《15》
Als ich am nächsten Tag aufwachte war es bereits hell. Ich drehte mich zu Lian um und rüttelte vorsichtig an ihm. „Wir müssen aufstehen." Lian rührte sich nicht. Ich zog eine Grimasse. „Ey, komm. Wenn wir nicht bald loslaufen ist es zu heiß."
Er rührte sich noch immer nicht und ich schüttelte den Kopf. „Tja, dann gehe ich wohl ohne dich", scherzte ich und tat so als würde ich loslaufen, doch zu meiner Bestürzung rührte er sich noch immer nicht. Langsam begann ich mir echt Sorgen zu machen. Ich kniete mich neben ihm und lauschte. Nichts. Kein Herzschlag. Nichts.
Ich blinzelte einmal, bevor in mir Panik ausbrach. Ich presste mein Ohr auf seine Brust und hoffte den altvertrauten Herzschlag zu hören, doch dort war nichts mehr. Kein Pochen, einfach nur noch Leere. Alles ist gut Fenja. Er schläft nur. Er ist nicht tot, redete ich mir gut zu und versuchte die aufwallende Panik zu unterdrücken. Verzweifelt hoffte ich er würde gleich die Augen aufschlagen und einer seiner Scherze machen.
Ein Tropfen fiel auf den Boden und bemerkte, das ich weinte. „Das kann nicht sein", stammelte ich. „Das darf einfach nicht sein", schrie ich verzweifelt. Mit zitternden Händen versuchte ich ihn zum Leben zu erwecken. Wie ging das noch mal mit der Herzdruckmassage? Verdammt. Hätte ich damals bloß besser aufgepasst. Ich versuchte mein bestes, doch es klappte einfach nicht. Meine Hände zitterten wie verrückt und ich konnte auch die Tränen nicht mehr zurückhalten.
Weinend legte ich den Kopf in den Nacken und schrie meinen Frust hinaus. Das durfte doch nicht wahr sein. Er konnte jetzt nicht tot sein. Wir hatten beide gewusst, dass wir dem Tod nahestanden aber wieso war immer ich die, die überlebte? Wieso hatte das Schicksal mich dafür auserwählt. Ich hatte keine Kraft mehr. Meine Kehle war staubtrocken und ich fragte mich wo meine Tränen herkamen. Alles tat mir weh und ich wollte nicht mehr alleine, weitermachen.
Wieso tat ich es nicht jetzt gleich? Ich konnte mein Leben jetzt ganz einfach beenden. Mit zitternden Händen fummelte ich an meiner Hosentasche herum. Ich hatte bestimmt noch irgendwo einen scharfen Gegenstand mit dem ich es zu ende bringen konnte. Meine Verzweiflung stieg und ich konnte nicht einmal mehr den Boden sehen. Die Tränen tropften auf den Boden und wollten gar nicht mehr aufhören. Ich hatte gekämpft wie eine Kriegerin, hatte mich zusammengerissen und meine Gelähmtheit überstanden. Wir hatten als einzige den Anschlag überwunden und hier sollte nun Ende sein? Das konnte ich nicht so einfach hinnehmen. Ich barg die Hände vors Gesicht und schluchzte.
Ich wusste nicht wie lange ich dort gesessen hatte, doch irgendwann versagten die Tränen und ich trauerte stumm um ihn weiter. Die Sonne setzte ihren Weg über dem Himmel fort und ehe ich mich versah wurde es Mittag. Mein Magen knurrte, meine Kehle brannte. Alles tat mir weh. Ich saß neben Lian und brachte es nicht übers Herz weiterzugehen. Ich wusste ich müsse versuchen meinen Weg fort zu setzten, doch ich konnte ihn doch nicht hier einfach liegen lassen. So grausam konnte ich nicht sein. Deshalb saß ich nun schon seit Stunden neben ihm und trauerte.
