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7. Schatten der Vergangenheit

Erschrocken starrten Tobias und Anne den FBI-Agenten an. Der Professor sollte in ein Verbrechen verwickelt sein? Das war mehr als schwer vorstellbar. Schon dachte Tobias darüber nach, ob sie nicht vielleicht doch etwas preisgeben sollten...

Agent O'Connors hatte die Beiden am Haken - das spürte er nur zu genau. Er schürzte die Lippen und überlegte, wie er nun weiterverfuhr. Dann fiel ihm etwas ein.
"Also", gab er von sich, um mit dem Thema fortzufahren. "Bei dem Verbrechen, um das es hier geht, gibt es mehrere Beteiligte, die verdächtig sind." Während er das sagte, holte er einen schmalen Hefter aus seiner Tasche, die immer noch auf dem Tisch stand. 

Er öffnete den Hefter und suchte ein Bild heraus. 'Mal sehen, was die vom Orden wissen', dachte er. "Haben Sie diese Frau schon einmal gesehen?", fragte er und legte Anne und Tobias das Bild direkt vor ihnen auf den Tisch.
Als die Beiden das Foto betrachteten, blieb ihnen fast das Herz stehen. 

Da war sie also doch: die Frau vor der sie sich fürchteten - Dahlia Gillespie! Eine deutlich jüngere Variante zwar - doch unverkennbar! Warum zeigte O'Connors ihnen dieses Bild ausgerechnet hier und heute???

Als Anne die Frau erkannte, sog sie erschrocken die Luft ein und hatte zu tun, nicht ganz laut 'NEIN!' zu schreien. Während sie das Bild anstarrte, kam ihr eine Erinnerung hoch und sie hörte Worte in ihrem Kopf.
"I'm the guardian of god." Diese knarzige, gruselige Stimme würde sie wohl nie vergessen!

Auch Tobias hatte zu kämpfen. Ein Bild schoss ihm plötzlich vor Augen. Wie diese Frau mit grimmiger Miene im Halblicht eines magischen Siegels einen pyramidenartigen Gegenstand hervorholt und dabei mit knirschenden Zähnen sagt: "It is NOT over yet..."
Er schloss die Augen und atmete tief durch. Viel zu oft hatte er diese letzten Momente mit dem Professor durchleben müssen...

O'Connors blieb die Stressreaktion der Beiden nicht verborgen. "Nun?", fragte er lediglich interessiert und auch ein wenig amüsiert.
"Kann... kann schon sein", gab Tobias gepresst von sich. "Wer... wer soll das sein?" Seine Stimme schnellte bei dieser Frage ungewollt leicht in die Höhe.
Anne schluckte, bot all ihre Willenskraft auf und sagte dann möglichst neutral: "Sieht... sieht ganz schön gruselig aus... diese Frau..."
Der Agent schmunzelte leicht und meinte gönnerhaft: "Schauen Sie nur genau hin. Es kann auch sein, dass sie inzwischen wieder älter aussieht."

Tobias runzelte die Stirn. "Was meinen Sie mit 'wieder'?!", fragte er angespannt.
O'Connors bemerkte, dass er einen Fehler gemacht hatte, nahm das Bild plötzlich schnell auf und sagte dann mit versteinerter Miene: "Das braucht Sie nicht zu interessieren."
Anne staunte mit halboffenem Mund und tauschte mit Tobias einen ängstlichen Blick aus. Dessen Gemüt war genauso in Unruhe geraten. War Dahlia Gillespie etwa doch in Greifswald aufgetaucht? Hatte es deshalb diese Visionen gegeben?! Und was meinte O'Connors mit ihrem Alter?

"Die Frau gehört zu dem Orden von Silent Hill, den wir hinter all die merkwürdigen Dinge vermuten, die ich vorhin erwähnt habe", erklärte O'Connors derweil und legte das Bild wieder in seinen Hefter. Er hatte sich dazu entschieden, vom Thema erstmal abzulenken und andere Punkte anzubringen. "Ärgerlicherweise", fuhr er fort, "lässt sich kaum herausfinden, wer alles zur Mitgliedschaft dieser Gruppierung gehört. Das ist aber ganz für typisch für lokal ansässige Kults, die im Verborgenen ihr spirituelles Unwesen treiben. Ähnlich wie die Freimaurer halten die Mitglieder unerschütterlich zusammen. Jeder deckt jeden - verstehen Sie?" Der Agent blickte Anne und Tobias mit einem gelehrigen Blick an.

"Ein solcher Zusammenhalt ist natürlich ungemein wertvoll, wenn es darum geht, sich ein gegenseitiges Alibi zu verschaffen", meinte O'Connors grimmig und holte dabei zwei kleine Blätter aus seinem Hefter, die er zunächst in der Hand behielt. "Und solche Sekten sind durchaus in Verbrechen verwickelt. Aber meist handelt es sich um Drogensachen - Erwerb und Besitz von Halluzinogenen z.B. - oder das jemand eingeschüchtert wird."
Anne und Tobias saßen erstarrt da und ließen nur das Gehörte auf sich einprasseln. Wenigstens fragte der Agent nicht mehr wegen Dahlia nach und das sollte ruhig auch so bleiben. Wenngleich sie selbst sich nun so Einiges fragten...

"Aber in dem Fall, der hier vorliegt, handelt es sich um ein Verbrechen von größerer Tragweite", sagte O'Connors als Nächstes. Dabei legte er die beiden quadratischen Blätter direkt vor Anne und Tobias auf den Tisch und drehte sie um. Daraufhin kamen zwei Fotos zum Vorschein, die vergrößert auf die Rückseite gedruckt worden waren. "Es geht um diese beiden Kinder", sagte der FBI-Agent - nun mit betrübter Miene.
Anne und Tobias beugten sich vor und erblickten linkerhand einen Jungen von vielleicht neun oder zehn Jahren mit kurzen braunen Haaren und Sommersprossen im Gesicht. Auf dem rechten Bild war ein kleines Mädchen mit langen schwarzen Haaren zu sehen, die mit einer Zahnlücke in die Kamera lächelte. Sie war jünger als der Junge, aber wohl schon im Grundschulalter. Sechs, höchsten sieben Jahre mochte sie alt sein.

"Diese Beiden hier wurden mitten am helllichten Tag entführt", sagte O'Connors, wobei in seiner Stimme Traurigkeit und Grimmigkeit zu gleichen Teilen mitschwang. "Und das in einem bekannten Zoo in Massachusetts. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit!"
Mitfühlend betrachteten Tobias und Anne die Bilder. Der Schock von eben war für einen Moment vergessen. Diese Kinder sahen so unschuldig aus, wirkten glücklich und zufrieden. Die Vorstellung, dass sie schon Gewalt und Entführung erlebt haben sollen, ging den beiden Studierenden nahe. 

Missmutig beugten sie sich wieder auf ihren Stühlen zurück. Anne blinzelte und seufzte schwer, Tobias schnaufte einmal durch und schluckte. Dann blickte er den Agenten an und fragte: "Und Sie glauben, dass diese... Frau dahinter steckt? Oder dieser Orden?"
O'Connors nahm die Bilder an sich und nickte nur. "Einiges deutet daraufhin - ja", sagte er dann schwermütig. "Wenn es allerdings um die Frage geht, welche Person genau hinter der Tat steckt, gibt es eine klare Spur zu Jonathan Hayden. Daran gibt es keinen Zweifel."
Anne und Tobias zogen die Stirn kraus und schauten O'Connors ungläubig an. "Aber... aber was sollte ein Professor mit so einer Tat zu tun haben?", wandte Anne vorsichtig ein.
Der Agent lehnte sich etwas zurück, hielt seinen Kopf schief und meinte: "Tja - das ist die große Frage, nicht wahr?" Er räusperte sich und fügte dann hinzu: "Mr. Hayden stand dem Orden vielleicht näher, als es alle dachten..."

Tobias und Anne schauten O'Connors mit großen Augen an. Deutete der FBI-Mann etwa an, der Professor machte mit dem Orden gemeinsame Sache?!
"Wie ich es schon sagte: man weiß nie, wer alles zur Mitgliedschaft solcher Organisationen gehört", fuhr der Agent derweil fort. "Und dass nach Jahren ausgerechnet im Zusammenhang mit einem Verbrechen eine Spur von ihm auftaucht, lässt sein damaliges Verschwinden umso suspekter erscheinen." Der Agent musterte sie eindringlich und ergänzte: "Und da Sie ihm scheinbar als Letztes vor seinem Verschwinden begegnet sind, könnten Sie eventuell Licht in dieses Dunkel bringen."

