzeug steige zurück ins kältere England. Zurück zu Maddox und Vicky.
Mir wird leicht schlecht.
„Gott, denkst du ich muss wieder nach Hause fliegen?", bringe ich leicht panisch hervor. Jacks Mundwinkel ziehen sich nach oben und er schüttelt sofort seinen Kopf.
„Auf keinen Fall, Sonnenschein", sagt er bestimmend, tritt einen Schritt zurück und greift plötzlich nach meiner Hand. „Und wenn, in unserem Pool ist noch genug Platz für eine kleine Meerjungfrau", zwinkert er mir zu und zieht mich dann an seiner Hand in Richtung des Pools.
***
„So yeah it's a fire, it's a goddamn blaze in the dark and you started it. You started it ...", singe ich zu Taylor Swift mit, meine Augen dabei geschlossen.
Ich liege im Pool auf Jacks großer Muschel Luftmatratze, die warme Sommerhitze senkt sich in meinen Körper. Nicht mehr lange und ich würde wieder in den Pool springen, weil ich dringend eine Abkühlung brauchte.
Noch 5 Minuten, Freya.
Ich döse weiter vor mir hin, bis ich plötzlich etwas längliches, leicht salziges an meinen Lippen spüre. Erschrocken öffne ich meine Augen und muss dabei ein paar Mal gegen die grelle Sonne blinzeln. Im selben Moment höre ich Jacks warme Stimme zu mir dringen.
„Öffne deinen Mund", seine grünen Augen schweben über meinen, als er mir eine fingerdicke, mürbe Brotstange, die mit Schinken umwickelt ist entgegenhält.
In einem Pool. Eine Brotstange in einem Pool. Umwickelt mit Schinken.
Zu geblendet um ihm irgendwas zu antworten, öffne ich meinen Mund und beobachte Jack schließlich dabei, wie er mir die Brotstange langsam in den Mund schiebt. Ich beiße ein Stück von ihr ab und kaue. Das reiche, süßliche Aroma des Schinkens umhüllt meine Zunge und lässt mich zufriedenstellend aufseufzen. Jacks grüne Augen liegen intensiv auf meinen, als ich ihn dabei beobachte, wie er den Rest der Brotstange zu seinen Lippen führt und sich schließlich den Rest der Gebäckstange ebenfalls in den Mund schiebt. Ein glückliches Stöhnen verlässt seinen Mund, während sich auf seinem Gesicht ein befriedigter Ausdruck ausbreitet.
„Mann, ist das gut! Jetzt noch eine Käseplatte dazu oder ein Glas Wein..." Jack's Stimme schweift ab, ein verträumter Ausdruck auf seinem Gesicht.
„Du magst Wein?", frage ich ihn, während ich die Nase rümpfe. „Du scheinst mir eher ein Biertyp zu sein."
„Bin ich auch. Aber manchmal trinke ich auch gerne ein Glas Wein", erwidert er, sein grüner Blick schweift dabei über mein Gesicht, bevor auf einmal ein verschmitztes Funkeln in seinen Augen erscheint. „Aber um ehrlich zu sein, du tust es auch. Du bist wie ein guter Wein. Je mehr ich von dir trinke, desto besser fühle ich mich", sagt er mit einem Augenzwinkern.
„Ernsthaft, Eugene?", frage ich mit einem Augenrollen, gefolgt von einem Lachen.
„Ernsthaft", antwortet Jack todernst. „Du hast viele schöne Kurven, Sonnenschein, aber dein Lächeln ist mein absoluter Favorit", fügt Jack nun hinzu, seine Mundwinkel zucken dabei.
„Oh mein Gott, ich haue ab", bringe ich lachend hervor, stoße mich von der Luftmatratze, sodass ich nun im Wasser lande. Ich mache ein paar Schritte durchs Wasser, doch ich komme nicht wirklich weit.
Plötzlich schlingt sich ein Arm um meine Taille und ich werde aus dem Wasser gehoben. Mein Rücken wird dabei an eine warme, nackte, nasse Brust gepresst. Ein plötzlicher Duft von Zitrusfrüchten steigt mir in die Nase.
„Wo hin so schnell, Sonnenschein?", haucht mir Jack mit einer leicht rauen Stimme ins Ohr. Ein Schauer läuft meinen Rücken herunter, als seine Fingerspitzen leicht über meine Seite fahren.
„Ähm... Ich muss mich eincremen", rufe ich hastig, meine Stimme dabei mehrere Oktaven höher, als unter normalen Umständen.
Ich wackle ein bisschen mit meinen Körper, halte aber sofort inne, als mir klar wird, was ich gerade tue.
Ich spüre, wie mir eine heiße Röte, den Nacken hochkriecht.
„Ähm, kannst du mich bitte runterlassen", krächze ich mit laut pulsierendem Herzschlag hervor, bevor Jacks Hand mich auch schon wieder loslässt und ich mit einem kleinen Platsch im Pool lande.
Ohne mich umzudrehen, watschele ich durch das Wasser in Richtung Poolrand, an dem sich meine Liege und Tasche, welche meine Sonnencreme beinhaltet, befindet.
Musik dröhnt immer noch durch die Lautsprecher, ich bekomme sie aber nur am Rande mit, als ich mich aus dem Wasser stemme und mit nasstriefendem Haar auf meine Liege zulaufe. An ihr angekommen, öffne ich meine Tasche und werfe einen Blick hinein.
Meine Hand bleibt in der Bewegung stehen, als ich das pinke Leuchten meines Handys in mich aufnehme.
„Hör auf Freya. Lass es in der Tasche!", scheint mir mein Gewissen zuzuschreien, doch leider scheint mein Körper nicht auf mein Gewissen zu hören.
Ich hole das Telefon aus meiner Tasche, entsperre es und gehe sofort auf Whatsapp. Schnell klicke ich auf Vickys Namen und lese die Nachricht, die sie mir geschrieben hat. Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken, als die Bedeutung ihrer Worte in meinem Gehirn ankommt.
Mir wird schlecht und ich spüre, wie die Worte vor meinen Augen beginnen zu verschwimmen.
Oh mein Gott, Freya! Du wirst es nicht glauben, aber Maddox und ich sind wieder zusammen! Ruf mich sofort an, ich will dir alles erzählen!
Das Handy rutscht mir aus der Hand und fällt auf die Liege. Als ob ich mich in einem Fiebertraum befinden würde, stemme ich mich von ihr hoch. Alle scheinen abgelenkt zu sein, als ich über den Rasen in Richtung der Villa eile. Tränen schießen in meine Augen.
Maddox und Vicky waren wieder zusammen.
Vicky und Maddox.
Es scheint, als wäre es gestern gewesen, dass ich sein Gesicht gesehen hatte. Fingerspitzen auf meiner Haut. Seine Hand in meiner. Seine Lippen auf meinen. Die süßeste Zärtlichkeit in seinen blauen Augen. Ein schlauer Trick von ihm, wie ich jetzt wusste. Ein verdammt schlauer Trick, um mich an ihn zu binden.
Ein erstickter Schluchzer entweicht meinen Lippen, als ich vor der Glasschiebetür der Villa ankomme. Ich höre entfernt den Ruf meines Namens.
Schnell öffne ich die Tür und stürme ins Haus. Geistesabwesend renne ich eine graue Wendeltreppe aus Marmor hoch, Bilder von Maddox und mir, die vor meinem Gesicht aufblitzen.
Die Tür, der überfüllten, düsteren Hausmeisterkabine ist nicht einmal ins Schloss gefallen, als Maddoxs Lippen sich hart auf meine pressen. Er dreht mich um und presst mich mit meiner Rückseite gegen die Tür. Ein kleiner Schmerz schießt durch meinen Rücken, aber es ist Maddox. Wunderschöner Maddox, mit den blauesten Augen, die ich je gesehen hatte und dem süßesten Lächeln. Maddox, der mich küsste. Es war aufregend und berauschend. Er war der beliebteste Junge der Stufe und er konnte jede haben. Jede. Stattdessen war er hier mit mir.
Seine Hand schiebt sich plötzlich unter mein rosa Top und tastet die Körbchen meines BHs ab. Meine Augen weiten sich leicht, als seine freie Hand schließlich nach einem meiner nackten Beine greift und es sich um seine Mitte schlingt. Sein Unterleib drückt gegen meinen, als er plötzlich seine Lippen von meinen löst.
