24. Telefonate
Man bin ich schlimm, es tut mir leid.
Aber hey - es geht jetzt wirklich dann auch mal bald los. Erstmal Versöhnung...oder auch nicht?
Answer the phone, Harry, you're no good alone
————————————————
Pov Franzi
Ich war vielleicht leicht zu verärgern, aber ich wollte mir nicht nachsagen lassen, ich wäre nachtragend.
Also machte ich den ersten Schritt. Wie ich es Louis gesagt hatte, rief ich Sonntagmorgen meine Oma an. Der konnte ich eh kaum böse sein, Enttäuschung beschrieb das Gefühl eher, das ich hatte, wenn ich daran dachte, dass sie mir Monikas Fehlgeburt verschwiegen hatte. Selbst wenn das rückblickend gesehen kaum wirklich gemein war - ich war die, die gesagt hatte, dass mir Nils Mutter genauso am Allerwertesten vorbeiging wie mein Dad.
,,Oma?", begrüßte ich meine Oma also zögerlich, als sie abhob und ich betete, dass sie nicht grade beim Abendessen saß. Immerhin bedeutete 9.00 Uhr London 18.00 Uhr Australien.
,,Franzilein, hey! Deine Stimme hab ich ja fast vergessen!", meldete sich meine Oma mit einem belustigten Unterton, der mir deutlich machte, dass sie mir meine wenigen Anrufe in letzter Zeit überhaupt nicht übel nahm. Sie wusste, dass Stundeten ein stressiges Leben führten. Schlechtes Gewissen staute sich in mir auf, weil ich ihr überhaupt böse gewesen war. Ich meldete mich schließlich auch nicht mit jeder Kleinigkeit bei ihr um zu plaudern.
,,Sorry, dass ich erst jetzt anrufe", entschuldigte ich mich also sofort, beschloss aber auch, sofort zum Punkt zu kommen und ehrlich zu sein. Meine Oma redete nicht gerne um den heißen Brei herum und Sinn machte das sowieso nicht. Wenn ich nicht offen mit Oma sprechen konnte, dann mit niemandem.
,,Aber...ich hatte in den letzten Tagen einen Grund."
,,Erzähl, Liebling." Meine Oma klang so warm, dass ich am liebsten einen Flieger buchen wollte. Ich schluckte den Kloß und die bittere Säure in meinem Hals herunter und räusperte mich, bevor ich wieder den Mund schließen konnte.
,,Wegen Monika. Nils hat mir erzählt was passiert ist, nachdem ich ihn wegen seinem Verhalten in letzter Zeit befragt habe. Und...ehrlich gesagt war ich ein bisschen eingeschnappt und enttäuscht, dass du mir nichts von der Schwangerschaft und dann von der Fehlgeburt erzählt hast." Ich presste ein wenig Luft in meine Lunge und stand von meinem Bett auf, nur um bis zum Schreibtisch und wieder zurück zu marschieren. Auf und ab laufen beim Telefonieren tat doch jeder.
,,Oh." Meine Oma klang überrascht, dann fing sie sich.
,,Entschuldige, Franzi. Es war ganz sicher nicht meine Absicht, dass du dich ausgeschlossen fühlst oder verletzt wirst."
,,Das hab ich mir schon gedacht, Oma. Ich weiß, dass du immer nur auf mich aufpassen willst. Also, wieso hast du es mir nicht erzählt?", hakte ich nach und biss mir auf die Unterlippe, als ich den schuldbewussten Seufzer meiner Oma hörte. Hauptsache wir schafften das hier aus der Welt und ich konnte mein Herz von den Krallen der Bitterkeit befreien. Zumindest meiner Oma gegenüber.
,,Ich habe erst von der Schwangerschaft erfahren, als Monika schon ihre Fehlgeburt gehabt hatte. Und ich wusste, dass dich die Nachricht, dass dein Vater vielleicht weitere Kinder bekommt, ein bisschen aus der Bahn werfen würde, obwohl du doch grade in der Prüfungsphase sitzt. Da aber schon klar war, dass kein Kind kommen würde, dachte ich, ich warte einfach damit ab, es dir zu erzählen, bis du ein bisschen Luft hast. Das tut mir leid, Franzi. Im Nachhinein war das ganz schön anmaßend von mir, dir einfach Informationen vorzuenthalten. Du bist erwachsen."
Ich summte nur zustimmend. Das hatte ich mir schon irgendwie denken können. Nur änderte das eben nichts daran, dass ich irgendwie ein Recht darauf gehabt hätte zu erfahren, was in meiner Familie vor sich ging, genauso wie Nils auch. Dem seine Mom das Ganze ja scheinbar ganz und gar nicht schonend berichtet hatte.
,,Okay Oma. Eben, ich bin erwachsen, also erzähl mir nächstes Mal einfach alles sofort, okay? Aber ich versteh schon, dass du nichts böse meintest, keine Sorge.", richtete ich mich an meine Oma, die sich daraufhin natürlich nochmal entschuldigen wollte.
,,Liebes, ich wollte dir wirklich nicht wehtun - ", setzte sie an, aber ich unterbrach Oma mit einem kleinen Lachen, das auch tatsächlich von Herzen kam. Sicher, ich war immernoch ein bisschen verletzt, aber ich konnte ihr nicht böse sein, wo sie es nur gut gemeint hatte und eigentlich die liebste und beste Seele auf diesem Erdball war. Und der, auf den sich meine Verbitterung wirklich richtete, war sowieso mal wieder mein Dad. Aber auch was ihn anging, zwang ich mich zum durchatmen. Ich hatte den Kontakt abgebrochen, ich hatte ihm nicht verziehen und ich wollte einen sauberen Schnitt, zumindest für jetzt. Also war es wohl auch nachvollziehbar, dass er sich nicht gemeldet hatte, besonders da die Schwangerschaft ja nun so und nicht anders verlaufen war.
,,Wirklich Oma, alles gut, du musst dich nicht weiter entschuldigen. Erzähl mir lieber, wie es den Pferden und dem Hof geht. Ich vermisse das Meer.", lachte ich also nur und führte meine kleine Zimmerwanderung fort, während ich den Worten meiner Oma lauschte, über die Berichte über das jüngste Fohlen lachte und mir anhörte, wie warm es schon wieder war. Buschbrände in der Nähe der Farm. Hoffentlich würden wir auch in der Zukunft Glück haben und weiterhin dem Feuer fern bleiben können.
,,Und bei dir, Franzilein? Wie geht es dir? Und natürlich deinen Freunden.", erkundigte sie sich dann neugierig und ich seufzte gespielt gequält.
,,Mir gehts gut, ich bin nur deutlich zu wenig am Lernen, wenn du mich fragst. Also eigentlich ist es zu viel...du weißt schon was ich meine. Es ist stressig. Aber in drei Wochen hab ich erstmal alles soweit überstanden und ein paar Wochen halbwegs Pause. Wenn man das so nennen kann." Ich verdrehte die Augen. Konnte man nicht.
,,Aber ansonsten ist alles super, Niall und ich wollen Mittwoch bei ihm Zuhause die Küche streichen, die hat nämlich lange keine Farbe mehr gesehen. Dem Rest gehts auch gut, ich bestell mal liebe Grüße."
Ich stockte, während Oma weitersprach. Hoffentlich stimmte das auch. Ich hatte die anderen zwar erst gestern Abend gesehen, aber so richtig gesprochen hatte ich in letzter Zeit nur mit Niall, Louis natürlich und meinem Bruder samt Emma, als ich mich in ihre Beziehung eingemischt hatte. Was wusste ich denn, wie es Zayn, Liam, Roman und Harry ging?
Ich runzelte die Stirn und summte zustimmend zu dem, was meine Oma über ein neues Rezept faselte, während ich mein Handy vom Ohr nahm und meinen Freunden jeweils ein Wie gehts dir eigentlich, erzähl mal was aus deinem Leben tippte. In der Hoffnung auf eine ehrliche Antwort.
,,Hör mal, mein Backofen piept, Herzchen. Ich müsste jetzt auflegen und mein Abendessen retten, okay? Oder möchtest du noch etwas plaudern, gibt es noch etwas zu erzählen?", lenkte mich Oma zurück zu ihr und ihren Worten und ich warf einen traurigen Blick auf meinen Schreibtisch.
,,Alles gut, Omi. Ich muss lernen, das trifft sich ganz gut. Ich muss nur noch meine Motivation wiederfinden. Oder erstmal erschaffen, wie auch immer. „
Oma lachte und verabschiedete sich, dann legten wir auf. Ich atmete aus. Ich fühlte mich definitiv etwas leichter als vor diesem Gespräch, wahrscheinlich weniger wegen Omas Entschuldigung als wegen dem belanglosen und vertrauten Geschwätz, das wir nachher noch ausgetauscht hatten, aber das war ja nun egal. Hauptsache wir waren wieder okay.
Ich lächelte grimmig und plumpste auf den Stuhl an meinem Tisch. Das emotionale Übel des Tages war also hinter mich gebracht, jetzt musste nur noch dieser ganze Kram erledigt und gepaukt werden, wenn ich das Testat am Dienstag bestehen wollte. Der Trost, dass Louis im Zimmer nebenan ebenso litt, war kein Trost.
———————————————————
Der Rest meines Wochendes bestand tatsächlich aus lernen. Und mit Louis um die letzte Tüte Chips streiten. Und aus einem Telefonat mit Niall.
Erst am Montag bekam ich eine Antwort von Haz auf meine letzte Nachricht an ihn und die fiel so knapp aus, dass ich mitten im Seminar das Bedürfnis verspürte, ihn anzurufen. Gut, gibt nichts zu erzählen. Was ist mit dir? Wow. Das war so nichtssagend, dass es schon wieder etwas aussagte. Nämlich entweder, dass Harry einfach eine Lust oder Zeit hatte, mir vernünftig zu antworten oder dass er meiner Frage aus dem Weg ging, weil er sie nicht beantworten wollte.
Schlussendlich rief ich Haz nicht mitten im Seminar an, aber dafür auf dem Weg nachhause. Allerdings drückte er mich weg und tippte ein bin noch in der Uni, kann dich später zurückrufen. Oder du schreibst mir einfach, ist es wichtig? Blöd für ihn, dass er solange da rumhocken musste. Tat mir leid. Aber seine Antwort, die nicht grade abweisend oder kurzgefasst war, deutete für mich auf Option 2 hin. Immerhin hätte er auch einfach ein jetzt nicht oder so schreiben können, hätte er keinen Bock mit mir zu reden. Und das wäre wahrscheinlich auch nicht Harry.
Müde schleppte ich mich aus der Ubahn zurück zu unserer Wohnung. Es war erst halb vier und trotzdem fühlte ich mich wie halb elf oder so. Und die schlechte Nachricht war, dass Louis erst in frühestens einer Stunde Zuhause sein würde, was bedeutete, dass ich kochen musste. Scheiße. Manchmal war das einfach nur anstrengend und überhaupt nicht so entspannend, wie ich es mal empfunden hatte, als wir noch zur Schule gingen und in der WG alle paar Tage jemand anders kochte.
Vielleicht sollte ich Louis bitten, uns auf dem Heimweg was zum Mitnehmen zu besorgen.
Meine Oma würde mich für diesen Gedanken verstoßen.
Widerwillen musste ich grinsen, als ich an ihren Gesichtsausdruck dachte und steifte die Schuhe ab, sobald die Wohnungstür hinter mir ins Schloss fiel. Meine Oma war da schon speziell. Andererseits hatte sie auch mehr Zeit als ich und kochte nur für sich und sonst niemanden. Und das gerne mal ein paar Tage im Voraus, wenn sie Lust hatte.
Kurzentschlossen schrieb ich Louis in unsere Einkaufsgruppe, dass er uns bitte was zum Abendessen besorgen sollte, ob er nun Döner, Pizza oder sonst was wollte - solange er an das Budget dachte. Das würde mir zumindest ein wenig mehr Zeit erkaufen.
Erst überlegte ich zu lernen, aber dann verwarf ich den Plan schnell wieder. Ich hatte die letzten Tage über echt viel gebüffelt und das Testat morgen sollte machbar sein. Und es war nicht so als würde ich heute Abend vor dem Schlafengehen nicht eh noch das Wichtigste zum tausendsten Mal durchgehen. Dann konnte ich mir auch jetzt mal eine Pause erlauben. Balance is the key, oder?
Zufrieden mit diesem Gedanken pflanzte ich mich aufs Sofa und griff nach der Fernbedienung. Dann mal ein bisschen Netflix genießen, solange ich den Bildschirm nicht teilen musste.
———————————————
,,Bin zuhause!", brüllte Louis mitten durch einen der Witze von Luzifer, der Chloe wieder zum Augenrollen brachte und riss mich aus meiner kleinen Trance. Mein Magen knurrte. Endlich.
,,Hast du was mitgebracht?", rief ich zurück und vertraute nicht auf den Daumen hoch, den Louis mir als Antwort auf meine Bitte vor einer halben Stunde geschickt hatte. Dieser Kerl konnte alles, auch etwas vergessen, das er erst vor wenigen Minuten versprochen hatte.
,,Klar, für wen hältst du mich? Hoffe du bist mit Sushi zufrieden.", kam die Antwort. Verwundet drückte ich auf die ‚Stop'-Taste der Fernbedienung.
,,Seit wann isst du Asiatisch, Louis? Und war das nicht nen bisschen teuer?"
Louis tauchte in der Tür auf, in der Hand eine wunderbar duftende Plastiktüte. Sein Haar war nass, wahrscheinlich hatte es geregnet, ohne dass ich das mitbekommen hatte. Mein Mitbewohner runzelte die Stirn, als seine Augen mich zusammengerollt auf dem Sofa entdeckten.
,,Alles gut?"
,,Jetzt wieder", nickte ich, ,,ich hab mit Oma gesprochen. Also, wer bist du und was hast du mit Louis gemacht? Er hat noch nie Sushi mitgebracht, wenn er die freie Wahl hatte!"
,,Hey, als würde ich nur Pommes oder so essen! Ich hab einfach die Straße runter so nen neuen Laden entdeckt und mir gedacht, wir versuchen mal was Neues", verteidigte sich Louis und plumpste neben mich aufs Sofa, die Tüte ließ er auf den Tisch knallen. ,,Außerdem war das jetzt nicht teuerer als wenn ich zwei Pizzen mitgebracht hätte."
Ich zuckte mit den Schultern, noch immer ein bisschen verwundert, aber beschweren würde ich mich nicht. Gegen Sushi hatte ich absolut nicht, besonders dann nicht, wenn Louis auch Gyoza mitgebracht hatte - die japanischen Teigtaschen waren fast noch besser als jede Sushi-Sorte, auch wenn man mich für diesen Gedanken aus jedem japanischen Lokal rausgeschmissen hätte.
Louis packte unterdessen die Tüte aus und präsentierte die Behälter mit den verschiedenen Sushi. Er hatte alles richtig gemacht, wenn man denn dann mal auf so eine Mahlzeit setzte und keine Ahnung von Sushi hatte: er hatte Mischboxen gekauft. Ich zählte fünf verschiedene Sorten, von frittierter und panierter bis zur klassischen Sushirolle war alles dabei. Und zu meiner Freude hatte Louis tatsächlich ein paar Gyoza mitgebracht. Begeistert zog ich mich in eine sitzende Position und rückte an den Tisch heran.
,,Perfekt, Louis, du bist ein Schatz!"
,,Ich weiß, ich weiß." Louis grinste und zog die Sojasoße und Wassabi aus der Tüte, betrachtete beides aber Stirnrunzelnd.
,,Schmeckt dir Wasabi?"
,,In Maßen. Aber das kannst du ja selber ausprobieren, keine Sorge, es wird dir nichts tun.", lachte ich und Louis verdrehte die Augen. Er stellte beide Soßen zu den Behältern auf den kleinen Tisch vor dem Sofa und ich rutschte noch ein Stück näher, um mir ein Paar der Einwegessstäbchen zu schnappen.
,,Guten Appetit!"
,,Selber."
In den nächsten Minuten folgte nur gefräßige Stille, ab und zu ein Lachen, wenn Louis oder mir eine Sushi runterfiel, weil Essstäbchen nun mal kompliziert sind und der ein oder andere genüssliche Seufzer. Es stellte sich heraus, dass Louis Gyoza ebenfalls ziemlich lecker fand und wir stritten um die letzte Teigtasche. Also alles wie immer.
,,Wieso essen wir nicht öfter Asiatisch?", fragte Louis, nachdem er eine Sushi vor dem Zusammenfall gerettet hatte, den er fast selber ausgelöst hätte: man tunkte nicht der Reis der Sushi in die Soße, der saugte sich immerhin sofort voll.
,,Weil's normalerweise nicht günstig genug ist. Und eigentlich ist selberkochen immer besser.", kommentierte ich.
,,Kannst du Sushi selber machen?"
,,Vielleicht", überlegte ich mit vollem Mund, ,,wenn ich mir ein YouTube-Tutorial ansehe. Sollte machbar sein."
Louis Essstäbchen knallten auf den Tisch, als er die letzte Sushirolle verspeist hatte. Er fiel hintenüber in die Kissen des Sofas, auch wenn ich mir sicher war, dass das kaum bequem sein konnte. Immerhin hin sein Kopf in der Luft herum, so lang war die Couch jetzt auch wieder nicht.
,,Satt und zufrieden?", fragte ich.
,,Satt und zufrieden.", bestätigte der Blauäugige.
Plötzlich zerriss das Klingen meines Handys die angenehme Stille und ich sprang auf, um nach dem blöden Ding zu suchen, dass zwar fiel zu laut, aber unauffindbar war. Scheiße. Wo hatte ich es zuletzt gehabt?
,,Klingt nach der Küche. Lädst du das da? Eigentlich ist das der Platz für - ", kommentierte Louis und sah nicht mal auf, als ich ihm nicht weiter zuhörte, sondern in die Küche hüpfte. Da war es nämlich wirklich. Danke an Louis.
,,Hallo?", nahm ich den Anruf an, auf den ich gewartet hatte, ,,Harry?"
,,Hey!" Es klang laut bei ihm, wahrscheinlich war er in der U-Bahn oder so. Ich blickte auf die Uhr. Kurz nach sechs. Armer Harry, was auch immer er da so lange trieb.
,,Wieso hattest du angerufen, ist was passiert?", fragte Harry und ich hörte das Einfahren einer Bahn im Hintergrund. Ich spazierte an Louis vorbei, der mit hochgezogener Augenbraue in der Tür erschienen war und wanderte in mein Zimmer. Mein neugieriger Mitbewohner musste ja nicht meine Telefonate mithören.
,,Wollte nur ein bisschen quatschen, wir hatten irgendwie kein richtiges Gespräch mehr seit...seit wann auch immer. Also, wie gehts dir so?" Meine Zimmertür fiel ins Schloss. Tat mir leid, dass Louis jetzt den Müll auf dem Sofatisch beseitigen musste. Oder auch nicht.
,,Ach so. Wie gesagt, alles gut bei mir. Bin bisschen gestresst und müde, aber das kennst du ja sicher. Bei dir?" Harry stieg scheinbar in die U-Bahn ein, seine Stimme wurde leiser, der Hintergrund eher lauter. Da ging er wohl schön in der Masse unter.
,,Vielleicht solltest du dann mehr schlafen?", kommentierte ich statt einer Antwort und pflanzte mich auf mein Bett. Harry gluckste.
,,Wann denn? Das kennst du doch, und dabei bin ich in meiner allerersten Prüfungsphase. Himmel, ich vermisse die Schule."
,,Ich nicht. Das war auch nicht weniger anstrengend, nur langweiliger.", meinte ich.
,,Hm. Stimmt auch wieder. Also, was ist mit dir?"
,,Hatte einen kleinen Streit mit meiner Oma, aber das ist aus der Welt geschafft. Ein Missverständnis.", begann ich zu erzählen, weil er wahrscheinlich nur was von sich erzählen würde, wenn ich über mich redete. ,,Ansonsten ist alles beim Alten, würde ich sagen. Louis ist nervig liebenswürdig drauf, die Uni stresst, ich hab morgen ein Testat zu bestehen und meine Lieblingspflanze auf meiner Fensterbank ist gestern gestorben. Scheiße, nah?"
Harrys Lachen brachte mich zu Grinsen und ich entspannte mich etwas gegen meine Kissen.
,,Oh nein, die arme Pflanze. Kann man dir irgendwie helfen, Louis entführen oder dir beim Spicken helfen? Abfragen?"
,,Nein, nein", kicherte ich bei dem Gedanken, dass Louis freiwillig mit Harry überall hingehen würde, ,,alles gut. Das überlebe ich schon. Und was ist in deinem Leben so los? Und sag jetzt nicht Uni, Freundchen!"
,,Nicht fiel." Harry seufzte leise und ich richtete mich ein Stück auf.
,,Luke und Zayn sind toll, die Uni macht echt Spaß, ich hab endlich sämtliche Marvelfilme durchgeschaut und Luke will mir jetzt Gitarre beibringen."
,,Klingt gut.", meinte ich und fragte mich, ob das alles war. Harry sah vor meinem inneren Auge noch immer so traurig aus, wenn ich ihn so reden hörte. Vielleicht war das paranoid.
,,Es geht mir wirklich gut.", bekräftigte Harry jetzt, als wüsste er, was in meinem Kopf vor sich ging.
,,Du musst dir keine Sorgen um mich machen, Franzi. Versprochen."
Wem hatte er das noch alles so erzählt? Und hatte er das nicht auch vor all der Zeit hinsichtlich Derek und der Panikattacken gesagt? Ich biss mir auf die Unterlippe, unsicher, was ich ihm abkaufen sollte und was nicht. Letztendlich atmete ich tief durch und versuchte mich selbst zu beruhigen. Haz war erwachsen. Haz wusste, dass er nicht alleine war. Sollte er reden wollen oder Hilfe brauchen, würde er das schon aussprechen können. Und solange mich nichts weiter darauf hinwies, dass etwas nicht stimmte, würde ich mich nicht einmischen.
,,Okay. Ich bin für dich da, Harry. Hab dich lieb.", brachte ich heraus und starrte die Decke an.
,,Ich dich auch. Wir sehen uns." Er legte auf.
———————————————————-
Hat jemand von euch schonmal Sushi gegessen?
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro