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Schubladen

Entsetzt blickte Lou auf den hell leuchtenden Bildschirm vor sich. Ungläubig schüttelte sie langsam ihren Kopf und und klappte im Schneckentempo den Laptop zu, ehe sie ihn erneut aufschlug und die im dunkelsten Schwarz geschriebenen Worte erneut las. Ein Kater Schauer fuhr über den Rücken der Blondine und ihre dünnen Härchen stellten sich beinahe senkrecht auf. Eigentlich sollten ihr diese Worte nicht so fremd vorkommen, immerhin hatte sie diese eben vor zwei Minuten in die Tasten eingetippt und dennoch ... Lou seufzte und griff nach dem Kaffee neben sich, welcher in der Zwischenzeit deutlich kühler geworden war. Leise nippte sie an der Porzellantasse und genoss die neue Portion Koffein in ihrem Körper. 

Gelangweilt sah sie aus dem Fenster und beobachtete all die Menschen. Sie konnte nicht anders, als über die Schubladen nachzudenken, in welche die Menschen gepackt wurden. 

Die übergewichtige Frau wird in die Schublade der Unattraktiven gesteckt, die Nerds in die Schublade der sozialen Außenseiter und die hübsch geschminkten Blondinen auf hohen Highheels in die Schublade der Dummen. Aber war das wirklich fair? 

Jeder Mensch hatte doch so viel mehr zu bieten als das, was auf den ersten Blick zu sehen war. Lou erinnerte sich daran, wie oft sie selbst in eine Schublade gesteckt wurde, nur weil sie blond und weiblich ist, noch dazu lesbisch und ohne einen richtigen Schulabschluss. Aber das war doch längst nicht alles, was sie ausmacht! Es gab so viele Facetten in jedem, die es zu entdecken galt, wenn man nur offen genug dafür war. 

Der Bildschirm war längst wieder ausgegangen und sie selbst sah sich im schwarzen Hintergrund spiegeln. Ihr Gesicht hatte in letzter Zeit einige kleine Falten bekommen und ihre sonst so schönen Augen blickten ihr müde und eingefallen entgegen. Genervt tippte sie in die Tasten und wartete das, das Gerät aufleuchtete. Mit zügigen Fingern gab sie ihr Passwort ein. Grübelnd saß sie vor dem geöffneten Worddokument und lehnte sich tief in die Rückenlehne.

Vielleicht sollten wir uns alle daran erinnern, dass wir nicht in Schubladen passen und uns erlauben, uns von unserer besten Seite zu zeigen. Nur so können wir die Vielfalt und Schönheit des Lebens wirklich genießen.

Sie betrachtete den Satz, er war gut und auf eine schöne Art motivierend. Sie lächelte schief, während ihr Blick erneut aus dem Fenster schweifte. Nur sah sie in die gesenkten Gesichter der Menschen. Manche von ihnen sahen einfach zu Boden, andere blickten geistesabwesend auf die Displays ihrer Handys und ein kleiner Teil der Masse starrte gerade aus, doch selbst davon waren die meisten nicht bei allen Sinnen. Eben wie sie, waren auch diese Menschen in ihren eigenen Gedanken versunken und bemerkten den Rest der Personen gar nicht erst. Viele der vorbeigehenden Gesichter hatten eine traurige oder müde Miene aufgesetzt. Andere schienen langsam von Schmerz und Angst aufgefressen worden zu sein, es war als hätte jemand Stück für Stück abgenagt und nur Kummer hinterlassen. 

Lou konnte nicht anders, als sich Sorgen zu machen. Warum schien die Welt so aus den Fugen geraten zu sein? Wieso waren so viele Menschen erschöpft, verängstigt oder unglücklich? Warum gab es so viel Hass und so wenig Mitgefühl? Ihre Gedanken drifteten immer weiter ab und sie dachte darüber nach, wie sehr die moderne Gesellschaft auf Leistung und Erfolg ausgerichtet war, auf die Oberfläche und das Äußere. Wie leicht es war, in die Schubladen zu passen, die von der Gesellschaft geschaffen wurden, und wie schwer es war, sich von ihnen zu lösen.

