Kapitel 22: Der manorische Verrat
Ich blieb stark. Auch wenn Vater mir grade das schlimmste gesagt hatte, was ich mir hätte ausmalen können, dass er sein und mein Volk hasste, wollte ich nicht mehr weinen. Nicht vor ihm.
„Also Lilith, ich wollte nie, dass du davon erfährst. Ich hatte gehofft, du würdest sterben und alles könnte nach Plan verlaufen."
„Ich hätte dich von den Wolken aus beobachtet und dafür gesorgt das nur schlechtes für dich geschieht!", schrie ich.
Von den Wolken aus. In den amolianischen Mythen und Legenden heißt es, dass nach deinem Tod deine Gedanken sich von deinem Körper lösen, um hoch in den Himmel, über die Wolken, zu schweben. Von dort aus hüten die Gedanken nicht nur durch Regen und Sonne die Ernten und Natur Amoliens, sondern auch all ihre Liebsten. Vom Körper gelöst sind unsere Gedanken fähig magische Dinge zu tun, um Steine aus oder eben auf den Weg der noch Lebenden zu legen.
Wäre ich gestorben würde ich mit Casandra auf den Wolken bleiben und dafür sorgen, dass keiner von Vaters Plänen in Erfüllung geht!
„Euer amolianischer Glaube ist lächerlich! Nach dem Tod auf den Wolken leben, hörst du wie das klingt? Einer der vielen Gründe ein Manore zu sein! Wir wissen, dass nach dem Tod nur eine Sache beginnen kann!"
„Freude?", antwortete Hendrík. Auch wenn ich ihn für seinen Kommentar hasste, musste ich zugeben, dass der junge Mann Humor hatte.
„Nein, nichts! Sprich ein weiteres Wort und ich lasse dich zuerst köpfen! Was rede ich, ihr seid sowieso beide tot! Du wegen Hofverrates und du, Lilith. Meine letzte und über alles geliebte Tochter. Du weil du schlicht und einfach nicht für den Thron zu gebrauchen bist, genauso wie deine nutzlose Mutter es war! Weswegen ich sie auch genauso wie Cassandra und nun auch dich töten lassen hab!"
Ich konnte nicht mehr atmen. Mutter war nicht wegen Kindbettfieber gestorben. Vater war es! Ich wurde nur noch wütender. Mit jedem Wort von ihm fühlte ich mich noch verlorener.
„Kommt General, wir müssen ihre Hinrichtung vorbereiten! Ohne dass jemand etwas sieh! Die Leute müssen immer noch glauben, Liliths Tod wäre die Schuld der Köche gewesen!"
Endlich ließ der General uns los. Zusammen mit Vater verließ er das Büro.
„Macht es euch gemütlich!"
Er schloss die Tür und man hörte, wie er sie ebenfalls verriegelte.
Ich hielt es nicht mehr aus. Ich begann zu schreien. So laut ich konnte.
Vor Trauer, vor Wut, vor Schmerz und... vor Hoffnung, dass mich jemand hören würde. Doch selbst wenn jemand mich hören könnte, es standen Wachen vor der Tür, die denjenigen überzeugen würden, dass nicht ich es war. Aber trotzdem gab ich nicht auf und schrie weiter. Ich sah schwarz und bekam vor schreien kaum etwas mit, es fühlte sich an, als würde alles leben mich verlassen und ich wollte einfach nur weiter schreien und dass dieser Schmerz aufhörte. Bis es von den Tränen unterbrochen wurde. Ich fiel auf den Boden und hielt mich an mir fest, an meinem Gesicht, meinem Bauch, meinen Rücken. Ich wechselte meine Arme ständig, weil ich nicht wusste, wohin ich gehen konnte. Bis ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Ich blickte auf.
„Es... tut mir so leid Prinzessin.", sagte Hendrík. Ich wischte die Tränen weg.
„Wir müssen hier raus. Amolien muss die Wahrheit erfahren, um sich zu schützen! Wenn ich sterbe, ist das Volk verloren!"
Hendrík nickte.
„Was sollen wir tun?", flüsterte ich.
„Euer Vater kommt bald zurück. Wir haben nicht viel Zeit um auszubrechen. Die Tür ist abgeschlossen, aber ich sollte sie aufbrechen können!"
Ich schüttelte den Kopf.
„Selbst wenn dort draußen keine Wachen stehen, sind sie überall im Schloss. Wir schaffen es ungesehen nie hier raus!"
Einige Zeit lang sagte keiner mehr etwas. Bis Hendrík seinen Kopf hob.
„Dann müssen wir den anderen Ausgang nehmen!"
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