~ Kurzgeschichte 1 ~
Wörter:
Schule
Schmetterlinge
Regel
Geschichte
wolkenloser Himmel
Kurzgeschichte:
Ein Schlag. Noch ein Schlag. Ein weiterer. Es hörte nicht auf.
... bis ich aufwachte.
Vermutlich konnte man mich als seltsam oder sogar paranoid einstufen, aber solche Träume hatte ich nicht selten. Ich wurde geschlagen - von wem war nicht wichtig. Es war sowieso immer derselbe.
Und trotzdem quälte ich mich jeden Morgen aus dem Bett, ging zur Schule, kellnerte während meiner Freizeit und ging schließlich schlafen. Man konnte es beinahe als normal bezeichnen - beinahe.
Mich über meinen derzeitigen Stand aufzuregen brachte mir allerdings nichts, also verbrachte ich meinen Morgen, wie jeden Tag, damit, mich anzuziehen, mir die Haare zu machen und kurz ein Brot zum Frühstück zu essen.
Mal wieder war Mutter früher als ich aus dem Haus, die Arbeit erledigte sich ja nicht von alleine, wie sie zu sagen pflegte. Vielleicht wäre es besser gewesen hätte ich auch so gedacht. Vielleicht hätte ich das Angebot für ein Praktikum in ihrem Tierheim annehmen sollen - doch ich hatte Angst, wie so oft. Angst davor zu versagen.
- -
Schule. Nicht wirklich spannender als mein genereller Alltag, aber zumindest kam ich dadurch mal unter Menschen. Schließlich konnte ich trotzdem nicht 24/7 kellnern, und das in einem Café, das sowieso meist unbesucht blieb.
Vor zehn Minuten hatte der Geschichtsunterricht begonnen, hätte ich zugehört wüsste ich wahrscheinlich auch um was es ging. Doch wie sonst immer starrte ich nur aus dem Fenster oder vor mich hin. Die Lehrer interessierte es nicht, das einzige, was zählte war, dass wir irgendwann einen Job mit Ruhm und Ehre erreichten - den sie uns beigebracht hatten.
„Die Geschichte der Römer wird wichtig für euren Abschluss sein..."
Mehr hörte ich nicht, da die Schulglocke sogleich läutete. Nun, zumindest konnte ich endlich nach draußen - auf den Schulhof. Vielleicht klang das nun wieder seltsam, aber ich hatte einen bestimmten Platz, an den ich in jeder Pause ging.
Eine Holzbank neben einem Blumenbusch, weit weg von den 'beliebten' Leuten. Heute waren die Rosen endlich geblüht, erstrahlten in blutroter Farbe. Sie waren wunderschön, ganz anders als mein Leben.
Nur war heute etwas anders - ich sah einen Schmetterling. Normalerweise gab es hier wenige bis gar keine Insekten, da hier überall Spray gegen die Tiere verwendet wurde. Schließlich waren sie ja nur 'nervige Viecher'.
Auch wenn ich ganz anderer Meinung war...
Der Schmetterling saß auf einem einzelnen Rosenblatt, hatte exakt dieselbe Farbe wie die Blume neben ihm. Er war sicherlich das Schönste, was ich je gesehen hatte. Langsam begann er zu fliegen, doch ich wollte ihn nicht gehen lassen, ich wollte mit ihm fliegen.
Also lief ich ihm hinterher, rannte bis ich nicht mehr wusste wo ich war. Wen interessierte es schon? Ich hatte keine wirklichen Freunde, meine Eltern waren nicht die besten und die Lehrer wollten sowieso nur gute Noten. Ich konnte einfach verschwinden und wegfliegen, mit diesem einen Schmetterling.
Regeln, Schule und Ruhm konnte mir egal sein. Ich musste auf niemanden mehr hören - solange ich nicht aufhörte zu fliegen.
Ich hatte einen Freund gefunden, einen, der mich nicht im Stich ließ und tatsächlich mochte. Der mir keinen Stress machte oder mich beschimpfte. Der nicht wie mein Vater war.
Der Schmetterling flog immer weiter auf den wolkenlosen Himmel zu - ich folgte ihm. Nur für einen kurzen Moment wollte ich allem entfliehen. Den Schlägen meines Vaters, den Albträumen, dem Alltag und der Schule. Ich wollte nichts sehnlicher als zu fliegen.
Und als ich ihn fast erreichte, ihn fast zu fassen bekam um für immer bei ihm zu bleiben - hörte ich die Schulglocke. Und saß wieder auf der Bank, neben mir war kein Schmetterling und vor mir nur der Alltag.
Ich war nicht geflogen, ich hatte keinen Freund gefunden, ich war nicht frei gewesen.
Aber für einen kurzen Moment war ich glücklich gewesen.
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