Lou wusste, dass sie nie den Erwartungen anderer entsprochen hatte. Nie konnte sie ihrer Mutter berichten, dass sie einen Wettkampf gewonnen hatte, dass ein Junge sie nach einem Date gefragt hatte oder dass sie im Kirchenchor ein Solo singen durfte. Verbittert dachte die Blondine an ihre Schwester. Das Perfekte in Menschenform mit zwei klugen und schönen Kindern, mit einem erfolgreichen Mann. Leonie hatte das Leben mit bravo bestanden, als Mutter und auch als arbeitende, emanzipierte Frau. Doch Lou hatte sich nie davon unterkriegen lassen und immer ihren eigenen Weg gefunden, sie hatte sich selbst niemals angelogen. Aber nicht jeder hatte die Kraft dazu, und nicht jeder wurde von anderen unterstützt und ermutigt.

Sie fragte sich, wie es wäre, in einer Welt zu leben, in der jeder Mensch als Individuum geschätzt und respektiert würde, unabhängig von Äußerlichkeiten, Herkunft oder Status. Eine Welt, in der Empathie und Mitgefühl an erster Stelle stehen würden und in der Erfolg nicht auf Kosten von anderen errungen werden müsste. In einer Welt die kein Geld hätte und in welcher die Gesellschaft sich endlich um ihren Planeten kümmern könnte und wöllte.

Lou seufzte tief und schloss für einen Moment die Augen. Sie wünschte sich, dass es eine einfache Antwort auf all diese Fragen gäbe, aber sie wusste, dass es nicht so war. Es würde Zeit, Geduld und Veränderung brauchen, um eine bessere Zukunft aufzubauen. Aber vielleicht war es auch an der Zeit, dass jeder einzelne von uns anfing, die Welt um sich herum mit anderen Augen zu sehen und das Gute in jedem Menschen zu suchen.

Lou öffnete die Augen und atmete tief ein. Sie wusste, dass es ein langer Weg sein würde, aber sie war bereit, ihn zu gehen. Mit einem entschlossenen Blick auf die Welt vor ihr begann sie wieder zu schreiben, in der Hoffnung, dass ihre Worte jemanden erreichen und inspirieren würden. Aufgeregt begann sie die Gedanken in Wörter zu fassen und in einen Text zu packen.

𓆉

Zufrieden sah sie zu der Wortanzahl im unteren Teil des Displays, unglaublich wie sehr diese Anzahl in den letzten Tagen und Wochen stetig gestiegen war. Nun war sie schon bei einundzwanzig tausend achthundert dreiundvierzig Wörtern angelangt, beinahe surreal wirkte die Zahl. Es waren hunderttausende Zeichen, welche ihr Leben beschrieben. Sie hatte sich kennengelernt und angefangen zu verstehen ... Erneut las sie sich den Text vor, welchen sie eben in die Tasten getippt hatte und schon fiel Blick eine Zeile zu hoch. Lou stockte der Atem, eigentlich hatte sie es ja schon vergessen. 

Dann schlug sie zu.

Die Blondine kniff ihre Augen fest zusammen und schüttelte ihren Kopf in der Hoffnung, so die Gedanken zu verjagen. Vergeblich. Sie dachte an den Tag zurück, an einen schönen Maiabend. Es war der erste warme Tag des Jahres und sie und Mei hatten ein einfaches Picknick geplant. Lou war damals etwas später dran denn, sie hatte im Büro noch einiges zu tun. Schon sah Lou sich selbst vor dem inneren Auge, wie sie die enge Straße entlang jagte, in einer Hand ein riesiger Strauß Blumen und in der anderen ihr Handy, mit welchem sie verzweifelt versuchte ihre Freundin zu erreichen. 

Unruhig sah Lou auf das Display und hörte die Ansage, dass Mei in diesem Moment nicht zu erreichen sei. Sie schluckte schwer und näherte sich dabei immer weiter dem Ort, auf welchem sich die beiden geeignet hatten. Stetig stieg die Nervosität in ihrem Körper.

In diesem Moment sah Mei Lou auf sich zukommen. Flüchtig warf die Asiatin einen Blick auf ihre Uhr und erhob sich dann wütend. "Wo warst du?" schrie sie Lou entgegen und hob drohend ihre Hand, mit der sie auf Lous Herz deutete. Als sie ihr endlich nahe genug stand, bohrte sie den Zeigefinger in Lous Brust. "Ich warte hier stundenlang auf dich und du kommst einfach viel zu spät!" Schützend hob die Blondine die Hände und versuchte so etwas Abstand zwischen die beiden zu bringen. Wie süß Mei aussah, wenn ihre Augen so aufgebracht funkelten. "Es waren doch nur ein paar Minuten", verteidigte Lou sich und versuchte einen Schritt zurück zu weichen. Unsicher sah sie sich um, auf der Wiese waren sie alleine, die meisten Eltern waren mit ihren Kindern bereits nach Hause gegangen, um die kleinen Rabauken schlafen zu legen. 

"Ich dachte du kommst nicht mehr, ich hatte Angst!", schrie Mei sie an und stampfte bedrohlich wieder einige Schritte auf sie zu. "Du betrügst mich doch sowieso und vertuschen versuchst du es nicht einmal!"

Lou schluckte schwer bei Meis Vorwurf und schüttelte den Kopf vehement. "Nein, das ist nicht wahr", erwiderte sie leise und blickte zu Boden. "Ich liebe nur dich und ich würde niemals..." Plötzlich unterbrach sie sich, als sie Meis Hand auf ihrem Arm spürte, die sie rau packte und zurückzog. "Lüg mich nicht an!", fauchte Mei und funkelte Lou mit eiskaltem Blick an. "Ich weiß, dass da etwas ist! Warum sonst kommst du immer zu spät und verheimlichst mir deine Anrufe und Nachrichten?"

Lou zögerte kurz, bevor sie antwortete. Sie wusste nicht, wie sie es ihr erklären konnte. Immerhin war nichts, nicht einmal ein Fünkchen Wahrheit dadran, aber Mei würde es niemals glauben. "Ich weiß nicht, wovon du redest", murmelte sie schließlich und blickte dabei in Meis wütende Augen. Wie kleine Obsidiane funkelten sie diese an und funkelten im schwachen Licht der untergehenden Sonne. Plötzlich holte Mei aus. Lou sah die gehobene Hand und zuckte zusammen, konnte sich aber nicht mehr bewegen. Der Schlag traf sie unerwartet und sie taumelte zurück, bevor sie auf dem Boden landete. Mit ihren Händen stützte sie sich ab, verkrampft krallte sie sich in die matschige Erde.  Tränen schossen ihr in die Augen und sie fuhr mit der dreckigen Haut an die verletzte Stelle, welche einen immer dunkler werdenden roten Farbton annahm. "Wie konntest du nur...", flüsterte sie und sah dabei zu Mei auf, die erschrocken auf ihre Handfläche blickte.

"Es, es", stammelte die Asiatin, "Es tut mir so unglaublich leid. Ich wollte dir niemals wehtun und ..." Auch ihr liefen große Kullertränen über die Wangen und sie sah entsetzt wechselt zu Lou und auf ihre Finger. 

Vorsichtig rappelte Lou sich auf, spürte einen unerklärlichen und stechenden Schmerz in ihrer Brust. Mei stand regungslos vor ihr und sah mit großen Augen zu, wie Lou sich von der Erde erhob. Plötzlich schien sie einen Entschluss gefasst zu haben und stürmte auf die Blondine  zu, umarmte sie fest und drückte sie an ihren kleinen, zittrigen Körper. "Es tut mir so leid", flüsterte sie in Lous Ohr und begann zu weinen. "Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Ich bin so eifersüchtig und unsicher. Ich weiß, dass ich dir manchmal nicht vertrauen kann, aber ich will es so gerne. Bitte verzeih mir."

Lou war überrascht von Meis plötzlicher Umarmung, aber sie erwiderte sie dennoch und drückte Mei fest an sich. Sie konnte ihre Tränen nicht zurückhalten und weinte leise in Meis Arm. "Es ist okay", flüsterte die Asiatin. "Ich verstehe, dass es schwer für dich ist. Aber du musst mir vertrauen. Ich liebe nur dich und ich würde niemals etwas tun, um das zu gefährden." Sie löste sich von Mei und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. "Lass uns nach Hause gehen", sagte sie und bot Mei ihre Hand an. Dann hob sie auch die andere, in welcher der ziemlich mitgenommene Blumenstrauß steckte. Unsicher grinste Mei Lou an und griff dann nach dem besenähnlichen Bund aus verschiedenster Blumen, welche entmutigt ihren Kopf hängen ließen.

Mei nickte und ergriff Lous Hand.  Gemeinsam gingen sie den Weg zum Parkplatz entlang, ihre Hände fest ineinander verschränkt. Damals hatte Lou noch so große Hoffnungen, erinnerte sie sich. Sie wollte Mei verändern und pflegen. Sie lehren wie man richtig liebt, ohne jemanden wehzutun.

Traurig seufzte die Blondine, die Geräusche der Umgebung wurden erneut lauter und sie sah zu der Kellnerin hoch. "Bezahlen", krächzte sie und räusperte sich dann. Lou schluckte, um dieses unangenehme Kratzen aus ihrem Hals zu vertreiben, während sie einen Geldschein aus dem Portmonee zückte und ihn der Frau reichte. 

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