Kapitel 48: Erzählungen über einen Apotheker
„Was bitte wollt ihr von einem Mann wie Friedo?", rief sie erschrocken.
Ich war verwirrt. So wie sie reagierte, musste dieser Mann wirklich schrecklich sein, aber warum sollte uns Eleonore zu so einem Typen schicken? Auch wenn ich sie nicht mehr als nur einen Abend kannte, hatte sie doch sehr vertrauenswürdig gewirkt. Was wenn sie uns doch zu einem... wer weiß, Mörder oder schlimmeren geschickt hatte?!
Gut, ich musste einen kühlen Kopf bewahren, noch wusste ich ja auch nicht, was genau an Friedo so schlimm sein sollte.
„Ich... ich wollte ihn einfach nur mal besuchen.", versuchte ich zu erklären.
Skeptisch blickte die Frau mich an.
„Friedo mag ja... seine Stärken haben, aber trotzdem ist er ein Verrückter! Liebes, seid ihr sicher, dass ihr nach ausgerechnet ihm sucht? Jemand zartes wie euch kann ich mir kaum in seiner Nähe vorstellen!"
Langsam schien sie sich von ihrem Schock zu lösen, denn nun bückte sie sich auch herunter, um ihren Korb und dessen Inhalt aufzusammeln. Eine Karotte lag genau neben mir, welche ich dann auch aufhob und ihr überreichte.
„Wenn ich ehrlich sein darf... ich habe Friedo persönlich nie getroffen. Wer ist er?", fragte ich, während sie die Karotte dankend annahm.
Sie schnalzte mit der Zunge.
„Er gibt sich als unscheinbaren Apotheker. Verkauft allerlei Tränke, die Unglaubliches bewirken sollen. Manch einer meint, dass sie sogar funktionieren!
Gut, meiner Nichte ging es vielleicht nach Einnahme seines "Anti-Pocken-Tankes" zwar doch wesentlich besser, aber die restlichen Mixturen... ich persönlich halte das alles für völligen Quatsch! Als ob man mit einem nach Katzenurin stinkenden Gemisch plötzlich Glück bekommen sollte!"
Ich versuchte ihren letzten Satz zu ignorieren, nicht nur weil er das Wort "Katzenurin" beinhaltete.
„Ein Apotheker also? Wo finde ich ihn?"
Die Frau sah mich enttäuscht an. Wahrscheinlich hatte sie gehofft, dass sie mich durch ihr Geschwafel von meinem Plan, Friedo zu finden, abhalten würde. Allerdings war dieser Frau nicht klar, dass ich eine komplette Woche für diesen Mann zu Fuß unterwegs gewesen war und dabei auch die Chance aufgegeben hatte, zurück zum Schloss zu gehen und dort meine Amme aufzusuchen, welche inzwischen hoffentlicher Weise wusste, wo wir die geheime Bibliothek finden würden. Nichts hatte mich mehr aufhalten können, diesen Friedo zu finden.
Nach einer Weile drehte sie sich schließlich einmal um sich herum und schaute dabei intensiv um sich. Schließlich flüsterte sie mir zu: „Weiter Rechts, in dem Viertel, wo auch die Universität liegt, findet ihr Friedos Apotheke genau hinter dem Denkmal von Aureliabeth der Zweiten. Wenn ihr bei ihm seid: Trinkt unter gar keinen Umständen auch nur eines seiner Tränke! Nicht nur schmecken sie scheußlich... aber auch sind sie ziemlich unberechenbar."
Ich nickte und dankte ihr. Nachdem sie mir viel Glück wünschte, drehte sich die Frau schließlich um und lief weiter.
Was dabei auch sehr passend war, war als Hendrík im selben Augenblick auch wieder auftauchte. Und das auf den Boden genau vor mir. Auf welchen er aus Richtung des Gasthauses geflogen kam.
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