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Nachdenklich blickte ich durch das Zugabteil in dem ich saß. Jetzt ging es also zum ersten Mal für mich nach Hogwarts. Allerdings war ich nicht hier, weil ich wie alle anderen meinen Brief mit elf bekommen hatte, sondern weil ich von meiner alten Schule geflogen bin.
Wie das passiert ist, ist eine echt interessante Geschichte. Viele waren schockiert über das, was vorgefallen war. Sie sagten, ich wäre ein Monster und eine Gefahr für die komplette Außenwelt, das zuständige Ministerium hat sogar mit dem Gedanken gespielt mich ins Gefängnis zu stecken, welches wie Askaban von Dementoren bewacht wird. Wegen solch einer Nichtigkeit! Glücklicherweise muss ich wohl während der Gerichtsverhandlung sehr überzeugend argumentiert haben, denn ich wurde tatsächlich freigesprochen. Wobei ich bezweifle, dass das an meinen Argumenten lag, wahrscheinlich konnten sie sich einfach nicht dazu überwinden, ein gerade 16 Jahre alt gewordenes Mädchen den Dementoren zu überlassen. Glück für mich.
Ich ließ weiterhin meinen Blick durch das Abteil schweifen und überlegte, ob Hogwarts wirklich ein guter Ort für mich ist. Natürlich wäre das eine ideale Gelegenheit für einen Neuanfang, denn hier kannte mich niemand. Die ersten fünf Schuljahre hatte ich in Brasilien verbracht. Dort gab es tatsächlich auch eine Zauberschule, sie war zwar recht klein, aber es war dort trotzdem ganz in Ordnung gewesen. Nach meinem Rauswurf musste ich gucken wo ich bleibe. Mir war klar, dass ich auf jeden Fall auf eine Schule gehen musste, wo man portugiesisch oder englisch sprach, denn andere Sprachen beherrschte ich nicht. Portugiesisch war meine Muttersprache, und da mein Vater Engländer war, konnte ich glücklicherweise auch fließend englisch sprechen. Das ist auch gut so, denn sonst hätte ich nicht nach Hogwarts gehen können.
Ich starrte nun aus dem Fenster. Ein Neuanfang. Niemand hier weiß etwas über mich. Als ich noch in Brasilien gelebt habe, wurde ich dauernd angestarrt. Nicht das es mich sonderlich gestört hätte, ich mache mir nichts aus der Meinung anderer Leute. Aber es blieb nicht nur beim Starren. Die Leute zeigten auf mich, fingen an zu tuscheln, drehten sich ängstlich weg oder gingen sogar in Angriffsstellung über. Das war dann doch irgendwann ziemlich nervig, außerdem wurden auch die Muggel langsam auf mich aufmerksam und fingen an zu spekulieren, was denn wohl mit mir nicht stimmen könnte. Da merkte ich schon langsam, dass mir das Leben in dem kleinen Örtchen in Brasilien echt zum Hals raushing. Dann war da dieser eine Abend, der alles entschieden hat:
Ich war auf dem Weg nach Hause und kürzte durch ein paar Gassen zwischen den Häusern ab. Plötzlich stellten sich mir zwei Personen in den Weg, ein Mann und eine Frau. Beide mit erhobenem Zauberstab. Ich sah sie kurz verwirrt an, dann zückte auch ich meinen Zauberstab. Die Frau fing erhitzt an zu reden: "Das du es noch wagst dich hier herumzutreiben! Man sollte dich einsperren! Oder in eine Psychiatrie stecken! Du bist doch total krank im Kopf!" Ich starrte die Frau an. Mir war klar warum sie mich für gestört hielt, aber ich fand meine Aktion damals nur gerechtfertigt. Also schaute ich sie nur herablassend an und wollte gerade etwas erwidern, als ich eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahrnahm. Der blöde Kerl wollte mich doch tatsächlich verhexen! Ich überlegte kurz, ob ich mich mit ihnen anlegen soll. Doch dann entschied ich mich dagegen. Ich war eine gute Hexe, keine Frage, aber ich war mir nicht sicher, ob ich es mit beiden aufnehmen konnte. Deshalb sprach ich nur einen kleinen Sprengzauber, ließ somit einen Teil der Mauer vor mir in sich zusammenfallen und machte mich schleunigst aus dem Staub. Das war der Moment an dem ich wusste, dass ich von hier verschwinden wollte.
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