Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Szene L

Die Zusage des Landesjugendsinfonieorchesters kam nicht in einem coolen Brief, sondern lediglich per Email. Wie langweilig. Im Anhang befanden sich eine Übersicht der Werke, die sie spielen würden, einige Informationen über die Probenphase, sowie die Noten in digitaler Form.
Ellie scrollte an ihrem Laptop durch die Seiten und scannte das Notenbild auf schwierige Passagen ab. Sie war in die zweite Geige gesetzt worden, was ihr einen kleinen Stich gab, denn Jakob hatte in seiner ersten Arbeitsphase gleich am ersten Pult mitspielen dürfen.
Im Programm waren die vierte Sinfonie von Brahms, sowie Edvard Griegs "Peer Gynt Suite No.2" und die Festouvertüre von Schostakowitsch angegeben. Eine interessante Mischung.
Brahms 4. Sinfonie hatte Ellie schon live gehört, was nicht verwunderlich war.

Ständig wurden die Geschwister von einem Konzert auf das nächste geschleppt, denn wenn man Musiker werden wollte, musste man wenigstens ein bisschen Ahnung von seinem Handwerk haben - das war auf jeden Fall Julias Meinung. Am wichtigsten aber, so sagte sie immer, war es, mitreden zu können. Wenn alle Beiteiligten nach einem Konzert beieinander saßen und über irgendwelche Sätze irgendwelcher Sinfonien von irgendwelchen längst verstorbenen Komponisten redeten, musste man seinen Beitrag dazu leisten können. So etwas, wie: Ja richtig, ich war vor ein paar Jahren in Hinterwaldbach auf einem Konzert und der Hornist hat in seinem Solo drei Kiekser gehabt!
Als wäre es in irgendeiner Weise relevant... Aber man gab seinen Kollegen das Gefühl, etwas vom eigenen Fach zu verstehen.

Mit einem breiten Grinsen stürmte Ellie in das Zimmer ihres Bruders, um ihm die Neuigkeit gleich auf die Nase zu binden.

"Drei mal darfst du raten, von wem ich gerade eine Email bekommen habe!"

Ihr Bruder saß, den Laptop auf seinem Schoß, im Bett und erwiderte, ohne eine Miene zu verziehen: "Du bist im LJO, richtig?"

"Ja!", jubelte Ellie. Dass Jakob wenig beeindruckt schien, überging sie.

"Aber bitte sag mir nicht, dass du in der ersten Geige bist, sonst muss ich zusätzlich auch noch die Stimmproben mit dir aushalten."

Mit einem Schnauben drehte sich Ellie auf der Stelle um. Dieser arrogante Kotzbrocken, nie freute er sich für sie. Irgendwann würde sie es ihm schon zeigen.
Immerhin wurde sie von Felix überschwänglich beglückwünscht, als sie ihm eine Nachricht schrieb - wenigstens einer, der sie verstand.

"Sehr gut, mein Schatz.", sagte Julia, als sie von der Neuigkeit erfuhr. Doch zu größeren Gefühlsausbrüchen ließ auch sie sich nicht bewegen.
"Es hätte mich gewundert, wenn du nicht aufgenommen worden wärst."

Das Mädchen zuckte nur mit den Schultern. Wenn sie ehrlich war, hatte sie schon um den Platz bangen müssen, Anbetracht der wirklich starken Konkurrenz, gegen die sie im Vorspiel hatte antreten müssen. Aber das schien in dieser Familie ja niemanden zu interessieren. Also sparte sie sich die Mühe, ihren Vater im Klavierzimmer zu stören und setzte sich lieber an ihren Laptop, um sich die Stücke anzuhören und in den Noten mitzulesen. Wie es wohl sein würde, endlich einmal in einem richtig guten Orchester zu spielen? Ohne, dass man ständig Angst vor Ohrenkrebs haben musste?


Ellie, Jakob, zieht euch bitte um, wir gehen in 15 Minuten!", rief Julia die Treppe hinauf. Ellie stöhnte. Es war angekündigt gewesen, dass sie mit auf das Konzert mussten, aber Lust hatte sie trotzdem nicht.

"Boah, müssen wir echt mit? Wir haben das Programm doch schon letzte Woche gehört.", tönte es aus Jakobs Zimmer.

"Es geht nicht nur darum, das wisst ihr genau. Keine Diskussion, ihr zieht euch jetzt um."

"Aber heute Abend läuft Champions League!", protestierte Jakob. "Felix wollte kommen."

"Jakob Leibach, ich diskutiere darüber nicht mit dir."

Das tat sie tatsächlich nicht und so standen die Geschwister fünfzehn Minuten später geschniegelt und gestriegelt abfahrbereit im Flur.
Jakob zog zwar immer noch ein Sieben-Wochen-Regen-Gesicht, aber er sagte nichts.

"Hattest du nicht gesagt, dass das Konzert ausverkauft ist?", erkundigte sich Ellie neugierig.

"Ja, aber ich habe Herrn Novak angerufen, ihr könnt von der seitlichen Loge aus zuschauen, die normalerweise nur für wirklich große Veranstaltungen geöffnet wird.", antwortete Julia knapp, während sie den Kragen an Jakobs Hemd richtete. Sie selbst hatte ein schlichtes schwarzes Kleid an und die Haare hochgesteckt. Es war ihre Standart-Konzertkluft, wenn sie am ersten Pult saß.

"Vergesst nicht, Herr Iwanow wird anwesend sein. Er hat wahrscheinlich nächstes Jahr einen Platz in seiner Violinklasse frei, also werdet ihr ein schönes Gesicht machen und euch benehmen. Das gilt vor allem für dich, Jakob." Das Augenrollen ihres Sohnes bekam sie nicht mehr mit, denn nun widmete sich Julia hektisch der Autoschlüsselsuche.

Als sie eine dreiviertel Stunde später das Eingangsfoyer betraten, waren nur vereinzelte Konzertbesucher zu sehen, was nicht verwunderlich war, denn sie waren eine volle Stunde zu früh. Mit schnellen Schritten steuerte Julia auf den Backstage-Bereich zu.

Ellie war erst ein oder zwei mal hier gewesen, deshalb folgte sie ihrer Mutter hastig, um den Anschluss in diesem Gängelabyrinth nicht zu verlieren. Durch einige Türen konnte sie bereits das Durcheinander von Tönen der anderen Musiker hören, die sich in den Garderoben einspielten.

Julia öffnete eine der vielen identisch aussehenden Türen. Der Raum war klein und lediglich mit einem Waschbecken und einem Tisch mit zwei Stühlen ausgestattet. Auf einem dieser Stühle saß Thomas mit einer Partitur in der Hand und schaute lächelnd auf, als seine Familie den Raum betrat.

"Na, wurdet ihr doch gezwungen, euch das Ganze noch einmal anzuhören?", fragte Thomas seine beiden Kinder. Jakob grunzte nur, was seinem Vater ein Lachen entlockte.

"Thomas, du weißt genau, wer heute Abend hier sein wird.", sagte Julia streng.

"Ach deshalb ist Ellie heute so hübsch.", meinte ihr Mann mit einem Schmunzeln. Das Kompliment lockte seiner Tochter ein Lächeln aufs Gesicht.

"Eigentlich sind wir nur wegen dir gekommen.", sagte sie. "Weil wir ganz, ganz dringend das 1. Klavierkonzert von Tschaikowsky zum tausendsten Mal hören wollen."

Thomas lachte und zerstörte Ellies mühsam hergerichtete Haarpracht, als er mit einer Hand hindurchwuschelte.


Sobald Jakob und seine Schwester in der Seitenloge Platz genommen hatten, legte das Mädchen die Beine auf die Brüstung, lehnte sich zurück und holte ihre Englischvokabeln aus der kleinen Handtasche hervor. Morgen würden sie einen Test schreiben und man ließ ihr ja sonst keine Zeit. Außerdem musste sie noch ihre Charakterisierung für Deutsch zu Ende schreiben. Da beide Elternteile im Orchester saßen, würde es wohl kaum jemand mitbekommen, wenn sie ihre Zeit sinnvoller nutzte. 

Der Saal hatte sich mittlerweile gut gefüllt. Neben dem Dirigentenpodest stand ein großer schwarzer Flügel, auf dem Thomas spielen würde. Als die Orchestermusiker die Bühne betraten, begann das Publikum zu klatschen. Ihr Vater verbeugte sich kurz und setzte sich auf den schwarzen Klavierhocker. Augenblicklich wurde es mucks Mäuschen still, als der Dirigent die Arme hochhob und den Impuls zum Einsatz gab.

Die vertrauten Klänge des Konzerts strömten hinauf und wanderten direkt in Ellies Unterbewusstsein. Die perfekte Hintergrundmusik zum Lernen.
Ein Seitenblick zu ihrem Bruder bestätigte, was sie eh schon geahnt hatte: Auf dem Bildschirm seines Smartphones liefen zweiundzwanzig Männer einem Ball hinterher. Natürlich konnte ihn auch das Konzert ihres Vaters nicht vom Fußballschauen abhalten. Hätte man es verhindern wollen, so hätte man ihm nicht das WLAN Passwort des Hauses verraten dürfen. Selbst schuld, dachte Ellie mit einem Schulterzucken.

Als der erste Satz vorüber war, tönte vereinzeltes Klatschen aus den Publikumsreihen, was Ellie lediglich mit einem Augenrollen quittierte. Das wusste doch jedes Kleinkind, dass man zwischen den Sätzen nicht klatschte. Aber ihr Vater schien es mit Gelassenheit zu nehmen.

Der Dirigent setzte zum nächsten Satz ein und die leichten Pizzicato der Celli waren zu vernehmen. Sofort schrillten die Alarmglocken in Ellies Kopf und das Mädchen fing Jakobs Blick auf, welcher kritisch die Augen verzog.

"Sie sind zu langsam."

"Das gibt schlechte Laune heute Abend."

"Na super."

Mit einem Seufzen lehnte sich Ellie wieder zurück. Es half ja doch nichts. Sie hatte ihren Vater über ein Jahr dieses Konzert üben hören und war sich sicher, das Orchester besser dirigieren zu können. Na ja, ok, vielleicht nicht ganz... aber fast.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro