《36》
Als ich die Augen öffnete, fühlte ich mich seit langen wieder ausgeschlafen. Erstaunt kletterte ich aus meinem Bett und zog mir meine Klamotten über. Ein Blick in den Spiegel zeigte mir keine Veränderung. Vor dem Spiegel stand immer noch dieselbe abgemagerte Gestalt. Schnell wandte ich meinen Blick ab. Was bildete ich mir da nur ein? Ich schüttelte den Kopf und fummelte an meinen zerzausten Haaren herum. Ich war gestern nach meinem Ausflug sofort ins Bett gekrochen und hatte dabei ganz vergessen meinen Zopf zu lösen. Mein Ausflug. Es war also doch real gewesen und nicht nur ein Traum wie ich gehofft hatte. Schnell kämmte ich mir die Haare, ließ sie aber offen, weil ich zu faul war, um mir einen Zopf zu binden. Ein letzter Blick in den Spiegel und ich nickte meinem Spiegelbild zu.
Auf dem Flur steuerte ich direkt zu Lian um ihn einen Guten Morgen zu wünschen. Danach lief ich auf die Küche zu und hoffte Magrett hatte noch Frühstück übrig, denn ich hatte echt Hunger bekommen.
Suchend stieß ich die Tür auf, die in die Küche führte, und sah mich in dem Raum um. Zu meiner Überraschung saßen Magrett, Daniel und Sahid um den Küchentisch versammelt und blickten mit sorgenvollen Gesichtern drein. Als sie mich sahen wechselten ihre Mienen von sorgenvoll zu erstaunt zu wütend. Magrett kam auf mich zugeeilt und drückte mich fest an sich. „Kind was machst du nur für Sachen? Wir hatten große Sorgen um dich. Wo warst du?!"
Erstaunt blickte ich zu ihr. „Ich...", weiter kam ich nicht den da stand Daniel auf und kam mit wütendem Gesicht auf mich so. „Wie kannst du uns einen solchen Schrecken einjagen? Wir haben extra schon Sahid gerufen."
„Ich war aber doch die ganze Zeit...", setzte ich an, doch da hatte sich Sahid erhoben. Seit meinem Aufenthalt hier hatte ich ihn nur selten zu Gesicht bekommen. Der Anlass musste wohl wirklich wichtig gewesen sein, das er sich sogar die Mühe machte hier aufzukreuzen, wo es doch sein Haus war. Sein Turban, den er in der Wüste getragen hatte fehlte und stattdessen trug er seine braunen, schulterlangen Haare offen.
Er hob die Hand. „Wie bist du nachhause gekommen?"
Ich wollte ihnen gerade alles erzählen, als mir einfiel, dass es vielleicht besser wäre ihnen nicht die ganze Wahrheit mitzuteilen. Sie würden mich weiterhin für schwach halten und die Sache mit den Assassinen würden sie mir so oder so nicht glauben.
Also straffte ich meine Schultern und drehte mich zu Magrett und Daniel um: „ Ich bin raus gegangen, habe mich auf dem Marktplatz umgeschaut und nach einer Weile bin ich wieder zurück gekehrt. Während ihr hier saßt und euch Sorgen um mich gemacht habt war ich in meinem Zimmer und habe geschlafen."
Magrett fielen fast die Augen aus dem Kopf. „Kind, ich sehe doch wie es dir geht. Du schaffst doch kaum ein paar Schritte hintereinander, ehe das du zusammenbrichst. Schlafen tust du eh nie und wie willst du in dein Zimmer gekommen sein, ohne uns hier in der Küche zu begegnen?"
Ich verschränkte die Arme. „Ich bin übers Dach geklettert."
„Du hast was gemacht?", fragte Daniel fassungslos.
Magrett hob anklagen die Hand. „Wenn du uns nicht die Wahrheit sagst, dann...", weiter kam sie nicht, denn Sahid war dazwischen gegangen.
„Es spielt jetzt keine Rolle, was sie in der Stadt getrieben hat. Da wir die ganze Zeit in der Küche gewesen waren konnte sie tatsächlich nur übers Dach in ihr Zimmer gelangen. Ich frage mich nur, ob sie das ganz alleine geschafft hat oder ob sie nicht vielleicht Hilfe bekommen hat?" Am Ende des Satzes beugte er sich zu mir heran, doch ich war fest entschlossen nichts preis zu geben. Ich fragte mich nur woher Sahid dies so schnell herausgefunden hatte. Das Gespräch mit den Männern fiel mir ein. Was hatte er damit gemeint?
Irgendwas war mit Sahid faul. Er wohnte doch auch hier oder nicht? Doch wieso bekam ich ihn dann nie zu Gesicht? Und wieso wusste ich noch nicht einmal was er für eine Arbeit hatte? Im Grunde genommen, wusste ich es bei Magrett und Daniel auch nicht, doch sie arbeiteten doch für Sahid, oder ? Sahid schien in der Stadt viele Bekanntschaften zu haben, wenn ihn sogar die Assassinen kannten. Wer war er wirklich?
Ich lächelte ihm zu.
„Da ich anscheinend nicht die einzige mit Geheimnissen bin ist das ganze Gespräch sowieso sinnlos."
Lächelnd drehte ich mich weiter zu Magrett um. „Du hast bestimmt noch etwas vom Frühstück übrig? Ich habe echt Hunger bekommen."
Sahids Gesicht verfinsterte sich für einen kurzen Moment, doch sofort setzte er sein Lächeln wieder auf.
„Gut dann wäre das ja geklärt. Ich gehe dann wieder. Nächstes Mal ruft ihr mich aber bitte nur, wenn es auch wirklich etwas ernstes gibt".
Er warf mir einen letzten Blick zu dann spazierte er aus der Küche. Mit einem Rums fiel die Tür hinter ihm zu. Finster starrte ich ihm nach.
Ich finde schon noch heraus was du verbirgst.
Die nächsten Tage hielt ich mich an die Vorgaben und versuchte mich auszuruhen. Mein Ausflug hatte mir die schreckliche Wahrheit vors Auge geführt und ich beschloss erst einmal gesund zu werden, ehe ich mich an einen erneuten Ausflug wagen wollte.
Anfangs gab es keine nennenswerten Erfolge, doch nach fünf Tagen schaffte ich es zum ersten Mal wieder etwas richtiges zu essen.
Es geschah immer seltener, dass ich von Alpträumen hochgerissen wurde und langsam schien sich mein Körper an das neue Umfeld zu gewöhnen. Die Visionen und die schrecklichen Bilder aus der Vergangenheit verschwanden immer mehr und tauchten nur noch selten vor meinen Augen auf.
Zwischen Magrett und mir entwickelte sich eine Freundschaft und ich freute mich immer, wenn sie da war. Auch, wenn sie eher eine Mutter für mich sein könnte, als eine Freundin kicherten wir gemeinsam und dachten uns Scherze oder Streiche für Daniel aus.
Die Sache mit Sahid trat immer mehr in den Hintergrund und , da ich mich voll und ganz auf meine Genesung konzentrierte, ließ ich es ruhen.
Fast täglich oder sogar mehrmals am Tag besuchte ich Lian und erzählte ihm von den Geschehnissen am Tag. Ich hoffte er würde endlich aufwachen und ich könnte ihn in die Arme schließen. Seine Familie dachte sicher, genau wie meine, dass er tot wäre. Wir könnten hier bleiben und uns ein neues Leben aufbauen. Das alles was wir zusammen durch gestanden hatten konnte in den Hintergrund rücken. Wir könnten uns zur Ruhe setzten, ein neues Leben anfangen.
Die Vorstellung daran klang zu schön.
Magrett hatte mir erzählt, dass ich nie wieder zurück ins Wasserreich könnte. Da sich die Länder bekriegten war es verboten in eine andere Nation zu reisen. Auch, wenn es bei mir und Lian ein Notfall gewesen war. Die Hoffnung meine Familie jemals wieder zu sehen war immer noch da.
Ich seufzte auf und erhob mich von dem Stuhl. Mit langsamen Schritten verließ ich den Raum und steuerte auf die Küche zu. Ich hatte zwar keinen Hunger, doch die Vorstellung alleine in meinem Bett zu liegen klang nicht gerade sehr verlockend, deshalb entschied ich mich für die Küche. Als ich eintrat, lag bereits ein leckerer Duft in der Luft.
Die üppige Frau blickte von dem Kessel auf und strahlte. „Fenja, wie gut, dass du kommst .Ich habe mal ein neues Gericht ausprobiert."
Ich spähte in die braune Masse, die in dem Kessel vor sich hin köchelte.
„Sieht interessant aus", versuchte ich meine Meinung nicht ganz preis zu geben.
Magrett grummelte irgendwas und eilte schnell zu der Tischplatte zurück.„Ich hab die Minzblätter vergessen. Und Thymian fehlt auch noch."
Schnell wuselte sie durch die Küche und ließ ihren Blick durch die Küche schweifen. Schließlich blieb der Blick auf mir hängen und ein Grinsen stahl sich in ihr Gesicht.
Misstrauisch hob ich den Kopf: „ Was ist los?" Magrett nahm einen Korb, der in der Ecke gestanden hatte und kam auf mich zu: „ Sei so lieb und geh eben auf den Markt. Ich brauche noch Thymian und Minze. Und wenn du schon dabei bist dann bring mir doch bitte auch noch eine Pute mit."
Ehe ich mich versah, hatte sie mir den Zettel mit den Zutaten und den Einkaufskorb in die Hand gedrückt und mich vor die Haustür geschoben.
Ich drehte mich verwirrt um, doch da hatte Magrett schon die Tür hinter mir zugeknallt.
Eine verwirrte Fenja blieb alleine auf der Straße zurück.
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