Es brennt
Noch eine Geschichte, die ich ursprünglich für Deutsch geschrieben habe. Thema: Lagerfeuer mit Freunden am See. Lest euch das Ganze einfach mal durch und überlegt dann, ob ich das Thema eingehalten habe.
Würde mich sehr interessieren, was ihr dazu denkt.
Schon von Weitem sehe ich die züngelnden Flammen des Lagerfeuers.
Als ich ankomme, hat das Feuer bereits eine beachtliche Größe erreicht, das gesamte Seeufer ist in oranges Licht getaucht. Das Feuer knistert und mir wird sofort wärmer. Wir sitzen am Feuer reden, lachen und langsam geht die Sonne unter und taucht den Himmel in ein flammendes rot. Während es langsam dunkler wird, betrachte ich das leuchtende Spiegelbild der pulsierenden Flammen im See. Die dunklen Silhouetten der Bäume am gegenüberliegenden Ufer heben sich gespenstisch vom kupferfarbenen Himmel ab. Vor uns züngeln die Flammen im Schein der untergehenden Sonne, hinter uns ragen die schemenhaften Umrisse der Berge auf. Während wir Marshmellows über dem Feuer rösten, verdunkelt sich langsam der Himmel, bis er schließlich vollends in tiefes Nachtschwarz getaucht wird. Die Holzscheite fallen mit einem dumpfen Knall in sich zusammen. Langsam wird es kalt, trotz des prasselnden Feuers. Fröstelnd ziehe ich meine Jacke enger um mich. Plötzlich ertönt ein Knacken. Ich denke mir nichts weiter dabei, vermutlich war es einfach das Feuer. Ich schiele zu unseren Fahrrädern hinüber, die in der Nähe stehen, an einen großen Baum gelehnt. Langsam wird es ungemütlich, ich würde gerne gehen.
Es knackt erneut, diesmal ist klar, dass das Geräusch nicht vom Lagerfeuer erzeugt wurde, sondern aus dem nahen Wald kam. Doch die anderen scheinen nichts davon gehört zu haben. Leicht beunruhigt wende ich mich wieder dem Feuer zu, plötzlich bricht etwas mit Dröhnen hinter uns aus dem Gebüsch. Ich springe auf und wirble herum. Was ich dann sehe, verschlägt mir den Atem.
Vor mir steht ein riesiges, zuckendes Monstrum! Von Flammen umrandet ragt eine düstere Gestalt mit Augen wie glühende Kohlen vor uns auf. Um ihren Kopf herum züngeln rot-goldene Feuerzungen und seine orangeglühenden Augen lodern auf, als es beginnt zu sprechen. Seine Stimme dröhnt tief und rau wie Donnergrollen. Es kommen eindeutig menschliche Worte aus seinem gewaltigen Mund, mit Zähnen, so groß wie Felsbrocken, doch das Flammenwesen spricht in einer mir unbekannten Sprache. Doch was immer es sagt, es ist uns eindeutig nicht freundlich gesinnt. Während ich nur stocksteif dastehen kann, bricht unter meinen Freunden riesiger Tumult aus. Alle schreien und rennen durcheinander. Während einige versuchen, per Fahrrad zu fliehen, stürmen die anderen in den See und beginnen zu schwimmen. Ich sehe das Feuermonster auf mich zukommen, seinen Mund aufreißen. Es lodert auf, dann scheint es plötzlich, als stünde die ganze Welt in Flammen. Alles pulsiert und leuchtet, es ist glühend heiß. Ich rieche verkohltes Fleisch und stelle entsetzt fest, dass es meines ist. Mein Körper versteift sich, dann rollt eine Welle heißen, unbarmherzigen Schmerzes über mich. Ich schlucke Rauch, würge, meine Augen tränen. Mein ganzer Körper steht in Flammen, doch plötzlich ist es nicht mehr unangenehm, geschweige denn schmerzhaft. Es fühlt sich gut an, richtig gut. Auch bin ich größer, mächtiger, kraftvoller. Ich blicke durch die Flammen auf meine Freunde herab, die panisch wegrennen. Plötzlich kommen sie mir so schwach vor, so bedeutungslos, so erbärmlich. Ich lege den Kopf in den Nacken, öffne den Mund und stoße ein ohrenbetäubendes Grollen aus. Dann stürme ich los. Egal wo sie sind, sie entkommen mir nicht. Ich erwische sie alle. Der beißende Geruch verschmorter Haut breitet sich aus, es ist der Geruch von Freiheit, von Triumph.
Erst als nur noch verkohlte Gerippe herumliegen, bin ich zufrieden. Plötzlich spüre ich meinen Körper wieder, den brennenden, alles verschlingenden Schmerz. Mir wird schwindelig, es ist, als würde ich aus gewaltiger Höhe fallen. Dann wird alles schwarz.
Als ich wieder zu mir komme, ist es vorbei. Ich liege mit rußschwarzer Haut und verkohlten Kleidern im Sand. Es ist noch immer heiß, meine Haut brennt noch immer, doch diese unerklärlich Macht, die ich noch eben gespürt habe, ist verschwunden. Ich fühle mich bedeutungslos, wertlos. Langsam richte ich mich auf. Als ich die rußigen Skelette auf dem Boden verstreut liegen sehe, muss ich würgen. Ich falle auf die Knie und vergrabe den Kopf in den Händen. Plötzlich wird mir schmerzlich bewusst, was ich getan habe. Ich war eins mit dem Monster. Ich habe sie alle umgebracht. Ich richte mich wieder auf, taumle nach vorn. Meine Haut beginnt wieder zu brennen, doch das ist es nicht, was mich vorantreibt. Der Gedanke daran, was ich getan habe und dass ich es niemals wieder werde gut machen können, bringt mich dazu. Warum mussten sie sterben, warum hat das Monster mich nicht auch getötet? Blanker Hass lodert in mir auf, er ist stärker als der Schmerz. Warum hat das Monster mich am Leben gelassen? Ich mache einen Schritt vor. Kaltes Wasser umspielt meine Knöchel. Ich gehe noch einen Schritt nach vorne, noch einen, noch einen. Schließlich stehe ich bis zum Hals im See. Ich spüre keinen Schmerz mehr, in meinem Kopf ist nur noch ein einziger Gedanke. Dann tauche ich unter.
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