Das junge Paar starrte O'Connors immer noch ungläubig an. Schließlich räusperte sich Tobias und sagte leise: "Ich... ich kann einfach nicht glauben, dass so ein gelehrter Mann hinter dieser Entführung steckt. Warum sind Sie sich dessen so sicher?"
Der FBI-Mann seufzte. "Wenn Sie sich ein wenig mit amerikanischen Sekten auskennen würden", erwiderte er besserwisserisch, "würden Sie nicht so sehr staunen, wieviel gelehrte Menschen an so eine Sache glauben und eifrig daran mitwirken. Und gerade die klugen Köpfe dieser Organisationen sind am gefährlichsten."

Tobias schnaubte und wollte etwas erwidern. Auch Anne reagierte aufgebracht. O'Connors beugte sich aber sofort vor und fiel ihm ins Wort: "Und wenn Sie es genau wissen wollen, Mr. Simmrow: es gibt eine Tatwaffe bei dieser Entführung. Mit den Fingerabdrücken des Professors!"
Anne und Tobias hielten gleichermaßen inne und schauten perplex. Tobias hatte vergessen, was er eigentlich sagen wollte. "Was???", brachte er lediglich heraus.
Der FBI-Agent nickte leicht und meinte: "Natürlich." Aus einem Instinkt heraus griff er in seine Aktentasche und suchte etwas darin. "Aber wenn Sie meinen Worten nicht glauben wollen...", sagte er und zog dabei einen Plastikbeutel hervor, in dem eine Art Messer eingeschlossen war. Er nahm ihn in beide Hände und legte ihn so auf den Tisch, dass Anne und Tobias den Gegenstand gut sehen konnten.

"Eine ziemlich interessante Klinge, wenn Sie mich fragen", gab O'Connors von sich und wies mit der Hand über den silbernen Dolch, der selbst durch den Plastikbeutel hindurch eine mysteriöse Aura versprühte. Anne und Tobias beugten sich vor und betrachteten ungläubig die seltsame Klinge.
"Der Orden von Silent Hill ist bekannt dafür, antike und seltene Gegenstände zu besitzen", erklärte O'Connors derweil. "Auch dieser gehört zweifelsohne aus ihrer fragwürdigen Sammlung."
Anne und Tobias hörten aber gar nicht mehr hin. Gebannt starrten sie auf den silbernen Dolch, der ihnen erschreckend bekannt vorkam. Fast wollten sie sich die Augen reiben. Konnte das wahr sein? Ist das wirklich die gleiche Klinge?!

Mit immer weiter geöffneten Augen und halboffenen Mündern betrachteten sie den Dolch und erkannten immer mehr Einzelheiten wieder, die sie schon einmal gesehen hatten: die Klinge war 30 Zentimeter lang und war am unteren Ende so breit wie der geriffelte Griff. Klinge und Heft gingen ineinander über und waren komplett aus Silber. Und dann sahen sie auch das eingravierte Symbol auf dem Griff: ein spitzes Dreieck mit verschnörkelten Symbolen darin und drumherum, das von einem Ring aus zwei Kreisen umgeben war.
Tatsächlich - das Siegel von Metatron! Und das bedeutete, dass dieser Dolch eindeutig ein ganz bestimmter war...
Anne schluckte und schaute zu Tobias. Der sah mit erschrockenem Blick zurück. Sie sahen wieder auf den Dolch und hatten plötzlich beide ein Bild vor ihren Augen: wie der Professor genau diesen Dolch in beiden Händen vor ihnen hielt und dabei die Worte sagte: "Das ist der Dolch des Bethor."

