《42》
„Wenn, dass das Lager ist, was war dann mit dem Platz, auf den du mich neulich gebracht hast?", fragte ich neugierig.
„Ach den meinst du. In der Ruine, im Haus befindet sich ebenfalls ein Eingang, allerdings muss man sich dort durch das riesige Tunnelsystem kämpfen und das würde ich dir nicht raten. Der Raum, indem wir uns befunden haben war jeglich als Vorraum gedacht", erklärte Sahid und deutete am Ende seines Satzes auf die Mitte der Höhle.
„Komm lass uns zu den anderen gehen. Ich stelle dir deine Teamkollegen vor."
Ich wollte nicken, doch Sahid wartete gar nicht mehr auf meine Antwort ab, sondern marschierte schon schnurstracks auf die kleine, schäbige Hütte zu. Etwas verunsichert folgte ich ihm, doch ich hob meinen Kopf und zwang mich zu einer geraden Haltung. Ich wollte keinesfalls zurückhaltend oder ängstlich wirken. Ich wusste nicht, wie meine Teamkollegen so drauf waren, doch, wenn sie sich als Assassine verkleideten mussten sie bestimmt Nerven haben. Sahid öffnete schwungvoll die Tür und marschierte in den Raum hinein. Auch, wenn ich versuchte es mir auszureden, ich bewunderte Sahid ein wenig. Hier liefen, bis auf die Zähne bewaffnete Krieger herum, doch er schien sich nicht davor zu fürchten und trat mit einer stolzen Haltung in den Raum hinein. Ich schluckte und folgte ihm etwas zögerlich.
„Willkommen, cricnem", riefen die Gestalten, die sich bereits in der Hütte versammelt hatten neigten leicht ihre Köpfe, als wir den Raum betraten. „Freut mich euch zu sehen, crangem", erwiderte Sahid, doch er neigte nicht den Kopf. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, mit den ganzen Wörtern und Formatierungen hatte ich mich noch nicht zurechtgefunden, deshalb schweig ich einfach und begutachtete lieber die Gestalten in dem kleinem Raum. Der größte unter ihnen, hatte sich einen blauen Umhang umgeworfen und starrte mit ausdrucksloser Miene vor sich hin. Unter seinem Umhang, trug er einen Ledergurt, den er sich über die linke Schulter geworfen hatte und unzählige Messer und Dolche darin steckten. Der andere Mann hatte ebenfalls einen blauen Umhang, allerdings ging der Farbton mehr ins dunklere über. Über seiner Schulter hing ein Köcher mit Pfeilen und unter seinem Umhang konnte ich die Spitze eines Schwertes funkeln sehen. Merkwürdigerweise kamen mir die Gestalten seltsam vertraut vor.
Ich kniff die Augen zu Schlitzen, als in mir der Groschen fiel.
„Ihr?", rief ich verblüfft und im selben Moment bemerkte ich, dass ich den beiden Männern schon einmal begegnet war. Es waren die zwei Assassinen, die mich damals nach Hause gebracht hatten. Jetzt wurde mir einiges klar.
„Deshalb, habt ihr mich am Leben gelassen", murmelte ich eher zu mir selbst, als zu ihnen. „Ihr seid gar keine richtigen Assassinen."
Der, mit dem blauen Umhang hob überrascht seinen Kopf und ich konnte sein Gesicht wiedererkennen. Die Röte schoss mir wieder ins Gesicht, als ich an die Begegnung vom letzten Mal dachte. ER hatte MICH getragen. Der andere Mann, hob ebenfalls seinen Kopf und stieß einen Pfiff durch die Zähne aus, als er mich sah. Ich spürte seinen Blick über mich schweifen, doch darin lag nichts lüsternes oder gieriges, nein. Ein bewunderter Blick legte sich über seine Augen.
„Ist das das überhaupt noch das selbe Mädchen von damals?", fragte er belustigt und ein Grinsen stahl sich auf seine verhärteten Züge. Ich konnte nicht anders, als seinen Blick zu erwidern. Tatsächlich, während ich die letzten Wochen im Haus geblieben war und mich auf meine Heilung konzentriert hatte, hatte sich mein Körper wieder zum guten gerichtet. Mein Gesicht wirkte nicht mehr eingefallen und die Augenringe waren zurückgegangen. Durch das gute Essen hatte ich meinen Körper wieder auf Normalgewicht bekommen und auch, wenn ich mich manchmal noch wackelig auf meinen Beinen fühlte, bemerkte ich selbst, dass sich mein Körper immer mehr und mehr regenerierte und es mir von Tag zu Tag immer besser ging.
Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als Sahids Hüsteln mich unterbrach. „Wie ich sehe kennt ihr euch ja schon", er warf einen scharfen Blick zu mir, der nichts gutes zu bedeuten hatte. „Die erste Woche trainiert ihr auf dem Platz, Gasse 54, Zirkel 3. Nach einer Woche werde ich Fenja prüfen. Wenn sie bereit ist, werdet ihr zusammen auf Mission gehen dürfen", befahl Sahid.
Warte, Sahid, würde mich prüfen? Ohje, das konnte ja nichts gutes verheißen. Doch die anderen neigten bereits die Köpfe, ehe Sahid, ohne mir noch einen Blick zuzuwerfen, die Hütte verließ. Als seine Schritte verklungen waren, seufzte ich erleichtert auf.
„Fenja? So heißt du also?", fragte der Mann, der mich getragen hatte. In seinem Blick lag nicht ein einziges Gefühl und ich war mir nicht sicher, ob es gut oder schlecht war ihm die Wahrheit zu sagen.
„Es ist eine Schande, seinen Namen an andere zu verraten", durchschnitt eine Stimme den Raum und ließ mein Blut gefrieren. Ich erstarrte, als eine weitere Gestalt nach vorne trat. Ich wunderte mich, dass ich sie vorhin nicht gesehen hatte. Zu meiner Überraschung, wie ich erkannte, gehörte die Stimme einer weiblichen Gestalt. Überrascht drehte ich meinen Kopf zu ihr. Ihr Anblick ließ mich zugleich schaudern aber auch staunen. Ihre Gesichtszüge waren scharf und ihre Augen waren zu Schlitzen zusammengekniffen. Statt einem Umhang, wie die beiden Männer es trugen, hatte sie einen schwarzen Mantel an. Er reichte ihr bis zu den Knien und an den Enden war er leicht ausgefranst. An den bewaffneten Armen hatte sie sich lange Handschuhe, die ihr bis zu den Ellbogen reichten übergestreift, um die tödlichen Waffen darunter zu verstecken. Um ihre Hüfte geschlungen, waren mehrere schwarze Gürtel, an den ein langes, schmales Schwert hing. Ebenso fiel mir die Pistole auf der anderen Seite ins Auge. Ich wusste gleich, dass ich sie nicht ausstehen konnte.
„Ach ja, und wer bist du, wenn ich fragen darf?", zischte ich ich zusammengekniffenen Zähnen hervor. Sie funkelte mich an und ihre blauen Augen sprühten Funken.
„Als ob, ich es einer, wie dir erzählen würde." Ich wollte gerade zu einer schlagfertigen Antwort antworten, als mich einer der Männer unterbrach.
„Bevor hier jetzt ein Streit losbricht wäre es besser, wenn wir uns einmal alle vorstellen würden. Schließlich müssen wir die nächsten Wochen miteinander auskommen und es wäre doch besser, wenn wir uns die nächsten Woche nicht an die Haare gehen?" Er versuchte zu Lächeln, doch es erreichte nicht seine Augen und stattdessen erntete er zwei wütende Gesichter. Der andere Mann grinste und klopfte seinem Kollegen auf die Schulter. „Mit denen willst du dich lieber nicht anlegen, mein Freund."
