Kapitel 54: Grotiuls
Gespannt sahen Friedo und Hendrík mich an. Friedo wirkte dabei am ungeduldigsten von Beiden.
„Und?", fragte er mit einer leichten Handbewegung.
Ich nahm allem Mut in mir zusammen. Ich schaute noch ein letztes Mal zu Hendrík, welcher mir einen zuversichtlichen Blick zuwarf.
Schließlich sagte ich entschlossen: „Mein Name ist Lilith Armalia Victoría Grotiuls. Ich gehöre zu den Grotiuls', der königlichen Familie Amoliens. Ich bin eure Prinzessin, ich bin am Leben und ich werde zum Tode verurteilt sein, wenn ihr mir nicht helft, mich vor meinen Vater und seiner korrupten Regierung zu verstecken."
Ich schaute Friedo selbstbewusst in die Augen.
Es war das erste Mal gewesen, dass mein Name, seitdem ich das Schloss verlassen hatte, gefallen war. Ich hatte es nicht einmal über mich gebracht, ihn bis dahin auch nur zu denken. Ich verband nur Schmerz mit ihm. Alle, die ihn früher mit Freude ausgesprochen hatten, waren nun tot oder zutiefst unglücklich. Nicht einmal Hendrík hatte ich das Du angeboten oder mich Lilith nennen lassen. Wie konnte ich auch?
Es herrschte Stille. Niemand sagte etwas. Friedo wich nervös meinem Blick aus. Er schaute wild um sich, wobei sich seine Augen nirgends festhielten.
Schließlich fing er an zu Husten. Er hustete stark und hörte gar nicht auf, so als hätte er sich an irgendetwas verschluckt. Etwas verstört blickten Hendrík und ich ihn an. Hustend bückte sich Friedo hinunter. Ein sehr unschönes, spuckendes Geräusch erklang schließlich und mit einem Mal tauchte Friedo mit verschwitztem Gesicht wieder auf. Er schaute mich prüfend an, seine grauen Haare klebten ihm dabei bis vor die Nase.
„Prinzessin also!", stammelte er. Er änderte die Position, in welcher er stand, und lehnte sich nun lässig an dem Tresen an. Zumindest sah es so aus, als würde er versuchen, sich lässig anzulehnen.
„Sagt das doch gleich, eure königliche Majestät, eure Hochwohlgeborenheit, ihr.. Durchlauchte, also... Prinzessin, wow!"
Bitte was? Na gut, immerhin schien er mir schonmal zu glauben...
Hendrík nickte ihm begeistert zu, als würde er glauben, Friedo hätte die richtigen Worte gewählt. Mir war klar, dass er keinen Plan von Etikette hatte, aber dass ließ ihn nur traurig wirken.
Etwas entgeistert, aber auch den Tränen nahe, blickte ich sie beide an. Wobei ich nicht wusste, ob die Tränen vor Lachen oder Verzweiflung kamen.
„Sagt, eure verehrteste Prinzessinnenheit, wie kommt es, dass ihr... ich... vor meiner Tür... sie sind... und der König?", schließlich schien Friedo einen Gedanken finden zu können, an welchen er sich fassen konnte, „Wir wusste ja alle, dass der Alte nicht mehr alle Lampen da oben angeschaltet hat, bitte verzeiht, aber-"
Hendrík unterbrach Friedo und flüsterte: „Das sollten wir vielleicht nicht hier besprechen, wo jederzeit jemand den Laden betreten kann!"
Ich nickte.
Friedo aber schien kein Problem damit zu haben. „Es kommt eh niemand her."
„Verständlich."
Sofort wurde mein komplettes Gesicht heiß. Hatte ich das wirklich laut gesagt? Mist.
Friedo wirkte allerdings immer noch zu überwältigt, um was ich sagte, wahrzunehmen.
„Aber vielleicht sollten wir doch lieber nach hinten gehen!", verkündete Friedo.
Ich schaute mich um. Was genau meinte er mit hinten?
Diese Frage musste ich nicht einmal laut stellen, denn schon lief Friedo wieder zu dem Gemälde neben dem Regal (ein äußerst fragwürdiges übrigens. Auf diesem war nämlich nochmal eins zu eins die komplette Apotheke abgebildet, in welchem wir uns nun befanden) und griff plötzlich nach einer Türklinke, die man vorher noch nicht erkannt hatte. Sie war mitten im Gemälde und dazu dann auch noch farblich perfekt darin getarnt. Friedo drückte an ihr und öffnete darauf eine Tür, welche sich hinter dem Gemälde befand.
„Kommt, kommt schnell!", rief Friedo.
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