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Szene M

Nervös zupfte Ellie wahllos irgendwelche Melodien auf den Saiten ihrer Violine. Sie saß aufrecht auf ihrem Stuhl, und blickte durch den Probensaal des Landesjugendsinfonieorchesters. Es herrschte ein reges Treiben, während lautes Stimmengewirr den Raum erfüllte, vermischt mit den Klängen der verschiedensten Instrumente. Mit großen Augen betrachtete das Mädchen die vielen jungen Musiker, von denen die meisten allerdings wesentlich älter waren als sie selbst.

Sie schaute zu Jakob herüber, der am ersten Pult saß und ihr schnell ein beruhigendes Lächeln schenkte. Felix war auf ihrer linken Seite in ein Gespräch mit einem Mädchen vertieft, das Ellie noch nie gesehen hatte.
Ihre eigene Pultnachbarin war eifrig bemüht, die schwierigsten Stellen immer wieder durchzuspielen.
Eigentlich hatte sie doch lange genug Zeit gehabt, um sich die Noten anzuschauen, dachte Ellie mit hochgezogenen Augenbrauen. Außerdem fand sie die Läufe im ersten Satz von Brahms überhaupt nicht schwer. Das Mädchen hatte sich kurz als Valerie vorgestellt, doch seitdem kein Wort mehr mit ihr geredet. Ellie schätze sie auf bestimmt schon 16 Jahre, auf jeden Fall wirkte sie viel reifer als Ellie.

Eine Weile war das Mädchen so damit beschäftigt, die ganzen anderen Jugendlichen zu beobachten, dass sie gar nicht merkte, wie ein älterer Herr den Raum betrat. Was sie allerdings bemerkte, war die Atmosphäre, die sich schlagartig veränderte. Es war, als hätte eine berühmte Persönlichkeit, auf die alle warteten, plötzlich den Raum betreten. Der Mann hatte längere, mit grauen Strähnen durchzogene Haare, die wirr in alle Richtungen abstanden und auf seiner Nase saß eine dicke, schwarze Brille. Ellie war sofort klar, dass es sich nur um den Dirigenten Klaus Friebe handeln konnte. Mit einem freundlichen Lächeln begrüßte er die älteren Mitglieder des Orchesters und beantwortete die auf ihn einstürmenden Fragen. Nun kehrte langsam Ruhe in den Probenraum ein und jetzt schien auch jeder seinen Platz gefunden zu haben. Mit einem Winken brachte Herr Friebe sein Orchester zum Schweigen.

"Herzlich Willkommen zur Sommerprobenphase 2014!"

Klatschen und Pfiffe ertönten im Raum, die jedoch sofort wieder verstummten, als er mit einem Handzeichen um Ruhe bat.

"Wie ihr seht, haben wir in diesem Jahr wieder ein fantastisches Programm zusammengestellt. Außerdem steht ein straffer Probenplan an, das heißt, es gelten folgende Regeln: Zehn Minuten vor Probenbeginn sitzt ihr eingespielt auf euren Plätzen, geübt wird nicht während der Tuttiproben und um elf Uhr ist in jedem Zimmer das Licht aus."

Der letzte Punkt entlockte der Gruppe leise Lacher. Aus Jakobs und Felix Erzählungen wusste Ellie, dass auf der Orchesterprobenfahrt bei einigen Party an der Spitze der Tagesordnung stand.

Herr Friebe erklärte noch ein paar Dinge zu der Jugendherberge und zu den Registerproben, dann stellte er die neuen Mitglieder des Orchesters vor. Ellie lief knallrot an, als er ihren Namen nannte und sie kurz aufstehen musste. Sie war zudem überaus erstaunt, dass der Dirigent wusste, wer sie war, obwohl sie ihn noch nie gesehen hatte. Aber noch erstaunter war sie, als sie den Namen Isabella Schärder vernahm, die ebenfalls als neues Orchestermitglied in der zweiten Geige vorgestellt wurde. Ellie hatte das Mädchen von Jugend Musiziert seit einem Wettbewerb vor zwei Jahren nicht mehr gesehen. Da Isabella zwei Pulte hinter ihr saß, hatte Ellie sie tatsächlich noch nicht bemerkt. Ob sie sich noch an sie erinnerte?

