30: Fünf-Stufen-Plan
Noch in der selben Nacht schleiche ich durch die leeren Gänge der Psychiatrie, die trotz der späten Stunde dank der weißen Beleuchtung taghell sind.
Den Pflegern, die hier und da bereit stehen, gehe ich gekonnt aus dem Weg. Inzwischen kenne ich ihre Aufgabenverteilung recht gut, weiß genau, wann sie wo hin gehen oder was sie für Gewohnheiten haben.
Und genauso gut weiß ich inzwischen, dass Kakuzu Nachts um ca 2 Uhr noch kurz in die Küche geht, um schnell einen Tee zu trinken, denn dann ist er der festen Überzeugung, dass Hidan tief und fest schläft und er den Jungen kurz allein lassen kann.
Darauf warte ich ein paar Meter von der Zimmertüre des Grauhaarigen entfernt, sicher versteckt hinter einer Ecke, denn obwohl ich Kakuzu's Diskretion wirklich sehr schätze, will ich mich nicht unbedingt darauf verlassen. Müde unterdrücke ich ein Gähnen und schüttle kurz und kräftig den Kopf.
Ich muss zuerst mit Hidan reden, bevor ich mir etwas Ruhe gönnen kann. Er muss mir helfen, meinen Plan in die Tat umzusetzen.
Meinen Fünf-Stufen-Plan.
Schritt Eins: Deidara.
Jetzt wo er mehr oder weniger gegen seinen Willen geoutet wurde muss ich dafür sorgen, dass er nicht nur Ablehnung erfährt. Und dazu brauche ich Hidan.
Wenn der Blonde morgen dafür sorgt, dass die zweite und dritte Stufe meines Plans - Sasori's Rehabilitation in der Realität sowie Itachi's in der Gesellschaft - anläuft, will ich auf jeden Fall verhindern, dass der Grauhaarige meine Bemühungen mit seinem losen Mundwerk zunichte macht.
Vor allem, um auch Hidan zu helfen, denn ich weiß nur zu gut, wie einsam er in Wahrheit ist. Er ist Teil vier meines Plans.
Ich will dafür sorgen, dass er aus diesem Kreislauf ausbrechen kann, in dem er sich selbst gefangen hält. Ein Kreislauf an Gewalt und Hass - anderen aber vor allem sich selbst gegenüber. Ich bin fest davon überzeugt, dass er mit ein paar richtigen Freunden lernen kann, sich selbst zu akzeptieren.
Das ist die große Gemeinsamkeit zwischen Deidara und Hidan und ich werde alles dafür tun, um ihnen zu helfen.
Ihnen allen.
Was die letzte Stufe meines Plan angeht... Nun da bin ich mir noch nicht ganz sicher.
Schritt fünf heißt Nagato, doch momentan bin ich mir nicht einmal sicher, ob er mich überhaupt sehen will. Ich war vor ein paar Tagen wirklich frech und ein wenig vorlaut. Seitdem habe ich ihn nicht besucht, kann mich selbst einfach nicht dazu überwinden.
Ich war wütend. Ich war unglaublich wütend und so sehr davon enttäuscht, dass er mir nicht helfen wollte.
Dennoch werde ich mein Bestes geben und mein Versprechen einhalten.
"Bald wird es nicht mehr nötig sein, dass du Nagato beschützt."
Ich weiß noch nicht wie, doch ich werde Pain zeigen, dass er nicht länger gebraucht wird. Ich werde Nagato zurückholen und ich werde leben - Für ihn.
Tief atme ich durch, versuche bei der Sache zu bleiben. Das alles ist Zukunftsmusik und ich muss mich jetzt erst einmal auf das Hier und Jetzt konzentrieren.
Eins nach dem anderen.
Weiter vorne im Gang öffnet sich Hidan's Zimmertüre und ich beobachte geduldig, wie Kakuzu in die andere Richtung verschwindet. Eilig mache ich mich selbst auf den Weg, schlüpfe durch die Tür in den dunklen Raum, der nur ein wenig vom Mondlicht durch das Fenster beleuchtet wird.
Ich habe nicht viel Zeit.
Zielsicher gehe ich auf das Bett zu, rüttle an der Schulter des Jungen, der dort schläft.
"Leck mich.", knurrt Hidan leise im Schlaf und vergräbt sein Gesicht tiefer in dem Kissen.
"Hidan. Hey, wach auf. Es ist wichtig, komm schon."
Eindringlich rede ich auf ihn ein, ziehe ihm die Decke ein wenig weg und endlich setzt sich der Junge grummelnd auf. Seine Haare stehen wild von seinem Kopf ab und verschlafen reibt er sich die Augen bevor er mich ansieht.
"Konan? Was zur-", beginnt Hidan, doch ich unterbreche ihn sofort.
"Hör zu. Kakuzu wird gleich zurück sein und ich muss allein mit dir reden."
Kurz wandert sein Blick suchend durch das dunkle Zimmer bevor er knapp nickt.
"Okay. Schieß los, Baby."
Ich ignoriere seinen Spitznamen für mich, schließlich ist das nichts Neues. Stattdessen setze ich mich an seine Bettkante.
"Du musst mir eine Frage beantworten. Ehrlich und ohne blöde Witze, ja?"
Langsam nickt mein Gegenüber, kratzt sich nachdenklich am Hinterkopf.
"Hast du was gegen Homosexuelle?"
"Häh? Was ist das für eine scheiß Frage? Ich dachte jetzt eher an findest du meine Brüste zu klein oder so was in der Art und nicht an-"
Laut seufze ich auf, lege mir eine Hand an die Stirn, und mein Gegenüber scheint diesen dezenten Wink mit dem Zaunpfahl zu verstehen.
"Schon gut, alles klar. Ich hab schon verstanden. Kümmert mich wenig, wer auf was steht. Schwule sind auch nur Menschen."
Schulterzuckend schenkt mir Hidan ein schiefes Grinsen und ich nicke knapp.
"Dann tu mir den Gefallen und vertrage dich mit Deidara."
Sofort stirbt das Grinsen und schnaubend verschränkt Hidan die Arme vor der Brust.
"Wieso sollte ich? Dieser Pisser hat es darauf angelegt."
"Du warst auch nicht gerade charmant, Hidan."
"Und wenn schon. Er hatte kein Recht - absolut kein scheiß Recht - auch nur ein Wort über meine Familie zu verlieren.", zischt der Junge wütend.
Es muss schwer für ihn sein, das ist mir klar. Auch, wenn die Wunden durch die Prügel seines alkoholkranken Vaters verheilt sind, werden die Narben, die durch den Selbstmord seiner Mutter in Hidan' s Seele entstanden sind, wohl nie ganz verblassen.
Ohne lang zu überlegen lehne ich mich zu ihm hinüber, schlinge meine Arme um ihn und lege meinen Kopf auf seine Schulter.
"Ich weiß...", flüstere ich ruhig, drücke ihn an mich und zögernd erwidert Hidan die Umarmung.
"Ich kann mir nicht vorstellen, was du durch gemacht hast. Ich bin immer für dich da, wenn du darüber reden willst. Jederzeit. Dafür sind Freunde da aber bitte, bitte versuche dich Deidara gegenüber wenigstens zurückzuhalten."
Langsam lehne ich mich wieder zurück, greife nach Hidan's Schultern und drücke sie leicht. Der Blick seiner lilafarbenen Augen ist verwirrt und ich schenke ihm ein schwaches Lächeln.
"Worte im Streit gesagt haben nichts zu bedeuten. Weißt du was Sasori vor einer Weile zu mir gesagt hat? Vergeben ist eine Kunst, die nicht jeder beherrscht. Ich glaube, dass er recht hat."
"Fuck... Ich weiß nicht, ob ich das kann.", gibt Hidan leise zu und ich nicke verständnisvoll.
"Nimm dir Zeit, denke darüber nach. Nur bitte lass nicht zu, dass es wieder so ausartet okay?"
"Okay, Baby. Ich versuche es."
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