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Kapitel 9

Aurora

Ich atmete tief ein. Ich fühlte, wie meine Lungen mit frischer Luft gefüllt wurden, was mich etwas zu beruhigen schien. Der stickige und staubige Raum hatte nicht gerade dabei geholfen, zu verarbeiten, was Meister Kontu gesagt hatte. Nachdem er seine Geschichte damit beendet hatte, mir zu erzählen, wer mein Vater war, war ich einfach herausgestürmt. Ich hatte es nicht länger ertragen können, in diesem Raum zu sein.
Ich meine, was bitte sehr war da gerade geschehen? In diesen wenigen Minuten war mein gesamtes Weltbild auf den Kopf gestellt worden. Oder Weltbilder wohl eher. Es wirkte alles wie ein Traum. Ein komischer, verrückter Traum, aus welchem ich jeden Moment aufwachen würde. Dann würde ich wieder in meinem alten Bett liegen, mich darüber nerven, dass ich so früh am Morgen aufstehen musste, es aber dann doch akzeptieren und den Tag hinter mich bringen.
Ein paar Mal rieb ich über meine Augen, stampfte auf dem Boden auf und stiess einen verzweifelten Schrie aus, als ich realisierte, dass ich noch immer an genau demselben Ort stand wie zuvor.
In dem Moment sah ich aus dem Augenwinkel, wie jemand auf mich zukam. Ich drehte mich um. Es war Amelia. Nein, nein, nein, bitte nicht. Sie war neben Meister Kontu die letzte Person, welche ich im Moment sehen wollte. Ich seufzte auf und versuchte vergebens, meine Fassung wiederzuerlangen. Sie kam langsam auf mich zu.

«Hey», sagte sie vorsichtig. «Tut mir leid, dass ich dich vorher so mit Fragen bombardiert habe. Es war sicher das Letzte, was du in dem Moment haben wolltest.»
Ich starrte auf den Boden.
«Schon okay.»
Ich blickte auf und sah ihr ins Gesicht. Ihre Lippen formten ein kleines Lächeln.
Auch wenn ich gerade in der denkbar schlechtesten Verfassung war, vielleicht war Amelia doch nicht so schlimm, wie ich zuerst gedacht hatte.
Ich versuchte, ihr Lächeln zu erwidern, war mir aber ziemlich sicher, dass es nur wie eine alberne Grimasse aussah.
«Komm», sagte sie. «Ich zeige dir, wo deine Hütte ist.» Sie drehte sich um und lief voran.
Eine Weile schwiegen wir. In dieser Zeit versuchte ich vergeblich, meine Gedanken zu sortieren.
«Ich will nicht aufdringlich sein, aber ist alles okay mit dir? Du siehst ziemlich fertig aus. Natürlich musst du nicht mit mir darüber sprechen, aber ich bin für dich da, wenn du jemanden zum Reden brauchst.»
Dankbar lächelte ich sie an. Und dieses Mal sah es glaube ich auch echt aus.
Einen Moment versanken wir wieder in Schweigen, aber auf einmal sprudelte alles aus mir heraus. Ich sah ein, dass es keinen Sinn hatte zu schweigen und darauf zu hoffen, dass alles nur ein Traum war.
Also erzählte ich ihr von dem Gespräch mit Meister Kontu, Stück für Stück. Während ich mich das ganze nochmals selber sagen hörte, fing ich auch an, es besser zu verstehen.
Die anderen Leute im Lager sahen mich merkwürdig an, meine Stimme hatte, während ich sprach, immer mehr an Lautstärke zugenommen, aber es war mir egal.
«Wie konnte mir meine Mutter das alles verschweigen? Sie hätte mir davon erzählen sollen», schloss ich schliesslich diese lange Geschichte ab.
Amelia entpuppte sich als aufmerksame Zuhörerin. Sie stimmte mir bei allem zu und sagte genau das, was ich in diesem Moment hören wollte, was mich ermutigte, weiterzureden.
«Und wer weiss?», sagte ich mit sarkastischer Stimme und gestikulierte dabei wild.
«Vielleicht habe ich ja auch Geschwister, von denen meine Mutter mir nie erzählt hat.»
Ich erwartete, von Amelia so etwas wie ein leises Lachen oder ein «Ja, das wäre die Spitze des Eisberges gewesen.» sagen zu hören, aber ich sah nur, wie sich Amelias Gesicht schmerzlich verzog.

Einen Moment starrte ich sie verwirrt an. Hatte sie meinen Witz etwa nicht verstanden? Als ich dann aber realisierte, was ihr Schweigen noch bedeuten könnte, blieb ich stehen und packte sie grob am Handgelenk.
«Nein, nein, nein, nein. Ich habe nicht wirklich Geschwister, oder? Auch wenn ich nicht gewusst habe, was für komische Zauberkräfte ich besitze, das hätte ich gewusst. Das hätte mir nicht einmal meine Mutter verschweigen können.»
Spätestens jetzt wäre es für Amelia schleunigst an der Zeit gewesen, mir zuzustimmen, doch stattdessen legte sie mir nur beschwichtigend die Hand auf meinen verkrampften Unterarm.
Es entstand eine kurze Pause, wie, als überlegte sie, wie sie das Folgende am Besten und wenigsten schmerzhaft ausdrücken könnte.
«Du hattest Geschwister. Genauer gesagt einen Bruder. Aber...»
Sie stockte. Dann riss sie sich zusammen und sagte:
«Er...er ist gestorben. Bei der Blutschlacht. Es tut mir so unendlich leid und...»
Sie beendete ihren Satz nicht.

Ich hatte das Gefühl, dass mein Herz aufgehört hatte zu klopfen. Würde man jetzt meinen Puls messen, so war ich fest davon überzeugt, dass man nichts spüren würde.
Vor meinem inneren Auge erschien ein Bild.
Wie ich alleine in meinem alten, unzerstörten Zimmer gesessen hatte, die Arme um die Knie geschlungen. Tränen hatten meine Wangen benetzt. Es hatte keinen konkreten Grund gegeben, warum ich geweint hatte. Es war einfach die Kälte der Einsamkeit gewesen, welche mich erdrückte und nie ganz losliess.
Wie viele Kindheitsstunden hatte ich damit verbracht zu träumen, dass ich eine normale Familie hatte. Hatte betrauert, dass mein Vater nicht mehr lebte. Betrauert, dass auch meine Mutter mit dem einen Fuss schon im Totenreich stand. Und nun das...

Eine Träne lief meine Wange hinunter. Schnell wischte ich sie mit dem Handrücken weg. Mit brüchiger Stimme sagte ich:
«Ich glaube, ich brauche jetzt erst einmal ein bisschen Zeit für mich.»
«Natürlich. Hier vorne ist gleich dein Haus. Sie drückte mir den Schlüssel in die Hand und zeigte auf eine der Hütten.
«Ich komme dich zum Abendessen abholen, okay?», sagte sie leise zu mir. Ich nickte nur schwach und lief noch die wenigen Schritte bis zum Haus.

Ich schloss die Tür hinter mir ab und legte mich bäuchlings auf ein fremdes Bett, unfähig, irgendetwas zu tun. Es war zu viel passiert, ich hatte zu viel Neues erfahren. Ich hatte einmal eine Familie gehabt, einen Vater, einen Bruder und... eine Mutter. Bei dem Gedanken an sie zog sich mein Herz zusammen. Wahrscheinlich waren wir früher eine glückliche Familie gewesen. Hatten ein unbeschwertes Leben geführt. Und nun hatte ich niemanden mehr von ihnen.
Was würde ich nur dafür tun, dass wenigstens mein Bruder noch leben würde. Ich würde alles dafür tun. Alles.

Nach ein paar Stunden klopfte es an der Tür.
«Aurora?», hörte ich jemanden rufen.
«Ich bin es, Amelia. Ich hole dich für das Abendessen ab.»
Ich hatte nicht die Energie, auch nur aufzustehen und so ignorierte ich das Klopfen. Es klopfte noch ein paarmal an der Tür, sie rief noch ein paarmal «Aurora?», aber schlussendlich hörte ich, wie sich ihre Schritte entfernten.
In dieser Nacht lag ich noch lange wach und als ich schliesslich einschlief, glitt ich in einen unruhigen Schlaf voller Albträume.