Die beiden Männer warfen sich einen Blick zu bevor derjenige, der mich getragen hatte zwischen uns beiden trat. „Okay, stellen wir uns vor. Mein Name ist Kilian und mein Teamkollege da drüben heißt Narvik", er deutete auf den Mann mit dem Pfeilen auf dem Rücken. „Meinen Namen kennt ihr ja schon", erwiderte ich bereitwillig, doch die andere Frau zeigte keine Regung. „Das ist Arielle", seufzte Narvik und kniff die Augen zusammen, als erwartete er eine Standpauke auf sich.
Arielle, der Name passte ganz und gar nicht zu ihr, knurrte nur wütend und warf Narvik einen Blick zu. Dieser wandte sich schnell ab. Ich konnte es nur schlecht glauben, doch Narvik hatte scheinbar Angst vor Arielle.
„Okay, da wir uns nicht Ewig hier aufhalten können, lasst uns schon Mal aufbrechen", befahl Killian. Er war anscheinend der Anführer der Truppe. Narvik und ich stimmten zu und Arielle musste sich geschlagen geben. Sie straffte ihren Rücken und stolzierte aus dem Haus hinaus. Vorsichtig, in gegebenen Abstand folgte ich ihr. Hinter mir ertönten die Schritte der beiden Männer.
„Wohin gehen wir den jetzt genau?", fragte ich Killian im Gehen und drehte meinen Kopf um die Schulter.
„Zur Gasse 54, Zirkel 3, das ist ungefähr da, wo wir dich neulich getroffen haben", erklärte Narvik anstelle von seinem Kollegen.
„Ahso", murmelte ich enttäuscht. Ich hätte mir schon denken können, dass Sahid den geschützten Ort, der extra nicht so weit von seinem Haus lag, auswählte.
Sahid war so fies. Ich hatte mich wenigstens gefreut, die Stadt etwas genauer kennenzulernen, doch Sahid hatte mir einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht. Gleichzeitig fiel mir die Warnung des Mannes auf dem Dach wieder ein und ich musste zugeben, dass es doch schlau von Sahid gewesen war. Der Ort lag etwas geschützt hinter den vielen Gassen, und auch, wenn ich nicht daran zweifelte, dass die Lakaien des Königs mich trotzdem mit Leichtigkeit finden würden, war ich so wenigstens nicht so leicht auf der Straße angreifbar. Außerdem hatte ich zwei ausgebildete Krieger bei mir, die mir im Notfall zur Seite stehen würden.
Killians Stimme ließ mich aus meinen Grübeleien hochfahren. „Du hast Glück, dass Sahid dich unter deine Fittiche genommen hat. Solch eine Sonderbehandlung bekommen nicht viele."
Ich blickte zu ihm hoch. Er hatte sich von Narvik getrennt und lief nun neben mir her. Er überragte ich einen Kopf und ich musste hoch schauen, um ihn ins Gesicht blicken zu können. Ich zuckte mit den Schultern. „Das ist eine lange Geschichte." Das aufblitzen in Killians Gesicht verriet mir sein Interesse, doch ich hatte keine Lust von Lian und dem Elend in der Wüste zu erzählen, also antwortete ich knapp: „ Er hat mich zusammen mit den Nomaden in der Wüste aufgesammelt, als ich neben meinem toten Freund saß und die Welt nicht mehr verstanden habe." Der Ausdruck in Killians Augen trübte sich.
„Das tut mir leid, ich wollte dich nicht verletzen." Ich zuckte abermals mit den Schultern, als wäre es mir gleichgültig, doch ich wandte meinen Blick schnell ab, damit er die Tränen in meinen Augen nicht sehen konnte.
Danach sagte Killian nichts mehr und ich wüste nicht worüber ich mit ihm reden hätte sollen, deshalb verfielen wir in ein Schweigen, bis wir in der Gasse 54 ankamen und ich zu meiner Überraschung einen erstickten Schrei ausstieß, als ich sah, wer vor uns, auf dem Platz hockte und mich mit einem Grinsen empfing.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro