~ Kurzgeschichte 5 ~
Wörter:
Krankheit
faszinierend
Vorstellungskraft
Freude
Seifenblasen
Schrank
Kurzgeschichte:
Sie nannten es Krankheit. Besessenheit. Amnesie. Verrücktheit.
Sie fanden immer irgendeinen Namen, irgendeinen Grund für mein Problem. Falls es überhaupt eines war. Ich persönlich sah es eher als... eine Gabe. Ich sah Dinge, die andere nie sehen würden, vor denen sie womöglich Angst hätten.
Aber tief im Inneren waren wir doch alle wahnsinnig, oder?
Vermutlich sagt ihr mir jetzt, dass das eine Lüge wäre - Menschen wären doch gutmütig, friedlich und voller Freude. Ich denke das genau Gegenteil: bösartig, grausam und egoistisch - genau das ist die Beschreibung, die unsere, nein eure Spezies am besten zusammenfasst.
Doch ich bin nicht so, ich bin anders. Und ihr, ihr Unwissenden, habt Angst davor und findet daher diese bescheuerten Gründe, als ob Amnesie irgendetwas mit mir zu tun hätte. Pah, dann bin ich jawohl eher eine Seifenblase.
Falls ihr mir noch nicht glauben solltet, erkläre ich euch mal wie meine Gabe überhaupt funktioniert. Es erfordert eine sehr ausgeprägte Vorstellungskraft, doch ich war mir sicher, dass ich mir nichts einfach nur einbildete. Nehmen wir beispielsweise einen Schrank, ganz gewöhnlich, ohne jegliche Besonderheit. Zumindest seht ihr das so - ich wiederum sehe darin ein Kartenhaus, das jederzeit in sich zusammenfallen könnte, weil es so armselig aufgebaut worden war. Auf den Karten selbst befanden sich Zahlen, die besagten wann diejenigen sterben, die das Kartenhaus erbauten.
Also die Bauer des Schrankes.
Es war faszinierend, als ich die Gabe zum ersten Mal entdeckte. Damals war ich noch ein kleines Kind gewesen, unschuldig, nichtsahnend. Warum auch? Die Welt war in den Augen eines kleinen Mädchens viel schöner als in denen einer sogenannten Psychopathin. Ich war im Garten dabei, mit meinen Puppen zu spielen, als sie begannen mit mir zu sprechen. Sie erzählten mir vieles, zu viel des schlechten und zu wenig des guten. Stundenlang sprachen sie über Themen wie Blut, Verfolgungsjagden oder Egoismus. Und immer wieder kam in ihren Geschichten ein weißes Kaninchen, sowie eine lächelnde Katze vor.
Und so tötete ich wenig später unsere Katze Dinah. Am selben Abend das Kaninchen der Nachbarn. Ihr haltet es sicherlich für verrückt, aber euch fehlte einfach die Vorstellungskraft - genau das, was mir zu meiner Gabe verhalf.
Nach diesem Erlebnis dachte ich jedes einzelne mal an die beiden Tiere, wenn ich begann in unscheinbaren Gegenständen etwas besonderes, vielleicht sogar brutales zu sehen.
Und ihr, ihr denkt weiterhin ich sei einfach nur verrückt. Dabei wissen wir doch alle, dass die einzigen, die hier schräg im Kopf sind, die sind, die sich für normal halten.
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