„Du hättest einen Rock anstelle dieser Shorts tragen sollen", raunt er mir zu.
„Ich mag Röcke nicht", antworte ich ihm wahrheitsgetreu und blicke ihm dabei in die babyblauen Augen. „Ich fühle mich darin unwohl."
„Warum? Ich finde sie extrem heiß", sagt er mit leicht heiser Stimme und wandert mit seinen Fingern mein Bein entlang. „Und weiblich. Plus deine Beine sehen bestimmt verdammt sexy in einem aus", fügt er hinzu.
Ein aufgeregtes Flattern breitet sich in meiner Magengrube aus und ich spüre, wie ich rot werde.
„Meinst du?", presse ich unsicher hervor und beiße mir dabei auf die Unterlippe.
„Mm..." , gibt er mir nur als Antwort, bevor er seine Lippen erneut auf meine drückt. Seine Hand schiebt sich im selben Moment unter eines meiner BH Körbchen, gefolgt von seinen Zähnen, die sich in meine Unterlippe senken. Ein kalter Schauder rinnt über meinen Rücken.
„Weißt du, es wäre schön, wenn du dein Shirt ausziehen würdest", sagt Maddox ungeduldig zwischen Küssen an meinen Lippen. Kalte Nervosität dringt durch meinen Körper, bei seinem Vorschlag. Ich hatte mich noch nie vor einem Jungen ausgezogen. Was war, wenn er mich nicht mochte? Was war, wenn er meinen Körper sah und ihn abstoßend fand?
Abrupt löse ich mich von ihm. „Maddox...", beginne ich mit zitternder Stimme und schüttele dabei meinen Kopf. „Ich... Ich denke ich sollte mein Shirt nicht ausziehen", sage ich kaum hörbar.
Maddox Hand bewegt sich nicht von meiner nackten Brust weg, stattdessen wandert seine andere Hand zu meiner Wange und liebkost mit seinen Fingern mein Gesicht.
„Du weißt, dass du süß bist, oder?", sagt Maddox auf einmal eine Spur sanfter, seine babyblauen Augen blicken dabei tief in meine. „Fast wie dieses kleine Reh mit den braunen Augen aus diesem Kinderfilm...", ergänzt Maddox.
„Bambi", helfe ich ihm auf die Sprünge und obwohl ich den Film nicht mochte, finde ich es trotzdem süß, dass er findet, dass ich aussehe wie ein kleines Reh.
„Genau, Bambi", sagt er mit diesem Lächeln auf dem Gesicht, welches ich so sehr liebte. Es bringt seine strahlend, weißen Zähne zum Vorschein.
„Außerdem, gibt es niemanden, mit dem ich meinen Sommer lieber verbringen würde, als mit dir, Freya", fügt er noch eine Spur sanfter hinzu.
Ich bin mir sicher, dass mein Herz jeden Moment bei seinen Worten zerspringen würde. Noch nie hatte ein Junge sowas Süßes zu mir gesagt. Für die meisten Jungen war ich unsichtbar. Doch nicht für Maddox. Nicht mehr.
All meine Entschlossenheit mein Shirt anzulassen zerbröckelt und ehe ich mich versehe, ziehe ich mein Shirt über meinen Kopf.
Maddox Augen schweifen über meinen fast nackten Oberkörper. Anschließend macht er einen Schritt nach vorn, greift um meinen Rücken und wandert mit seinen Fingern zum Verschluss meines BHs und öffnet ihn.
„Maddox", bringe ich keuchend hervor, während mein BH von meinem Körper gleitet und meine nackten, kleinen Brüste nun entblößt.
Die fehlenden Körbchen werden sofort von Maddox Händen ersetzt.
„Sch, ich verspreche es wird sich gut anfühlen", raunt mir Maddox ins Ohr, bevor er beginnt meine Brüste zu kneten. Seine Hände sind ein bisschen kalt und ich zucke ein wenig bei der Berührung zusammen.
„Welche Körbchengröße ist das?", fragt mich Maddox urplötzlich, seine Augen konzentriert auf meine Brüste gerichtet.
„Ein A-Körbchen", presse ich hervor, während Peinlichkeit meinen Körper durchflutet.
„Das ist das kleinste Körbchen, oder?", fragt Maddox weiter.
Warum wollte er das wissen?
„Das Zweitkleinste", gebe ich von mir. Es war mir unendlich peinlich.
Maddox Hände lassen bei meiner Antwort von meinen Brüsten ab, stattdessen wandern seine Hände um meine Mitte und packen meinen Hintern.
„Mach dir keine Sorgen Baby. Wie sagt man so schön? Man kann nicht alles im Leben haben.", sagt Maddox plötzlich nonchalant, bevor seine Lippen zu meiner Stirn wandern und einen keuschen Kuss dorthin drücken. Im selben Moment erfüllt der laute Gong der Schulglocke den kleinen Raum der Hausmeisterkabine.
Ich zucke erschrocken zusammen, löse mich hektisch von Maddox und hebe mein Shirt auf. In einer raschen Bewegung stülpe ich es mir über den nackten Oberkörper.
Maddoxs lacht bei meinem Anblick auf. „Freya beruhig dich, es ist der letzte Schultag. Die Noten stehen schon längst"
„Trotzdem will ich nicht zu spät kommen", sage ich ernst und fahre mir ein paar Mal durchs Haar, um es zu glätten.
„Okay, Miss Tugendbold", sagt Maddox scherzhaft, läuft zur Tür und bleibt kurz vor ihr stehen. Ein letztes Mal wirft er seinen Kopf über seine Schulter.
„Ich ruf dich an", sagt er sanft, bevor seine Hand nach der Türklinke greift und die Tür einen Spalt weit öffnet.
„Warum gehst du nie mit mir aus?", die Worte kommen mir über die Lippen, bevor ich mich zurückhalten kann. Sie nagen schon seit Wochen an meinem Innersten.
„Du weißt warum, Freya. Die Leute sind neugierig. Besonders 18 jährige Jungs. Ich möchte einfach einen ruhigen Sommer mit meinem Mädchen", den letzten Satz spricht er ein wenig sanfter, bevor er die Tür komplett öffnet und durch die Tür nach draußen verschwindet.
Mein Herz schlägt schnell in meiner Brust, als ich mich, der immer noch offenen, Tür nähere.
Sein Mädchen. Ich war Maddox Mädchen.
Ein weites Grinsen erscheint auf meinem Gesicht, während ich Maddox Rücken beobachte, der sich immer weiter auf dem Schulflur von mir entfernt.
Abrupt werde ich aus der Erinnerung gerissen. Geistesabwesend öffnet meine Hand eine Tür. Mit Tränen, die mein Gesicht herunterströmen, stolpere ich in ein helles Zimmer. Die Tür fällt hinter mir ins Schloss. Unkontrollierte Schluchzer kommen über meine Lippen, als ich weiter in das Zimmer stolpere und mein Körper schließlich auf dem weichen Bett zusammenbricht. Ein schwacher, herber Geruch dringt an meine Nase, der mich an Henry erinnert. Mit dem Gesicht nach unten, weine ich in das Kissen und befreie alle meine verschlossenen Gefühle.
Maddox war wieder mit Vicky zusammen.
Vicky war wieder Maddox Freundin.
Ein gequältes Schluchzen entweicht meinen Lippen, das Kissen dämpft das Geräusch ein wenig.
Ein lautes Klopfen rüttelt an der Tür.
„Freya?"
Langsam hebe ich meinen Kopf und starre mit großen Augen auf die Tür.
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Danke, an alle die noch da sind und lesen! <3
Auch wenn ich wieder Millionen Jahren gebraucht hab, um upzudaten. Aber der Schreibprozess ist manchmal echt verdammt hart. Es gibt Phasen, in denen ich verdammte Selbstzweifel habe, die meine Kreativität förmlich blockieren. Dann gibt es Phasen, in denen mich die Angst, darüber, dass ich es niemals schaffen werde, die Geschichte zu Ende zu schreiben, paralysiert.
Aber ich schätze, das ist normal und eine Phase des Schreibprozesses. Denn selbst Stephen King hat mal gesagt, dass er bei jedem neuen Buch, dass er anfängt, Angst hat, er würde es nie zu Ende bringen.
Fühlt euch gedrückt! Und bleibt gesund :)
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