Wie erstarrt staunten Anne und Tobias den Gegenstand an, mit dem sie es bereits zu tun hatten. Einer der drei Gegenstände, die sie damals finden mussten, um das Siegel von Metatron zu erschaffen. Und jetzt lag dieses Ding hier direkt vor ihnen, als wäre es nie weg gewesen!
O'Connors interpretierte ihr Staunen anders. "Schon beeindruckend nicht?", meinte er sinnierend.
Anne saß wie gelähmt da und konnte nur verblüfft auf den Dolch starren. Ein Gegenstand aus Silent Hill! Wie Tobi es vermutet hatte!
Auch Tobias blickte ehrfürchtig auf die seltsame Klinge. Dann wurde sein Blick resigniert, denn schlagartig war ihm klar, warum der Professor verdächtigt wurde. Natürlich waren auf diesem Dolch seine Fingerabdrücke drauf, das war vollkommen logisch! Ihm hatte das Ding doch zuletzt gehört!

"Tja - und wie ich schon sagte", erklärte O'Connors weiter, "haben wir die Fingerabdrücke des Professors darauf feststellen können."
Anne und Tobias tauschten einen verschwörerischen Blick. Der FBI-Mann glaubte zu erkennen, dass sie sich wortlos abstimmten, ob sie nun nicht doch etwas zugeben wollten. In Wahrheit sahen sie sich wegen des Wiederauftauchen des Dolches besorgt an.
"Es gibt zwar auch ein paar Fingerabdrücke an der Seite der Waffe", gab O'Connors zu und schaute ein wenig verschlagen, "aber die sind von der Mutter der Kinder."
Anne und Tobias runzelten leicht die Stirn. Der FBI-Agent hob eine Schulter und ergänzte im Plauderton: "Typische Reaktion nach Überfällen oder anderen Gewaltanwendungen. Die Verwandten oder Eltern kommen an den Tatort, sehen etwas und nehmen es sofort auf, um es zu betrachten. Könnte ja wichtig sein." Er schaute auf den Dolch, räusperte sich und ergänzte: "Und die Mutter hat der Polizei gegenüber auch sofort bestätigt, dass sie die Waffe einmal kurz aufgehoben hatte."

Er beugte sich etwas über dem Tisch vor und meinte als Nächstes: "Doch die einzigen Fingerabdrücke, die wir am Griff sichern konnten, waren eindeutig die von Jonathan Hayden. Und sie waren auch sehr stark darauf abgebildet, wie es der Fall ist, wenn jemand den Dolch mit großer Anstrengung festhält, um etwas zu tun." Er blickte die Beiden etwas finsterer an und ergänzte: "Wie z.B. ein Kind von hinten den Arm um den Hals zu legen und es rückwärts über den Boden zu schleifen!" Dieses Detail der Tat durfte er Außenstehenden eigentlich gar nicht mitteilen, doch O'Connors konnte in diesem Moment nicht anders.
Anne schluckte erschrocken. Tobias schloss die Augen und seufzte. Das hörte sich alles schlimm an, aber dennoch war der Agent auf der falschen Fährte. Ja, gut - die Fingerabdrücke stammen von Professor Hayden, doch hieß das lange nicht, das nur er den Dolch in der Hand hatte!
O'Connors schaute nun etwas feindseliger und sagte mürrisch: "Vielleicht begreifen Sie jetzt, dass der feine Herr Professor nicht so ein friedlicher Gelehrte ist, wie Sie es sich vorstellen! Falls Sie ihn also kennengelernt haben sollten, dann teilen Sie mir besser alles darüber mit!"

Er betrachtete die beiden Studierenden eindringlich mit einem scharfen Blick. Sie schienen in sich zu gehen, so als rangen sie mit sich, vielleicht doch etwas zuzugeben. O'Connors wollte ihnen gern einen kleinen Moment dafür lassen. Er nahm den Beutel mit dem Dolch auf, um ihn schon mal wieder wegzupacken.
Doch Anne fiel etwas auf. "Moment, da oben an der Spitze des Messers - ist das Blut?" Kaum hatte sie das gesagt, fiel auch Tobias der eingetrocknete, rote Fleck an der Messerspitze auf. Er runzelte die Stirn. Er konnte sich nicht daran erinnern, damals diesen Fleck an dem Dolch gesehen zu haben. Auch Anne erging es so und deshalb hatte sie nachgefragt.
O'Connors zögerte erst, dann legte er den Plastikbeutel mit dem Dolch wieder auf den Tisch und nickte. "Ja - das haben Sie richtig erkannt. Das ist auch so ein weiteres merkwürdiges Detail an dieser Klinge." Er fuhr sich mit der Hand übers faltige Gesicht. "Denn sehen Sie, dieses Blut hat mit der Entführung gar nichts zu tun", gab er preis, "sondern hat einen Zusammenhang zu einem ganz anderen alten Fall in Silent Hill."
"Achso?", meinte Tobias interessiert. "Wie meinen Sie das?", fragte Anne.

Der Agent musterte sie eindringlich. "Eigentlich geht Sie das ja gar nichts an", sagte er schnippisch, "doch da Sie sich ja mit Silent Hill angeblich nicht so auskennen, kann ich Ihnen gerne ein kleines gruseliges Detail der Ortsgeschichte erzählen. Dieses Blut stammt nämlich von einem kleinen Mädchen, das man schon vor langer Zeit für tot erklärt hatte. Aber man hat nie ihren Leichnam gefunden."
Anne fröstelte es, Tobias schaute nachdenklich. Was für einen Fall meinte der Agent damit?!
"Dabei ist das arme Ding in einem Brand umgekommen", berichtete O'Connors weiter. "Auch wenn sie sicherlich nicht mehr zu erkennen gewesen wäre, hätte man zumindest einen verbrannten Torso finden müssen."
Tobias durchzuckte es heiß und kalt. "Was - sie ist in einem Brand umgekommen?!", fragte er laut und beugte sich nach vorn. Während er das tat, gefror Anne geradezu innerlich, weil auch sie die Bedeutung von O'Connors Worte begriff. Ein verbranntes Mädchen aus Silent Hill...

O'Connors wunderte sich. "Sagte ich doch gerade - ja. Ist ungefähr 50 Jahre her und eigentlich auch eine ziemlich bekannte Geschichte in Silent Hill und Umgebung." Dann schaute er argwöhnisch und fragte: "Wieso erschreckt Sie das Ganze so - wissen Sie etwa was darüber? Wie es aussieht, hatte sich nämlich auch der Professor mit dieser alten Geschichte beschäftigt." Er sah sie ernst an. "Aber vielleicht wissen Sie das ja längst...", fügte er bissig hinzu. Dann nahm er den Beutel mit dem Dolch endgültig vom Tisch auf und packte ihn in die Tasche. 

Anne und Tobias nutzten den Moment und sahen sich entgeistert und schockiert an. Durch das, was der Agent sagte, war es eindeutig, wessen unheimliches Blut das war. Als O'Connors noch in die Tasche sah, tauschten die Beiden einen wissenden Blick des Entsetzens aus. Tobias nickte nur kurz, so als wollte er sagen 'Ganz Recht, ich denke Dasselbe...'
Gleich darauf wandte sich O'Connors ihnen wieder zu, woraufhin Anne und Tobias auch lieber wieder nach vorn schauten. Innerlich gruselten sie sich beide aber geradezu. Dieses Blut am Dolch ließ die unheimlichen Erscheinungen, die sie vor einer Stunde gehabt hatten, jetzt in einem neuen Sinn erscheinen. O'Connors hatte keine Ahnung davon, dass die spitze Klinge nicht das einzige Gefährliche war, was die Tatwaffe so an sich hatte...

Der FBI-Agent deutete ihre Beklommenheit anders. "Anscheinend begreifen Sie endlich, wie ernst die ganze Angelegenheit ist", gab er mürrisch von sich. "Also - wie sieht es nun aus... Wollen Sie weiter bei Ihrer Version bleiben oder können Sie sich erweichen, mir etwas Anderes anzuvertrauen. Denken Sie an die Kinder!" Er sah sie mahnend an.
Anne und Tobias schluckten und schauten nervös. Das Verhör und all die unheimlichen Details, die sie gerade erfahren hatten, überstiegen allmählich ihre Nerven...
"Und bedenken Sie Folgendes", sagte O'Connors im nächsten Moment mit einer gefährlich leisen Stimme, "ich könnte auch zu dem Schluss kommen, dass Sie mir mit Absicht etwas verheimlichen. Ein Wort in diese Richtung an die Cops da draußen und dann sitzen Sie erstmal in Untersuchungshaft!"

Annes Herzklopfen nahm allmählich schmerzhafte Züge an. Tobias aber wurde plötzlich rot und schnaubte. "Verstehen Sie doch - der Professor kann das nicht gewesen sein!", sagte er laut. Ihm wurde nun alles zu viel. "Knöpfen Sie sich lieber diese Dahlia vor, der würde ich sofort eine Kindesentführung zutrauen." Anne sog erschrocken die Luft ein und schaute Tobias ruckartig von der Seite an.
O'Connors schmunzelte plötzlich. "Bitte wen?", fragte er langsam mit übertriebener Unwissenheit nach.
"Na diese... diese Frau...", sagte Tobias und bemerkte seinen Fehler. "Aargh - shit.." stöhnte er aufgebend und ließ seinen Kopf in die Handfläche sinken. Anne hielt sich eine Hand vor den Mund und gab ein erschrockenes "Tobi!" von sich.

Siegesgewiss beugte sich der FBI-Agent vor und verschränkte seine Arme auf dem Tisch. "Falls Sie die Frau auf dem Bild meinen, Mr. Simmrow, kann ich mich nicht erinnern, Ihnen den Namen mitgeteilt zu haben! Also hatte ich die ganze Zeit Recht, nicht wahr?! Sie wissen etwas über Silent Hill und Sie kannten auch den Professor!"
Tobias schnaubte mit immer noch gesenktem Kopf. Anne hielt sich die Hände vors Gesicht und hatte zu tun, ihre Tränen zurückzuhalten.
"Ja, verdammt", murmelte Tobias schließlich leise. "Was meinten Sie bitte , Mr. Simmrow?", piekste O'Connors unerbittlich nach.
Tobias ließ seine Hand sinken, schaute den Agenten ernüchternd an und antwortete laut: "Ja, wir kannten den Professor und wir haben mit ihm gesprochen!"

"Tobi!", rief Anne aufgebracht und starrte ihren Freund ungläubig an. Der warf ihr einen verschwörerischen Blick zu, der scheinbar ausdrückte: 'Vertrau mir!' Er konnte O'Connors unmöglich alles erzählen, aber er hatte sich etwas zurechtgelegt, was durchaus glaubhaft war. Es ging hier schließlich um den Ruf des Professors, verdammt!
"Schau an", sagte O'Connors lediglich mit einem argwöhnischen Blick, "Sie geben also zu, dass Ihre Aussage von vor vier Jahren nicht der Wahrheit entsprach."
Tobias nickte mulmig, aber bestimmt. "Ja, das ist korrekt", sagte er leise. Er schürzte die Lippen und legte sich seine Worte sorgfältig zu Recht. "Sie müssen wissen", fuhr er etwas gefasster fort, "dass meine Freundin und ich damals aus Angst so ausgesagt hatten. Aus Angst vor diesem Orden." O'Connors schaute sogleich interessierter, Anne staunte regelrecht. Was hatte Tobi vor?!

"Aber heute", hob Tobias dann fast feierlich an, "heute ist der Tag, wo das keine Rolle mehr spielen darf. Daher möchte ich meine Aussage revidieren."
Der FBI-Agent nickte. "Aha", meinte er ein wenig wohlgesonnen. "Und auf Sie trifft das auch zu, Miss Mollner", sagte er dann und sah sofort zu Anne. Die wusste nicht so Recht, was sie sagen sollte.
"Fangen wir erstmal mit mir an", meinte Tobias und blickte O'Connors möglichst entschlossen an. Der warf ihm einen fragenden Blick zu. "Wissen Sie, Anne - ich meine, Frau Mollner - geht das alles immer noch sehr nahe. Vielleicht kann ich erstmal erzählen. Sie wird dann schon sicherlich nach und nach etwas beitragen können." Er sah kurz zu Anne rüber und nickte ihr selbstsicher zu. Die musste sich schon etwas wundern und dachte 'Was soll das nur werden...'

O'Connors brummte einmal missmutig und dachte sich seinen Teil. Leider durfte er die Beiden nicht einzeln verhören. Dieses Zugeständnis hatten die deutschen Cops ihm verweigert. Zu zweit nebeneinander konnten sie natürlich schon auch improvisieren, um ihm etwas aufzutischen.
Er versuchte, möglichst unvoreingenommen zu klingen, als er sagte: "Na schön, Mr. Simmrow, dann legen Sie mal los."

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