~ Kurzgeschichte ~
Wörter:
Leises Flüstern
Mysterien
Wort
Bus
Kurzgeschichte:
Die ersten Töne des Liedes beruhigten mich bereits.
Ich saß im Bus, ganz vorne links, genauso wie sonst auch immer. Seltsamerweise war der Platz hier immer frei, bis heute hatte ich nicht herausgefunden weshalb - und das nach sechs Jahren.
Gerade war ich auf dem Weg nach Hause, weg von der Schule, die mir zurzeit einfach zu viel abverlangte. Zuerst eine mündliche Prüfung in Französisch, dann zwei Tests in Mathe und Physik und schlussendlich eine Abfrage in Englisch - und das ganze innerhalb von vier Tagen.
Und ein Ende war noch nicht wirklich in Sicht.
Doch zumindest hatte ich die Musik. Die Musik, die mich immer beruhigte, mir den Alltag leichter machte und mir in irgendeiner Weise half, bei dem ganzen Stress nicht durchzudrehen.
Der Bus blieb stehen, und zwei tratschende Mädchen stiegen aus, Ich war allein. Den Fahrer schien das nicht zu interessieren, er machte einfach weiter seinen Job. Doch bevor er wieder auf das Gaspedal trat, hörte ich ihn ein einziges Wort sagen: „Lauf."
Zuerst verstand ich nicht, ich war in einem Bus, wohin sollte ich dort laufen? Jedoch erkannte ich schon bald, doch immer noch zu spät, was er gemeint hatte. Statt Musik vernahm ich nun ein leises Flüstern durch meine Kopfhörer, wobei ich nicht verstand was die Stimme sagte - noch nicht.
Der Bus fuhr nach einer ruckartigen Bewegung weiter, sodass ich beinahe von meinem Sitzplatz fiel. Die Stimme wurde lauter, ich erkannte, dass sie männlich war.
Die Stimme des Busfahrers. Die mir sagte ich sollte laufen.
Und da ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte, schließlich konnte ich nicht einfach sitzen bleiben, rannte ich nach hinten, bis zum letzten Platz des Busses. Doch das Flüstern hörte nicht auf, nein, es wurde sogar lauter.
Bald war es, als würde die Stimme mich drängen, doch wohin sollte ich schon laufen? Was sollte ich schon tun?
Der Bus fuhr immer schneller, es war ein Mysterium wie er es schaffte, nicht schon längst ein anderes Fahrzeug gerammt zu haben. Ich sah das Gesicht des Fahrers nicht, doch irgendetwas sagte mir, dass ich es sehen sollte. Ich musste mit ihm reden, musste wissen was hier eigentlich los war.
Also hörte ich ein weiteres Mal auf die Stimme in meinen Ohren, rannte wieder nach vorne, meine Sachen, die davor noch auf meinem Sitzplatz lagen, waren mittlerweile wie vom Erdboden verschluckt, doch ich lief weiter. Genauso wie ich es tun sollte...oder?
Ich blickte nach links, an die Stelle, wo normalerweise der Busfahrer saß. Doch er war weg.
Das Lenkrad war völlig unbedient, die kleine Kabine war leer. Und ich krachte noch im selben Moment mitten in eine Wand.
Zuerst spürte ich nichts, hörte nur ein Piepen, doch mittlerweile schrie die Stimme mich an. Ich wollte auf sie hören, ich musste es einfach, aber wie sollte ich in so einem Zustand laufen?
Ich lag gekrümmt am Boden des Busses, konnte nur noch durch meinen Mund atmen, sah überall Staub und Rauch.
Als ich aufstehen wollte, zuckte ein brennender Schmerz durch meinen Kopf, dann durch meine Brust und schließlich durch meine Beine.
Die Stimme brüllte mich weiterhin an, immer lauter und lauter - es war zum verrückt werden. Vielleicht war ich ja auch verrückt, ich meine, genau das war doch die perfekte Beschreibung für meine Situation gerade, oder?
War ich wahnsinnig? War ich das?
Ich wusste es nicht, doch wer wusste das schon? Das einzige was ich noch wusste, war, dass ich laufen sollte.
Und ich würde auf ewig von meinem Schicksal davonlaufen.
Dann stand ich, ganz langsam, wie in Trance, vom Boden auf.
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