34. Juckreiz
Und noch immer bin ich zu langsam und beschäftigt für vernünftige Updates, es tut mir wirklich leid. Aber danke, dass ihr noch da seid!
Ich möchte auch nochmal eine Triggerwarnung aussprechen. In diesem Kapitel insbesondere wegen Medikamentenmissbrauchs, aber insgesamt für diese Fanfiction. Brecht bitte mit dem Lesen ab, wenn ihr euch unwohl fühlt, ich möchte niemanden verletzen!
Ich hoffe, es geht euch gut?
The atmosphere is so cold
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Pov Harry
Manchmal gibt es Ereignisse, die einem den Boden unter den Füßen wegziehen und die gesamte Realität umkrempeln.
Das letzte Mal, dass ich so ein Ereignis erlebt hatte, war schon eine Weile her. Und deswegen dauerte es auch kaum ein paar Tage, bis ich meinen gewöhnlichen Alltag wieder durchstehen konnte, nachdem Nicks Worte und Dereks Augen mich ein bisschen aus der Bahn geworfen hatten. Sogar ohne zusätzliche Hilfsmittel. Jacob hatte schon länger nichts mehr von mir gehört.
Trotzdem verhielt sich Zayn seit dem Vorfall untypisch vorsichtig in meiner Gegenwart. Sonst war er nicht der, von dem ich vorsichtiges Klopfen an meiner Tür und freundliche Ermunterungen bei dem Weg ins Bad gewohnt war. Sein Tanz auf Eierschalen war ein bisschen nervig, wenn ich ehrlich war, wenn auch gut gemeint. Aber seine Aufmerksamkeit zwang mich dazu, selbst auf meine Schritte und Worte aufzupassen. Was noch nerviger war.
Wenigstens schien nicht mein gesamter Freundeskreis Bescheid zu wissen: Louis hatte zwar Franzi alles erzählt und die hatte mit Niall gesprochen, aber von Liam hatte ich noch nichts gehört und er wäre der Erste, der hier auf der Matte stünde. Ebenso Emma. Und Nils würde zumindest anrufen oder texten.
,,Also, wie fandest du's?", riss mich Franzi aus meinen Gedanken und ich fiel zurück in die Realität. Nieselregen, Dunkelheit, Kapuze auf dem Kopf. Nasse Kälte und Franzi neben mir, der Geruch von Popcorn noch immer in meiner Nase.
,,Gut." Ich holte tief Luft und Bilder des Films folgen vor meinem geistigen Auge vorbei. ,,Ganz anders als ich es erwartet hatte, der Trailer war doch kein so riesiger Spoiler wie ich dachte."
Franzi lachte und die Ampel sprang auf Grün. Mit etlichen anderen eilten wir auf die andere Straßenseite hinüber.
,,Der Plottwist war schon heftig. Den hat glaub ich niemand erwartet." Sie schmunzelte und ich stimmte ihr im Stillen zu. So seltsam der Film begonnen hatte, so cool war das Ende gewesen. Wer hätte schon ahnen können, dass der Ehemann seine Frau gegen ihren Willen in eine virtuelle Realität gezwungen hatte und sie täglich zwangsernährte? Ich schauderte. Unheimliche Vorstellung. Erinnerte entfernt an Matrix, zumindest was die unwissende Frau anging.
,,Chris Pine war auch mal wieder super.", schwärmte Franzi weiter und wieder blieb ich stumm, konnte aber auch nichts dagegen sagen. Recht hatte sie. Auch wenn der für mich einfach zu Star Trek gehörte, für immer. Und ich nicht wusste, wie man beurteilte, ob jemand gut spielte oder nicht. Oder doch? Keine Ahnung.
,,Haz." Franzi stupste mich sachte an und ich spähte an meinen Locken und der Kapuze vorbei, um ihr ins Gesicht sehen zu können.
,,Ja?"