Doch bevor sie ihren Gedanken zu Ende denken konnte, forderte Herr Friebe das Orchester zum Stimmen auf. Ellie war äußerst erstaunt, als sich Jakob erhob, von der Oboistin ein A abnahm und an die ersten Geigen weitergab. Eigentlich war er doch gar nicht Konzertmeister, wunderte sich Ellie. Erst da bemerkte sie, dass der rechte Platz neben Jakob noch frei war. Offensichtlich verspätete sich der richtige Konzertmeister. Viel Zeit hatte Ellie jedoch nicht mehr, um Spekulationen über das Verbleiben des Stimmführers der ersten Geige aufzustellen, denn Herr Friebe forderte das Orchester auf, den Schostakowitsch aufzuschlagen.

Ellie legte die Geige an, als er die Hände zum Einsatz nach oben nahm, so, wie sie es im Schulorchester bereits gelernt hatte. Zwei kurze Impulse, dann ertönte die typische Trompetenfanfare, die die Ouvertüre einleitete. Ellie war wie verzaubert: Die Terzen stimmten.

Nur selten war Ellie gleich beim ersten Durchlauf eines Stückes in diesen Flow verfallen, der sie alles um sich herum vergessen ließ. Vollkommen vertieft in das Notenbild, das Auf- und Abschnellen des Bogens und ihre sich bewegenden Finger, tauchte sie in die Musik ein. Sie sah nur noch die Bewegungen des Dirigentenstabs und die schwarzen Kugeln zwischen den Linien auf dem Notenpapier.

Mit einem dramatischen Schlussakkord brachte Herr Friebe das Orchester zum Schweigen. Ellie fühlte sich, als hätte sie einen Marathon hinter sich gebracht. Es war unbeschreiblich.

"Schon mal nicht schlecht für den Beginn. Ich würde aber gerne noch mal das Holzbläserquartett ab Marta hören. Marcel, du bist ein bisschen zu tief. Achte darauf, dass du die Quinte hältst, sonst hat das zweite Fagott keine Chance.", wies Herr Friebe an und erhob gleich wieder die Hände zum Einsatz.

Die Probe war wesentlich effektiver, als alle Proben des Schulorchesters im letzten Jahr zusammen.

Schließlich wurden sie unterbrochen, als die Tür aufging und ein Junge mit einem Geigenkoffer auf dem Rücken den Raum betrat. Sofort ging ein Murmeln durch die Reihen. Der Konzertmeister hatte es offensichtlich auch endlich geschafft, zur Probe zu erscheinen und Ellie war auf den ersten Blick verliebt.

Er hatte dunkelbraunes Haar, strahlend blaue Augen und hohe Wangenknochen. Mit einem breiten Lächeln, bei dem sich niedliche Grübchen um seine Mundwinkel bildeten, begrüßte der Junge Herrn Friebe.

"Für alle, die ihn noch nicht kennen: Florian Krones, nun schon zum dritten Mal Konzertmeister des LJO!"

Das Orchester applaudierte begeistert. Florian verbeugte sich übertrieben und grinste breit in die Runde. Dann packte er hastig seine Geige aus und stimmte sie geschickt mit ein paar schnellen Handgriffen nach.

Ellie konnte einfach nicht aufhören, ihn bei seiner leisen Unterhaltung mit Jakob zu beobachten. Die beiden lachten über etwas, was Ellie nicht verstehen konnte.
Doch viel Zeit blieb den beiden nicht für einen weiteren Austausch und Ellie nicht fürs Anstarren, denn Herr Friebe wollte noch vor dem Abendessen einen Durchlauf der Brahmssinfonie schaffen.

Das Stück begann mit einem sanften Celloklang, dann setzte das Hornregister mit langen Akkorden ein. Und wieder war da dieser Moment, in dem sich Ellie in der Musik verlor. Gänsehaut wanderte über ihre Arme und ihre Beine, als die warmen Klänge den Raum erfüllten.

Nach wenigen Takten erhielten die zweiten Geigen einen kaum wahrnehmbaren Einsatz. Sanft strich sie mit ihrem Bogen über die erste Saite. Ihr Klang vermischte sich perfekt mit dem ihres Registers – kaum wahrnehmbar, aber trotzdem auf seine Weise entscheidend.

"Die besten Orchestermusiker vergraben ihre Gesichter nicht hinter Notenblättern", pflegte ihre Mutter stets zu sagen. Also bemühte sich Ellie, ständig aufzuschauen und auf die Anweisungen des Dirigenten zu achten. Leider wanderte ihr Blick dabei viel zu oft zu Florian. Seine Bewegungen waren so geschmeidig, wie sie es höchstens von ihrer Mutter kannte. Das Faszinierendste aber war sein Blick: Er wirkte zugleich unendlich konzentriert und angespannt, man konnte aber in jedem Bogenstrich seine Liebe zur Musik erkennen. Stets lag ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen, als würde die Sinfonie ihm etwas geben, was niemand außer ihm erkannte.
Ellie konnte sich einfach nicht konzentrieren.


Sie probten, bis Herr Friebe sie abends um zehn Uhr endlich entließ. Inzwischen hatte sich die Erschöpfung in allen Winkeln ihres Körpers ausgebreitet.

Als Ellie die Tür zu ihrem Zimmer öffnete, sah sie ihre beiden Zimmermitbewohnerinnen mit einer Flasche Wein auf dem Boden sitzen. Aus einer Box tönte doch recht gewöhnungsbedürftiger Hip-Hop in einer ebenfalls gewöhnungsbedürftigen Lautstärke. Sie hatte schlafen wollen? Wohl eher nicht.

„Hi", sagte Ellie verunsichert.

„Hi, ich hoffe, wir stören dich nicht.", antwortete das eine Mädchen. Sie spielte Cello, das hatte Ellie während der Probe gesehen. Das andere Mädchen saß in den Klarinetten, doch die Namen der beiden hatte sie schon wieder vergessen.

„Nein, nein.", antwortete Ellie schnell. Etwas anderes zu sagen, traute sie sich nicht.

„Sag mal, bist du die Schwester von Jakob?", fragte das eine Mädchen plötzlich sehr interessiert. Ellie nickte vorsichtig.

„Weißt du, ob er eine Freundin hat?" Sie sagte es mit einem so unschuldigen Blick, das Ellie am liebsten laut aufgeschnaubt hätte. Schnell schluckte sie den Kommentar herunter, der ihr auf der Zunge lag und schüttelte nur den Kopf. Wenn sie es am ersten Tag verkackte, konnte sie einen Ruf verlieren, der sich die nächsten Jahre im LJO wahrscheinlich nicht mehr ändern würde. Auf keinen Fall durfte sie in irgendeiner Weise spießig herüberkommen.

„Ich weiß nichts von einer Freundin."

„Cool, danke.", meinte die Cellistin und fing sofort an zu kichern.

„Magst du einen Schluck?", fragte sie und hielt Ellie auffordernd die Weinflasche hin. Ellie zögerte. Sie hatte noch nie in ihrem Leben Alkohol getrunken und fühlte sich ehrlich gesagt auch überhaupt nicht wohl dabei. Immerhin war sie erst dreizehn Jahre alt. Aber was machte das schon? Vorsichtig nahm sie die Flasche und probierte einen kleinen Schluck. Es schmeckte scheußlich, irgendwie bitter und vergammelt. Schnell gab sie den Wein wieder zurück und betrat das angrenzende Bad, um sich bettfertig zu machen. Doch sie kam nicht weit, denn das andere Mädchen rief ihr hinterher:

„Hey, Elisabeth, kommst du noch mit runter zu den Jungs? Vielleicht kannst du uns ja mal deinem Bruder vorstellen."

In Ellies Gehirn ratterte es. Am liebsten würde sie schlafen gehen, sie war wirklich müde. Auf der anderen Seite sollte sie vielleicht ein paar Freunde finden und am besten bei den Coolen Anschluss finden. Wenn Jakob dabei der Weg zum Ziel war, sollte ihr das recht sein. Außerdem war Florian, oder Flo, wie ihn alle nannten, bestimmt bei Jakob und das war genug Ansporn, um mitzukommen. Sie wollte ja gar nicht mit ihm reden. Anschauen reichte.

Lautes Gelächter ertönte vom Hof der Jugendherberge. Zum Glück war es selbst zu dieser späten Stunde noch warm genug, um sich ohne Jacke im Freien aufzuhalten. In mehreren Gruppen standen die Jugendlichen beieinander, die meisten hatten Bierflaschen in der Hand. In der größten Menschenansammlung konnte Ellie Jakob und Felix ausmachen. Die beiden hatten ebenfalls ein Bier in der Hand, obwohl auch sie gerade einmal fünfzehn Jahre alt waren. Sie steuerte auf die beiden zu, gefolgt von ihren Zimmergenossinnen, von denen sie immer noch nicht die Namen wusste. Eigentlich war Ellie das ziemlich peinlich, denn die beiden kannten offensichtlich ihren Namen.

„Hey, Jakob.", meinte Ellie und zupfte am Pulloverärmel ihres Bruders. Mit der Bierflasche in der Hand und umringt von den vielen fremden Menschen kam auch er ihr unendlich fremd vor. Es dauerte einen kurzen Moment, bis das Mädchen die volle Aufmerksamkeit seines Bruders genoss.

„Ich soll dir meine Zimmerkameradinnen vorstellen."

Ellie konnte förmlich spüren, wie die Cellistin hinter ihr die Augen verdrehte.

„Das sind, äh..." Mist. Doch bevor die Situation noch peinlicher werden konnte, drängelten sich die beiden Mädchen vor und stellten sich als Carolin und Klara vor. Und damit war Ellie abgeschrieben, denn Jakob unterhielt sich nun prächtig mit den älteren Mädchen. Unsicher trat sie von einem Fuß auf den anderen, während sie die anderen um sich herum beobachtete.
Auf einmal kam ein Junge mit schlimmer Akne im Gesicht auf sie zugelaufen und hielt ihr ein Bier hin.

„Magst du? Du bist doch die Schwester von Jakob, oder?" Offensichtlich hatte sich Jakob schon einen guten Ruf aufgebaut, denn irgendwie kannte ihn jeder.
Zögernd griff Ellie nach der kalten, vom Kondenswasser nassen Bierflasche.

„Ja genau. Ich bin Ellie.", stellte sie sich vor und versuchte einen Schluck von dem Bier. Es schmeckte noch schlimmer, als der Wein. In diesem Moment packte sie eine warme Hand am Arm. Felix.

„Spinnst du? Du wirst jetzt kein Bier trinken." Mit diesem Worten hatte ihr Felix das Bier aus der Hand genommen und weitergegeben.

„Hey", beschwerte sich Ellie. „Alle anderen trinken doch auch Bier."

„Ja, aber die sind auch älter.", antwortete Felix knapp.

„Als ob du schon Bier trinken dürftest." Mit trotzigem Blick schaute Ellie zu ihrem Pseudobeschützer auf.

„Ich vertrage es immerhin", kam die Antwort.

„Felix, spielst du mit Flunkyball?", ertönte ein Ruf über den Hof. Beide drehten sich gleichzeitig um. Ein Junge aus dem Posaunensatz hob auffordernd eine Bierflasche hoch.

„Nächste Runde"; vertröstete ihn Felix. Neugierig schob sich Ellie durch die Zuschauer. In einem Abstand von zehn Metern hatten sich jeweils fünf Personen aufgestellt, vor jeder von ihnen stand eine Bierflasche auf dem Boden. In der Mitte dieses Spielfelds stand eine Wasserflasche. Schnell hatte Ellie Florian ausgemacht, der dem Team auf der linken Seite angehörte. Ein Mädchen aus seinem Team sagte irgendetwas zu ihm, woraufhin er laut lachte und etwas erwiderte. Flo war so süß.

Als der erste Ball geworfen wurde und die Flasche mit dem Wasser in der Mitte umkippte, brüllten alle Umherstehenden laut auf, während das Team, das die Flasche getroffen hatte, die Bierflaschen exte. Oder es zumindest versuchte. Ellie war fasziniert und angeekelt zugleich.

„Hallo, Ellie!", weißt du noch, wer ich bin?", ertönte auf einmal eine Stimme hinter ihr.

„Hi, Isabella.", antwortete Ellie erfreut. „Wie geht es dir?"

„Sehr gut und selbst?"

Ellie nickte. „Ja, mir geht es auch gut. Richtig cool, dass wir beide das erste Mal dabei sind."

Sie war überaus froh, jemanden gefunden zu haben, der sie nicht nur wegen ihres Bruders ansprach. Ja, mit Isabella konnte die Probenphase noch richtig gut werden.

In diesem Moment schob sich eine Bierflasche in Ellies Gesichtsfeld.

„Hier, für dich.", sagte Felix und hielt ihr das Getränk auffordernd entgegen.

Verwundert nahm Ellie die Flasche und nippte vorsichtig daran. Eindeutig Cola. Mit einem kaum wahrnehmbaren Lächeln bedankte sich Ellie still bei ihrem Komplizen.

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