Kapitel 9
Wir fuhren zu einem abgelegenen Ort, ein altes Lager, welches durch dicke Betonwände geschützt wurde. Wir betraten die Lagerhalle und liefen den Korridor entlang. Ein Mann kam uns eilig entgegengerannt.
»Schusswunde«, erklärte Hill, »sie hat einen halben Liter Blut verloren.«
»Ich übernehm sie«, sagte der Mann.
»Sie wird ihn erst sehen wollen.«
Wir erreichten einen Raum und ein Vorhang wurde zur Seite geschoben. Zum Vorschein kam eine Liege und darauf lag jemand, mit dem ich am wenigsten gerechnet hatte.
»Verdammt, das wurde aber auch Zeit«, sagte Fury. Er hing an einem Tropf. Seine Stimme war schwach.
Wundern tat es mich nicht sonderlich - immerhin lebte ja auch Coulson.
Als Natasha von dem anderen Mann verarztet wurde, erzählte uns Fury, wie das möglich sein konnte, dass er lebte.
»Verletzte Wirbelsäule, gebrochenes Brustbein, zerschmettertes Schlüsselbein, perforierte Leber und höllische Kopfschmerzen.«
»Sie vergessen die kollabierte Lunge«, sagte der Arzt.
»Oh, da war ja noch was. Ansonsten geht's mir gut.«
»Dein Herz schlug nicht mehr. Die haben dich aufgeschnitten«, sagte Natasha.
»Tetrododoxin B - reduziert den Puls auf einen Schlag die Minute. Banner hat's gegen Stress entwickelt. Hat nicht so toll funktioniert, aber wir haben's zweckentfremdet.«
»Warum haben Sie uns nicht einfach ins Vertrauen gezogen?«, wollte Steve wissen.
»Es musste so aussehen, als hätte der Anschlag Erfolg gehabt«, sagte Hill.
»Hinter Toten ist niemand mehr her«, meinte Fury. »Und ich war nicht sicher, wem ich trauen kann.«
»Dieser Mann hat den Friedensnobelpreis abgelehnt, mit den Worten 'Frieden wäre keine Leistung, sondern eine Verantwortung'«, sagte Fury, der ein Bild von Alexander Pierce in der Hand hielt.
Wir saßen mit ihm um einen Tisch herum. Fury war noch schwach, dennoch saß er mit einer Decke um den Schultern bei uns.
»Sehen Sie? Genau wegen so was hab ich Schwierigkeiten, zu vertrauen.«
»Wir müssen den Start verhindern«, sagte Natasha, der es mittlerweile besser ging.
»Ich glaube, der Rat nimmt meine Anrufe nicht mehr entgegen.« Fury öffnete einen Koffer und zum Vorschein kamen drei Chips.
»Was ist das?«, fragte Sam.
»In einer Höhe von 900 Meter führen die Helicarrier eine Standortbestimmung durch und sind dann feuerbereit.« Hill drehte uns einen Bildschirm zu, worauf die Lageskizzen der Helicarrier zu erkennen waren.
»Wir müssen in die Carrier gelangen und ihre Zielerfassungsblades gegen die hier austauschen«, sagte Fury.
»Einer oder zwei reichen nicht, wir müssen alle drei Carrier verlinken, damit es funktioniert. Denn damit auch nur eins dieser Schiffe funktionsfähig bleibt, werden viele Menschen sterben.«
»Wir müssen annehmen, dass dort jeder an Bord zu Hydra gehört. Wir müssen irgendwie an ihnen vorbei, die Serverblades austauschen und vielleicht, vielleicht können wir so noch retten -«
»Wir retten gar nichts«, unterbrach Steve Fury finster blickend. »Wir schalten nicht nur die Carrier aus, Nick, wir schalten S.H.I.E.L.D. aus. «
»S.H.I.E.L.D. hat nichts damit zu tun.«
Aufgebracht deutete Steve auf ihn. »Sie haben mir diese Mission gegeben - und so endet sie. S.H.I.E.L.D. wurde infiltriert, das haben sie selbst gesagt. Hydra war überall, und keinem ist es aufgefallen.«
»Warum treffen wir uns in dieser Höhle? Es ist mir aufgefallen.«
»Aber zu spät«, sagte ich. »Steve hat recht. Wir schalten S.H.I.E.L.D. aus. Und Hydra. Nur so können wir die Menschen retten.«
Hill nickte und sah zu Fury. »Die beiden haben recht.«
Fury sah in die Runde.
