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17. Ein Vormittag in Ludlow

Als Tobias gerade über den Universitäts-Campus von Boston spazierte, saß Anne schon eine Weile im Zug nach Ludlow. Das Abteil, in dem sie Platz gefunden hatte, war gut besetzt. Sie hatte Glück gehabt, denn diese Linie galt als ziemlich beliebt. In Springfield konnte man nämlich sowohl Richtung New York umsteigen oder auch gen Norden nach Montreal weiterfahren. Blieb  man hingegen im Zug, konnte man noch bis nach Buffalo fahren.
Doch so weit wollte Anne ja gar nicht. Ludlow war die siebte Haltestation und kam noch vor Springfield, wo die meisten Passagiere umsteigen würden.

Gemütlich schaute sie auf ihr Handy und las ein E-Book. Das bot sich bei Bahnreisen immer am Besten an. Nebenbei bekam sie ein wenig von der Unterhaltung der anderen Leute im Abteil mit. Vor allem eine ältere Frau mit grauen Locken, die sie doch stark an Miss Marple erinnerte, und ein Mann mittleren Alters mit einem breiten Seitenscheitel führten ein eher lautes Gespräch. Anne, deren Englisch seit der Ankunft in den USA immer besser wurde, bekam doch mehr mit von dem Smalltalk und dem Gemecker über die Regierung, als ihr lieb war.
Als der Mann sagte, dass er in Ludlow aussteigen würde, horchte sie ein wenig auf. "Miss Marple" beugte sich daraufhin etwas vor und meinte: "Ach, wo Sie gerade Ludlow sagen - das erinnert mich an diese armen Kinder. Wie ich hörte, hat man sie immer noch nicht gefunden."

Anne war wie elektrisiert. Sie schaute weiter aufs Handy und tat so, als würde sie lesen. In Wahrheit hörte sie nun etwas genauer hin.
"Nein, leider nicht", meinte Mr. Seitenscheitel. "Harte Sache das."
Miss Marple nickte so heftig, dass ihre grauen Locken wackelten. "Ja - das können Sie laut sagen", meinte sie bekümmert. "Die arme Mutter - sie ist ja seitdem völlig allein."
Der Mann nickte nur. Anne tat es ihm in Gedanken gleich. Dass Heather Brighton alleinerziehend war, hatten sie und Tobias bereits im Vorfeld recherchiert. Der Vater der Kinder war schon vor einigen Jahren verstorben. Heather war Witwe und hatte aktuell auch keinen Partner. Das hatte auch Anne und Tobias mitgenommen, denn dadurch besaß die Kindesentführung eine zusätzliche grausame Härte, als ohnehin schon...

"Wie ich hörte, arbeitet sie trotzdem schon wieder", sagte Miss Marple in diesem Moment zu ihrem Gesprächspartner.
Anne spitzte sofort wieder die Ohren.
"Ja, stimmt", meinte der Mann mit dem Seitenscheitel, "aber das ist eigentlich verständlich. Zu Hause wäre sie andauernd allein - da ist die Arbeit eine gute Abwechslung."
Miss Marple kam nicht umhin, dieser Aussage anerkennend zuzustimmen.
'Sehr gut', dachte hingegen Anne. 'Dann kann ich sie ja tatsächlich auf der Arbeit abfangen.'
Zufrieden mit dem Gehörten vertiefte sich Anne wieder in das E-Book. Sie hatte genug erfahren. Und da der Mann ebenfalls in Ludlow ausstieg, konnte sie den Zwischenstopp eigentlich nicht verpassen.

Nach einigem Lesen schaute sie aus dem großen Seitenfenster und betrachtete die Landschaft. 'Massachusetts', dachte sie angetan, 'ich bin tatsächlich in Massachusetts.' Sie freute sich nun auch richtig auf Ludlow. Sie hatte sich eine kurzfristige Unterkunft in einer Ferienbleibe organisiert. Sie würde nur eine Nacht bleiben. Das hatten Tobias und sie so abgesprochen. Sollte sie Heather Brighton heute nicht antreffen, so hätte sie noch den morgigen Tag. Und sie musste natürlich auch damit rechnen, dass Mrs. Brighton nicht mit ihr reden wollte. Doch Anne hatte sich schon ein paar Worte zurechtgelegt. Gerade weil die Mutter alleinerziehend war, würde sie jeden Strohhalm ergreifen, mit dem sich ihre Kinder wiederfinden ließen - da war sich Anne sicher. Auch wenn der Strohhalm Silent Hill hieß...

Die Zugpfeife riss Anne aus ihren Gedanken. Ein neuer Ort wurde angesagt. Ludlow! Anne spähte aus dem Fenster. Allerhand Häuser schmückten den herannahenden Horizont. Die Stadt sah auf den ersten Blick viel größer aus, als man es auf der Landkarte vermuten konnte. Doch das lag nur daran, dass der Ort Springfield direkt hinter Ludlow begann. Beide Orte gingen ineinander über, wusste Anne. 'Wie im Ruhrgebiet', dachte sie schmunzelnd und war für einen Moment mit den Gedanken bei ihrer Heimatstadt Essen.
Dann kehrte sie wieder ins Hier und Jetzt zurück. Auf dem Korridor vor dem Abteil sah man bereits Personen mit ihren Koffern vorbeigehen - Richtung Ausstieg. Auch der Mann mit dem Seitenscheitel packte seine Sachen zusammen und machte sich daran, das Abteil zu verlassen. Natürlich nicht, ohne seiner vielstündigen Gesprächspartnerin "Miss Marple" noch eine gute Reise zu wünschen und ihr höflich auf Wiedersehen zu sagen.

Kurz darauf hielt der Zug und Anne registrierte schmunzelnd, dass sie nahezu gemeinsam mit Mr. Seitenscheitel den Boden von Ludlow betrat. Doch während ihr Abteilpartner schnurstracks in eine bestimmte Richtung davonging, musste Anne erstmal abchecken, wo sie lang musste.
Schließlich fand sie den Ausgang des Bahnhofs und stand in der Altstadt von Ludlow. 'Nett hier', dachte sie und betrachtete die teilweise altbacken wirkenden Häuser aus rotem Stein. Die Luft war herrlich warm, die Sonne kitzelte ihr auf der Haut. 'Hier lässt sich's aushalten', dachte Anne.
Nachdem sie sich erstmal sattgesehen hatte, suchte sie sich ein lauschiges Café und nahm dort endlich ihr Frühstück ein.

Als sie schon eine Weile auf einem gemütlichen Stuhl am Fenster saß, vibrierte ihr Handy. 'Tobi', dachte sie sofort und schaute sofort aufs Display. Richtig - auf Whats App blinkte eine neue Nachricht ihres Freundes auf.
Hab Samantha Hayden angetroffen, stand dort. Sie hatte ein Otherworld-Erlebnis mit dem Talisman. Anne spürte sofort einen Schauer am ganzen Körper.
Hab ihr ein wenig von unseren Erlebnissen erzählt und von Silent Hill, blinkte eine weitere Nachricht auf. Sie will ihre Beziehungen dazu nutzen, der Sache nachzugehen.
Das wäre natürlich super, kam es Anne in den Sinn. Sie nahm einen Schluck von ihrem Cappuccino und schrieb Tobias als Antwort: Klingt gut. Sie fügte einen erhobenen Daumen hinzu und drückte auf Senden.

Als Tobias darauf nicht weiter reagierte, schob sie eine zweite Nachricht hinterher: Was machst du gerade so?
Zunächst schien es, als wollte Tobi nicht antworten, doch dann blinkte etwas Neues im Chatverlauf auf: Bin auf dem Weg zum Historischen Institut. Will im Umfeld des Professors nach weiteren Hinweisen suchen.
Anne runzelte die Stirn. Okay?!, schrieb sie zurück. Tobias las die Nachricht und wollte scheinbar wieder nicht was dazu sagen. Doch schließlich kam doch eine Antwort: Ich ruf nachher mal durch und erklär dir alles.
'Na, das will ich doch hoffen...', dachte Anne und antwortete nur mit einem erhobenen Daumen.

Nach dem Frühstück fühlte sich Anne deutlich besser. Sie hatte sich während des Essens die Busverbindung rausgesucht, mit der sie am Schnellsten zur Apotheke von Heather Brighton kam. Die nächste Haltestelle dieser Linie war etwas weiter die Straße herunter, wie Anne inzwischen wusste. Frohen Mutes verließ sie das Café und ging zielstrebig die Straße herunter.
Die anschließende Busfahrt dauerte für sie eine halbe Ewigkeit. Der Bus zuckelte mit 25 Meilen pro Stunde über den Asphalt, der nicht immer die beste Qualität besaß. Auch hielt das monströse Ding gefühlt alle drei Minuten. Anne nahm es mit Fassung.

Schließlich kam sie endlich in das Viertel, wo sich die CVS Pharmacy befand - Heather Brighton's Arbeitsplatz. Inzwischen zeigte die Uhr bereits halb Zwölf an. Anne lief um ein paar Ecken herum und dann erblickte sie das gesuchte Gebäude mit den roten Buchstaben CVS pharmacy. Vor den drei Großbuchstaben war zudem noch ein rotes Herz in der gleichen Größe und Aufmachung zu sehen. Vermutlich gehörte das zum Logo der Apotheke.
Anne schmunzelte erfreut und ging über die Straße. Kurz darauf betrat sie das Geschäft, das innen viel größer war, als es von außen vermuten ließ. Das Ganze wirkte wie der riesige Rossmann-Laden, den sie früher in Essen immer aufgesucht hatte.

Sie ging die Regale entlang und tat so, als suchte sie etwas. Ganz beiläufig schaute sie sich dabei immer wieder hier und da nach den Angestellten um. Doch keine der Verkäuferinnen sah im Ansatz aus wie Heather Brighton.
Als sie zum dritten Mal an einer gewissen Stelle vorbeikam, wurde sie schließlich von einer Angestellten darauf angesprochen, ob sie Hilfe bräuchte. Anne winkte freundlich ab und meinte, sie schaue nach Angeboten. Daraufhin empfahl ihr die Angestellte sofort einen großen Packen Binden, auf dem die CVS zur Zeit gerade 30 Prozent Rabatt gab. Anne tat erfreut und ließ sich mit Gleichmut den Packen überreichen.
Kaum war die Angestellte weg, stapfte sie missmutig zur Kasse. 'Tolle Wurst', dachte sie, 'statt mit einem Souvenir komme ich mit 40 Binden zu Tobi zurück.'

Sie holte sich noch ein paar Taschentücher und ging dann zur Kasse. Vielleicht hatte diese Heather heute später Dienst. Die Apotheke hatte immerhin bis 22 Uhr geöffnet.
Als sie in der Nähe der Kasse war, hörte sie plötzlich eine helle Stimme vom hinteren Teil der Kassentheke rufen: "Hellooo - I' m in."
Sie schaute in die Richtung und sah im nächsten Moment eine Frau mit kurzen braunen Haaren aus der Tür neben dem Regal hinter der Kassentheke nach vorne kommen. Sie band sich gerade den weißen Angestelltenkittel zu und lächelte. Anne stand der Mund vor Freude offen. Heather!
Sie stellte sich an der Kasse an und belauschte ein bisschen das Begrüßungsgespräch zwischen ihr und der Kollegin, die gerade vorne an der Kassentheke war und das Regal befüllte.

"Ah - Heather", sagte die Kollegin, "du bist schon da?"
Die sympathische Frau nickte und meinte: "Ja - ich hab's nicht mehr zu Hause ausgehalten."
Die Kollegin schaute etwas ernster und nickte wissend. "Kein Problem", meinte sie dann fröhlich, "du kannst gern schon anfangen." Sie warf übertrieben die Arme hoch. "Hey - dann kann ich ja eher nach Hause!"
Heather schmunzelte und schüttelte nur den Kopf. Anne betrachtete sie mitfühlend. Es war bewundernswert, wie die junge Frau mit ihrem Schicksal umging...

"Ist das alles?", hörte sie die Stimme einer anderen Angestellten. Irritiert blickte Anne vor sich. Sie war schon dran mit Abkassieren. Sie nickte nur und ließ sich noch einen Beutel geben. Zum Glück hatte sie noch allerhand Dollar bei sich und konnte bar bezahlen.
Einen Moment später verließ sie mit dem Beutel voller Binden und Taschentücher die Apotheke. Wenn Mrs. Brighton jetzt erst ihren Dienst aufnahm, würde sie sicherlich bis 17 oder 18 Uhr arbeiten. Also konnte sie erstmal was Anderes machen. Denn es wäre total unpassend, Heather Brighton während ihrer Arbeitszeit auf die Kinder anzusprechen. Sie musste sie abpassen, wenn sie Feierabend hatte.
Anne überlegte und schmunzelte leicht. 'Zeit, bummeln zu gehen', dachte sie und schlenderte gemütlich die Straße runter.

___

Inzwischen hatte Tobias das Historische Institut der Boston University erreicht. Dank der präzisen Angaben von Samantha Hayden hatte er auch hier wieder ohne Herumirren gleich das richtige Gebäude gefunden.
Nun stand er in der 2. Etage im Sekretariat und stellte sich bei Mrs. Smith vor. Die schaute ihn verwundert an. Tobias gab ihr den Zettel und erklärte, dass Frau Dr. Hayden ihn hierhergeschickt hatte.
Mrs. Smith schaute misstrauisch auf den Zettel. Doch die Handschrift erkannte sie sofort. In geschwungenen Buchstaben hatte die Frau des Professors Folgendes geschrieben: Dieser junge Mann ist ein Bekannter von Jonathan. Helfen Sie ihm, wonach immer er fragt. gez: S. Hayden

Als Mrs. Smith aufschaute, war ihr Blick halb erstaunt und deutlich freundlicher.
Tobias bemerkte dies und sagte sogleich: "Ich suche eine gewisse Laura. Sie soll Professor Hayden bei seinen Recherchen über Silent Hill geholfen haben."
Die Sekretärin nickte freundlich. "Ah ja -Laura. Die sitzt hier um die Ecke." Sie stand von ihrem Stuhl auf und gestikulierte mit der rechten Hand. "Gehen Sie den Flur hier runter und dann rechts rum. Das vierte Büro auf der rechten Seite ist Lauras."
"Aha - okay", sagte Tobias nickend. "Danke!"
"Keine Ursache", meinte Mrs. Smith und gab ihm den Zettel zurück. Tobias lächelte die Sekretärin freundlich an und verließ das Büro wieder.

Wie ihm gesagt wurde, ging er in den nächsten Gang rechts und zählte die Räume ab.
Als er das gesuchte Büro erreichte, sah er durch die offene Tür eine blonde Frau mit einem Pferdeschwanz an einem Stuhl sitzen. Ihre Finger hämmerten flink und energisch auf den Tasten ihres Laptops herum. Ihr Tisch stand rechterhand von der Bürotür aus gesehen, so dass sie Tobias seitlich zugewandt saß und den Flur im Blick haben konnte.
"Ist irgendwas?", sagte sie plötzlich, ohne von ihrer Arbeit aufzusehen. Anscheinend hatte sie Tobias längst bemerkt.
Er räusperte sich. "Ähh...", begann er zögerlich und schielte dann nach rechts auf das Büroschild, wo Lauras vollständiger Name stand. "Miss... Mrs. Sunderland?"

Die Angesprochene knallte daraufhin beide Hände auf den Tisch. "Oh Gott, das klingt ja, als wäre ich schon hundert Jahre alt!", rief sie verärgert, rollte dabei den Bürostuhl mit Schwung vom Tisch weg und sprang ruckartig auf. "Ich hab euch doch schon tausendmal gesagt, dass ihr mich Laura nennen sollt", ergänzte sie feurig und kam ein paar Schritte auf Tobias zu.
Dem stockte der Atem. Er konnte Laura einen Moment nur verblüfft anstarren. Die scheinbar noch junge Frau erinnerte ihn vom Aussehen her an die Fußballspielerin Lea Schüller. Sie hatte genauso blondes, glattes Haar und ebenfalls eine ziemlich große Stirn. Nur die Augen waren anders geschnitten. Zwar auch in Blau, waren sie etwas größer und das untere Augenlid war nicht rund, sondern hatten einen glatten Schliff, wodurch Lauras Blick ziemlich pfiffig wirkte. Die Nase war recht schmal, das Kinn spitz und der Mund war recht breit und hatte ansehnliche rote Lippen. Darüber hinaus war Laura zwar zierlich mit schmalen Schultern, aber doch ziemlich groß - genauer gesagt so groß wie er selbst.

"Hat es dir die Sprache verschlagen, oder was?!", fragte Laura und schmunzelte kess. Ihre Stimme ging unter die Haut. Sie war zwar hell, hatte aber einen rauen Unterton - ähnlich wie man es von Rauchern her kennt.
"Ähh... nein", fand Tobias seine Sprache wieder. "Ich komme von..."
"Moment mal - dich hab ich ja hier noch nie gesehen", unterbrach ihn Laura mit ihrer lauten Stimme und schaute ihn nachdenklich an.
"Ja", sagte Tobias, "das ist richtig. Frau Dr. Hayden schickt mich. Ich bin ein Bekannter ihres Mannes. Ich war auch schon bei Mrs. Smith und hab mich angemeldet." Er gab Laura den Zettel.
Die überflog die Notiz kurz und sah Tobias dann stirnrunzelnd an. "Und was hab ich damit zu tun?"

Tobias sah einmal kurz nach unten und schmunzelte leicht. Langsam gefiel ihm Lauras schnippische Art. Er trat ein paar Schritte ins Büro hinein und meinte: "Ich hatte mit Professor Hayden seinerzeit über Silent Hill gesprochen. Ich interessiere mich genauso für den Ort wie er. Mrs. Hayden sagte mir, dass Sie - äh ich meine, dass du damals dem Prof dabei geholfen hast, alle Infos über den Ort zusammenzutragen."
Laura schmunzelte und schaute erneut kess drein. "Guck an, darum geht es also", sagte sie verschwörerisch. Dann lehnte sie sich an die Kante ihres Bürotisches, verschränkte die Arme und sah Tobias selbstsicher an. "Also, da hat Samantha schon ganz Recht. Wenn du etwas über Silent Hill erfahren willst, bist du bei mir genau richtig."

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