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Die Zuckerwatte Party


Ein großes Dank an meine Tay sister  @Isabell0297 fürs Betalesen :) <3 

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Kurz überlege ich nicht dranzugehen, einfach klingeln zu lassen, weil ich genau weiß, weshalb sie anruft. Doch ich weiß ebenso, dass wenn ich den Anruf nicht entgegennehme, sie mich mit Anrufen und Nachrichten terrorisieren wird. Vicky kann sehr hartnäckig sein, wenn sie versucht etwas herauszufinden. Schließlich hebe ich mein Handy hoch und nehme missmutig den Anruf an.

„Hi, Na?", ist das Erste, was durch mein Handy dringt.

Vicky sitzt in einem rosa Bademantel auf dem Bett, ihr blondes Haar zerzaust. Sie schaut mich mit einem Lächeln an, aber ich weiß, dass sie innerlich fast vor Neugierde explodiert. So war Vicky nun einmal.

„Hi", gebe ich von mir, während ich innerlich bete, dass ich vielleicht doch Unrecht hatte.

„Wie geht's dir? Was gibt es neues?", frage ich sie locker, versuche mir nicht anmerken zu lassen, dass ich nervös war mit ihr zu sprechen.

„Gut", sagt sie knapp, bevor sie erneut anfängt zu sprechen. „Nichts Besonderes. Ich hab Maddox gestern gesehen", sagt sie nonchalant.

Sie inspiziert ihre Fingernägel und schaut bewusst nicht in die Kamera. Ich schlucke.

Sie weiß es nicht Freya. Sie weiß es nicht. Reagier normal.

„Und wie lief's?", presse ich hervor, obwohl ich alles Andere möchte als die Konversation in diese Bahn zu lenken.

Sie zuckt mit den Schultern. „Er hatte ein Mädel dabei. Er scheint glücklich zu sein."

Sie klingt übertrieben desinteressiert, aber ich kenne sie zu gut, um zu wissen, dass es ihr wirklich noch etwas ausmacht.

Maddox King wusste seinen Charme viel zu gut einzusetzen. So gut, dass es für ein Mädchen nicht einfach war ihn zu vergessen. Das hatte ich am eigenen Leib erfahren müssen. Mir wird schlecht, als ich an Maddox zurückdenke.

Freya, reiß dich zusammen! Es ist 2 Jahre her.

Glücklicherweise lenkt Vicky die Konversation von alleine in eine andere Bahn.

„Wie geht's dir?", ein Lächeln liegt jetzt auf ihren Lippen.

„Den Fotos, die du gesendet hast, nach, schätze ich mal dir geht's sehr gut. Jack also?", sie zieht eine Augenbraue hoch und schaut fragend in ihr Handy.

Jack's Name hört sich merkwürdig aus Vicky's Mund an. Ich schlucke und öffne meinen Mund, um Vicky zu erzählen, dass ich nicht wirklich mit Jack zusammen bin, doch auf einmal taucht ein dunkelbrauner Haarschopf neben ihr auf und küsst ihre Wange, bis zu ihrem Hals entlang. Vicky kichert.

„Alfie!", ruft sie in einer dieser nervig quietschenden Stimmen, lachend aus.

Alfie hebt seinen Kopf und schaut in ihr Handy. Mit seinen dunklen lockigen Haaren und seinen braunen Augen erinnert er mich irgendwie an Dan von Gossip Girl, obwohl er eine viel breitere Nase hat und seine Haare auch viel kürzer sind. Ich weiß, um ehrlich zu sein nicht was es ist. Vielleicht ist es dieser adrette Schuljungenlook, den er zu haben scheint. Die Tatsache, dass er ein weißes Hemd mit einer ockerfarbenen Weste trägt, macht es auch nicht wirklich besser.

„Freya, das ist Alfie. Alfie, das ist Freya", sagt Vicky schließlich.

„Hi Alf...."., doch ich komme nicht weiter, denn plötzlich wird meine Zimmertür aufgerissen.

Erschrocken schreie ich auf und mein Handy fällt mit dem Display nach unten auf mein Bett.

„Girl, du musst nicht so schreien!", ertönt eine schrille Stimme.

In ihr schwingt ein leichter italienischer Akzent mit, aber nicht so auffällig wie bei Alessia's Eltern. Meine Augen kleben an der Person, die im Türrahmen steht. Ich glaube es ist eine Sie, aber ich bin mir nicht sicher. Zumindest die Art und Weise, wie die Person gekleidet ist, impliziert, dass es sich um eine Sie handelt, aber heutzutage wusste man ja nie und ich wollte niemanden verärgern.

„Hopp, Hopp, chica wir sind schon spät dran. Enrica hat nicht ewig Zeit."

Enrica?

Was macht Sie in meinem Zimmer und wie war sie ins Haus gekommen?

Noch nie hatte ich eine Person gesehen, die so schrill gekleidet ist wie Enrica. Sie trägt eine schrille pinke kinnlange Perücke mit einem fransigen Pony. Ihr Gesicht ist von langen, schwarzen, künstlichen Wimpern geziert, ihre Lippen in einem dunklen Lila geschminkt. Sie kommt in ihren langen silbernen Stiefeln, die mich an Abba erinnern, auf mich zugelaufen. Die Absätze sind so hoch, dass mir beim bloßen Zusehen schon schwindelig wird. Ihr regenbogenfarbenes Tutu steht von ihren kräftigen Oberschenkeln ab. Am Bett angekommen greift sie nach meinem Handy, das neben mir immer noch mit dem Bildschirm nach unten, auf dem Bett liegt. Sie hebt es hoch und lächelt schließlich in die Kamera.

„Freya?", höre ich Vicky's verwirrte Stimme, doch bevor ich nach meinem Handy fragen kann, winkt Enrica in die Kamera.

„Sorry Schätzchen, aber Freya hat leider keine Zeit mehr. Tüdelü!"

Ich beobachte mit offenem Mund, wie sie den Anruf beendet, vom Bett aufsteht und mir ihre Hand entgegenstreckt.

„Wer ..wer bist du?", frage ich sie erstaunt.

„Enrica", antwortet sie. „ Und du Schätzchen brauchst ein bisschen Glam, bevor wir in den Club gehen."

„In den Club?"

„Ja Schätzchen, in den Club", sie rollt mit den Augen, als ob es das Offensichtlichste der Welt wäre und ich der dümmste Mensch in diesem Haus.

Sie läuft schließlich zu meinem Kleiderschrank, öffnet die Tür und zieht nach einem kurzen Blick in den Schrank ein hellblaues Kleid heraus. Es ist kurz und hat weiße, kleine Flecken. Die Ärmel haben Rüschen und vorne wird es mit einem Band zusammengeschnürt. Unterhalb der Brust befindet sich eine Raffung, die dem Kleid Form verleiht. Ich wusste nicht einmal, dass ich das Kleid mitgenommen hatte.

„Das mit ein paar hohen Schuhen Girl und du bist einfach hot!", Enrica macht eine übertriebene Handbewegung und öffnet schließlich eine der Schubladen des Kleiderschranks und wirft einen Blick in die Sammlung von Schuhen, die ich mitgenommen habe.

„Girl, sag mir nicht, du hast keine hohen Schuhe dabei...", sie seufzt theatralisch auf und stemmt ihre Hände in ihre Hüften.

Erst jetzt sehe ich, dass ihre Fingernägel in einem hellen Pink lackiert sind. Sie tippt mit der Spitze ihres Abba Stiefels auf den Boden.

„Was soll ich denn jetzt mit dir machen? Drei Engel für Charlie und eine trägt keine hohen Schuhe!", kreischt sie dramatisch auf und wirft die Hände in die Höhe.

Mir fehlen die Worte, als ich beobachte, wie sie nun durch das Zimmer stolziert. Sie war definitiv eine Persönlichkeit.

„Mon dieu! Dann bleibt uns nur noch der Kleiderschrank von Mamma Ginevra übrig. Komm Girl", sie greift schließlich nach meiner Hand und zieht mich durch die Tür nach draußen.

Ich komme kaum hinterher, als sie mit einem Hüftschwung vor mir die Treppen hinaufläuft und den Haupteingang betritt. Wir kommen am Wohnzimmer vorbei, dessen hohe Decken von den Sonnenstrahlen, die nun durch eine geöffnete Tür scheint, erhellt werden. Filippo und Ginevra sitzen dicht aneinander gekuschelt auf dem weißen Sofa, das mit grün-gelben Akzenten abgestimmt ist. Auf dem Tisch steht eine Vase mit Sonnenblumen.

„Ciao Freya. Hattest du einen schönen Tag?", fragt mich Filippo, gleichzeitig ertönt Ginevra's Stimme.

„Enrica!", ruft sie begeistert aus.

„Non ti ho sentito affato! Wann bist du gekommen?", wechselt Ginevra am Ende auf Englisch, als ihr Blick kurz zu mit wandert.

„Gerade eben Herzchen", zwitschert Enrica, woraufhin Ginevra auflacht.

Eine sanfte Brise weht durch die Tür, bringt die terracottafarbenen Vorhänge, die über der Türfront hängen, leicht zum Schwingen.

„Ja danke, er war schön", antworte ich Filippo mit einem Grinsen.

Filippo schenkt mir ein Lächeln. „Das freut mich. Alessia sollte jeden Moment hier sein."

„Perfekt!", ruft Enrica aus und klatscht in die Hände, bevor sie sich in einen der gegenüberliegenden Sessel plumpsen lässt und ihre langen, muskulösen Beine übereinanderschlägt.

Das Silber ihrer Abba Stiefel leuchtet in der Sonne auf, während sie mit der Spitze ihres Schuhs auf und ab wippt.

„Wir müssten bevor wir uns fertig machen nur noch einmal an deinen Kleiderschrank, Ginevra Herzchen. Freya hat keine hohen Schuhe dabei."

Ginevra lacht auf. „Natürlich hat sie das nicht", sie schüttelt ihren Kopf und schaut mich schließlich mit einem warmen Blick an. „Schlichtheit ist der Grundgedanke von wahrer Eleganz."

„Pfft!", stößt Enrica aus. „Du weißt, was Sie sagen Herzchen: 'High Heels bringen dich näher an den Himmel'", sie streckt ihren linken Schuh nun graziös in die Höhe.

Ginevra lacht erneut auf und schüttelt mit dem Kopf. „Na gut, aber such ihr wenigstens was Bequemes aus."

„Hey! Ich bin auch noch da!", rufe ich schließlich aus, weil ich mich fühlte, wie ein kleines Kind über das bestimmt wurde.

Das bringt Filippo dazu laut aufzulachen. Es ist ein tiefes, angenehmes Lachen. Als er sich wieder gefangen hat, blickt er abwechselnd von mir zu Enrica.

„Was habt ihr Mädels schon wieder vor?" , fragt er uns amüsiert.

„Wir gehen auf eine Party", gibt Enrica euphorisch von sich.

„Ich dachte wir gehen in einen Club?", frage ich verwirrt.

„Ja, Schätzchen. Auf eine Party in einem Club. Eine ganz exklusive Party", Enrica macht eine abfallende Handbewegung „Mit ganz exklusivem Publikum."

Ich beobachte wie sich Ginvera's Mundwinkel belustigt hochziehen. „Enrica warum sagst du Freya nicht einfach, dass ihr auf eine Zuckerwatte Party geht?"

„Eine Zuckerwatte Party?"

„Eine LGBT- Party", antwortet Filippo für Enrica.

Oh.

Okay.

Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht wirklich, was ich mir unter so einer Party vorstellen soll, aber eine Party war eine Party oder nicht? Ob sie lesbisches, schwules, bisexuelles oder transgender Publikum hatte. Menschen waren Menschen, egal was sie für sexuelle Vorlieben hatten oder als was sie sich identifizierten.

Deshalb zuckte ich auch schließlich mit meinen Schultern und antwortete knapp „Okay."

***

Eine Stunde später, als Alessia, Enrica und ich eine beleuchtete Straße mit Cafés und Clubs entlanglaufen, weiß ich erst worauf ich mich eingelassen habe. Draußen vorm Club steht bereits eine Schlange um eingelassen zu werden. Das grelle Neonschild des Clubs blinkt vor uns doch es ist bei Weitem nicht das Grellste was blinkt. Meine Augen weiten sich kurz als ich eine Gruppe von Männern vor mir wahrnehme, die alle samt rosa Unterhosen tragen. Und sonst nichts. Auf ihren Rücken sind regenbogenfarbene Flügel gespannt, die leuchten. Einer der Männer hat ein derart blinkendes Exemplar auf seinem Rücken gespannt, dass ich das Gefühl habe beim bloßen Hinsehen fast zu erblinden. Auf ihren Brustkörben haben die Männer pinken Glitzer. Einige von ihnen sind auch im Gesicht angemalt und haben ihre Haare pink angesprüht.

„Ich fühle mich total underdressed", gebe ich von mir, als mein Blick auf einen weiteren Mann mit einer schwarzen Federboa, die um seinen nackten Oberkörper geschlungen ist, fällt.

„Quatsch Chica! Du siehst fabelhaft aus!", ruft Enrica aus „Und diese Schuhe sind einfach nur süß!"

Enrica hat Recht. Die Schuhe sind echt süß. Es sind schwarze Schnürsandalen mit einem Keilabsatz, die man ein Stück weiter sein Bein hochschnüren konnte. Das Band geht mir fast bis zu meinen Waden. Sie passen perfekt zu meinem blauen Kleid. Meine Haare hat Alessia mit zwei Haarspangen hinter meine Ohren gesteckt. In meinen Ohren zwei goldene Kreolen.

„Im Gegensatz zu euch beiden sehe ich total gewöhnlich aus."

„Freya!", unterbricht mich Alessia leicht wütend.

Ihre dunklen Augen blitzen auf. Ihr Haar ist zu einem dieser unordentlichen Dutts auf ihrem Kopf drapiert, darüber trägt sie eine dunkelgrün-weiße Bandana. Ihre Augen zieren, falsche Wimpern und ihr Körper steckt in einem schwarzen, schulterfreien, figurbetonten Minikleid, das einen kleinen Schlitz am Bein hat. An ihren Füßen schwarze High-Heel Sandaletten mit einem kleinen Riemchen am Knöchel. Sie sieht aus wie eine Göttin.

„Du siehst nicht gewöhnlich aus! Du könntest niemals gewöhnlich aussehen. Weißt du was ich alleine für deine Haare geben würde?", ruft Alessia aufgebracht aus . „Ich weiß nicht, woher du die Einstellung hast, dass du hässlich bist, aber Freya glaub mir, du bist wunderschön. Und lass dir niemals von jemandem etwas Anderes erzählen."

Ich muss schlucken bei Alessia's Ausbruch. „Weißt du nicht, was Tay immer singt? 'Don't you worry your pretty little mind, people throw rocks at things that shine'."

„Und das stimmt auch! Die Leute, die dir irgendeinen Scheiß über dich erzählen sind nur neidisch. Also mach dir keine Sorgen, Freya. Du siehst toll aus", sie drückt meine Hand kurz und schenkt mir ein warmes Lächeln.

„Danke", gebe ich leise von mir und lächele sie ebenfalls an.

„Genau Hase! Du bist ein heißer Feger!", ertönt plötzlich eine hohe Stimme von einem der Männer vor uns in der Reihe.

Er ist blond und hat babyblaue Augen. Seine Gesichtszüge sind weich und er sieht aus, als ob er sich mehrmals am Tag mit einer Gesichtscreme einschmieren würde.

„Wenn ich auf Frauen stehen würde Hase, du wirst definitiv ganz oben in meiner Auswahl", er zwinkert mir zu, woraufhin ich meine Lippen aufeinanderpressen muss, um nicht laut loszulachen.

„Siehst du, Girl!", ruft Alessia aus, während sie mich mit ihrer Hüfte anstupst.

„Na gut", gebe ich belustigt von mir, während meine Augen die belebte, beleuchtete Straße entlangwandern.

Ich beobachte ein paar Leute, die die Straße herunterlaufen, während Alessia und Enrica wild in Italienisch aufeinander einreden. Die Luft ist immer noch stickig und ich spüre wie meine Haare leicht in meinem Nacken kleben. Ich hebe mein Haar kurz im Nacken zusammen, meine Augen kurz auf den Boden gerichtet. Als ich meinen Haare wieder fallen lasse und meinen Kopf hebe, fallen meine Augen plötzlich auf einen dunklen Haarschopf ein paar Meter von uns entfernt.

Obwohl wir uns ein gutes Stück von ihm entfernt befinden, kann ich seine grünen Augen bis hier hin sehen.

„Scheiße!"

Ruckartig ducke ich mich hinter Alessia, während wir in der Schlange ein Stück nach vorne geschoben werden.

„Was ist los?", fragt mich Alessia besorgt und versucht sich zu mir umzudrehen.

„Nein!" zische ich panisch und versuche sie wieder mit dem Rücken zu mir zu drehen.

„Nicht umdrehen bitte. Jack darf mich nicht sehen!", zische ich leise.

„Jack?"

„Ja, Jack. Dunkle Haare, grüne Augen. Ich verspreche dir ich erzähl dir später von ihm Alessia. Aber bitte, bitte versteck mich. Ich kann ihn nicht schon das dritte Mal in zwei Tagen sehen. Der Typ scheint mich zu verfolgen!

Wir rutschen wieder ein Stück in der Reihe nach vorne, während ich versuche mich weiterhin zu ducken. Kurz überlege ich, ob ich vielleicht einen der Männer vor uns mit den Flügeln auf dem Rücken fragen soll, ob er sich neben mich stellen kann. Doch bevor ich zu einer Entscheidung kommen kann, wird mir diese schon durch ein hohes quietschendes Aufschreien von Enrica abgenommen.

„Jaaaaaaaack!"

Oh mein Gott.

„Jaaaack, honey, hierher !", ich bin so geschockt über Enrica's Verrat, dass ich mich nicht mal mehr bemühen kann mich richtig zu ducken.

Meine Augen sind weit aufgerissen, mein Mund ist leicht geöffnet, während ich sie dabei beobachte, wie sie Jack, als ob er ein langjähriger Freund wäre, zu sich winkt.

Jack's Gesicht spiegelt komplette Verwirrung wieder, als er vor Enrica zum Stehen kommt.

„Kennen wir uns?", höre ich ihn verwirrt fragen.

Enrica schüttelt ihren Kopf, lacht auf und klimpert dabei mit ihren falschen Wimpern. „Nein, Honey, aber ich glaub du kennst mein Girl Freya" ,bei der Erwähnung meines Namens, dreht Jack seinen Kopf zur Seite, seine Augen suchen die Leute ab, bis er mich plötzlich hinter Alessia entdeckt.

Unsere Augen treffen aufeinander und für einen kurzen Moment hält er meinen Blick fest, bevor ein breites Lächeln auf seinem Gesicht erscheint. „Sonnenschein", seine Stimme weht über mich wie eine sanfte Sommerbrise. Gänsehaut breitet sich auf meinen Armen aus.

„Hi", gebe ich nervös von mir.

Ich weiß selbst nicht mal warum ich nervös bin. Okay vielleicht doch. Es muss an seinem Haar liegen, das leicht zerzaust aussieht. Einzelne dunkle Haarsträhnen liegen über seiner Stirn. Oder vielleicht liegt es auch daran, dass das letzte Mal als wir uns gesehen haben seine Lippen auf meinen lagen. Ich kann meine Augen kaum von seinem Gesicht lösen und es zuckt in meinen Fingerspitzen, ihm die Strähnen aus der Stirn zu streichen. Er trägt ein blau-weiß gestreiftes Hemd, dessen obere Knöpfe offen stehen. Dazu trägt er eine hellblaue Jeans mit Löchern, die kurz über seinen Knöcheln endet. An seinen Füßen befinden sich weiße Sneakers.

„Wie kommts das Ariel mal an Land unterwegs ist?", fragt er mich mit einem Lächeln, das seine Augen erreicht.

Ein Lächeln stiehlt sich auch auf mein Gesicht. Ich öffne meinen Mund, um ihm zu antworten, doch Enrica's laute Stimme kommt mir zuvor.

„Wir drei Hübschen gehen auf eine Party!", sie macht einen Schritt auf mich und Alessia zu und hakt sich bei uns Beiden ein. „Wie wärs, wenn du mit uns kommst, Schnuckel?"

Oh Gott! Bitte Erde tue dich unter mir auf und verschlinge mich.

Ich sehe, wie Jack's Blick auf mich fällt. Seine Augen sind die ganze Zeit auf mich gerichtet, während er Enrica antwortet. „Klar Honey-Bunny, ich bin dabei", er dreht seinen Kopf kurz zur Seite und zwinkert Enrica spielerisch zu.

Honey-Bunny?

***

„Ausweis?", brummt einer der großen Security Männer, der am Eingang zum Club steht, während er mich mit seiner Hand zurückhält.

Ich bin mal wieder die Einzige. Ich versuche nicht genervt aufzuseufzen, als ich in meiner Tasche nach meinem Ausweis krame. Durch seine schwarze Sonnenbrille, überprüft er mich flüchtig. Sein Blick wandert dabei von meinem Kopf bis zu meinen Füßen. Er hat die Arme vor der Brust verschränkt und ich sehe wie er eine seiner dunklen Augenbrauen hochzieht.

Ich zeige ihm den Ausweis vor. Er wirft einen kurzen Blick drauf und verweilt dann wieder auf meinem Gesicht.

„Siehst gar nicht aus, wie jemand, der in so einer Szene aktiv ist", brummt er.

„Wie hat man denn bitte auszusehen, wenn man in so einer „Szene", ich mache ein paar Anführungszeichen mit meinen Händen. „Aktiv ist?"

„Weiß nicht. Anders eben", brummt er.

Ich rolle mit den Augen und schiebe mich an ihm vorbei. Für solche Konversationen habe ich einfach keine Geduld.

Enrica läuft bereits auf ihren Abba Stiefeln, eine lange Treppe, die von pinken Scheinwerfern angestrahlt wird, hoch. Sie hat sich bei Jack eingehakt und zieht ihn mit sich die Treppe hoch. Der Arme weiß gar nicht wie ihm geschieht. Am Geländer sind eine Schar von roséfarbenen, pinken und weißen Ballons befestigt. Alessia wartet am Ende der Treppe auf mich.

„Er ist süß", flüstert sie mir mit einem bedeutenden Lächeln zu, während sie sich bei mir einhakt.

„Wer? Der Türsteher?", frage ich gespielt ahnungslos.

Alessia verdreht scherzhaft ihre Augen, während wir die Treppe gemeinsam hochlaufen. Unsere Absätze klackern auf den Treppenstufen.

„Nein du Verrückte. Jack", sagt sie leise. „Er hat was von dem Typ aus dem „White Horse" Video."

„Du meinst Stephen Colleti", gebe ich nonchalant von mir.

„Genau der!", ruft sie aus, beißt sich dann aber sofort auf die Lippe und fügt etwas leiser hinzu „Nur, dass er nicht so ein Schwachmat, wie Stephen ist. Zumindest, das was ich bis jetzt gesehen hat. Er kann ja kaum seine Augen von dir lassen."

„Er mag dich", fügt sie noch hinzu.

„Ich weiß nicht...", gebe ich zögernd von mir, doch genau in diesem Moment dreht sich Jack, der inzwischen mit Enrica am oberen Ende der Treppe angekommen ist, um und wirft mir einen Blick über seine Schulter zu.

„Siehst du!", zischt Alessia und stupst mich mit ihrem Ellenbogen in die Seite.

Oben angekommen, laufen wir durch einen pinken, glitzernden Vorhang, der sich von einem großen Türrahmen, bis zum Boden spannt. Lauter Bass dröhnt mir entgegen. Das Erste was ich erblicke, als ich wir hinter dem Vorhang verschwunden sind, sind die großen, glitzernden Discokugeln, die von der Decke hängen. Dann fällt mein Blick auf zwei Männer, die auf einem Podest tanzen. Ihre Oberkörper sind nackt und beide tragen eine Lederleggings und eine passende Kopfbedeckung dazu, die aussieht wie eine Badekappe. Der Mann, der mir am Nächsten ist trägt eine türkisfarbene Kappe. Dazu hat er eine schwarze Sonnenbrille im Gesicht und seine Arme sind mit Ärmeln aus Stoff bedeckt, so als ob er sich einfach das Vorderteil seines Oberteils abgeschnitten hätte. Er tanzt wild auf dem Podest und schwingt eine LGBT Flagge. Ich bin dermaßen fasziniert, dass ich ausversehen mit einem Mann zusammenstoße. Als ich meinen Kopf hebe, um mich zu entschuldigen, sehe ich das dieser einen Catsuit trägt, auf seinem Gesicht eine schwarze Hasenmaske.

„Ähm Sorry", ich schenke ihm ein Lächeln.

„Kein Problem, Cupcake", antwortet der Mann, zwinkert mir durch seine Hasenmaske zu und tätschelt mir dabei auf den Arm.

Ich bin kurzzeitig ein wenig verblüfft, als mein Blick durch den Raum voller Leute fällt, die in den exzentrischsten Outfits, die ich je gesehen habe, gekleidet sind. Vereinzelt sind auch einige Leute dazwischen, die weniger exzentrisch gekleidet sind. Enrica läuft vor durch eine Gruppe von Männer, dessen Oberkörper frei sind. Sie tragen alle pinke Krönchen auf dem Kopf. In der Mitte von ihnen stehen zwei Frauen, die beide einen Brautschleier auf dem Kopf tragen und sich küssen.

Alessia läuft hinter Enrica durch die Menge und greift nach meiner Hand um mich hinter sich herzuziehen. Ich merke nur entfernt, dass Jack sich hinter mir befindet. Rihanna's Only Girl dröhnt laut durch die Lautsprecher, um uns herum pressen sich halbnackte und angezogene Körper aneinander.

Wie aus dem Nichts kommen plötzlich ein paar Männer und Transmenschen auf zu getanzt und reißen mich und Alessia auseinander. Ein Mann greift nach meiner Hand und wirbelt mich zu Rihanna wild umher. Ich kann nicht anders als laut aufzulachen. Mein Rücken stößt plötzlich an eine andere Person. Ein Kribbeln fährt durch mich hindurch und als ich meinen Kopf hebe, sehe ich dass es Jack ist, der von einem Mann oder einer Frau herumgewirbelt wird. Ich bin mir nicht wirklich sicher. Auf seinem Gesicht ist ein derartig hilfloser Ausdruck, dass ich mir das Lachen verkneifen muss.

„Take me for a ride, ride

Oh baby, take me high, high...", singt mir der Mann plötzlich laut ins Ohr, während er mich mit einem Hüftschwung seinerseits, an seiner Hand ein und wieder ausdreht.

Ich lache laut auf. Über seiner Schulter treffe ich Jack's Blick, der mich flehend anschaut. Als mich der Mann ein weiteres Mal ausdreht, schiebt sich plötzlich ein weiterer Mann mit einem nackten Oberkörper zwischen mich. Er hat einer dieser Glitzerklebestifte in der Hand.

Ohne mich zu fragen greift er nach meinem Kinn und malt mir mit dem Stift ein Glitzerherz auf die Wange. Es ist nicht schwer, die Umrisse zu erkennen.

Als er fertig ist, steht Jack hinter ihm. Seine Augen sind auf mich gerichtet, sein Blick fällt langsam meinen Körper entlang. Er macht einen Schritt nach vorn, doch bevor er auf mich zulaufen kann, greift ein weiterer Mann nach ihm. Ich beobachte sprachlos, wie der Mann Jacks Kinn festhält und ihm ebenfalls ein Herz aufs Gesicht malt. Die ganze Zeit sind Jack's Augen dabei auf mich gerichtet.

Sein Blick brennt sich in mich. Ich spüre, wie ich rot werde. Als der Mann fertig ist, lässt er Jacks Gesicht los und drückt ihm einen Schmatzer auf die glitzerlose Wange. Meine Augen weiten sich für einen kurzen Moment. Viele andere Heteromänner hätten vermutlich einen Aufstand angezettelt, doch nicht Jack. Er steht einfach ruhig da, so überzeugt wie immer. Seine Augen finden erneut meine, ein Lächeln stiehlt sich auf seine Lippen. Ein warmes Gefühl breitet sich langsam in mir aus.

Verdammt!

Der Song geht zu Ende und wechselt zu einem erneuten Song von Rihanna.

„Shine bright like a diamond, shine bright like a diamond...", fängt Rihanna's Stimme an zu singen.

Auf einmal höre ich das laute Kreischen von Enrica neben mir. „Oh mein Gott Girls! Das ist mein Lieblingssong!"

Es zwingt mich dazu meinen Blick von Jack zu lösen. Enrica greift nach meiner Hand und ehe ich mich versehen kann, hat sie mich mit sich und Alessia in die Mitte der Tanzfläche gezogen.

„You and I, you and I...", Enrica zeigt mit ihrem Finger auf mich und Alessia „ We're like diamonds in the sky", singt Enrica laut auf, während sie mit einer dramatischen Handbewegung über ihren Körper fährt.

Alessia fängt neben mir ebenfalls an zu tanzen, wirft ihre Arme über ihren Kopf und ehe ich mich versehen kann haben die beiden mich umkreist und tanzen mich beide an. Alessia von hinten und Enrica von vorne. Ich lache auf und fange ebenfalls an zu tanzen.

„You're a shooting star I see , a vision of ecstasy...", ein Lächeln umspielt meine Lippen, als ich meinen Kopf zur Seite fallen lasse und mich vollkommen der Musik hingebe, für einen kurzen Moment sind meine Augen geschlossen.

Als ich sie wieder öffne, blicke ich in Jack's Augen, die mich über Enricas Schultern gefangen nehmen. Seine komplette Körperhaltung ist ruhig, doch in dem Grün seiner Augen ist ein so intensiver Ausdruck, dass sich plötzliche Wärme in meinen Körpern breit macht. Mein Atem wird schwer und ich kann meinen Blick kaum von ihm wenden, als er nun durch die tanzenden Leuten auf mich zukommt.

„At first sight I felt the energy of sun rays ...", ich nehme Rihanna's Stimme nur noch schwach war, denn plötzlich steht Jack vor mir.

Ich weiß nicht mal wie er so schnell hierhin gekommen ist. Und wo sind Enrica und Alessia auf einmal ? Jack legt seine Hand plötzlich auf meinen Rücken und zieht mich zu sich heran. Ich schnappe leise nach Luft, als er mit seiner freien Hand meinen linken Arm nimmt und meine Hand unterhalb seiner hinteren Schulter platziert. Meine Augen kollidieren mit seinen. Er ist mir so nah, dass ich die Wärme seines Körpers spüren kann.

„Du musst mir helfen, Sonnenschein", haucht er mir plötzlich ans Ohr, während er mich noch näher an sich heranzieht.

Unsere Körper sind nun so nah aneinander gepresst, dass fast kein Blatt mehr zwischen uns passt. Ein Schauder läuft meinen Rücken herunter. „Wobei?", meine Worte kommen in einem leichten Krächzen aus meinem Mund.

Sein warmer Atem dringt an mein Ohr, ich atme seinen Geruch ein, während Rihanna's Stimme in mein Ohr dringt. Jack hebt seinen Kopf und umfasst plötzlich mein Kinn. „Vor Julian-Dirk. Er hat sich mir gerade vorgestellt und findet ich hab einen ziemlichen Knackarsch. Er steht gerade hinter dir und starrt mich an."

Abrupt werfe ich meinen Kopf über meine Schulter, doch Jack dreht meinen Kopf sanft wieder zu sich. „Nicht hingucken, Sonnenschein. Behalt deine Augen auf mir", auf seinem Gesicht ist ein sanftes Lächeln, was ein Kribbeln in mir auslöst.

Ich ziehe einer meiner Augenbrauen hoch und feixe ihn an. „Den Namen hast du dir doch ausgedacht, oder?"

Er lässt mein Kinn los und schüttelt seinen Kopf, während ein Grinsen auf seinem Gesicht erscheint. „Nein, Ariel. Glaub mir, da steht ein Gaston hinter dir, der es auf meinen Knackarsch abgesehen hat."

„Eugene, du befindest dich im falschen Universum", lache ich auf.

Jack lacht laut auf, wodurch ein Grübchen auf seiner linken Wange zum Vorschein kommt. Ich sehe seine Augen im Scheinwerferlicht aufleuchten, als er erneut unter mein Kinn greift und mich mit einem Lächeln auf den Lippen anblickt. Ich hatte noch nie einen Mann gesehen, der so viel lachte wie er.

„Nein Sonnenschein, ich befinde mich im richtigen Universum", plötzlich spüre ich seine Finger an einer meiner Haarklammern. Sanft öffnet er sie und streicht mir mit seinen Fingern die Haare wieder hinter die Ohren. Dann befestigt er mein Haar erneut mit der Haarklammer. Seine Finger verweilen immer noch an meinem Haar, als er beginnt zu sprechen.

„Es ist vollkommen unmöglich, dass ich nicht vor Belle stehe", seine Stimme klingt rau, während mein Herz nun laut in meinen Ohren dröhnt.

Seine Finger wandern abwesend sanft durch meine Haare Sein Blick fällt auf meine Lippen und verweilt dort für eine kurze Weile. Die Luft um uns herum ist aufgeladen. Meine Augen weiten sich leicht, als Jack auf einmal näher kommt, sein Gesicht nun nur noch Zentimeter von meinen entfernt. Oh Gott Freya, er wird dich küssen.

Ich atme seinen herben Geruch an seinem Hals ein, als er plötzlich seine Lippen statt auf meinen Mund auf meine Stirn drückt. Es ist eine federleichte, sanfte Berührung, dennoch scheint sie jede einzelner meiner Nervenenden unter Strom zu setzen. Mein Mund öffnet sich leicht vor Erstaunen, während die Stelle, an der seine Lippen meine Stirn berührt haben, anfängt zu kribbeln. „Julian-Dirk hat zugeschaut", Jack zwinkert mir mit einem neckenden Lächeln zu und löst sich von mir. Im selben Moment geht „Diamonds" zu Ende und Chris Brown's Run it dröhnt durch die Lautsprecher. Es durchbricht den Moment zwischen uns und holt mich wieder in das Hier und Jetzt.

Pure Freude schießt in meinen Körper, meine Finger fangen an zu kribbeln und sofort beginne ich laut zu Chris Brown mitzusingen und zu tanzen. Ich konnte einfach nicht anders, denn sobald ich gute Musik hörte, war ich verloren. Ich fing alles um mich herum zu ignorieren und befand mich in meiner eigenen kleinen Seifenblase. Mit den Füßen zu tanzen war eine Sache, aber mit dem Herzen zu tanzen, war eine komplett andere. Ich schließe meine Augen und gebe mich der Musik vollkommen hin. Ein Lachen dringt aus meinem Mund, als ich über die Tanzfläche wirbele. Vermutlich total unästhetisch und unkoordiniert, aber das war mir total egal. In meinem Kopf befinde ich mich in einem Step Up Film. Das bunte Scheinwerferlicht fährt über die Tanzfläche, während ich meine gesamte Gefühlswelt auf der Tanzfläche herauslasse. Als der Chorus kommt, öffne ich meine Augen kurz, ein Lächeln auf meinen Lippen. Erschrocken halte ich inne, als ich plötzlich Jack vor mir sehe, der sich ebenfalls zum Beat bewegt.

Und Gott, konnte er sich bewegen!

Ich bin so erstaunt, dass mir der Mund aufklappt. Ich blinzele ein paar Mal, weil ich mir nicht sicher bin, ob Channing Tatum sich aus dem Nichts vor mir materialisiert hat und Jack's Gestalt angenommen hat. Er macht einen Move, bei dem ich mir sicher bin, dass ich ihn schon mal in irgendeinem Hip Hop Video gesehen hab. Plötzliche Scham überfüllt mich, als ich sehe, wie er sich völlig ungezwungen, zum Rhythmus bewegt. Kein bisschen steif, vollkommen im Flow.

„Nicht aufhören, Sonnenschein", ruft Jack aus, tanzt auf mich zu und greift nach meiner Hand. Ich schüttele heftig mit meinem Kopf und will mich von ihm losreißen, doch er lässt mich nicht. Stattdessen bringt er mich irgendwie dazu, dass ich mich mit ihm bewege. Jack's Sneaker wandern in schnellen, leichten Bewegungen über den Boden, als er schließlich beginnt mitzusingen. Das glitzernde Herz auf seiner Wange leuchtet im Scheinwerferlicht.

„Girl you feel right , make me feel like ...", seine Lippen bewegen sich zu Chris Brown mit und auf einmal lässt er meine Hand los. Ich beobachte ihn wie er einen Ausfallschritt nach hinten macht, seine Beine flink übereinander kreuzt und dann auf einmal wie aus dem Nichts einen Knee Drop hinlegt. Ich schaue ihm mit offenem Mund zu.

„Oh mein Gott!", rufe ich voller Bewunderung aus, während Jack sich wieder hochdrückt und schließlich erneut nach meiner Hand greift.

„Komm schon, Sonnenschein. Lass Eugene hier, nicht alleine"

Ich schüttele lachend den Kopf. Und so sehr ich es will, Chris Brown ist einfach zu gut, um nicht zu ihm zu tanzen.

***

In der letzten Stunde ist die Musik den Bach herunter gegangen. Ich sitze an der Bar und starre auf Enrica und Alessia, die immer noch wie zwei Hurricanes über die Tanzfläche wirbeln. Alessia trägt inzwischen ein kleines Krönchen und versucht mit einem Typen, der einen großen Einhorn-Haarreif auf dem Kopf trägt, zu twerken. Es ist ihr anscheinend egal, dass es absolut keine Musik ist, zu der man twerkte. Ich werfe einen Blick auf mein Handy. Es ist bereits halb fünf morgens und ich wollte nichts lieber als den Club zu verlassen. Mir ist langweilig und so langsam beginne ich müde zu werden. Ein Gähnen verlässt meine Lippen. Ich halte mir die Hand vor den Mund und stehe von meinem Hocker auf. Ich hatte Jack seit einer Stunde nicht mehr gesehen und ich bin mir sicher, dass er bereits nach Hause gegangen ist. Als ich jedoch auf Enrica und Alessia zulaufe, sehe ich, wie er im hinteren Teil des Clubs an einer Wand steht und sich mit zwei Männern unterhält, die beide Engelsflügel auf dem Rücken geschnallt haben. So bald mein Blick auf ihn fällt, hebt er seinen Kopf, in seinen Augen ein flehender Ausdruck.

Bitte rette mich, scheint er mir entgegenzuschreien. Ich muss mir auf die Lippen beißen, um nicht laut loszulachen.

Ich entscheide mich dazu, ihn von seiner Misere zu erlösen, bevor ich mich von Enrica und Alessia verabschieden würde. Auf dem Weg zu ihm hin, lässt er kein einziges Mal seinen Blick von mir.

„Muffin", rufe ich mit einer hohen Stimme aus und schmiege mich an Jack's Schulter, als ich bei dem Trio angekommen bin. Ich setze meinen besten verliebten Blick auf, was zugegebener Weise einfacher ist als gedacht, und schaue zu Jack hoch. Jadegrüne Augen treffen auf meinen. In ihnen ein Blick der sagt „Willst du mich veraschen".

Ich muss mir ein Lachen verkneifen als ich meinen Kopf auf seiner Schulter ablege. „Honey Boo, wo warst du die ganze Zeit?", quengele ich melodramatisch. „Ich hab dich vermisst", ich spüre wie Jack's Körper unter meinem vor Lachen zittert. Er hält es jedoch perfekt inne.

„Du bist hetero?", höre ich einen der Kerle und gegenüber fragen.

„Total", sage ich ohne mein Gesicht zu verziehen.

„Oh..", sagt der andere Kerl enttäuscht „Dann wollen wir euch mal nicht länger stören", die beiden drehen sich abrupt um und laufen wieder auf die Tanzfläche.

„Honey Boo?", Jack's Körper vibriert vor Lachen.

Ich hebe meinen Kopf von seiner Schulter und mache einen Schritt zurück. „Sei froh, dass ich dich gerettet habe, Eugene", sage ich lachend. „Wie auch immer. Ich hau ab", sage ich schließlich. „Ich schätze...", beginne ich plötzlich leicht nervös. „ danke. Heute Nacht ...hat echt Spaß gemacht."

Dann drehe ich mich um und will mich auf den Weg zu Enrica und Alessia machen. Doch plötzlich greift Jack nach meinem Handgelenk. Ich werfe meinen Kopf über die Schulter und schaue in seine Augen, die warm auf meinen liegen.

„Hey Sonnenschein, wo willst du hin?", seine Stimme klingt leicht besorgt.

Das muss ich mir doch einbilden.

„Nach Hause", sage ich zögernd.

„Alleine?"

„Und wenn?", ich zucke mit den Schultern. „Ich sag Enrica und Alessia eben nur Bescheid"

Ich bin mein Leben lang alleine von Clubs nach Hause gelaufen. Ich wohnte in London, einer Großstadt. Wenn mir dort nichts passierte, würde mir garantiert auch nichts auf so einer kleinen Insel wie Sizilien passieren.

„Auf gar keinen Fall! Ich komm mit", presst Jack plötzlich hervor, lässt mein Handgelenk los und läuft schließlich neben mir.

„Jack...", seufze ich auf, während wir unseren Weg durch den Club machen. „Ich brauch keinen Aufpasser."

„Ich weiß", gibt er nur lässig von sich „Trotzdem ist es nicht sicher da draußen. Und bevor ich Henry nicht dazu bekommen habe, dass er dir genauso wie meiner Cousine ein paar Fausttechniken beibringt, lass ich dich nicht auf einer fremden Insel alleine durch die Gegend laufen."

Henry? Wie in Isla's Henry?

„Isla ist deine Cousine?", schreie ich überrascht über die schreckliche Musik hinweg, als wir schließlich bei Enrica und Alessia angekommen sind, die immer noch wild durch die Gegend tanzen. Ich sehe Jack nur aus meinen Augenwinkeln irritiert nicken.

Als Alessia mich erblickt, kreischt sie auf. Sie ist schon leicht betrunken, genauso wie Enrica. „Freyaaaaaaa!", kreischt sie mir laut ins Ohr. „Ich hab dich vermiiiiisst!"

Ich zucke zusammen, bei ihrer lauten Stimme. Eigentlich sollte ich schon daran gewöhnt sein, weil ich immer die Einzige war, die nüchtern war. Ich hatte schon einige betrunkene Menschen erlebt, dennoch war es jedes Mal wieder ein Erlebnis.

„Alessia, hör mal. Ich geh nach Hause."

„Waaaas?! Nein!", ruft sie aus und schiebt ihre Lippe nach vorne. „Ich will nicht, dass du gehst."

„Genau Girl!", ruft Enrica aus und versucht mich mit einer Hand in ihren Kreis zu ziehen.

Ich schüttele meinen Kopf, mache einen Schritt zurück und verfluche mich anschließend für die Worte, die ich nun von meinen Lippen bringen würde.

„Jack bringt mich nach Hause", sage ich knapp.

Ich sehe, wie Enrica's Augen von mir zu Jack wandern, ein Lächeln erscheint auf ihren Lippen.

„Uuuuhhh!", ruft sie aus, während sie ihre Augenbraue hochzieht und Alessia schließlich an der Hand von mir wegzieht.

Alessia wirft ihren Kopf über ihre Schulter und ruft mir, trotz ihres betrunken Zustandes zu „Pass auf dich auf! Und schreib mir, wenn du zu Hause bist."

Dann wendet sie ihren Blick zu Jack. Sie hebt ihren Finger drohend und schwankt ein kleines bisschen zur Seite. „Wenn du sie nicht heile nach Hause bringst, allora sei morto!", sagt sie bestimmend und leicht lallend. „Ich weiß, wie du heißt und hab Familie in der Mafia. Sie werden dich finden, wenn du ihr was antust Jack Lee"

„Oh mein Gott", flüstere ich.

Und woher kennt sie seinen Nachnamen?

„Okay.", willigt Jack mit hochgezogener Augenbraue und sehr lässig ein ,so als ob ihm jeden Tag so gedroht wurde.

„Gut.", sagt Alessia. „Dann kannst du sie jetzt nach Hause bringen."

Was für ein verrücktes Spiel spielten die Beiden?

***

Draußen vorm Club laufe ich in die entgegengesetzte Richtung von Jack. Ich hatte nie vorgehabt, dass er mich nach Hause brachte. Es war nur eine Ausrede Alessia und Enrica gegenüber gewesen.

„Hey", ruft Jack hinter mir her. „Wohin willst du?!"

„Nach Hause", rufe ich ihm über meine Schulter hinweg zu.

Ich höre Fußschritte hinter mir. „Ich bring dich nach Hause Sonnenschein, schon vergessen", seine Stimme ertönt jetzt neben mir.

„Ich kann alleine nach Hause laufen. Du brauchst nicht den Romeo spielen."

„Sicher?", sagt er und hält etwas Schwarzes in die Höhe. Ich wende meinen Blick zur Seite und sehe, wie er sein Handy in die Höhe hält.

„Herzlichen Glückwunsch, du hast ein Handy", sage ich leicht amüsiert.

Jack schüttelt, mit einem Lächeln auf den Lippen, den Kopf und tippt plötzlich einmal auf seinem Handy.

Ich reiße meine Augen auf, als ich die mir bekannte Melodie von Taylor Swift's „Love Story" erkenne.

„Wie wärs? Willst du jetzt lieber von mir nach Hause gebracht werden?"

„Warum hast du Taylor Swift auf deinem Handy?", frage ich ihn ungläubig, während Tay anfängt zu singen. „Und soll das eine Bestechung werden?", meine Füße tragen mich automatisch der Musik von Tay entgegen. Fast schon wie einer dieser Hunde von Pawlo.

„Weil Isla manchmal eine nervige kleine Ratte ist", gibt er lachend von sich. „Lass dein Handy eine Stunde außer Acht und sie hat sämtliche

Alben von Taylor Swift auf dein Handy heruntergeladen, weil 'nur für den Fall, dass ihr Handy einmal den Geist aufgibt, wenn wir beide unterwegs sind und sie Musik braucht'", er macht unsichtbare Anführungszeichen.

„Und nein, nur eine kleine Motivation. Bestechung wäre es, wenn ich anfangen würde zu singen", er zwinkert mir zu, während die Anfangsmelodie von „Love Story" bereits durch die leicht kühlere Nachtluft dringt.

„We were both young when I first saw you ...", beginnt Jack plötzlich in einer hohen Stimme zu Tay mit zu singen. Ich rollen mit den Augen und muss mir das Lachen verkneifen.

"I close my eyes and the flashback starts. I'm standing there, on a balcony in summer air...", singt Jack weiter, jedes einzelne Wort korrekt, während er sich mit der Hand theatralisch an die Brust fasst.

Ich muss lachen. „Romeo, ich glaub du hast die Rollen vertauscht", sage ich lachend.

„Little did I know. That I was Romeo, I was throwing pebbles and your daddy said , 'Stay away from Juliet'", verändert er den Text und hebt seine Schultern in einer ahnungslosen Geste. Inzwischen läuft er vor mir, rückwärts mit dem Gesicht zu mir, während er mich ansingt. Ich muss mich stark zusammenreißen nicht mitzusingen.

Gott. Dieser Kerl.

Ich schüttele mit hochgezogenen Lippen den Kopf. Die Melodie verändert sich nun, geht in den Chorus über, während Jack und ich irgendeine Straße entlanglaufen. Ich hab nur Augen für ihn, als er erneut weiter singt.

Juliet, l'Il take you somewhere we can be alone, You've been waiting, all there's left to do is run. I'll be the prince, and you'll be the princess ... It's a love story baby just say yes."..." , verändert er wieder die Lyrics und nimmt schließlich mit einem verträumten Blick meine Hand in seine.

Wärme fährt durch meine Fingerspitzen, gefolgt von einem kleinen Kribbeln, das sich in meiner Magengrube ausbreitet.

„Glaub mir Sonnenschein, irgendwann werde ich unseren Kinder erzählen, wie ich ihre Mum kennengelernt habe", sagt er plötzlich mit einem leichten schiefen Grinsen auf dem Gesicht, während Taylor Swift immer noch durch sein Handy dringt.

„Ich werde keine Kinder bekommen", antworte ich sofort aus der Pistole geschossen. So wie immer, weil ich mir nicht vorstellen konnte jemals Kinder zu haben. Und weil ich mir sicher war, dass ich viel zu inkompetent war, ein Kind am Leben zu halten. Ich war gerade einmal 21.

„Richtig, aus dir werden nämlich kleine Eugene Fitzherbert's herausspringen", wirft Jack vollkommen ernst aus und verzieht dabei kaum seine Miene.

Ich schlage ihm spielerisch auf die Brust, woraufhin er meine Hand nimmt, auf die Knie geht und lachend „Marry me, Juliet , you'll never have to be alone....", singt. Ich breche ebenfalls in Lachen aus.

Humor war die meist unterschätzte Charaktereigenschaft. Das wurde mir wieder genau in diesem Moment, hier mit Jack, klar.

Jack steht schließlich auf, um seine Augen Lachfältchen, während er immer noch meine Hand hält. So selbstverständlich, als ob es das Natürlichste auf der Welt wäre. Und zum ersten Mal in meinen Leben fühle ich mich nicht unwohl in der Gegenwart von einem Mann. Zu den letzten klingen von "Love Story" fühle ich etwas was sich verdächtig nach Hoffnung anfühlt. 

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