»Was gucken Sie mich an?«, fragte Sam. »Ich mach das, was der Captain macht, nur langsamer.«
Fury lachte leise auf. »Tja.« Er ließ sich im Stuhl zurücksinken. »Sieht so aus, als würden Sie jetzt die Befehle geben, Captain.«
Das Triskelion, Washington D.C.
Steve holte seine alte Uniform aus dem Krieg aus dem Museum, Hill und ich trugen schwarze Agentenanzüge, Sam seinen Anzug mit den eingeklappten Flügeln.
Mit erhobenen Waffen gingen wir in den Funkturm, von wo aus die Agents alles überwachten.
»Entschuldigen Sie«, sagte Steve, als uns jemand die Tür öffnete, weil er nach dem störenden Signal gucken wollte, welches wir verursacht hatten. Mit erhobenen Händen ließ er uns herein.
Steve ging an das Mikro, über welches ihn alle Leute im Gebäude hören konnten.
»Agents von S.H.I.E.L.D., hier spricht Steve Rogers«, sagte er. »Sie haben in den letzten Tagen viel über mich gehört. Manchen von ihnen wurde befohlen, mich zu jagen. Es wird Zeit, dass Sie die Wahrheit erfahren. S.H.I.E.L.D. ist nicht das, wofür wir es gehalten haben. Es wurde von Hydra unterwandert. Alexander Pierce ist ihr Anführer. Die S.T.R.I.K.E. und die Insight-Crews gehören auch zu Hydra. Ich weiß nicht, wer noch dazu zählt. Aber sie sind hier im Gebäude. Vielleicht stehen sie direkt neben Ihnen. Sie haben ihr Ziel fast erreicht - die totale Kontrolle. Sie haben Nick Fury erschossen, und er wird nicht der Letzte sein. Wenn Sie diese Helicarrier starten, ist Hydra in der Lage, jeden zu töten, der ihnen im Weg ist; es sei denn, wir halten sie auf. Ich weiß, ich verlange viel. Aber Freiheit hat einen hohen Preis. So war's schon immer. Ich bin bereit, diesen Preis zu bezahlen. Und wenn ich der Einzige bin, dann soll es so sein. Aber ich wette, das bin ich nicht.«
Als Steve geendet hatte, spürte ich die Gänsehaut am ganzen Körper. Nicht nur, weil ein Kampf bevorstand, sondern auch, weil seine Rede herzzerreißend gewesen war.
»Schreibst du so was vorher auf, oder haust du das spontan raus?«, fragte Sam schmunzelnd.
Steve antwortete nicht, sondern ging nach draußen. Sam und ich folgten ihm.
Einige Minuten verstrichen, dann sagte Hill, dass sie den Startvorgang einleiteten. Nun war es an uns.
Sam, Steve und ich rannten auf die startenden Helicarrier zu.
»Hey, Cap, wie unterscheiden wir die guten von den bösen Jungs?«, fragte Sam.
»Die auf dich schießen, sind die Bösen.«
Sam breitete seine Flügel aus und flog davon, Steve und ich sprangen von einer Plattform in die Tiefe. Unten angekommen rollte Steve sich ab. Unter meinen Füßen zeichneten sich durch den Aufprall erneut Risse.
»Hast du den Chip?«, fragte Steve. Ich nickte. »Du weißt, was zu tun ist.«
»Dieses Mal, wenn wir kämpfen, verlasse ich dich nicht, Steve«, sagte ich. »Wir schaffen das. Zusammen.«
Steve nickte. »Zusammen.«
Wir wichen den Leuten aus, die auf uns schossen. Ich hatte meine Schusswaffe gezückt und zielte auf sie. Steve schlug einen Mann, nahm ihm die Handgranate ab und warf sie davon. Es knallte.
»Hey, Cap, ich hab die bösen Jungs gefunden«, hörte ich Sam ins Funkgerät sagen.
Steve und ich schlugen uns den Weg zu den Helicarriern frei - und es war kein einfaches Unterfangen.
»Noch acht Minuten, Leute«, sagte Hill.
»Wir arbeiten dran«, sagte Steve.
Er rannte in den ersten Helicarrier herein, ich versuchte den zweiten zu erreichen. Er war bereits in der Luft, weswegen ich ein Taxi brauchte. Zum Glück stand ein freier Jet herum, zu dessen Füßen tote S.H.I.E.L.D.-Soldaten lagen. Auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie man dieses Teil lenkte, schaffte ich es, es in die Luft zu kriegen und zu dem dritten Carrier zu gelangen.
»Zwei gesperrt, einer fehlt noch«, sagte Hill. »Enna, wo bleibst du?«
»Bin dabei«, sagte ich hastig. Ich flog über den Carrier und suchte nach einer passenden Landegalebenheit.
In dem Moment erschienen feindliche Bomber vor mir.
»Oh, scheiße.«
Bevor ich ausweichen konnte, schossen sie ihre Raketen, so dass mir nichts anderes übrig blieb, als aus dem Flieger zu springen. Mit rasanter Geschwindigkeit stürzte ich in die Tiefe. Ich spürte den Wind, die Sogkraft. Ich würde mit voller Wucht auf dem Carrier landen und höchstwahrscheinlich durch die Decke brechen, würde ich mich nicht abbremsen. Doch die Luft war mein Element, und so landete ich auf dem Carrier, ohne dass etwas geschah.
»Hey, Sam, ich brauch 'ne Mitfluggelegenheit«, hörte ich Steve sagen, doch achtete ich nicht darauf.
Einige Augenblicke verstrichen, während ich auf dem Dach kletterte.
»Cap, wo bist du?«, fragte Sam panisch.
»Auf dem Helicarrier. Wo bist du?«
»Am Boden. Der Anzug ist zerstört.«
»Ich bin hier, Steve«, sagte ich.
»Gut. Hast du den Chip?«
»Ja, bin gleich bei dir. Wir treffen uns auf der Brücke.«
Ich kletterte, so gut ich konnte, hinunter. Es war kein einfaches Unterfangen und kostete mir unendlich viel Zeit, da die Brücke unterhalb des Carriers war. Irgendwie schaffte ich es dann doch und sprang dann von oben auf das Geländer. Vor mir kämpften Steve und der Winter Soldier, genau in meinem Weg.
»Tausch den Chip aus!«, rief Steve und kassierte im Moment seiner Unaufmerksamkeit einen harten Schlag ins Gesicht.
Ich rannte los, auch wenn ich Steve am liebsten helfen wollte. Dieser drängte seinen alten Freund aus den Weg, damit ich dort Platz hatte, doch als ich näherkam, schlug er Steve zu Boden und rannte auf mich zu. Schneller als gedacht, war er bei mir und packte mich am Hals. Als würde ich nichts wiegen, hob er mich hoch, und im nächsten Moment stürzte ich über die Brüstung in die Tiefe.
Unsanft landete ich auf den Scheiben. Unter mir konnte ich das Triskellion sehen. Der Chip war mir beim Sturz aus der Hand gefallen und einige Meter weiter liegen geblieben.
Bevor ich mich erheben konnte, landete der Winter Soldier neben mir und packte mich erneut. Seine eiserne Faust traf mein Gesicht und ich keuchte vor Schmerzen auf.
»Nein!«, schrie Steve, der ebenfalls heruntersprang.
Sein Freund hielt kurz inne.
»Lass sie los, Bucky.« Seine Stimme war ruhig.
Erst dachte ich, Bucky würde dem wirklich nachgehen, doch da packte er mich und zog mich vor sich, mir eine Waffe an den Kopf haltend.
Eindringlich sah ich Steve an und blickte unauffällig zu dem Chip, der beinahe neben ihm auf dem Boden lag. Ich nickte kaum merklich, und bevor jemand reagieren konnte, packte ich Buckys Waffe, drückte sie nach oben, so dass der Schuss die Decke traf und schlug dem Mann meinen Kopf ins Gesicht. Er taumelte zurück, während Steve den Chip ergriff und die Brüstung hochgekletterte.
Ich wollte den Winter Soldier erneut angreifen, doch schlug er mich mit einem Schlag zu Boden. Ein Schuss erklang. Er hatte Steve getroffen. Ein weiterer. Wieder getroffen. Ich sprang auf und riss Bucky von den Beinen. Kurz darauf schlug ich ihm meine Faust ins Gesicht, immer und immer wieder, bis seine Nase gebrochen war.
Da stieß er mich mit seinen Beinen von sich, so dass ich nach hinten stürzte und über das Glas schlitterte. Ein dritter Schuss erklang und traf Steve direkt in den Bauch. Ich sah seinen Gesichtsausdruck, den er Bucky zuwarf. Hilflos, flehend. Ich schrie, rappelte mich mit letzter Kraft auf und stürzte mich auf den Winter Soldier, bevor er noch einmal schießen konnte. Mit aller Kraft drückte ich ihn zu Boden.
»Carrier gesperrt«, hörte ich auf einmal Steves Stimme.
»Gut, Cap. Macht, dass ihr daraus kommt«, sagte Hill.
»Sofort feuern!«
»Aber, Steve!«
»Tun Sie's!«
Ich dachte nicht einmal darüber nach, was Steve da gerade verlangte und welche Auswirkungen das hatte. Die Schüsse erklangen und trafen die Carrier als Selbstzerstörungskommando. Deckenteile fielen auf uns herab. Ich ließ Bucky los und stürzte zur Seite. Knapp verfehlte mich ein Stahlarm, doch als ich aufblickte, sah ich, das Bucky getroffen wurde.
»Los, Enna, ich brauche deine Hilfe!«, rief Steve, der schwach neben mir erschienen war, und zusammen versuchten wir, auch wenn ich nicht so recht verstand, wieso, das Bruchstück zu heben.
Als wir Bucky befreit hatten, wandte er sich langsam uns zu.
»Du kennst mich!«, brüllte Steve gegen das Knallen und Knacken.
»Nein, tu ich nicht!« Bucky schlug Steve ins Gesicht.
Langsam richtete er sich wieder auf. »Bucky ... Du kennst mich schon dein ganzes Leben.«
Er schlug ihn erneut. Ich wollte dazwischengehen, doch das Beben riss uns alle drei von den Füßen.
»Dein Name ist James Buchanan Barnes«, sagte Steve und erhob sich.
»Halt die Klappe!« Ein weiterer Schlag.
»Ich kämpfe nicht gegen dich.« Steve ließ seinen Schild fall, welches durch ein Loch in den Abgrund stürzte. »Du bist mein Freund.«
Bucky brüllte, rannte auf Steve zu und riss ihn von den Beinen. »Du bist mein Auftrag!« Immer und immer wieder schlug er ihm ins Gesicht. Ich rannte auf Bucky zu und wollte ihn zurückziehen, doch schubste er mich davon, als wöge ich nichts.
»Dann bring ihn zu Ende«, sagte Steve schwach. »Ich steh das mit dir durch.«
Ich schrie, als ein weiteres Deckenteil auf uns herabstürzte. Doch es war zu spät. Das Glas unter Steve gab nach und der Mann stürzte in die Tiefe. Verzweifelt starrte ich auf die Stelle, wo er gewesen war, dann sah ich zu Bucky, der sich langsam erhob. Mit einem Schrei wollte ich mich auf ihn stürzen, doch schlug er mich mit einem einzigen Schlag seines Metallarms bewusstlos.
Hustend erwachte ich im Sand, direkt am Ufer des Potomac Rivers. In einigen Metern Entfernung erkannte ich das brennende Triskelion und die Helicarrier, die zerstört auf dem Boden lagen.
Ich nahm einen Körper neben mir war, und ich kämpfte gegen die Schmerzen an und richtete mich langsam auf.
»Steve?«, fragte ich vorsichtig. Meine Stimme war rau und schwach.
Ich kroch zu dem Mann herüber und beugte mich über ihn. Ich legte meine kalte Hand auf seine angeschwollene Wange.
»Steve?«
Der Mann blinzelte einige Male, dann wurde seine Sicht etwas klarer. Sein Auge war rot umrandet und wurde bereit blau-violett. Als er versuchte, etwas zu sagen, atmete ich erleichtert aus, und ehe ich darüber nachgedacht hatte, lagen meine Lippen auf den seinen.
Wir hatten es geschafft, wir hatten Hydra besiegt und das Leben der Menschheit gerettet.
2198 Wörter
Das vorletzte Kapitel!
Der Kampf gegen Hydra/S.H.I.E.L.D. Wer von euch hat Agents of S.H.I.E.L.D. geguckt? Da wird das ja noch mal aus näherer Perspektive erzählt.
__HeavenandHell__ hat ein Buch dazu geschrieben. Schaut gerne dort vorbei ❤
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