Was ist das?
Kirishima murmelte leise, wachte aber nicht auf als Bakugou sich aus seinen Armen wand. Zum Glück hatte sich dessen Griff während des Schlafs ein wenig gelöst, sodass es dem Blonden gelang aus dem Bett zu steigen, ohne ihn zu wecken.
Leise ging er zu Tür und öffnete sie einen Spalt. Davor stand ein überraschter Kaminari, die Hand zu einem erneuten Klopfen erhoben. Bakugou schlüpfte schnell durch die Tür und lehnte sie hinter sich an, damit er gleich wieder hinein konnte.
„Kiri schläft.", flüsterte er leise.
Kaminari schaute überrascht und musterte Bakugou. Erst da wurde ihm bewusst, wie er aussehen musste. Seine Haare waren an der Seite, wo er auf dem Kissen gelegen hatte plattgedrückt und sein T-Shirt war vollkommen zerknittert. Hitze stieg in seinen Wangen auf und er hoffte, dass Kaminari es nicht sah.
„Ähm ... Ich frag jetzt mal nicht weiter. Scheint ja ganz so, als hättet ihr euch wieder vertragen.", sagte Kaminari mit ebenfalls gesenkter Stimme und zwinkerte ihm zu. Bakugou verzog das Gesicht. Was sollte dieses Zwinkern? „Ich wollte Kiri eigentlich nur die Konzerttickets geben. Wolltest du jetzt eigentlich mitkommen? ich weiß, dass er dich fragen wollte."
Bakugou nickte. Das Konzert hatte er beinahe schon vergessen, aber er hatte zugesagt, also würde er auch hingehen. „Wann war das noch gleich?"
„Am nächsten Samstag, also genau in einer Woche.", antwortete Kaminari. Er zog zwei Tickets aus seiner Hosentasche und übergab sie Bakugou. Dieser nahm sie entgegen und nickte nur kurz zum Abschied, ehe sich umdrehte und wieder durch die angelehnte Tür verschwand.
Bakugou schloss die Tür leise hinter sich, den Blick auf die beiden Konzertkarten gerichtet. Als er aufblickte, sah er, dass Kirishima auf der Bettkante saß und ihn verschlafen anlächelte. Unmittelbar lächelte er zurück.
„Wer war das?", fragte Kirishima.
„Nur Pikachu. Hat uns die Konzertkarten für nächsten Samstag gebracht.", erwiderte er und wedelte ein wenig mit den Tickets. Dann runzelte er die Stirn. „Aber ich denke, er wollte auch nach dir sehen. Es hat keinen deiner Freunde kalt gelassen, dass es dir schlecht geht. Der Kerl hatte deswegen doch tatsächlich eine Unterredung mit mir."
„Kami hat mit dir über mich geredet?", fragte der Rothaarige und zog besorgt die Augenbrauen zusammen.
Bakugou zuckte mit den Schultern. „Er hat mich dafür verantwortlich gemacht und sichergestellt, dass ich es wieder gut mache. Als ob ich diese Aufforderung gebraucht hätte." Er schnalzte genervt mit der Zunge.
„Ich schätze daran bin ich schuld. Er hatte nachgefragt und da ich ihm nicht die ganze Wahrheit erzählen wollte, hab ich es bei der halben belassen. Sorry, ich wollte die Last nicht auf dir abladen." Kirishima klang bei seinem Geständnis etwas beschämt.
„Scheiß drauf. Aber ehrlich, du solltest es ihnen sagen. Muss ja nicht jetzt und heute sein, aber sie machen sich Sorgen.", erwiderte der Blonde.
Kirishima stand auf und ging auf ihn zu. Ohne Vorwarnung legte er die Arme um Bakugou und drückte ihn fest. Dieser versteifte sich kurz, eher er ebenfalls die Arme hob und sie um den Rothaarigen legte. Einen Moment wurde ihm bewusst, dass er diese Geste noch vor einer Woche weder von Kirishima noch von sich selbst zugelassen hätte. Aber der Gedanke verflog schnell, als Kirishima sich lächelnd von ihm löste. Ohne sich dessen im Klaren zu sein, blieben Bakugous Hände auf Kirishimas Hüfte liegen.
„Danke Baku. Für alles. Aber ich denke ich gehe jetzt erst einmal duschen, damit ich wieder halbwegs tauglich für die Öffentlichkeit werde." Er fuhr sich verlegen durch seine fettigen roten Strähnen. „Stört es dich, wenn ich danach zu dir rüber komme?"
„Klar, komm einfach.", antwortete Bakugou. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass seine Hände immer noch auf Kirishimas Hüfte ruhten. Schnell zog er sie weg und drehte sich um, um die aufsteigende Röte in seinen Wangen zu kaschieren. „Bis gleich.", murmelte er noch, ehe er Richtung Tür ging. Er hörte ein leises Kichern, eher die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ.
In seinem eigenen Zimmer setzte er sich aufs Bett und rieb sich mit den Handflächen über das Gesicht. Warum war er so verwirrt? So sehr er diese Gedanken zu verdrängen versuchte, musste er sich eingestehen, dass er Kirishima wirklich sehr mochte. Aber hatte Angst es tatsächlich Liebe zu nennen. Er wollte keine voreiligen Schlüsse ziehen und damit riskieren ihn ein weiteres Mal zu verletzen. Sein Zimmernachbar hatte gerade viel zu verkraften, da wollte er nicht mit seiner Unsicherheit in Liebesangelegenheiten alles schlimmer machen. Nun ja noch schlimmer machen, denn in dieser Hinsicht hatte er ja bereits versagt.
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Eine Weile saß Bakugou bewegungslos auf seinem Bett und dachte über Kirishima nach. Als es dann an der Tür klopfte zuckte er zusammen, da er so in Gedanken versunken war. Er stand auf und öffnete einem grinsenden Kirishima die Tür. Seine Haare waren frisch gewaschen und in den üblichen wilden Spitzen nach oben gegelt. Auch wenn man noch immer die leichte Traurigkeit in seinen Augen und die dunklen Schatten darunter sah, wirkte er alles in allem viel besser – gesünder – als vorher.
Bakugou machten einen Schritt zurück und lud ihn damit wortlos ein hereinzukommen. Der Rothaarige ging an ihm vorbei und schmiss sich auf sein Bett.
„Mach's dir nur bequem.", murmelte Bakugou. Er hatte einen genervten Gesichtsausdruck aufgelegt, aber seine Stimme klang amüsiert.
Kirishima kicherte und machte ein wenig Platz, damit Bakugou sich auch setzen konnte.
„Was hast du hier gemacht?", fragte der Rothaarige neugierig und deute auf die zwei geschwärzten Stellen am Bettgestell.
Bakugou schaute verlegen zu Seite. Er hatte seine Bettdecke samt Bezug gewechselt und ein neues Laken aufgezogen, aber das Bettgestell trug immer noch die Male von seinem Kontrollverlust. Er hatte versucht es zu säubern, aber anscheinend war das Holz nicht nur verrußt, sondern leicht angesengt und da war nichts mehr zu machen.
„Ähm, ich hab versehentlich etwas Kontrolle über meine Macke verloren.", sagte er beschämt. Er sagte nicht, wann es gewesen war, aber Kirishima konnte eins und eins zusammenzählen. Schließlich waren die schwarzen Stellen nicht dagewesen, als er vor drei Tagen das Zimmer verlassen hatte. Und mit Sicherheit hatte er auch das laute Boom gehört.
„Oh!", machte Kirishima nur, hatte aber einen funkelnden Ausdruck in den Augen als er weitersprach. „Verlierst du öfter versehentlich Kontrolle über deinen Körper?"
„Nein, du Bastard!", rief Bakugou zornig, um seine Verlegenheit zu überspielen. Er drehte sich zu Kirishima um und war im Begriff ihn auf das Bett zu tackeln. Doch Kirishima war schneller als gedacht. Flink schlüpfte er unter seinen Armen durch und lehnte sich lachend an den Schreibtisch, während der Blonde ihn auf dem Bett liegend gereizt anstarrte.
Kirishima bekam kaum Luft vor Lachen und Bakugou musste zugeben, dass er längst nicht so verärgert war wie er tat. Er hatte das einnehmende Lachen des Rothaarigen vermisst und freute sich insgeheim, dass er dazu beigetragen hatte.
Langsam beruhigte er sich wieder.
„Geht's?", fragte Bakugou und hielt als Fassade den genervten Ausdruck auf seinem Gesicht aufrecht.
Kirishima nickte, auch wenn sein Grinsen noch immer von einem Ohr zum anderen verlief. Seufzend setzte er sich auf den Schreibtischstuhl, da Bakugou noch immer quer über dem Bett lag.
Einen Moment bevor Kirishima sich zum Schreibtisch umdrehte, fiel Bakugou ein was dort für jeden sichtbar seit Tagen oben auf lag. Amors Liste. Doch bevor er panisch nach einem Weg suchen konnte Kirishima abzulenken, sah er bereits, wie dieser nach etwas auf seinem Schreibtisch griff.
Als der Rothaarige sich zu ihm umdrehte, hielt er das Pergament in der Hand. „Was ist das?"
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