Schweissgebadet wachte ich auf. Ich hatte geträumt, dass dieses Monster zuerst meine Mutter, und dann mich getötet hatte. Es hatte seine spitzen Zähne langsam und brutal in meinen Körper gebohrt. Ich hatte immer noch das Knacken im Ohr, als meine Knochen brachen.
Es war nur ein Traum gewesen. Nur ein Traum.
Ich drehte mich auf den Rücken und blickte mich im Raum um. Von draussen drang helles Sonnenlicht ins Zimmer. Es war ein kleines Zimmer, ausgestattet mit dem Nötigsten: einem Bett, einem Stuhl, einem Tisch, einem Schrank und einem Bücherregal. Neben dem Tisch hatte es eine Tür, welche wahrscheinlich zum Badezimmer führte.
Einen Moment blieb ich einfach so liegen, starrte leere Löcher in die Luft und bemitleidete mein Leben. Das würde von jetzt an wahrscheinlich mein ganzes Leben meine Hauptbeschäftigung werden: mich über mein elendes Leben beklagen.
Schliesslich raffte ich mich dann doch auf. Das war immerhin etwas, was mich an mein altes Leben erinnerte: aufstehen, obwohl ich nicht die Energie und Motivation dazu hatte.
Mit schlurfenden Schritten begab ich mich zum Kleiderschrank, öffnete ihn und nahm das erstbeste heraus, dass mir zugeflogen kam. Nachdem ich meine verschwitzte Kleidung von gestern ausgezogen und mir meine neue übergestreift hatte, wollte ich mich gerade wieder zurück ins Bett begeben, als es an der Tür klopfte.

«Aurora, bist du schon wach?», fragte eine Stimme von draussen. Ich drehte den Schlüssel im Schloss um und öffnete die Tür. Ohne auch nur zu fragen, ob sie eintreten durfte, stand sie schon in meinem Zimmer. Etwas perplex stand ich da und musterte sie mit zusammengekniffenen Augen. Aber schnell entspannte ich mich wieder. Ich freute mich eigentlich, sie wiederzusehen. Es war ja nicht ihre Schuld, dass mein Leben gerade einen Tiefpunkt erreicht hatte, aus dem ich mir nicht vorstellen konnte, jemals wieder herausgezogen zu werden.
Mir fiel wieder ein, dass ich sie gestern Abend einfach ignoriert hatte und fühlte mich deswegen etwas schuldig.
«Tut mir leid, dass ich gestern nicht zum Abendessen gekommen bin. Du wolltest mich sogar extra abholen. Aber ich...»
«Schon okay», sagte sie und legte mir beruhigend eine Hand auf die Schulter.
«Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie du dich fühlen musstest, nachdem du gestern so schlimme Nachrichten erfahren hast.»
Dankbar lächelte ich sie an.
«Und jetzt komm, lass uns frühstücken. Ich jedenfalls habe einen Bärenhunger.»
Schnell schloss ich die Tür hinter uns ab und keine Sekunde später hakte sie sich bei mir unter. Zusammen liefen wir zu den grossen Tischen, welche sich etwas weiter vorne auf einem grossen Platz befanden. Es waren schon viele Menschen dort, welche sich auf das Essen stürzten. Von manchen wurde ich immer noch merkwürdig angestarrt, aber die meisten konzentrierten sich auf ihr Frühstück.

Auf zwei grossen Tischen stand eine Auswahl von ein paar Früchten, Getränken und mehr. Die Auswahl war etwas grösser als die, die ich Zuhause gehabt hatte, aber da es Winter war und nicht viel wuchs, war sie auch hier begrenzt. Ich nahm mir eine Scheibe Brot und ein Glas Milch.
Während wir uns einen freien Tisch suchten, fiel mir jemand ins Auge. Er war etwas älter als ich, vielleicht zwei, drei Jahre. Er sass am Rande eines Tisches, abseits von einer Gruppe Jungs. Es war klar zu erkennen, dass er nicht zu ihnen gehörte, denn er beteiligte sich keineswegs am Gespräch. Sein Blick war in die Ferne gerichtet, und er schien in Gedanken versunken. Er war auffällig gross und ziemlich schlank, aber man sah trotzdem, dass er kräftig und stark gebaut war. Seine Haare waren rabenschwarz und er besass sehr markante Gesichtszüge.
Diese Dinge hätten wahrscheinlich schon gereicht, dass er mir aufgefallen wäre, aber das waren nicht die Gründe dafür gewesen.
Was mir nämlich wirklich an ihm aufgefallen war, waren seine Augen. Sie waren von einem unglaublich intensiven grün. Und es schien, als wäre da noch etwas anderes. Etwas...
«Keine Chance», unterbrach Amelia lachend meinen Gedankenfluss. Mittlerweile, ohne, dass es mir aufgefallen war, war ich stehengeblieben.
«Was meinst du?», fragte ich und wandte widerstrebend das Gesicht von ihm ab.
«Auch wenn du unglaublich schön bist, an Aren kommt niemand ran.»
Aren. Das war also sein Name.
«Ich weiss nicht, wovon du redest», sagte ich so unschuldig wie möglich, starrte jedoch auf den Boden, da meine Lüge, wenn ich ihr ins Gesicht geblickt hätte, sofort aufgeflogen wäre.
«Tu nicht so. Ich habe deinen Blick schon gesehen», sagte sie wissend.
«Aber Aren ist... anders. Er hat sich schon immer vor uns Anderen verschlossen. Das einzige, was ich über ihn weiss, ist, dass er alleine im Wald gefunden worden war. Niemand weiss, was mit ihm geschehen war. Vielleicht nicht einmal er selbst.»
Ich nickte und versuchte, Desinteresse an der ganzen Sache zu zeigen. Ich war definitiv gescheitert. Ich blickte ihn noch ein letztes Mal an. Ich sah, wie er seinen Kopf umdrehte und mir direkt in die Augen sah. So starrten wir einander für einige Sekunden an. Mein Puls beschleunigte sich und schlussendlich riss ich meinen Blick von ihm los und wir liefen weiter.
Meine Arme waren von Gänsehaut bedeckt. Während unserem Augenkontakt hatte es sich so angefühlt... als ob er mich gesehen hat. Aber nicht mein Äusseres, sondern mein Inneres, mein Herz, meine Seele... Ich schüttelte den Kopf.
Wir kamen an zwei freien Plätzen an und setzten uns. Gerade setzte ich das Glas Milch an meine Lippen an, als wir von der Seite angesprochen wurden.

«Tut mir leid, dass ich störe. Aber bist du Aurora?» Ich drehte mich um. Es war ein Mädchen, das neben mir sass, welches mich angesprochen hatte und ich nickte schüchtern. «Ah, wir haben dich im Wald gefunden. Also ich, Fynn und Shawn. Mein Name ist übrigens Miya.»
Sie zeigte auf zwei Jungs, welche gegenüber von ihr sassen. Dem einen war die Situation sichtlich unangenehm und er rückte etwas weg.
«Reiss dich zusammen, Shawn. Sie wird dich schon nicht auffressen. Oder etwa doch?»
Der Junge, der wohl Fynn sein musste, schaute mich fragend an. Das entlockte mir ein Lachen und ich sagte:
«Nein, keine Sorge. Ich beisse schon nicht.»
Peinlich berührt rückte er wieder etwas näher.
«Ich glaube, ich verdanke euch mein Leben», sagte ich etwas unsicher. Ich wusste nicht so recht, was ich sagen sollte.
«Ohne euch wäre ich dort auf dem Boden erfroren.»
Was ich nicht erwähnte, war, dass mir das eigentlich nichts ausgemacht hätte.
«Keine Ursache», sagte Miya.
«Aber sag mal, was hast du dort eigentlich gemacht?», fragte Fynn.
Alle drei sahen mich gespannt an, und auch Amelia hatte sich uns interessiert zugewendet. Ich stockte. Eine lange Pause entstand. Wenn ich vorher noch einigermassen entspannt gewesen war, so wich das nun auf einen Schlag.
«Ich... kann nicht», sagte ich mit zitternder Stimme. «Tut mir leid.» Meine Stimme war am Ende nicht viel mehr als ein Flüstern.
«Nein, nein», sagte Fynn. «Mir tut es leid. Ich hätte dich nicht so etwas fragen dürfen.»
«Es ist einfach», setzte ich an, «noch zu früh, um darüber zu reden.»
Er nickte verständnisvoll. Danach wechselten sie das Thema.
«Kommst du heute schon zum Training, Aurora?», fragte Miya.
«Welches Training?», fragte ich verwirrt. Sie starrten mich alle komisch an.
«Wie sollten wir denn sonst unsere Fähigkeiten trainieren und in Form bleiben, damit wir die Wesen aus der anderen Welt aufspüren können?», fragte mich Miya.
Ich zuckte verlegen mit den Schultern.
«Es ist also beschlossene Sache!», sagte Amelia voller Überschwang.
«Ich hole dich in einer Stunde ab. Und zieh dich passend fürs Training an!»

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