Es kam mir vor wie Stunden, doch ich wusste ,dass die Zeit mich jederzeit trügen konnte. Ich stand auf und lief unruhig umher. Was sollte ich jetzt tun? Nach einer Weile hörte ich ein paar Schritte und wurde aus meiner Trance gerissen. Langsam drehte ich meinen Kopf uns sah zu meiner Überraschung einen Trupp Männer mit Frauen, die auf Kamelen auf uns zu steuerten. Normalerweise wäre ich jetzt aufgesprungen und wäre voller Hoffnung auf die Truppe zu gestolpert, doch ich fühlte mich so ausgelaugt, dass mir alles egal war. Hätte er doch nur einen Tag länger gelebt. Das Wunder, von dem wir beide nicht geglaubt hatten, dass es eintreten würde, kam geradewegs auf mich zu.
Stumm blieb ich neben Lian sitzen, während sich die Karawane langsam näherte. Es war mir egal was sie sich denken mussten. Sie sollten einfach wieder abziehen und mich in Ruhe lassen. Ich hörte einen dumpfen Schlag und ein paar Stiefel, die über den kargen Boden schlurften. Ich hob langsam meinen Kopf und drehte ihn zu dem Menschen vor mir um. Mit einem desinteressierten Blick schaute ich den Mann an. Auch, wenn ich versuchte ihn nicht anzustarren viel mir trotzdem seine Kleidung ins Auge.
Seine Klamotten, oder hätte ich lieber Umhang sagen sollen, bestanden nur aus einem großen, dunkelblauen Gewand. Um den Hals hatte er sich eine Art weißen Schal gebunden, der zusätzlich über seinen Kopf gewickelt war, sodass man nur seine Augen sehen konnte. Außerdem war seine Haut seltsam dunkel. Ich fragte mich, ob dieser Mann unter seinen vielen Schichten Klamotten nicht schwitzte.
Der Mann redete in einer fremden Sprache auf mich ein, doch ich verstand nicht das geringste. Das schien auch er zu bemerken also ließ seinen Blick einen Moment auf mir ruhen dann viel er auf Lians Körper und sein Blick verfinsterte sich. Schnell rückte ich ein Stückchen nach links, um seinen Körper zu verdecken. Der Mann drehte sich um und rief irgendwas in seiner komischen Sprache. Mit seiner Hand machte er verwirrende Gestiken, bis schließlich ein weiterer Mann von dem Kamel hinunterkletterte. Argwöhnisch beobachtete ich das ganze.
Der Mann, der jetzt auf mich zukam sah genauso aus, wie sein Kumpan, nur das sein komisches Gewand nicht dunkelblau sondern weiß war. Er ließ seinen Blick an mir hoch wandern und versuchte einen Blick hinter mich zu erhaschen. Ich starrte die beiden böse an und rückte kaum merklich ein Stückchen nach hinten. Der Mann, der neu dazugekommen war beugte sich langsam zu mir vor.
„Können Sie mich verstehen?", fragte er langsam. Überrascht hielt ich inne und sah zu ihm hoch. In seinen haselnussbraunen Augen lag ein besorgter Ausdruck und ich beschloss, dass ich ihm vertrauen konnte. Also nickte ich nur langsam. Der Mann mit dem blauen Gewand sagte etwas zu dem anderen Mann, worauf die beiden Männer in eine hitzige Diskussion fielen. Verwirrt blickte ich von einem zum anderen, ohne auch nur ein einziges Wort zu verstehen.
Nach einer Weile schienen sich die Männer auf etwas geeinigt zu haben und der Mann mit dem weißen Gewand wandte sich zu mir. „Mein Name ist Sahid. Du brauchst keine Angst vor mir zu haben." Er hob seine Hände, um mir zu zeigen dass er keine Waffen oder sonstige Gegenstände, die mir schaden könnten, bei sich trug.
