Kapitel 63: Vertrauen
„Entschuldigung, aber wie genau sollten wir die ganze Zeit eigentlich nach dir gesucht haben? Siehst mir nicht wirklich wie ein verrückter Apotheker namens Friedo aus!", rief Hendrík verwirrt.
Der Verwirrung schloss ich mich gerne an.
„Ja, was er gesagt hat! Für wen haltet ihr uns? Kleinkinder, die jedem alles gleich abkaufen?!"
Das Mädchen fing wieder an zu kichern.
„Ihr solltet wirklich eure Gesichter grade sehen!", rief sie dabei.
Hendrík schnalzte mit der Zunge.
„Alles klar, ich seh' schon. Toll, wie lustig du das hier alles siehst, wer auch immer du bist! Aber offensichtlich scheinst du nicht den Ernst der Lage zu verstehen!", er verschränkte seine Arme und sah mich dabei intensiv an, „Vor dir steht die rechtmäßige Erbin des Thrones! Eine verbannte Prinzessin, welche von ihrem eigenen Vater verfolgt wird, nachdem er scheiterte, sie umzubringen!"
Toll wie sensibel er mit meiner Geschichte umging...
„Und nebenbei gesagt, derselbe Kerl hat nicht nur meine Familie schon gekillt, sondern jede einzelne Person in Amolien in irgendeiner Art und Weise ins Verderben gestürzt, dich bestimmt miteingeschlossen! Wir haben die schlimmste Reise, die sich eine kleine, feine Prinzessin vorstellen kann hinter uns!"
Entschuldigung? "Kleine und feine Prinzessin"? Ich funkelte Hendrík mit einem kurzen Seitenblick an.
„Ein verwirrendes, winziges Etwas, wie du, wird uns jetzt bestimmt nicht aufhalten!", beendete er seinen Monolog.
Ein kleiner, trauriger Teil von mir, war kurz davor zu applaudieren. Er war lächerlich, heuchlerisch. Aber eigentlich hatte er recht.
Das Mädchen schaute Hendrík schmunzelnd und still für einige Sekunden an. Schließlich aber schüttelte sie ihren Kopf und drehte sich wieder in Richtung der Tunnel.
„Wir müssen weiter, sonst holen uns die Soldaten noch ein.", erklärte sie.
Aber Hendrík und ich sträubten uns, weiterzulaufen. Immerhin wussten die Soldaten nichts von diesen Tunneln, ein wenig länger sollten wir wohl noch sicher hier unten sein, nicht?
Nachdem sie bemerkte, dass wir uns keinen Zentimeter weiterbewegten, schaute sie wieder verdattert zu uns.
„Meinetwegen, also!", rief sie etwas genervt, „Mein Name ist Mikara. Ich bin auf eurer Seite und eine gute Freundin von Eleonore und Akrabitz. Eigentlich hätten sie euch gerne zu mir direkt und nicht zu Friedo geschickt, nur ist er wesentlich leichter zu finden. Akrabitz hat mir eine Nachricht geschickt, dass ich euch beide hier abholen und zu den anderen bringen soll. Ihr könnt mir vertrauen, wirklich! Und jetzt müssen wir weiter, denn wenn wir es nicht rechtzeitig aus den Tunneln schaffen, werden die Soldaten am Rande der Stadt schon auf uns warten!"
Ihr könnt mir vertrauen, das würde doch jeder sagen! Dass sie Eleonore und Akrabitz kannte, brachte ihr aber schon ein paar Pluspunkte ein...
„Wie sollte Akrabitz dir bitte so schnell eine Nachricht schicken können?", wand Hendrík ein.
Ich hätte ihm gerne zugestimmt, allerdings wusste ich nicht, wie schnell die amolische Post war. Ob sie wirklich länger brauchte als zwei Menschen, die zu Fuß unterwegs waren?
Wieder fing das Mädchen an zu grinsen.
„Ganz einfach. Ich bin eine Blitz."
„Natürlich bist du das!", rief Hendrík.
Sie lachte.
„Ja, und eine ziemlich starke noch dazu. Ich kann die Vergangenheit sehen, die eines jeden Menschen. Es tut mir leid, dass ihr mitansehen musstet, was sie eurer Familie angetan haben.", Mikara schaute ihn bemitleidend an. Darauf wechselte ihr Blick zu mir, „Mit tut es auch leid, wie man euch behandelt hat. Es muss schrecklich sein, so wenig zu wissen und darauf so viel Schlimmes zu lernen."
Hendrík und ich waren beide überrascht.
„Ihr wurdet als Kind nur mit Kartoffeln und Fleisch gefüttert, weil ihr viel zu schmächtig wart.", sie zeigte auf Hendrík.
„Und euch hat man mit fünf Jahren schon all eure Spielzeuge weggenommen, wie ungerecht!", nun zeigte sie auf mich.
Ich schrie kurz auf. Woher wusste sie das? Und wie? Das war... Magie! Es war Magie! Sie hatte recht, sie sagte die Wahrheit!
„Unglaublich...", flüsterte ich.
Mikara grinste mich an.
„Danke schön!", rief sie, „Akrabitz hat in die Sterne geschrieben, dass ich euch beide bei Friedo abholen soll. Deswegen wusste ich, wo ich euch finden kann. Gut, reicht das dann jetzt? Können wir weiter?"
Mich hatte sie überzeugt. In die Sterne geschrieben, klang sehr plausibel für mich. Für Hendrík allerdings etwas weniger.
„Akrabitz hat in die Sterne geschrieben? Genau, und ich bin auf einer Ente her geritten!"
„Ah ja, und wo ist dein edles Entenross nun?", stichelte ich ihn.
Er stöhnte. „Du weißt, was ich damit meinte!"
„Bestimmt ist sie unter seinem Gewicht zerquetscht und liegt hier irgendwo matschig auf dem Boden!", vermutete Mikara lachend.
Ich lachte sofort mit ihr. Was Hendrík nur noch weiter nervte.
Schließlich beruhigten wir uns aber und Mikara erklärte weiter: „Es gibt einen Zauber, mit welchem Akrabitze die Sterne verschieben können. Allerdings nur um die allerkleinsten Millimeter! Oder noch weniger... für das normale menschliche Auge ist das komplett unerkenntlich. Ein Blitz wie ich aber... wir sehen die Spuren von Magie darin. Und können die Richtung der Verschiebung deuten und daraus bestimmte Nachrichten interpretieren. So hat mir Akrabitz von euch erzählt."
Hendrík wirkte noch immer skeptisch.
Ich stellte mich gegen ihn: „Also ich finde, dass das plausibel klingt."
„Du dachtest aber auch, dass das Eichhörnchen, welches wir vorgestern im Wald getroffen haben, ein Spion deines Vaters sein könnte!"
Dazu möchte ich nichts sagen. Das war nicht grade einer meiner... guten Momente. Zu meiner Verteidigung: Es war ein sehr bedrohlich aussehendes Eichhörnchen!
„Hey, man kann nie vorsichtig genug sein!", verteidigte Mikara mich.
Dankend nickte ich ihr zu.
„Ganz genau!"
Ich fing an sie zu mögen.
„Ja, richtig!", rief Hendrík, „Und genau deswegen können wir dir auch nicht einfach blind folgen! Lilith wirklich, ich habe kein gutes Gefühl dabei!"
Er schaute mich schon fast flehend an. Ich wusste, dass er irgendwo recht hatte. Allerdings... was hatten wir denn auch für eine andere Wahl? Und außerdem:
„Ich habe aber ein gutes Gefühl dabei. Wir müssen Mikara folgen. Das ist der richtige Weg. Jedenfalls fühlt es sich so an..."
Skeptisch schaute Hendrík zwischen mir und Mikara hin und her. Nach einer Weile hob er schließlich die Arme und verkündete trotzig: „Na gut, es ist deine Entscheidung! Mach mich aber nicht schuldig, wenn wir in irgendeiner Art von Falle landen!"
Ich zuckte mit den Schultern. „Na gut. Mikara, zeigt uns, wie es weiter geht!"
Fröhlich nickte sie.
„Aber gerne! Folgt mir!"
AN:
Hi!
Wir ihr mitbekommen habt, kommen die Kapitel momentan sehr unregelmäßig, was leider daran liegt, dass ich grade kein Wlan habe und nur, wenn ich mal ein Gratiswlan finde, wieder was Neues veröffentlichen kann. Wird jetzt erstmal ne Weile so bleiben, nur, damit ihr euch nicht wundert! Ich hoffe, euch stört das nicht.
Danke fürs Lesen und wir sehen uns <3
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