24. Kapitel
Ich kauerte noch lange, zu lange, dort unter dem Baum am Boden und versuchte zu verarbeiten, was gerade passiert war. Immer und immer wieder wiederholten sich die Worte von Will's Vater in meinem Kopf.
Du zerstörst das Leben von meinem Sohn!
Siehst du nicht was du anrichtest?
Warum tust du das?
Ja. Warum tat ich das?
Ich fühlte mich vollkommen leer, als ich meine Sachen zusammen packte und schließlich den Platz verließ. Ich wollte einfach nur nach Hause in mein Loch.
Als ich nun also das Haus betrat, kam meine Mutter gleich her geeilt.
„Nico, wo warst du, ich habe dich mehrmals angerufen, aber du hast einfach nicht abgenommen-", sagt sie, als sie aus der Küche kommt und auf mich zu läuft. Doch schon währenddessen scheint sie zu bemerken, dass irgendetwas nicht stimmt. Ich beschließe sie sofort abzuwimmeln, bevor sie irgendwelche Fragen stellt.
„Mich hat was aufgehalten."
Ich schiebe mich an ihr vorbei, laufe die ersten Stufen nach oben, als ich spüre wie sie mich am Arm fest hält.
„Nico", sagt sie leise in einem fast flüsternden Ton, „wenn irgendetwas ist.. sagst du mir dann Bescheid?"
Ich schaue über meine Schulter zu ihr zurück. Ihr Griff um meinen Arm wird etwas stärker. „Wenn du irgendetwas auf dem Herzen hast.. du kannst es mir sagen. Egal was es ist. Ich bin für dich da, weißt du das?", sagt sie und ich meine Tränen in ihren Augen glitzern zu sehen.
Ich öffne meinen Mund leicht, doch es kommen keine Worte heraus. Vor allem keine passenden Worte, obwohl hinter ihren allgemein gewählten Worten eine Botschaft steckt. Vielleicht macht sie sich Vorwürfe, nicht richtig auf Bianca geachtet zu haben. Vielleicht denkt sie sich, wenn sie darauf bestanden hätte, dass sie auch mal nach Hause kommt und sich nicht immer raus redet, dass sie sie dann besser unter Kontrolle gehabt hätte. Wer von uns Beiden hat die Bianca, die mit Alkohol im Blut Auto fährt schon gekannt?
Es kommt mir nun also so vor, als ob sie bei mir nicht den gleichen Fehler tun will. Sie will auf mich Acht geben, will mich nicht verlieren. Und einen Moment lang bin ich kurz davor mit allem heraus zu Platzen. Dieser ganzen Geschichte mit Will und mit meinen verwirrenden Gefühlen. Doch wie würde meine Mutter reagieren? Was ist, wenn sie ähnlich reagiert wie Will's Vater? Eigentlich kann ich mir nicht vorstellen, dass Mom mich so.. ablehnen würde..
Nein, ich musste mir darüber erst einmal selbst im Klaren werden.
Also nicke ich bloß, sie lässt meinen Arm los und ich laufe nach oben.
In meinem Zimmer angekommen werfe ich meinen Rucksack in die Ecke, mache meine Tür zu und werfe mich auf mein Bett.
Du zerstörst das Leben von meinem Sohn!
Siehst du nicht was du anrichtest?
Warum tust du das?
Ja, ja ich zerstöre anscheinend wirklich das Leben von Will Solace. Sein Vater scheint ihn nun irgendwie.. mit anderen Augen zu sehen und beobachtet ihn anscheinend ständig. Außerdem sind anscheinend auch seid wir uns kennen Gerüchte über ihm im Umlauf. Davor habe ich noch nie etwas gehört. Und nun also diese Beleidigungen à la Solgay.
Ich balle meine Händen zu Fäusten und presse sie mir auf die Augen.
Ich will jeden, der Will so genannt hat, verprügeln. Ich will denjenigen, der sich diesen Spitznamen ausgedacht hat, am liebsten umbringen.
Wut steigt in mir auf.
Ich packe ein Kissen, werfe es durch mein Zimmer mit einer Art Knurren, das tief aus mir heraus zu kommen scheint. Ich will etwas kaputt machen. Sofort. Ich werfe das nächste Kissen in meinem Bett weg, prügele halb auf meine Bettdecke ein, bevor ich diese ebenfalls einfach achtlos weg werfe. Ich raufe mir durch die Haare. Ich zweifele nicht einmal dran, ich habe es einfach nur klar vor Augen.
Ich zerstöre das Leben von Will Solace.
Und warum? Weil ich ihn an mich ran gelassen habe. Zu nahe an mich ran gelassen habe. Und ich habe Gefühle zugelassen, die für mich sozusagen bisher unentdeckt geblieben waren. Und sie waren so schön gewesen... warum konnte nicht alles im Leben einfach schön sein?
„Warum, warum, warum?", murmele ich und wische mir über die Wangen. Sie sind nass, anscheinend habe ich angefangen zu Heulen. Ich fange an zu Schluchzen, habe das Gefühl nicht mehr aufhören zu können. Zu viel hat sich in mir in einen Knoten verwandelt. Der Frust scheint mich zu fressen, scheint mich langsam einfach auflösen zu lassen. Als ob ich mit der Dunkelheit in meinem Zimmer einfach verschmelze.
Mit einem leisen Knarzen öffnet sich meine Zimmertür.
Mom linst vorsichtig hinein. „Nico?", fragt sie hauchend.
Ich zittere, schluchze mehrmals bevor ich antworte. „Was?"
„Was ist los?"
„Nichts, Mom.", sage ich aus zusammen gebissenen Zähnen.
„Nico, wenn du Drogen-"
„Ich nehme verdammt nochmal keine Drogen, Mom!", schreie ich und springe gleichzeitig von meinem Bett auf.
„Mir geht es verdammt nochmal gut also lass mich einfach in Ruhe!", rufe ich weiter und starre sie an. Sie scheint geschockt zu sein, schließt dann einfach leise die Tür. Neue, stärkere Schluchzer machen sich in mir breit. Ich kann nicht mehr. Ich kann nicht mehr ich kann nicht mehr ich kann nicht mehr.
~~~
Am nächsten Tag bleibe ich Zuhause.
Ich kann einfach nicht in die Schule gehen. Ich habe mich bei meiner Mutter entschuldigt, ihr gesagt, dass es mir im Moment einfach alles etwas zu viel ist und ich einfach eine Pause brauche. Und die brauche ich wirklich. Ich fühle mich einfach kaputt, mein Körper fühlt sich nicht wie mein eigener an und ich weiß nicht wie ich weiter machen soll.
Ich kann nicht in die Schule gehen. Sobald ich Will sehen würde, würde ich sofort wieder einen solchen.., ich nenne es lieb meinen „Zusammenbruch", erleiden. Und das schaffe ich eindeutig nicht jeden Tag.
Ich liege also den ganzen Tag in meinem Bett und schaue mir im Fernsehen irgendwelche Reality-Shows an. Aber natürlich ist in jeder dummen Sendung irgendein blonder Typ der mich an Will erinnert. Allgemein erinnert mich Fernsehen an Will. Als wir in der Hütte am See waren, ich einfach nur TV schauen wollte und wir kurz auf der Couch „gekämpft" haben. Ich wische mir eine Träne weg und versuche das stechende Gefühl in meiner Brust zu ignorieren.
Warum bedeutet er mir so viel? Warum ist er mir so wichtig geworden? Ich verstehe es einfach nicht. Fakt ist aber, dass ich ihn eindeutig gern habe. Gern gern habe.
Wenn ich mich nur daran erinnere wie es war ihn zu küssen, da will ich es sofort wieder tun. Wie es war, als er mich in seinen Armen gehalten hat und mich einfach getröstet hat. Wie er versucht mich zum Lächeln zu bringen und es immer wieder tun.
Ich vermisse ihn so sehr.
Doch ich will ihn nicht mehr in irgendwelche Schwierigkeiten bringen. Ich weiß nicht einmal, wie es ihm geht. Immerhin hat er ganz schön viele Schläge abbekommen.. wegen mir. Ich muss mich einfach von ihm fernhalten.
Ich bin so vertieft in meine Gedanken, als ich die Klingel unseres Hauses nicht höre.
Stattdessen höre ich etwas später ein zartes Klopfen an meine Zimmertür.
---
Guten Abend :'D
Etwas spät, aber hier ist es: das neue Kapitel!
Es war nicht sehr spannend, aber vielleicht passiert im nächsten Kapitel wieder etwas mehr.
Ich finde es richtig krass, wie viele Aufrufe und Votes meine Geschichte inzwischen schon hat o.o Hab am Anfang geglaubt, dass das nie im Leben jemand freiwillig liest :'D
Also hiermit ein Danke an alle die diese Geschichte hier lesen und ein Danke an alle die für diese Geschichte hier Voten und natürlich auch ein Danke an alle die Kommentare schreiben :3 Das bedeutet mir wirklich viel und ich hoffe es geht so weiter ^^
Bis zum nächsten Kapitel!
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro