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38. Apfelkuchen und Gemüsesuppe

Tut mir schrecklich leid wegen all der Wartezeit!
Wie geht es euch? Ich bin da, wenn ihr reden müsst/mögt!
Hier ein bisschen Flaum. Und es ist endlich mal wieder ordentlich lang.
You know I love you, babe

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Pov Franzi

Es ging doch nichts über ein riesiges Stück Apfelkuchen mit Ofenwärme.

Naja, zumindest versüßte es mir meinen Mittwochabend, nachdem ich stundenlang chemische Zusammensetzungen auswendig gelernt hatte. Wieso wollte ich nochmal Tierärztin werden? Keine Ahnung.

,,...und dann hat Marcus das ganze Bier über die Sofakissen geschüttet!", berichtete Emma lachend weiter und ich schenkte ihr wieder mehr Aufmerksamkeit, als dem Kuchen vor meiner Nase. ,,Es stinkt einfach immer noch, auch nach dem dritten Mal waschen. Du hättest Carols Gesicht sehen sollen, zum Schießen!"

Emmas lautes Lachen tat gut und ich lachte gleich mit, weil das Bild in meinem Kopf einfach zu komisch aussah. Carol mit ihrem Putzfimmel und Marcus mit bierbefleckten Sofakissen. Sie war sicher geplatzt vor Wut.

,,Hatten sie danach Streit?", fragte ich nach Details und schämte mich ganz kurz für meine schadenfrohen Gedanken gegenüber Carol, dann zuckte ich innerlich mit den Achseln. Es war nicht so, als würde ich ihr irgendwas Böses ins Gesicht sagen, wir gingen höflich miteinander um, wenn wir uns denn überhaupt mal sahen. Es war völlig egal, was ich von ihr oder sie von mir hielt.

Darauf eine Gabel voll mit köstlichem Apfelkuchen, dankeschön.

,,Ja, Marcus musste die Reinigung bezahlen. Und ich glaube, jetzt muss er neue Kissenbezüge besorgen. Hoffentlich nicht mehr in solchen grellen Farben. Oh, und bitte kein Blumenmuster!", kicherte Emma, bevor sie an ihrem Kakao nippte. Ich grinste.

,,Wäre ja genau dein Geschmack."
,,Gott bewahre." Emma fasste sich ans Herz, dann begutachtete sie mein sicher genüsslich verzogenes Gesicht und grinste noch breiter. ,,Schmeckt's? Du hast das Stück ja fast inhaliert, willst du noch eins?"

Dazu sagt man nicht nein. Aber das Gewissen bewegte mich dazu, selbst mein Geld raus zu kramen. ,,Ich hol mir selbst eins, liebste Emma, magst du noch was?" Emma starrte hinüber zur Auslage, dann nickte sie und drückte mir trotz meinem lautstarken und wahrscheinlich etwas peinlichem Protest in der Öffentlichkeit einen Geldschein in die Hand. ,,Einen Schokomuffin bitte!"

Ich gab mich geschlagen und schlängelte mich durch die kleine Ansammlung niedlich dekorierter Tische hindurch bis zum Verkaufstresen und gab unsere Bestellung auf. Sie hatten hier zwar keinen Lamington, aber der Apfelkuchen war auch einsame Spitze. Ich begutachtete kurz die Schokoladentorte, dann den Nusskuchen. Na wenn das keine Erinnerungen zurückbrachte.

,,Hier, bitteschön.", lächelte die Bedienung und ich ließ mich gerne aus meinen Erinnerungen an eine ganz andere Zeit in einem ganz anderen Cafe reißen, bevor ich breit grinsend bezahlte und mit meiner Beute zurück zu Emma spazierte.

,,Bitte sehr, die Dame.", sagte ich galant, als ich den Teller vor meiner besten Freundin abstellte und Platz nahm. Sie strahlte mich an, ein ehrliches, glückliches Strahlen, dass meine Seele ein bisschen hüpfen ließ.
,,Ich hab dich vermisst, Franzi.", sprach sie aus, was ich dachte.

,,Ich dich auch. Das Leben als Erwachsener ist mir echt zu stressig, eh." Und wie sehr das stimmte. Klar, frei sein gehörte auch irgendwo dazu - frei im Sinne von hey, ich lebe auf einem anderen Kontinent als meine Familie, könnte Autofahren, wenn ich eins hätte und damit ans Meer fahren und frei von Formularen, auf denen ein Erziehungsberechtigter unterschreiben musste - aber das erlebte ich seltener als erdrückende Verantwortungen wie die Miete, Studiengebühren und das ganze Lernen.

Trotzdem. Es war ein großes Gefühl, hier mit Emma zu sitzen, Anfang Zwanzig und das ganze Leben vor meiner Nase. Nur offene Türen. Theoretisch.

,,Du sprichst mir aus der Seele.", unterbrach Emma meinen inneren Konflikt über Vor- und Nachteile der Volljährigkeit. ,,Erst am Montag musste ich drei Überstunden machen, weil die in der Pizzeria sonst keinen hatten. Und weil wir das Geld brauchen. Kissenbezüge und so."

,,Muss die nicht Marcus zahlen?" Louis müsste das, wäre ihm das passiert. Keine Frage. Würde er inzwischen aber auch freiwillig machen, hätte er Bier verschüttet.

,,Klar. Aber es ist nicht so, als würde ein Zusammenleben mit Nils nicht viele Opfer fordern. Erst am Samstag hat er eine unserer Nachtischlampen zerstört. ‚Aus Versehen' natürlich." Emma schmunzelte. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie mein Bruder ihre ganze Wohnung in Brand setzte. Wobei das in unserer alten WG auch funktioniert hatte, solange man Nils nicht allein in der Küche ließ.

Ich genoss eine weitere Gabel Kuchen und lehnte mich im Stuhl zurück. Die entspannte Atmosphäre im Cafe, der gedämpfte Geräuschpegel und die Abendsonne, die ausnahmsweise mal goldene Strahlen durch die Fensterscheibe schickte, erfüllten mich mit Wärme. Uni und Stress, Louis Dünnhäutigkeit in den letzten Tagen und die Tatsache, dass ich gleich noch einkaufen gehen musste rutschten aus meinem Bewusstsein in die hintersten Ecken meines Gehirns. Es tat gut, so eine kleine Zeitinsel zu erschaffen. Ich hätte Emma schon viel früher wiedersehen sollen. Mit ihr war einfach alles...entspannt. Unkompliziert einfach.

Vielleicht war das aber auch Folge dessen, dass wir uns nicht täglich sahen.

,,Liam hat einen kleinen Hund adoptiert, Piper.", erzählte mir Emma grade und ich nickte energisch. ,,Ich weiß! Aber ich hab ihn noch nicht gesehen, du?" Louis hatte mir nichts über den Welpen sagen können, obwohl er mit Piper telefoniert hatte. Frech. Braun war sie, das wusste ich, sonst nichts. Ich wünschte mir, wir könnten uns auch einen Welpen anschaffen. Aber in unserer Mietwohnung war das verboten. Mit zwei Studenten, von denen einer wahrscheinlich nicht der brennende Hundefan war, sowieso undenkbar.

,,Nein, aber Liam klang am Telefon fast so begeistert wie Roman. Wobei Roman sie glaub ich eher als Baby ansieht." Ich musste lächeln. Hundewelpen waren auch einfach super super süß. Jeder wäre das begeistert! Sonst hatte man kein Herz. Oder eine Hundehaarallergie, das wäre natürlich auch ein Grund.

,,Ich würde sie so gerne mal in echt sehen! Aber in den ersten zwei, drei Wochen in neuer Umgebung soll man einen Welpen ja nicht sofort mit Fremden stressen. Ich frag einfach so bald wie möglich mal nach, ob ich vorbeikommen kann.", sinnierte ich und stellte mir das Hundemädchen vor. Sicher war sie unfassbar weich.

,,Dann komm ich mit.", beschloss Emma und stopfte sich dann den Rest Muffin in den Mund. Ich genoss auch den letzten Rest Kuchen. Ich musste mir dieses Cafe merken. War auch gar nicht so unfassbar teuer, zu meiner Überraschung. Emma überschlug die Beine. ,,Wie geht es Niall?"

Ich spürte, wie ich rot anlief, aus Gründen, die ich nicht kannte. ,,Wieso?"

Emma lachte. ,,Nur so. Aber dein Gesicht sagt mir, dass es was zu erzählen gibt. Schieß los." Sie hielt inne. ,,Wenn du magst, natürlich. Aber ich bin seeeehr interessiert."

,,Neugierig wie immer.", grummelte ich und rutschte ein Stück näher an sie heran. Dann senkte ich meine Stimme zum Flüsterton, weil das jetzt wirklich peinlich in der Öffentlichkeit war. ,,Wir haben...miteinander geschlafen."

Emma lächelte hell. ,,Und? Hat es dir gefallen? Fühlst du dich gut?"

,,Ja", sagte ich sofort und nickte mit heißen Wangen, ,,es war...unerwartet schön. Viel...vertrauter als ich dachte. Nicht halb so peinlich oder unangenehm." Wärme strahlte durch mein Herz, als ich an Nialls liebes Lächeln, den Schalk in seinen Augen und sein kleinen Neckereien dachte. Und seine weichen Hände. 

Emma griff nach meiner Hand, drückte sie. Ich drückte zurück.

,,Ängste unbegründet? Du hast dich bereit gefühlt? Kein Stress, kein Druck?" Lieb, dass sie sich nochmal vergewisserte. Ich nickte fest. Ich hatte mich nicht gezwungen gefühlt, endlich mit Niall zu schlafen. Ich hatte es so gewollt. Und auch, wenn ich doch noch ordentlich Angst gehabt hatte, nervös gewesen war, war es viel schöner und besser gewesen als ich es mir vorgestellt hatte.
Sex war immer ein kompliziertes Thema für mich gewesen. Ich hatte nie wirklich geglaubt, dass ich jemandem so nah sein wollte, jemandem so vertrauen wollte. Aber jetzt...ich lief schon wieder rot an. Emma lachte nicht, sie tätschelte nur nochmal meine Hand. Alles ein bisschen neu, schön neu.

,,Ich freu mich für dich, Franzi. Und wenn du Details teilen willst, bin ich immer offen dafür." Sie grinste. ,,Emma!", zischte ich und sah mit Sicherheit aus wie eine Tomate. ,,Sei leise!"

,,Ich sag ja gar nichts.", lachte meine beste Freundin und ließ meine Hand los, um ihren Kakao auszutrinken. Ich fuhr mir durch die Haare und löste ein paar Knoten, um mich abzulenken. Bilder und Gefühle in mir, die ich nicht jetzt und hier teilen wollte, sicher nicht. Danke, Emma!

,,Und bei dir und Nils? Alles wieder gut nach der Sache mit Monika?", wechselte ich galant das Thema. Fokus auf Emma.

,,Zum Glück, ja.", antwortete sie, jetzt etwas ernster. ,,Er telefoniert wieder mit ihr und er meint, ihr ginge es jetzt besser. Dein Dad gibt sich wohl viel Mühe." Sie lächelte mich vorsichtig an.
Mein Dad gab sich natürlich viel Mühe. Er liebte Monika wirklich, das hatte ich auch vorher schon gewusst. Nur schade, dass er sich diese Mühe nicht auch mit mir hatte geben können. Das tat noch immer ein bisschen weh.

Aber ich wollte nicht mehr bitter sein, was meine Familie anging. Meine Oma war wundervoll und mein Bruder einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben, der mir hier in London echt Halt gegeben hatte. Was meinen Dad anging...ich versuchte ja nun wirklich schon lange, damit abzuschließen. Die Zeit würde das sicher richten.

,,Und Nils? Macht er sich noch Vorwürfe?" Ich dachte an das verzweifelte Gesicht meines Bruders und den Scham in seinen Augen, als er mir von der Hysterie seiner Mutter und ihrer Fehlgeburt erzählt hatte. Ich wollte ihn gleich nochmal umarmen.
,,Nicht mehr. Nur ab und zu, aber das kriegen wir geschaukelt.", erzählte Emma und drückte nochmal meine Hand. Dann legte sich eine leichte Schamesröte über ihre Wangen und sie blinzelte auf ihre Tasse hinab.

,,Wobei das Ganze auch was Gutes hatte. Nils gibt sich jetzt wieder unfassbar viel Mühe für mich. Wie ganz am Anfang, als wir frisch zusammen waren. Und...ich mag die Aufmerksamkeit, weißt du?"

Jetzt drückte ich zuerst ihre Hand. ,,Das ist schön, Em, das hast du auch verdient!"

Sie lachte ein bisschen. Die Sonne sank weiter, das Licht wurde goldener, die Menschen leiser und das Gewicht auf meinen Schultern leichter. Ich fühlte mich gut. Und ich genoss meine Zeit mit meiner besten Freundin in vollen Zügen.

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Eigentlich hatte ich nichts gegen Lebensmittel einkaufen, aber im Dunkeln, mitten in der Woche und ohne vernünftige Angebote machte es einfach keinen Spaß. Besonders, wenn man müde war. Aber mein kleiner Nachmittag/Abend mit Emma hatte meine Laune so hoch gepusht, dass ich nicht mal innerlich jammerte, als ich die Tüten voller Gemüse, Nudeln, Kartoffeln, Joghurts und allerlei anderem Kram die Treppen zur Wohnungstür hochschleppte. Zumindest nicht so richtig. Wenn ich ein Abendessen und morgen ein Frühstück wollte, musste ich es eben besorgen.

Den Schlüssel ins Schloss zu stecken war dann ein bisschen schwer, schaffte ich aber auch noch. Zufrieden plumpste ich mit meinem Gepäck in den kleinen, dunklen Flur.

,,Bin Zuhause!"

Keine Antwort. Vielleicht spielte Louis eins seiner Videospiele. Oder lernte. Oder lag mit Musik auf den Ohren im Bett. Kam mir bekannt vor. Ich stolperte in die Küche und stellte die Einkäufe auf die Theke. Zum Glück, meine Armmuskeln litten schon. Vielleicht sollte ich wieder boxen gehen. Reiten war hier ja leider nicht drin. Mitte London auf dem Pferd. Wäre sicher witzig. Für die kleinen Kinder, das arme Pferd und ich, die arme Reiterin, würden leiden.

Ich stiefelte zurück zur Garderobe, wurde meine Jacke und Schuhe los und knipste das Licht in der Küche an. Ungespültes Geschirr an der Spüle. Danke, Louis. Das würde er schön selber sauber machen.

Ich schnaufte und öffnete den Kühlschrank, begann mit dem Ausräumen. Um mir ein bisschen meine gute Laune zurück zu holen, startete ich meine Gute Laune Playlist bei Spotify. Das Auspacken war gleich viel weniger nervig, wenn man währenddessen ein paar wahnsinnig beeindruckende Tanzschritte machte. Und laut mit grölte. Pech für Louis, er könnte auch helfen kommen. Tat er aber nicht.

Das ganze Zeug war recht schnell verstaut und ich widmete mich dem Abendessen. Eine einfache Gemüsesuppe mit Rindfleisch, weils dazu Fertigtüten gab. Nicht die gute Schule meiner Oma, aber zeitgünstig und geldgünstig. Perfekt.

Außerdem würde die Suppe mein Inneres wärmen. Das Wetter wurde immerhin immer schlechter - die Sonne eben war eine Ausnahme gewesen, eine Täuschung - und vorallem immer kälter. Winter. Der Oktober war ins Land gezogen, mittlerweile sorgte der November bloß für noch mehr Regen. Manchmal sehnte ich mich doch extrem nach Australien. Wärme und Sonne waren da zwar nicht absolut immer angesagt, aber doch mindestens so oft, wie es hier stürmte.

Während ich ein bisschen Gemüse zerkleinerte, rief ich kurzerhand Niall an. Mir war nach etwas Gesellschaft.

,,Hey du, wie geht's?", meldete sich mein Freund nur Sekunden nachdem ich auf den grünen Hörer gedrückt hatte und strahlte mich per Facetime an. Ich grinste zurück.

,,Gut, ich schnippel grade Abendessen. Bei dir so?"
,,Ich ess grad Abendessen." Niall drehte die Kamera und zeigte mir einen Haufen Popcorn. Ich verzog das Gesicht.

,,Sicher, dass das ein Abendessen ist?"
Niall schnaubte und zeigte mir ein beleidigtes Gesicht.
,,Klar! Ich hatte Bock drauf und es läuft grad Jurassic World Teil 5, da braucht man Popcorn, meine Liebste!"

Ich schnalzte mit der Zunge und grinste nur zur Antwort. Wahrscheinlich war er in Wahrheit zu faul gewesen, um den Herd anzuschmeißen. Obwohl...ich konnte den Reiz in Popcorn sehen. Stattdessen schüttelte ich die Gemüsebrühe in den Topf. Fragt sich, wer von uns beiden die schlechtere Wahl getroffen hatte.

,,Also, wie war dein Tag?", fragte Niall mit vollem Mund.

,,Gut", antwortete ich, ,,ich hab zwar viel zu viel Zeit in der Unibibliothek verbracht, aber eben war ich mit Emma Kuchen essen und das war echt lustig. Waren lang nicht mehr zu zweit unterwegs, ist irgendwie echt schwierig, das zeitlich hinzubekommen."

Niall summte. ,,Da sagste was Wahres. Ich bin ehrlich, so richtig sehen tu ich die meisten von uns nur, wenn's um Gruppentreffen geht. Dich ausgenommen, natürlich." Er grinste, aber da war etwas Nostalgisches in seinen Augen. Ich verstand, was er sagen wollte.

Zeit finden, um jeden aus der alten WG mindestens einmal im Monat zu sehen, war echt verdammt unmöglich. Wir waren alle auf unterschiedlichen Wegen unterwegs, kein Studienplan glich dem anderen und die, die sich mit Schichten und Ausbildungen rumschlugen oder wie Liam und Zayn schon arbeiteten, hatten sowieso anders Feierabend. Lernen und Klausuren gabs für den Großteil von uns auch an den Wochenenden. Und wir waren viele. Nicht jeder stand jedem gleich nah, nicht mehr. Und eigentlich war das völlig okay und absolut normal, nachdem wir nicht mehr ständig aufeinander hockten, aber manchmal vermisste nicht nur ich die alten Zeiten mit den gemeinsamen Riesen-Filmabenden, spontanen Zockrunden oder einfach ein lautes, chaotisches gemeinsames Frühstück. Man war einfach nie einsam gewesen. Auch, wenn ein bisschen Freiraum definitiv nicht nur mir gut tat. Wir waren nicht alle soziale Nudeln.

Ehrlich gesagt tat das Ganze mehr weh, als ich zugeben wollte.

,,Solange wir regelmäßig mal voneinander hören und ab und zu an einander denken passt das schon alles.", entgegnete ich Niall ein bisschen gezwungen optimistisch und zerhackte eine weitere Möhre. ,,Und mich wirst du eh nicht los."

,,So ein Pech aber auch, da hab ich ja echt die Arschkarte gezogen!", rief Niall theatralisch und kippte mitsamt Handy zur Seite weg auf sein Sofa. Dass er dabei überall Popcorn verstreute, interessierte ihn überhaupt nicht. Ich verengte gespielt wütend die Augen.

,,Was soll das denn bitte heißen?"

,,Na grade dich wollte ich schon immer loswerden, du rothaarige Furie du!", krähte Niall, das Gesicht in ein Sofakissen gedrückt. Mir wurde so warm ums Herz, dass ich fast daneben hackte. ,,Seit ich winzig bin muss ich dich ertragen, die Pause dazwischen war echt nicht lang genug!"

Ich wedelte mit dem Messer in der Luft herum, hoffentlich bedrohlich. ,,Sei bloß vorsichtig, was du so von dir gibst, Horan. Ich weiß ganz genau wo du wohnst."

Niall fasste sich ans Herz, musste aber zu sehr lachen, um seine Rolle ernst zu nehmen. ,,Oh je, da zittere ich ja vor Angst! Bitte verschone mich, messerschwingende rothaarige Furie!"

Ich verdrehte die Augen und musste automatisch mitlachen, das Böse blieb nicht lange auf meinem Gesicht, die Nostalgie nicht allzu schwer in meinem Herzen. Mein Freund grinste mich durch die Kamera offen an, mit zerzausten Haaren, Popcorn auf seiner Brust und einem definitiv dreckigen Shirt, aber seine Augen funkelten vor lauter Freude und ich fühlte mich einfach nur wohl. Warm, umarmt. Ich würde am liebsten durch den Bildschirm steigen und ihn durch kitzeln. Oder in seine Arme kriechen.

,,Du hast Glück, dass ich Kobolde nicht töte, die sind vom Aussterben bedroht.", kommentierte ich stattdessen und zwinkerte Niall zu, bevor ich die Möhrenstücke zur Suppe gab. Jetzt noch die Kartoffeln schälen und würfeln, dann war sie soweit und musste nur noch etwas köcheln. Ach, Gewürze fehlten natürlich auch noch. Meine Oma hatte mir schon als Kind immer gesagt, dass die Gewürze beim Kochen mehr als nur die halbe Miete waren.

,,Ich sehe nicht im Geringsten wie ein Kobold aus." Niall sah wirklich beleidigt aus, aber das Funkeln war nicht aus seinen Augen gewichen, deswegen schnaubte ich nur. ,,Tust du wohl, allein weil du Ire bist. Irgendwie, unter all dem australischen Briten, den du mimst."

,,Ich mime niemanden, ich bin eben...multikulturell."
,,Du sprichst Englisch und sonst nichts."

,,Sprache macht nicht allein die Kultur, du Genie. Das wissen wir wohl beide." Niall zwinkerte mir zu und ich stimmte ihm summend zu. Da hatte er wohl recht. London war inzwischen mein Zuhause, aber nur weil ich von Anfang an die Sprache hier gesprochen hatte bedeutete das nicht, dass ich keine kulturellen Schwierigkeiten gehabt oder zumindest Unterschiede gefunden hätte. Und Naill war da ja eine noch etwas buntere Mischkiste. Was alles durchaus seine Vorteile hatte, aber auch ziemlich kompliziert sein konnte. Naja. Sich kompliziert anfühlen konnte.

,,Dann bist du wohl ein multikultureller Kobold, Niallchen.", argumentierte ich trotzdem und wühlte durch die Schublade, um den blöden Kartoffelschäler zu finden. Ich wollte nicht das Messer nehmen, dann wurden die Kartoffeln immer etwas zu eckig. Wobei...ich wollte sie ja sowieso würfeln, dann war das ja auch kein Problem. Und es war nicht so, als würde ich hohen Besuch oder meine kritische Oma zum Essen empfangen. Also noch ein bisschen bedrohlich das Messer schwingen.

Er schnaubte und begann, die Popcornstücke vom Boden zu pflücken und sich in den Mund zu schieben. ,,Wenn du unbedingt willst. Aber dann bist du die rothaarige Furie." Ich verzog das Gesicht. ,,Das klingt wie etwas, das Louis sagen würde." Hatte er wahrscheinlich schonmal. Vielleicht hatte Niall es daher.

,,Louis und ich waren eben schon immer auf einer Wellenlänge.", antwortete Niall mit dem ernstesten Gesicht, dass ich je an ihm gesehen hatte. Sekunden später platzte das Lachen aus uns heraus und ich musste das Messer kurz hinlegen, weil das so absolut absurd klang. ,,Sicher, Niall, red dir das ruhig an!", kicherte ich und erinnerte mich an den eifersüchtigen Louis vor wenigen Jahren. Heute waren die zwei vielleicht tatsächlich recht eng, weil sie sich durch mich eben doch noch ständig sahen, aber früher war da nix mit einer Wellenlänge gewesen. Zwei Ozeane mit Meilen Land dazwischen wohl eher.

,,Ach was, tief in seinem Inneren hat Louis mich immer geliebt.", behauptete Niall und verschränkte die Arme, das Popcorn noch zwischen den Zähne und jetzt auch seltsamerweise in den Haaren. Ich lachte und griff wieder nach dem Messer, um mit den Kartoffeln fertig zu werden.

,,Wie geht's dem eigentlich so, Louis, meine ich?", wechselte Niall nach einigen Atemzügen Ruhe und einem Positionswechsel seinerseits das Thema. Ich begann mit dem Würfeln. Wenig Kartoffeln reichten für zwei. Wobei es davon ja nie genug geben konnte.

,,Weiß nicht.", gab ich dann zu. ,,Hab ihn heute noch nicht gesehen. Grade verkriecht er sich in seinem Zimmer." Oder er war im Gym oder so. Wobei das bei ihm zeitlich echt selten auskam. Was ich definitiv verstehen konnte. Meine Mitgliedschaft war gekündigt, weil ich mehr zahlte als trainierte. Aber die Idee mit dem Boxen ging mir trotzdem nicht mehr aus dem Kopf. Vielleicht...

,,Okay. Grüß ihn von mir." Niall legte den Kopf schief und lächelte eines der warmen, ehrlichen Lächeln, in die ich mich blöderweise erst nach so vielen Jahren verliebt hatte. Oder auch guterweise. Wer wusste schon, ob wir sonst nie zu denen geworden wären, die wir jetzt waren.

,,Mach ich. Musst du auflegen, weiter dein..."
,,Jurassic World?"
,,...Jurassic World gucken? Worum gehts da?"

Ich gab auch die Kartoffeln in die Suppe und stellte den Herd neu ein. Nicht mehr lange, mein Magen knurrte schon erwartungsvoll. Ich warf die Reste in den Müll und hörte Niall mit einem Ohr zu.

,,Dinos. Also die haben schon in den Teilen davor Dinos aus alter DNA gezüchtet und in dem Teil eben einen, der mutiert ist. Der ist jetzt ausgebrochen und bringt alle um. Wie sie den aufhalten wollen weiß ich noch nicht, eben hat er jedenfalls fast die Neffen der Protagonistin gefressen. Aber nur fast."

Ich lachte. ,,Dinos, aha. Na dann noch viel Spaß beim blutigen Film gucken, du. Ich mach mal das Essen fertig und lock meinen eigenen Dino aus seinem Revier. Louissaurus Rex oder so."

Niall lachte so heftig, dass er fast zu zweiten Mal zur Seite wegkippte. Ich grinste automatisch mit.
,,Viel Glück damit, Furie. Pass bloß auf dich auf, vielleicht ist er bissig."

,,Mach ich. Bis dann, wir sehen uns." Ich winkte mit einer Hand, er warf mir eine Kusshand zu.
,,Hoffentlich bald. Lieb dich!"
,,Ich dich auch." Wir grinsten uns an, dann legte ich auf.

Das warme Gefühl saß noch immer in meiner Brust und ich fühlte mich so leicht wie schon lange nicht mehr. Emma zu sehen, entspannt mit Niall zu telefonieren...das tat gut. Freunde haben und sehen tat gut. Auch wenn wir nicht mehr dieselbe, eng zusammengewachsene Gruppe von vor einiger Zeit waren, solange ich nicht allein zurückblieb, war alles okay. Ich hatte ein Zuhause, vertraute Menschen und inzwischen ein bisschen Liebe für London gewonnen. Wir würden schon rausfinden, wie wir in Zukunft alle miteinander in Kontakt bleiben könnten.

Zufrieden summend und absolut abgehärtet genug, um mich einem menschenfressenden Dinosaurier zu stellen, stapfte ich zu Louis geschlossener Zimmertür. Ich klopfte laut, damit er mich auch auf jeden Fall hörte.

,,Louis? Hab Essen gekocht, wollen wir zusammen essen?"

Keine Antwort. Ich versuchte es nochmal, klopfte fast zwei Minuten lang. Er reagierte nicht. Könnte er gar nicht zuhause sein? Hatte er was gesagt, vielleicht doch das Gym? Oder trug er Kopfhörer?
Ich klopfte noch einmal laut, dann drückte ich die Türklinke hinunter. Stockdunkel, das Bett war leer.

Wo zur Hölle war Louis?

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Habt noch einen schönen Abend !

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