Chapter 2 | Der Fremde in der vorletzten Reihe
,,Reese! Schatz, das Essen ist fertig", rief meine Mutter mit ihrer kratzigen Raucherstimme aus der Küche.
Seit der Scheidung meiner Eltern vor etwa 3 Jahren hat meine Mutter wieder mit dem Rauchen angefangen. Rund 15 Jahre war sie "clean" gewesen, also seit dem Tag der Geburt von Frankie. Natürlich hat sie es während der Schwangerschaft auch gelassen, aber nur 10 Monate, danach hat sie wieder angefangen. 15 Jahre war sie Zigarettenfrei gewesen und dann meinte meine Vater sich wegen einer jüngeren Scheiden zu lassen. Der Stress und der Kummer hat meine Mutter wieder zurückversetzt und ließ sie nach der Zigarette greifen. Beau raucht auch. Irgendwie hat er sich das von unserer Mutter abgeguckt.
Ich habe auf einer Party mal eine Zigarette geraucht.
Keine Erfahrung die ich gerne wiederholen möchte.
Als meine Mutter mich zum Essen rief, begab ich mich so schnell wie möglich in die Küche. Es gab Spaghetti Cabonara. Mein Leibgericht. Simpel und Klischeehaft, ich weiß. Dazu muss man aber auch sagen das meine Mutter kein anderes Gericht hinbekommt. Sie war nicht wirklich eine Meisterköchin, was aber auch nicht schlimm war, schließlich muss ich ihr essen jetzt nur noch an den Wochenenden ertragen. Okay. Das war fies. Nicht jeder kann alles können, das wäre surreal.
Ich lebe zwar in meiner eigenen kleinen Einzimmer Wohnung und bin sehr unabhängig, dennoch komme ich jedes Wochenende bei meiner Mutter zu Besuch. Jetzt wo sie Zuhause ganz alleine ist, fühle ich mich verantwortlich dafür zu sorgen das sie sich nicht so einsam fühlt. Beau schaut manches mal auch vorbei, aber eher selten. Verständlich. Aufgrund seines Jobs ist er viel unterwegs und kann nicht jedes Wochenende vorbeischauen. Er versucht es, was schon viel bedeutet, vor allem da sich Frankie gar nicht mehr um Ma' schert. Nach der Scheidung hat er sich auf Pa's Seite gestellt, unverständlich. Pa' hat Ma' betrogen mit einer Frau die Beaus Freundin sein könnte. Sally. Frankies Gedankengänge muss ich nicht verstehen. Er lebt jetzt bei Pa' und seiner neuen Sally. Ich warte noch auf den Tag wo er Sally mit einer Frau betrügt die Frankies Freundin sein könnte. Das ist Fies, ich weiß, nur hat man mir beigebracht ständig die Wahrheit zu sagen.
Ich ging also in die Küche und setzte mich auf einen der fünf Holzstühle die um den runden Tisch standen. Zwei Plätze waren gedeckt. Meiner und der meiner Mutter.
Sie stand am Herd und drehte die Nudel im heißen Wasser um.
,,Noch eine Minute, die Soße ist noch nicht ganz fertig.",sagte sie, mit dem Rücken zu mir gewandt.
,,Wieso war mir das insgeheim klar.", murmelte ich und legte mir das Besteck zurecht.
,,Mhm. Hattest du was gesagt Schatz?", schwungvoll drehte meine Mutter sich zu mir um. Ihr Make-Up war verschmiert. Sie hatte geweint.
,,Nein. Nein.",ich schüttelte nur den Kopf. Es tat weh sie so am Boden zerstört zu sehen. Wie als hätte man einen Spiegel fallen lassen. Überall lagen Scherben.
,,Du wolltest mir noch etwas erzählen, nicht wahr? Irgendwas mit einem Jungen... Aus dem Diner", schmunzelnd stütze sie ihre Hände auf der Stuhllehne vor ihr ab.
,,Äh ja. Ich bin mir nur gerade nicht mehr sicher ob ich das wirklich will.", meinte ich und biss mir beschämt auf die Unterlippe.
,,Warum denn? Ich höre zu. Ich gebe keinen Kommentar ab. Du wirst nicht merken das ich da bin. Ich brenne darauf es zu erfahren.".
,,Na gut. Kein Kommentar!",ermahnte ich sie. Meine Mutter tendierte dazu zu wirklich allem ihren Kommentar abzugeben.
,,Großes Indianerehrenwort", schwor sie lächelnd.
Ich habe sie lange nicht mehr lächeln sehen.
,,Ma' , so was sagt man heute doch nicht mehr. Ach...Egal. Du hast es versprochen, also erzähle ich es dir.", ich schüttelte nur lachend den Kopf und überlegte wie ich am besten beginnen sollte.
,,Also..."
Flashback / Rückblende
Niemand war bisher 5 Lederbankreihen weiter gegangen, geschweige denn hat sich in die vorletzte Reihe gesetzt.
Einzig ich, der Junge in der letzten, hintersten Ecke, war soweit gegangen und Lucy. Wer war dieser ,zugegeben gutaussehende, Kerl in den schweren, schwarzen Lederstiefeln mit der zu großen Jeansjacke, dem camouflage T-Shirt und der alten, verdreckten Jeans? Seine braunen Locken flogen nur so um seinen Kopf herum.
Er setzte sich in die vorletzte Reihe.
Direkt gegenüber von mir. Ich konnte ihm direkt in sein kantiges Gesicht sehen.
Der Mann war mit seinem Smartphone beschäftigt.
Wahrscheinlich hatte er mich noch nicht bemerkt und so soll es auch bleiben. Bevor sich die Geschichte mit dem Trucker wiederholte, wandte ich meinen Blick ab und sah wieder aus dem Fenster, lauschte den Geräuschen im Diner.
Mein Essen würde noch ca. eine Minute dauern. Bob, der Koch, machte die Donuts die sie hier verkaufen nämlich immer selbst. Köstlich.
Ich hörte Lucy schon auf mich zu gehen. Doch dann blieb sie viel zu früh stehen, beim Herren aus der vorletzten Reihe. Meine Ohren waren gespitzt.
,,Was wünschen Sie?",fragte sie in ihrer quietschigen Stimme.
,,Ähm...einen schwarzen Kaffee mit genau drei Stücken Zucker und...mal überlegen... einem pinken Donut.", sprach er mit seiner tiefen,maskulinen Stimme.
In dem Moment als der Fremde aus der vorletzten Reihe genau die selbe Bestellung aufgab, wie ich es jeden Samstag tat, stockte mir der Atem. War das ein Zufall? Wie konnte das sein?
Schon wieder zischten mir viel zu viele Gedanken durch meinen Kopf. Ich konnte sie kaum sortieren, da vernahm ich Lucys Stimme, die meinen Namen aussprach:,, Lustig. Genau das bestellt Reese auch immer.". Lucy deutete mit ihrem kurzen Finger auf mich.
Peinlich.
Der Fremde sah für einen Augenblick zu mir, zuckte aber nur mit der Schulter und blieb stumm.
Ich glaube ich bin gerade so rot geworden wie eine Tomate. Nein. So rot wie diese Alarmfarbe an den Straßenschildern.
Wie unangenehm.
_________________________________________
Und das war auch schon Kapitel Nummer 2!
Huii...
Wie gefällt es euch?
Wie immer freue ich mich über Feedback, besonders in geschrieber Form ♡
xoxo Claire
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro