Kapitel 31: Ein freundliches Dorf
Das gestohlene Kleid war ein ziemlich Schlichtes. Der Rock war grün, das Oberteil weiß und beige. Da ich kein Korsett hatte, hing alles ziemlich locker. Ich behielt einfach zusätzlich das Hemd von der Zofenuniform untendrunter an und dadurch war es wenigstens einwenig besser.
Als ich mich Hendrík zeigte, schien er schwer beeindruckt. Er stammelte:"Das ist... eine sehr gute Verkleidung."
Interessante Aussage. Und auch wenn das Kleid ganz gut funktionierte, meine schlecht gefärbten Haare waren immer noch offensichtlich, auch wenn ich sie nun zu einem Dutt gebunden hatte.
„Eine Haube wäre noch gut.", sagte ich. Hendrík nickte.
„Hatte ich mir auch gedacht, als ich das Kleid mitgenommen habe. Und deswegen hab ich das noch eingesteckt."
Er reichte mir ein weißes Leinentuch. Dankend nahm ich es an und band es um meinen Kopf. Mein Haaransatz war nur leider immer noch zu erkennen, also half mir Hendrík diesen auch noch etwas schwarzer zu färben. Und dann...
„Ihr seht aus, wie eine komplett neue Person.", sagte er.
Bevor wir uns auf dem Weg zum Dorf machten, beschloss auch Hendrík sich etwas zurecht zu machen. Im See säuberte er sich schnell von seinen Rußflecken und seine Klamotten versuchte er so gut es ging per Hand zu säubern. Ganz erfolgreich war es nicht, aber wenigstens waren wir nun im Partnerlook.
Beim Warten auf ihn hatte ich einen Ast finden können, ungefähr meine Größe sogar. Als wir uns bereit machten zu diesem Dorf zu gehen, nutze ich diesen als Stütze, um es überhaupt dorthin zu schaffen. Wir kamen nur langsam voran. Aber das musste reichen.
Schließlich konnte ich von Weiten auch schon die Dächer des Dorfes sehen.
Es war so... einfach. Einfarbig. Schlicht. Die meisten Häuser bestanden nur aus Holz und Stroh und ich fragte mich schon, wie sie überhaupt stehen konnten.
Als Hendrík und ich die Lichtung betraten, auf welcher sich das Dorf niedergelassen hatte, kamen uns direkt einige Kinder entgegengerannt. Sie spielten fangen und lachten laut. Besonders einer von ihnen erinnerte mich sehr an einen jüngeren Amadeus. Er hatte damals auch sehr viel gelacht. Ich wollte nicht wissen, wie es ihm grade ging. Nicht nur, weil ich mir Sorgen um meinen Bruder machte, aber auch, weil ich befürchtete, dass Vater Amadeus bereits so sehr manipuliert haben könnte, dass er nicht einmal um mich trauern würde. Immerhin wurde ich ja theoretisch als tot erklärt.
Hendrík und ich liefen weiter. Vorbei an den ersten Häusern, an welchen manche Menschen standen und sich unterhielten. Da waren zwei junge Frauen, die Händchen haltend miteinander flüsterten, ein Vater, welcher sein Kind auf die Schulter nahm und eine ältere Dame, welche auf einem Hocker stickte. Und sie alle waren ausgesprochen freundlich und trotz ihrer eigenen Gespräche, unterbrachen sich kurz, um uns lächelnd zu begrüßen
Sie alle waren so friedlich. So frei. So glücklich. Ich genoß es sie anzusehen, allerdings breitete sich dabei auch ein Funke Sehnsucht in mir aus. In einem anderen Leben, einem einfachen wie ihres, hätte ich auch so sorglos sein können.
„Prinzessin!", zischte Hendrík, „Kommt weiter, da vorne ist die Hütte der Heilerin schon!"
Anscheinend hatte ich die Dorfbewohner so verträumt beobachtet, dass ich plötzlich stehen geblieben war. Ich drehte mich weg und wir zogen unseren Weg fort.
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