Ich sah ihn nur weiterhin mit großen Augen an und zeigte kein Anzeichen, dass ich ihn verstanden hatte. Der Mann warf dem anderen einen verzweifelten Blick zu doch dieser zuckte nur mit den Schultern. „Wie. Heißt. Du?", fragte er ganz langsam. Ich überlegte kurz, ob ich dem Mann trauen könnte und entschied mich kurzerhand dafür.
„Fenja", flüsterte ich leise und erschrak wie rau und kratzig sich meine Stimme anhörte. Überrascht wechselte der Mann einen Blick mit dem andere, den ich nicht deuten konnte, bevor er sich wieder zu mir wandte.
„Was machst du hier in der Wüste?" Ich antwortete nicht. Sahid musste meinen traurigen Ausdruck bemerkt haben und sah mich mitleidig an. „Darf ich mir deinen Freund mal genauer anschauen?"
Verwundert sah ich zu ihm hoch. „Er, er ist nicht mehr...", ich verstummte. Ich schaffte es nicht den Satz zu beenden. „Vielleicht kann ich deinen Freund zurückholen", sagte Sahid freundlich zu mir und sah mich fragend an. Ich zögerte. Was konnte ein Mann, wie er, da noch ausrichten?
Nach einer kurzen Weile nickte ich schließlich doch und rutschte ein Stückchen zur Seite, um den Blick auf Lian freizugeben. Sahid lächelte mich freundlich an und strahlte etwas aus, das ihn mir direkt sympathisch machte. Er hockte sich neben mich, um einen besseren Blick auf Lian zu haben. Misstrauisch beobachtete ich ihn dabei, wie er Lians Körper untersuchte und dann schließlich seinen vermeidlichen Puls fühlte. Ich machte mich schon auf seinen enttäuschten Blick gefasst und wandte mich ab. Darauf konnte ich gut verzichten.
Doch zu meiner Überraschung passierte nichts dergleichen. „Ich kann ihn heilen, wenn du möchtest", flüsterte Sahid mir urverwandt ins Ohr.
Ich drehte meinen Kopf. „Was?!"
„Nicht so laut", zischte der Mann neben mir und machte mit seinen Kopf eine Andeutung auf die Nomaden, die immer noch hinter uns warteten. „Tut mir leid. Aber wie können sie ihn heilen? Er ist...". Ich schluckte einmal: „ Er ist tot."
Der Mann zog eine mitleidige Geste und wandte sich zu Lians Körper zu. Er konzentrierte sich und streckte seine Arme über den toten Körper aus. Dann schloss er die Augen. Überrascht sah ich ihm zu und wartete.
Ich glaubte nicht wirklich dass Lian von jetzt auf gleich einfach so wieder aufwachen könnte, doch ein kleiner Funken Hoffnung existierte dann doch noch. Lange passierte gar nichts. Langsam bildete sich ein Schweißtropfen auf Sahids Stirn, doch ich wusste nicht, ob es von der Hitze oder der Anstrengung kam. Langsam wurde ich unruhig und rutsche von einem Fuß auf den anderen. Doch ich bemühte mich leise zu sein, um Sahid nicht zu stören. Nach einer ganzen Weile öffnete er die Augen und schaute betrübt rein. An seinen Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass es ihm nicht gelungen war. Ich seufzte auf und versuchte die erneuten Tränen, die mir in die Augen stießen zu vermeiden. Sahid blickte zu mir: „ Ich habe mein bestes versucht. Doch einen Toten wieder zu erwecken ist nicht so einfach, wie eine kleine Wunde." Enttäuscht nickte ich.
Doch Sahid, der anscheinend noch nicht fertig gewesen war, fuhr fort. „Ich habe ihn in den Zustand der....Na wie sagt man das in eurer Sprache?" Er überlegte kurz. „Bewusstlosigkeit, genau." „Er befindet sich jetzt in dem Zustand der Bewusstlosigkeit."
