PROLOG
„Alarca", rief ich meinem Pferd zu, als das Schnaufen und Wetzen der Wargmeute, die hinter mir her war, immer lauter zu werden drohte.
Es waren nur noch wenige Minuten bis zur geheimen Passage nach Bruchtal und diese Bande war mir seit dem Übertritt des Isen hinter mir her, da werden sie mich auf den letzten Metern nicht mehr erreichen. Jedenfalls wollte ich alles daran setzten.
Ich spannte einen meiner letzten Pfeile auf und drehte mich im Sattel. Der Pfeil schoss geradewegs und traf den Wargreiter, der mir am nächsten war. Das Tier wurde mit der Wucht vom fallenden Reiter zur Seite gerissen und zog noch ein weiteres Biest samt Reiter aus dem Verkehr.
Ich hörte mein Pferd Sador vor Erschöpfung wiehern. Ich gab ihm schweren Herzens noch einmal die Sporen.
Doch es half alles nichts. Die Wargmeute holte auf. Ich holte noch einmal aus, um einen Pfeil aus meinem Kescher zu fischen. Doch ich griff ins Leere.
Ich hatte nur noch die Hoffnung rechtzeitig zur Passage zu gelangen. Ich konzentrierte mich also nur noch auf mein Ziel.
Das Geheul und Knurren wurde immer lauter, je näher ich mich der Passage näherte. „Komm nur noch ein paar Meter. Wir können es schaffen", sagte ich mehr zu mir selbst als zu meinem treuen Pferd.
Ich sah schon die hohen Gebirge der Passage vor mir auftauchen, als mich von der Seite etwas Schweres von Sador riss und um mich herum alles dunkel wurde...
...
Vor genau einer Woche erhielt ich die Einladung meines Vaters, Elrond, Herr von Bruchtal, zu einem geheimen Treffen der Vertreter der Völker von Mittelerde. Es sollte um eine Macht entschieden werden, die das Schicksal von ganz Mittelerde und seiner Völker endgültig entscheiden würde.
Mir dämmerte schon, um welche Macht es sich bei dieser Versammlung handeln könnte. Da ich einen Tag vorher den grauen Zauberer Mithrandir, auch Gandalf genannt, in der weißen Stadt Minas Tirith willkommen geheißen hatte.
Sein Aufenthalt war aber nur von kurzer Dauer. Er stöberte die ganze Nacht im großen Stadtarchiv in den persönlichen Aufzeichnungen Isildurs, derjenige, der vor gut einem Jahrhundert den bösen Herrscher Sauron zu Fall gebracht hatte. Doch jeder in Mittelerde konnte es spüren. Sauron war besiegt, aber nicht vernichtet worden. Und dies war nur möglich, da Isildur den einen Ring Saurons nicht in die Flammen des Schicksalsberges geworfen und ihn zerstörte hatte. Und so wurde anscheinend der Eine wiedergefunden und nun sollte darum beraten werden.
Auch ein Vertreter Gondors sollte zum Rat kommen. Natürlich wurde der erste Sohn des Truchsess, Boromir, für diese Aufgabe ausgewählt. Genau dieser Boromir, an den ich mein unsterbliches Herz vor einigen Jahren verloren hatte. Nachdem mein eigenes Volk mich in den Bergen des Erebors, nach der Schlacht der fünf Heere schwer verwundet zurückgelassen hatte. Die Zwerge des Erebors hatten mich geheilt und ich zog für viele Jahre durch die Lande der Menschen, um sie bei der Verteidigung gegen die wachsende Macht Mordors zu unterstützen. Und so lernten Boromir und ich uns bei einer der vielen Schlachten um die umliegenden Festungen Minas Tiriths kennen und lieben.
Mir wurde aufgetragen vorauszureiten. Der Truchsess ersuchte noch ein persönliches Gespräch mit seinem ältesten und liebsten Sohn. Nicht nur ich war von dieser Unterredung ausgeschlossen, auch Faramir, der jüngere Bruder Boromirs wurde wie immer von seinem Vater aus allem herausgehalten. So leistete er mir und Sador beim Aufsatteln Gesellschaft.
„Ich hoffe, dass euer Vater nicht so lange braucht! Wir sind hier fast fertig."
Faramir sah mich kurz an, schaute dann aber mit hängendem Kopf zu Boden.
„Faramir, irgendwann wird er auch dich und deine Qualitäten zu schätzen wissen!", versuchte ich ihn aufzumuntern und zog Sador aus deiner Stallung.
„Das ist es nicht. Nicht nur..."
„Wie was meinst du?", fragte ich mit hochgezogener Augenbraue. Wusste er mehr als ich?
„Boromir soll nicht mit dir reiten. Orks haben erneut eine Festung kurz vor Osgiliath angriffen und er soll gleich morgen die Feste erneut sichern und dann folgen.", antwortete Faramir.
„Aber das wird ihn um Tage zurückwerfen und die Straßen um Isengard werden auch immer unsicherer! Da alleine durchzureiten wäre schon für einen Elb Wahnsinn!", ich warf Faramir einen entschuldigenden Blick zu.
„Du weißt, wie ich das meine. Euer Vater will uns doch nur nicht zusammen reiten lassen, weil ihm die Wahl der Begleiterin seines Sohnes nicht zusagt! Ich werde das jetzt sofort stoppen!"
Ich übergab Sadors Zügel einem der umstehenden Stallburschen und stapfte geradewegs an Faramir vorbei. Doch eine starke Hand umfasste meinen Arm und hielt mich im Schritt zurück.
„Das bringt doch nichts Arinya. Du wirst meines Vaters Meinung nicht ändern können, sondern ihm nur noch mehr Grund zur Abneigung gegen dich geben. Und was Boromir angeht. Du kennst ihn doch. Sein Stolz würde es nie zulassen gegen den Willen seines Vaters zu handeln."
Faramir sah mir jetzt direkt in die Augen. Machte aber keine Anstalten seinen Griff, um meinen Arm zu lockern.
„Du solltest reiten. Bevor es noch gefährlicher für dich wird!", in seinem Blick lag ein Flehen aus tiefsten Herzen.
Ich schritt einen wenig zurück, um nun sein ganzes Gesicht zu mustern, dass das Gefühl in seinen Augen nur noch mit mehr Ausdruck zu unterstreichen schien.
Ich nahm erneut die Zügel und schwang mich auf Sador.
„Leb wohl Faramir. Bis wir uns wiedersehen. Pass auf dich auf!", ich gab Sador die Sporen und ritt so schnell wie möglich aus der Stadt, mit dem komischen Gefühl, das Faramir nicht nur den Weg vor mir gemeint hatte, auf dem Gefahren auf mich lauerten.
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