,,Bist du noch bei mir?" Ich runzelte die Stirn.
,,Klar."
Sie hob eine Augenbraue und ich seufzte leise. Was wollte sie hören? Eine umschweifende Rezension, eine Filmkritik? Ein schlechtes Gewissen kribbelte unter meiner Haut. Ich schluckte.
,,Hast du verstanden, wie das mit diesem Portal da funktioniert hat?", fragte ich dann, vielleicht ihr zuliebe, vielleicht auch mir. Franzis Augen leuchteten jedenfalls auf.
,,Nein! Ich hatte keine Ahnung, was da abging. Die Hälfte der Zeit wollte ich den Film anhalten und eine Erklärung verlangen. Das war so seltsam!" Ich nickte. Dann räusperte ich mich.
,,Ja, ich auch."
Franzi lächelte, dann schien sie nachdenklich zu werden und plötzlich wurde ihr Gesichtsausdruck einige Grade Ernster.
,,Entschuldige, Harry. Wenn du lieber deine Ruhe haben willst, ist das natürlich auch okay! Ich wollte dich zu nichts...fühl dich in meiner Anwesenheit nie zu etwas verpflichtet, ja? Entschuldige."
Ich blinzelte.
,,Was?"
,,Naja, wenn du lieber schweigen würdest, ist das kein Problem. Ich hab...ich hab dich ja einfach vollgelabert, vielleicht hättest du es lieber ruhig." Sie hielt inne, wartete wohl auf eine Antwort. Ich brauchte einen Moment, die Verwirrung saß tief. Wo kam das denn jetzt her?
,,Franzi." Dieses Mal stupste ich sie sanft an. ,,Alles ist gut. Es tut mir leid, dass ich so ruhig war, ich hätte auch einfach antworten können, statt mir die Antworten zu denken. Sorry. Und du zwingst mich nie zu etwas, keine Sorge, so hab ich mich auch nicht gefühlt." Die ganze Unterhaltung kam mir ein bisschen dumm vor. Aber das sagte ich jetzt besser nicht. Franzi war den ganzen Abend glücklich und laut und energetisch und überhaupt nicht so ruhig und beherrscht wie Louis oder so vorsichtig wie Zayn gewesen, das hatte gut getan. Und ich wollte nicht, dass sie jetzt plötzlich ängstlich und nachdenklich wurde.
,,Okay." Das Lächeln kam langsam zurück und ich atmete auf. Bevor sie noch irgendetwas sagen konnte, was die Stimmung wieder kippen könnte, meldete ich mich lieber selber zu Wort.
,,Also. Du bist gut drauf, oder? Hat das einen Grund oder bist du einfach glücklich?"
,,Ach." Franzi lachte und wenn ich mich nicht täuschte, dann wurde sie tatsächlich rot. Neugierde zupfte an meinem Herzen und interessiert rückte ich ein Stück zu ihr auf. Das wollte ich hören.
,,Ich war Mittwoch bei Niall." Sie sah zu mir herüber. Ich grinste sie an.
,,Und?"
,,Es...ähm...es war sehr schön. Er war...e-er war unfassbar lieb zu mir und irgendwie...es war sehr besonders." Sie wurde immer roter und langsam fiel bei mir der Groschen. Ich grinste noch breiter, hielt aber den Mund. Ihre Sache, wie viel sie sagen oder nicht sagen wollte, ich war da vielleicht nicht der beste Gesprächspartner.
,,Das freut mich für dich, für euch, Franzi.", sagte ich also einfach, das Grinsen konnte ich aber nicht mehr unterdrücken. Sie grinste zurück, murmelte etwas und knuffte mir in die Seite. Ich spürte die Wärme in mir wachsen, immer immer weiter. Dass Franzi so glücklich war, auch jetzt noch, wo Niall doch gar nicht hier war, zeigte nur, wie gut ihr diese Beziehung tat. Nicht, dass ich gut darin wäre, sowas zu erkennen, aber bei meinen beiden Freunden war ich mir doch ziemlich sicher. Und wenn Nialls Lächeln auch nur einen Bruchteil von der Helligkeit hatte, mit der Franzi strahlte, dann war doch alles gut. Und das machte mich auch glücklich.
Ich vertraute ihnen.
Bevor ich jedoch etwas Weiteres sagen konnte, entschied das immer schlechter werdende Wetter für uns, dass es Zeit wurde, nach Drinnen zu verschwinden. Zum Glück war die U-Bahnstation keine zwei Minuten mehr von hier entfernt und von dort würden wir bequem - oder zumindest so bequem wie die Fahrt in einer Lodoner U-Bahn sein konnte - zu mir nach Hause kommen. Ein kurzer Blick reichte und unter dem Klatschen der dicken Regentropfen auf Asphalt und dem fernen Grollen eines Donners sprinteten Franzi und ich auf die Treppen in den Untergrund zu. Ich taumelte, und als wir endlich im Trockenen ankamen, ging mein Atem schwer. Verdammt.
,,Ahh, es ist so scheiße kalt!", beschwerte sich Franzi und schob ein paar Nasse Strähnen, die unter der Kapuze hervorgeschaut haben mussten, hinter ihr Ohr. Ich befühlte meine Locken. Trocken, dem Himmel sei Dank.
,,Die Bahn kriegen wir noch.", stellte ich mit einem Blick nach oben fest und Franzi musterte mich kurz, bevor sie nickte.
,,Ist es denn okay, wenn ich noch mitkomme?"
Ich zögerte nur einen einzigen Atemzug.
,,Klar doch, gerne!"
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,,Ich hätte euch auch abgeholt." Zayn reichte Franzi das Handtuch und begutachtete dann meine triefende Jacke. Sein Stirnrunzeln war tief. Franzi schien das nicht zu sehen, sie lachte nur.
,,Ach was, wir sind ja nicht aus Zucker." Sie rieb sich trocknend über die Haare, um das Wasser hinaus zu bekommen. Würde ich das bei meinen Locken machen, hätte ich ein Problem.
,,Nein, das nicht." Zayns Blick richtete sich stechend auf mich und ich zuckte unwillkürlich zurück. Schnell widmete ich mich dem Aufbinden meiner Schuhe und brachte unsere triefenden Jacken in Sicherheit.
,,Kakao?", fragte Zayn, als er endlich den Blick Franzi zuwandte und in die Küche stiefelte, sobald er ihr begeistertes Nicken sah. Ich folgte den beiden in den etwas wärmeren Raum. Zumindest bildete ich mir ein, dass er wärmer war als der Flur, aber was war in einer Londoner Wohnung Mitte Oktober schon warm?
,,Wie war denn der Film?" Sah so aus, als wollte Zayn den Small Talk aufrechterhalten.
,,Mega gut eigentlich, aber total verwirrend." Franzi sprang auf die Theke, um sich neben die Spüle setzen zu können. Zayn bediente sich am Eckschrank, um das Kakaopulver herauszusuchen. Ein Schrank zu weit rechts, aber ich sagte nichts. Stattdessen setzte ich mich an den Küchentisch und gab mir Mühe, die nasse, klebrige Hose an meiner Haut zu ignorieren.
,,Also, erst waren sie in dieser seltsamen Welt wo immer die Sonne scheint und alle so ein bisschen high sind. Die Frauen nur Zuhause und für das Wohlergehen der Männer verantwortlich, die Männer gehen arbeiten und bilden sich wahnsinnig viel drauf ein." Franzi schnaubte und spielte mit einer nassen Haarsträhne.
,,High, ja?", hakte Zayn nach und wieder spürte ich seinen Blick. Meine Fingerspitzen zuckten. Ich lockerte bewusst meine Schultern und sprach den ersten Gedanken aus, der mir kam.
,,Die sind eben einfach von einer sexistischen, heteronormativen Gesellschaft ausgegangen." Huch. Das klang seltsam. Franzi lachte freundlicherweise trotzdem und nickte enthusiastisch. ,,Stimmt! Aber das war ja noch gar nicht der bescheuert-seltsame Teil!"
Sie erzählte weiter von dem Film, den seltsamen Plottwists und guten Schauspielern, aber irgendwie rückte ihre Stimme für mich in den Hintergrund. Zayn summte immer wieder zustimmend und wahrscheinlich stellte er auch Zwischenfragen, aber ich war deutlich zu unkonzentriert, um die mitzubekommen. Mein Blick wanderte aus dem Fenster und ich beobachtete die Regentropfen an der Scheibe. Sie hinterließen lange Wasserspuren auf dem Glas. Wie Tränen auf einer Wange. Ich seufzte. Ich müsste mich jetzt eigentlich in mein Zimmer zurückziehen, aber mein Körper war schwer und kalt. In mir war nicht ein Funken Motivation mich zu bewegen.
Die Welt wurde dunkel und still, als ich die Augen schloss. Meine Gedanken waren überall und nirgends, eine sanfte Ruhe erfasste mich. Es fühlte sich an, als wäre ich irgendwo tief unter einer Wasseroberfläche.
,,Harry." Ich blinzelte und riss die Augen auf. Starrte zu Zayn hoch, der mit einer Tasse in der Hand vor mir stand und mit der freien Hand vor meinem Gesicht herum wedelte. Ich war froh, dass ich nicht zusammenzuckte. Sein tiefes Stirnrunzeln konnte ich trotzdem nicht vertreiben, auch als ich dankbar murmelnd nach der dampfenden Tasse griff.
Der süße Geruch zog mir in die Nase und ich biss mir auf die Unterlippe.
,,Tja, und deswegen bin ich mir nicht so sicher, was zur Hölle der Film mir jetzt sagen sollte. Unsere Welt ist nur eine Illusion?", schloss Franzi ihren Monolog, als Zayn sich mir gegenüber auf den Küchenstuhl setzte und begann, seinen Kakao zu schlürfen. Sah so aus, als hätte sie ihre Zusammenfassung schon beendet.
,,So wie in Matrix.", meldete ich mich erneut zu Wort und sei es nur, damit ich etwas sagte. Ich musste mich zweimal räuspern.
Zayn grinste kurz, dann war das Stirnrunzeln wieder da. Er machte trotzdem mit. ,,Oder wie bei diesem Film wo man sterben muss, um aus den falschen Dimensionen raus zu kommen...wie hieß der nochmal?"
,,Inception", rutschte es mir heraus, bevor ich nachdenken konnte. ,,Mit Leonardo DiCaprio." Filme, Actionfilme, eine Schwäche. Genauso wie Menschen, die aussahen wie Leonardo DiCaprio. Er erinnerte mich seltsam an Hermes.
,,Aha." Zayns Mundwinkel hatten sich gehoben, aber er sah mir immer noch ernst aus. Zu ernst dafür, dass Franzi seltsam begeistert erzählend in unserer Küche saß, Kakao schlürfte und die zwei sich lange nicht gesehen hatte. Was ging nur in Zayns Kopf vor? Mein Nacken kribbelte, ich zog an einer meiner feuchten Locken.
,,Weiß nicht, ob man Don't worry Darling mit Matrix oder Inception vergleichen kann. Ich meine, das war ja eigentlich gar nicht der Punkt, oder?", mischte sich Franzi ein und schien ernsthaft darüber nachzudenken. Ich starrte in meine Tasse, kratzte mich an Oberschenkel. Diese nasse Hose nervte mich mehr, als sie es sollte.
,,Was war denn der Punkt?", fragte Zayn, auch wenn ich seine Augen auf mir spüren konnte. Es tat mir ziemlich leid, dass Franzi so an diesem Film interessiert zu sein schien und Ewigkeiten darüber sprach, während wir kaum richtig mitdachten. Aber ich konnte einfach kaum Motivation aufbringen, mich diesem Gespräch sinnvoll anzuschließen. Schien Franzi allerdings nichts auszumachen, sie gestikulierte wild in der Luft herum und benutzte unsere Küchentheke als ihre Bühne.
,,Naja, ganz viel Moral und Vertrauen, oder? Ich meine, der Ehemann hat sie ja gezwungen in dieser Illusion zu leben ohne dass sie es wusste...", setzte sie an, aber ich konnte ihren Worten nicht folgen, so sehr ich mich auch bemühte. Die warme Tasse brannte heiß in meinen Händen, der Stoff klebte an meiner Haut und mein ganzer Körper juckte auf seltsame Art und Weise. Ich wollte duschen. Oder laufen gehen. Oder einfach in meinem dunklen Zimmer liegen und die Decke anstarren, bis das Melatonin wirkte und sich die warme, feste Umarmung des Schlafes um mich schlang.
Ich schauderte. Ich nahm das Melatonin so selten wie möglich und auch nur dann, wenn ich das Xanax nicht mehr in meinem System hatte. Im Gegensatz zu dem Benzodiazepin machte Melatonin in dieser Form zwar nicht richtig abhängig, wenn man es regelmäßig einnahm, aber die Gefahr einer Überdosis bestand eben immer. Wenn ich weniger panisch als einfach schlafgestört war, wenn mein Kopf voller Bilder und Nebel war.
,,Danke, dass du mitgekommen bist, Haz.", riss mich Franzis sanfte Stimme aus den Gedanken und ich rutschte gewaltsam zurück in die Realität. Ich hob ruckartig den Kopf. Franzi schien bereit zum Gehen zu sein, sie war aufgestanden, hatte die Tasse abgestellt und lächelte mich warm an. Ich schoss auf die Füße, um sie zu umarmen, Schuldgefühle bitter auf meiner Zunge.
,,Danke, dass du mich mitgenommen hast.", murmelte ich stattdessen in ihr Ohr und drückte sie sachte an mich. ,,War echt schön mit dir, das müssen wir wiederholen."
Franzi strahlte und nickte.
Zayn räusperte sich. ,,Ich werd dich fahren, Franzi, bei dem Mistwetter und in der Dunkelheit." Er klimperte mit dem Autoschlüssel in seiner Hosentasche. Franzi zog eine Augenbraue hoch, als wir uns von einander lösten.
,,Ich bin groß und stark, Zayn, ich kann Bahn fahren. Auch an einem Freitagabend." Sie stützte die Hände in die Hüften und grinste, als Zayn die Augen verdrehte.
,,Ich will nur nett sein, meine Güte. Nimm's doch einfach an." Er klang nicht halb so genervt, wie er aussah. Franzi lachte und ich spürte, wie meine Mundwinkel hoch zuckten.
,,Na gut. Vielleicht ist ein Auto bequemer als die Bahn, das kann ich zugeben.", lenkte Franzi dann großmütig ein, bevor sie nochmal meinen Arm tätschelte und sich dann in Richtung Hausflur bewegte, um ihre nasse Jacke und die dreckigen Schuhe zu finden. Ich wollte ihr grade folgen, um sie zu verabschieden, da fing mich Zayns Arm ab. Mein Blick zuckte hoch zu dem ernsten, entschlossenen Ausdruck auf seinem Gesicht. Unsicherheit und Sorge verknoteten sich in meinem Magen und das Jucken wurde wieder schlimmer.
,,Geh duschen und zieh dich um.", sagte Zayn mit Blick auf meine Hose, dann verstärkte er seinen Griff um meinen Oberarm. Nicht schmerzhaft, niemals, aber unnachgiebig. ,,Danach müssen wir uns mal zusammensetzen. Ich muss mit dir über etwas Wichtiges reden, also warte bitte bis ich wieder hier bin und geh nicht sofort schlafen." Kurz war Wärme in seinen Zügen zu sehen, dann starrte er mich wieder herausfordernd an.
Ich wollte mich kratzen. Oder weglaufen. Oder beides. Zayns Blick brannte und ich spürte förmlich, wie das Blut meine Wangen verließ. Er hatte den ganzen Abend über so seltsam ausgesehen. Als wüsste er etwas, das ihn verärgert hatte. Über mich.
Ich schluckte um meine enger werdende Kehle herum und zählte in Gedanken bis vier, während ich einatmete. Es gab einige Dinge über mich, die er nicht wissen sollte, kleine und große. Aber es gab keine Chance, dass er von dem wusste, was ich am Meisten fürchtete. Dazu hätten Nick oder Derek den Mund öffnen müssen. Was keiner von beiden je Zayn gegenüber tun würde. Also sollte ich mich nicht von der Panik mitreißen lassen. Diesen Strudel brauchte ich jetzt nicht.
,,Okay.", hauchte ich stattdessen, obwohl ich das Gegenteil sagen wollte. Aber das würde die Sache vermutlich nur herauszögen, meine Angst verschlimmern und Zayn wütend machen. Wir wohnten zusammen. Es wäre schwierig, ihm aus dem Weg zu gehen, bis er vergaß, was er mit mir hatte besprechen wollen.
Ich würde das hinter mich bringen und dann in einen tiefen, traumlosen Schlaf fallen. Und morgen früh zur Arbeit gehen. Fertig.
,,Okay.", wiederholte Zayn und ließ mich mit einem letzten, eindringlichen Blick los, damit wir zu Franzi stoßen konnte, die sich grade vor der Haustür die Schuhe band. Ich musste sämtliche Kräfte in mir aktivieren, um ein Lächeln auf meine Lippen zu legen und die Angst und Unsicherheit hinter einer Maske aus Wärme zu verstecken. Ich räusperte mich und verließ mich wiederwillig auf meine Stimme. Sie zitterte zu Glück kein bisschen.
,,Schreib mir, wenn du gut Zuhause angekommen bist, ja? Und grüß Louis.", sagte ich und drückte meine rothaarige Freundin nochmal, auch wenn ihre Jacke nasse Flecken auf meinem Pullover hinterließ. Ich würde mich ja so oder so umziehen gehen, keine große Sache.
,,Mach ich. Er sollte heute einkaufen gehen, ich bin gespannt wie viel Müll jetzt in unseren Schränken liegt. Er schafft es irgendwie immer, genau das zu vergessen, was wichtig ist und dafür unnötiges Zeug mitzubringen, das ihm aufgefallen ist. Limited Edition süchtig ist der, ich sag's wie es ist.", lachte Franzi und grinste mich an. Ich musste lächeln. Klang nach Louis, auch wenn die Limited Edition Sache neu war. Ich würde sie mir für den nächsten Anlass merken.
,,Dann auf geht's.", grunzte Zayn und öffnete die Haustür für Franzi wie ein wahrer Gentleman. Als sie augenrollend ins Treppenhaus trat, trafen Zayns Augen meine. Er versuchte ein Lächeln, aber sein Gesicht sagte mir, wie ernst es ihm war. Ich schluckte, versuchte, jedes mögliche Szenario durchzudenken, jedes mögliche Thema zu finden. Worum konnte es ihm gehen?
,,Bis gleich.", sagte Zayn und die Wohnungstür fiel laut ins Schloss. Ich zuckte zusammen, obwohl ich mich nicht erschrocken hatte. Mein Körper kribbelte und ich kratzte mich wild am Unterarm. Zeit für meine Dusche.
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Jemand von euch einen der Filme gesehen?
Es geht voran, wie ihr seht (:
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