Ich blickte ihn ungläubig an. „Das haben Sie geschafft? Das heißt ja dann, dass er lebt." In meinen Herzen breitete sich eine riesige Erleichterung aus. „Naja, er ist nicht wach oder ansprechbar aber er ist zumindest nicht mehr tot", schlussfolgerte Sahid. Ehe er sich versah hatte ich mich um ihn geworfen. „Ich weiß gar nicht, wie ich ihnen danken kann. Das, das ist einfach nur unglaublich", stammelte ich. Sahid, der sichtlich überfordert war erwiderte etwas zögerlich meine Umarmung und zog sich dann schnell zurück. „Es freut mich immer wieder, wenn ich anderen eine Freude machen kann."
Mit tränenden Augen saß ich vor Lian und starrte ihn an. „Er lebt", stammelte ich immer wieder fassungslos und konnte mein Glück kaum fassen. Sahid, der sich langsam aufgerappelt hatte beugte sich zu mir hinunter und raunte: „ Du hast Glück, dass wir dich gefunden haben. Einen Tag später und selbst ich hätte nichts mehr für deinen Freund tun können". Dankbar nickte ich und wusste gar nicht ob ich weinen oder lachen sollte. „Das war einfach unglaublich", stammelte ich noch immer fassungslos. Sahid lächelte und nickte verständnisvoll. Gerade, als er sich mir abwenden wollte fiel es mir ein. „Du bist ein Begabter, ein Arcane", flüsterte ich. Sahid verharrte auf der Stelle.
Ein Arcane, so nannte man die Menschen mit den Gaben. Früher einmal waren die Gaben weit verbreitet gewesen, doch irgendwann hatten die Könige angefangen die Gabenträger auszurotten. Warum wusste niemand so richtig, vielleicht hatten die Könige Angst, um ihre Herrschaft gehabt, aber das waren alles nur Spekulationen und Vermutungen. Bislang galt, wer einen Arcane entdeckte, hatte sich sofort an das Millitär zu wenden . Das Beherbergen von ihnen galt als Hochverrat und wurde genauso verachtet wie der Arcane selbst. Auch Lian war ein Ancarne, doch als er mich geheilt hatte war ich zu erstaunt gewesen, um mich darüber zu Sorgen.
Plötzlich war Sahid so schnell bei mir, dass ich ihn gar nicht mit den Augen hatten folgen können. „Ich hoffe für dich, dass du dieses Geheimnis für dich behältst. Ansonsten muss ich dich wohl eigenständig aus dem Weg räumen, ich hänge an meinem Leben", flüsterte er mit einem gefährlichen Unterton in der Stimme. Regungslos verharrte ich. War das gerade einen Drohung gewesen?
Ängstlich nickte ich. Sahid nickte zufrieden und erhob sich, wobei er versuchte sein Gewand zu glätten, dass schon etliche Falten aufwies. Er streckte seinen Rücken und stolzierte auf den andern Mann zu. Er sagte etwas in der anderen Sprache und deutete auf mich. Der Mann schüttelte entrüstet den Kopf und ich fragte mich, um was in aller Welt sie sich da stritten. Nach kurzer Zeit zog Sahid eine entschlossene Miene und kam auf mich zu.
„ Du hast Glück und darfst mit uns kommen. Dein Freund braucht dringend ärztliche Unterstützung und dasselbe könnte dir auch nicht schaden." Er warf einen Blick an mir hinunter und jetzt erst wurde mir bewusst, wie armselig ich in meinen zerfetzten Überbleibseln wirken musste. Doch ich war zu erschöpft um mir darüber noch groß Sorgen zu machen also nickte ich nur. Sahid hatte meine Gedanken wohl erraten können und legte seinen Arm über meine Schulter.
Sahid führte mich an dem anderen Mann vorbei und steuerte auf die Kamele zu.
„Komm, wir haben Wasser und Essen dabei."
Jetzt habe ich wohl alle Fenja x Lian Ships zerstört, ups. Bitte schlagt mich nicht deswegen : )
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro