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7 | Der Glanz des Neuanfangs

~ Das Licht der Liebe strahlt heller als der Schatten des Todes. Manchmal ist es nur schwerer zu sehen. ~

»Vielen Dank, dass Sie gekommen sind, Herr Zimmermann«, sagt die Dame, vermutlich die Sekretärin der Schule, und beobachtet mich interessiert über den Rand ihrer Brille. Ihr Tonfall klingt jedoch alles andere als erfreut.

Trotzdem bin ich freundlich. »Ja, natürlich.«

Ihr Blick fühlt sich an wie eine Anklagebank, obwohl ich nur hier bin, weil Lisa mit ihrem Freund eine Woche Urlaub macht. »Was ist denn passiert?«

»Das wird Ihnen gleich vom Direktor persönlich mitgeteilt«, antwortet sie und schiebt ihre Brille hoch, während sie auf der Tastatur tippt.

Offensichtlich ist es ihr egal, dass ihre Worte schlimme Szenarien in meinem Kopf heraufbeschwören. Plötzlich steht sie auf und klopft an die Tür nebenan, aus der seit einiger Zeit eine gedämpfte Stimme zu hören ist. Ohne auf ein Zeichen zu warten, tritt sie ein und verkündet: »Der Vater von Leo ist jetzt hier.«

Kaum hat sie das gesagt, höre ich meinen Neffen auch schon antworten: »Das ist mein Onkel. Tomaten auf den Augen oder was?«

Die kurze Stille danach bringt mich zum Schmunzeln. Einerseits finde ich es amüsant, dass der kleine Kerl mit seinen vierzehn Jahren so selbstbewusst auftritt. Andererseits sind seine Worte natürlich ziemlich respektlos.

»Leo Zimmermann!«, donnert die Stimme des Mannes, der anscheinend nebenan war. Die Sekretärin öffnet die Tür und wirft mir einen vernichtenden Blick zu – das scheint mein Stichwort zu sein. Ich trete ein und stehe einem kleinen Mann mit hochrotem Gesicht gegenüber.

Erst dann bemerke ich, dass Leos Lippe aufgeplatzt ist und ein Veilchen sein linkes Auge ziert.

»Was ist denn mit dir passiert?«, entfährt es mir schockiert. Ich eile auf ihn zu und knie mich vor ihm hin. Doch Leo sieht mich kaum an und weicht meinem Blick aus.

»Herr Zimmermann, Ihr Sohn hat diese Prügelei begonnen.«

»Neffe«, korrigieren Leo und ich gleichzeitig.

»Richtig, Neffe.« Der Rektor reibt sich nachdenklich über das Gesicht und sieht Leo mit einem strengen Blick an.

Dann wandert sein Blick zu mir, und ich richte mich auf, als er fortfährt: »Wir wissen nicht, was mit ihm los ist. Leo verhält sich seit einiger Zeit sehr aufbrausend und aggressiv.«

Für einen Moment betrachte ich meinen Neffen, der sich zu Hause ganz anders verhält. Ja, ich habe die Stimmungsschwankungen bemerkt, aber mal ehrlich ... »Er ist ein Teenager. Solches Verhalten kommt vor.«

»Ja, Herr Zimmermann, das ist uns durchaus bewusst. Dennoch sind wir der Meinung, dass eine etwas strengere Hand bei Ihrem Neffen angebracht wäre, um sicherzustellen, dass er nicht vom richtigen Weg abkommt.«

Unwillkürlich spüre ich Wut in mir aufsteigen. »Eine was?«, frage ich und bemühe mich um Ruhe. Ich habe eine ähnliche Aussage schon einmal gehört – damals ging es um mich.

»Nun, bisher haben wir nur Frau Zimmermann kennengelernt. Manchmal fehlt es einer alleinstehenden Frau jedoch an der nötigen Kompetenz, ihrem Sohn die angemessenen Konsequenzen aufzuzeigen.« Ich bin so schockiert, dass mir der Mund offensteht. »Wir möchten nur sicherstellen, dass Ihr Neffe nicht zum Sonderling wird.«

Jetzt reicht es! Vielleicht hat er mit diesem Begriff einen wunden Punkt bei mir getroffen, aber ich werde nicht zulassen, dass dieser Mann so über meine Schwester oder Leo spricht! »Und wie gehen Sie damit um, wenn Ihre Kinder aus der Reihe tanzen?«, frage ich ihn und kann meinen abfälligen Tonfall nicht verbergen. Bevor er antworten kann, setze ich bereits nach: »Sie sind sich als Pädagoge doch bewusst, dass Kinder Liebe und Fürsorge brauchen, oder? Gewalt ist das Letzte, was sie auf Kurs hält!«

Sofort hebt er seine Hände und seine Lippen formen einen schmalen Strich. »Eine solche Strafe ist nie in Erwägung gezogen worden.«

»Das hoffe ich doch sehr! Und was den Sonderling betrifft – ich ziehe das lieber vor als ein charakterloses Miststück!« Damit wende ich mich an Leo. »Wir gehen!« Er springt sofort auf und nickt.

»Leo wurde für zwei Tage von der Schule verwiesen.«

Erneut blicke ich zum Rektor, der mich ebenso anstarrt wie ich ihn. »Schön«, antworte ich und lächle gezwungen. »Am Mittwoch bringe ich ihn dann persönlich.«

Kaum haben wir das Gebäude verlassen, verfliegt meine Wut. Alles, was bleibt, ist das furchtbar schlechte Gefühl, dass ich es Leo nur schwerer gemacht habe und keinen guten Eindruck für Lisa hinterlassen habe.

Apropos Lisa, ich muss ihr erst einmal von diesem Dilemma erzählen.

»Onkel Luca?« Leo schaut mich an und grinst breit, zumindest so gut es mit seiner aufgeplatzten Lippe eben geht. »Dem hast du es richtig gegeben!« Stolz schwingt in seiner Stimme mit, und das trifft mich hart. Ich hätte nicht vor ihm so aus der Haut fahren sollen. Eigentlich hätte ich in diesem Moment die Rolle der Person einnehmen sollen, die Leo eine Lektion erteilt.

Grummelnd über meine eigene Dummheit schnaube ich leise. »Dann sag mir mal, was los ist.«

»Was meinst du?«, fragt er, obwohl er genau weiß, worauf ich hinaus will. Der kleine Frechdachs ist alles andere als dumm.

Seufzend schüttele ich den Kopf und schiebe ihn in Richtung Parkplatz. Als er auf dem Beifahrersitz Platz nimmt, wird mir erneut bewusst, wie groß Leo inzwischen ist – er braucht keinen Kindersitz mehr. Das ist für mich einfach nur seltsam, besonders weil Milan diesen Schritt nie erreicht hat und ich eigentlich nie wieder ein Kind im Auto haben wollte. Es reicht schon, dass ich überhaupt fahre.

Langsam drehe ich mich zu meinem Neffen um und sehe ihn an. Genervt davon, dass er an seinem Handy spielt, anstatt mit mir zu reden, ziehe ich es ihm aus den Fingern und stecke es in meine Jackentasche.

Sofort ist Leo aufgebracht. »Ey! Was soll das?!«

»Du hast mir immer noch nicht richtig geantwortet«, stelle ich nüchtern fest und ernte dafür ein wütendes Schnauben.

»Ich dachte, du bist auf meiner Seite!«

Ja, leider habe ich mit meinem unüberlegten Handeln diesen Eindruck vermittelt. »Ich bin auf keiner Seite, Leo. Euer Rektor hat etwas gesagt, das mich an früher erinnert hat, und das hat mich geärgert.«

»Lass mich raten!«, knurrt er und verschränkt die Arme vor der Brust. »Du denkst an Milan, oder?«

Er spuckt den Namen meines Sohnes so angewidert aus, dass ich einen Moment erstarrte. Bevor ich ihm jedoch antworten kann, dreht er sich komplett zu mir um und sieht mich wutentbrannt an. »Es geht immer um ihn! Egal, was du tust – immer ist er es, an den du denkst!«

Ich öffne den Mund, um etwas zu erwidern, schließe ihn dann aber wieder. Was soll ich dazu sagen? Und Leo ist auch noch nicht fertig.

»Willst du wissen, warum ich dem Typen eine verpasst habe? Weil er gesagt hat, dass ich in allem so schlecht bin und sich niemand für mich interessiert!«

»So ein Quatsch!«

»Ist es das?« Seine Augen glitzern verdächtig und er schüttelt seine schwarzen Locken. »Mein Vater will mich nicht einmal kennenlernen. Ich mag ihm ähnlich sehen – aber das war's auch schon! Und meine Mutter hat nur noch ihren Freund im Kopf. Ich kann seinen verdammten Namen schon nicht mehr hören!«

»Leo ...«

»Was?«, faucht er und schlägt sich selbst auf das Bein.

So aufgelöst habe ich ihn schon lange nicht mehr gesehen. Normalerweise hält er seine Probleme für sich, was mich an mich selbst erinnert.

»Ich interessiere mich für dich.«

Kaum habe ich die Worte ausgesprochen, lacht er auf und schüttelt sich erneut. »Du interessierst dich nur für Lia. Meine Goldschwester. Den kleinen Engel. Die brave Tochter. Die, die deinem Sohn so ähnlich sieht!« Er schluchzt und wendet sich ab. »Verdammte Scheiße, er hat recht! Ich bin allein!«

Seine Worte treffen mich wie Messerstiche ins Herz. Ich hätte nie gedacht, dass er solche Gedanken hegt und dass es ihm so schlecht geht.

»Leo ... du bist nicht allein.«

»Aber es fühlt sich so an!«

Bin ich wirklich so schrecklich? Ist es meine Schuld, dass mein Neffe sich so fühlt? Habe ich einfach nicht bemerkt, wie einsam er ist, obwohl ich jeden Tag mit ihm verbringe?

»Ich bin immer für dich da«, versichere ich ihm und meine es ernst. Vielleicht zeige ich es ihm nicht immer deutlich genug, aber ich liebe diesen kleinen Kerl – diesen willensstarken, lauten und chaotischen Jungen. Er bringt Farbe in mein Leben.

»Das stimmt nicht!«, kommt seine knurrende Antwort wie aus der Pistole geschossen. »Immer ist es Lia, mit der du redest. Ständig darf sie mit dir irgendwohin. Du willst mich ja nicht mal in deinem Wagen haben!«

»Das liegt aber nicht an dir.«

»Schon klar. ›Das‹ liegt an Milan. Er war toll und ich bin ... ich«, antwortet Leo leise.

»Leo ...« Ich seufze. Warum bin ich nur mit ihm ins Auto gestiegen? Hier hat er die volle Möglichkeit, meinem Blick auszuweichen – und nutzt sie auch.

»Fahr mich einfach nach Hause und gib mir meine Strafe«, sagt er, während er weiterhin die Arme verschränkt hält. Ich sehe, dass er zittert und Tränen über seine Wangen rinnen, obwohl er versucht, sie zu verbergen. Das macht mich nicht nur traurig, sondern auch wütend – wütend auf mich selbst. Ich war blind für seinen Schmerz und habe geglaubt, dass er stark ist und das alles nicht braucht. Wie dumm von mir!

Als ich den Wagen starte, fühle ich mich unsicher und weiß nicht, wie ich Leo zeigen kann, dass er mir genauso wichtig ist wie seine Schwester. Wie kann ich ihm vermitteln, dass es für mich keinen Unterschied zwischen ihnen gibt?

Plötzlich kommt mir eine Idee. Ich bin mir nicht sicher, ob sie wirklich sinnvoll ist, aber sie lässt sich nicht mehr beiseiteschieben. Anstatt wie geplant nach Hause zu fahren, beschließe ich, ihn zum Friedhof zu bringen.

Kaum angekommen, schaut Leo sich um und wirft mir einen genervten Blick zu. »Was soll ich hier?«

Lächelnd steige ich aus dem Auto und signalisiere ihm, mir zu folgen. Zunächst grummelt er noch einmal, doch dann steigt er langsam aus und trottet hinter mir her.

»Ich hab keinen Bock darauf, Tante Eva und Milan zu besuchen.«

»Ich weiß«, antworte ich und gehe an ihrem Grab vorbei, ohne stehenzubleiben.

Als ich vor Papas Grab anhalte, sieht Leo hinab und seufzt leise. »Und jetzt?«

Bevor ich es mir anders überlegen kann, beginne ich mit meinem Vater zu sprechen: »Hey Papa, schau mal, wen ich dir mitgebracht habe.«

Leo rollt mit den Augen und kickt ein paar Steinchen über den Boden, doch ich lasse mich davon nicht abhalten.

»Wusstest du, dass Leo total nach dir kommt? Er ist genauso aufgeweckt und schlau – nichts ist ihm zu hoch oder zu weit.«

»Boah ey, das ist ...«

»Ich kann mein Glück kaum fassen, jeden Tag mit ihm verbringen zu dürfen. Ihm dabei zuzusehen, wie er aufwächst – ich wünschte, du könntest es auch. Glaub mir, Papa, er steht dir in nichts nach. Und manchmal hat er sogar meine Eigenschaften.«

Unwillkürlich muss ich lachen bei der Erinnerung an meine eigene Prügelei. Lisa ist die Erste gewesen, die mir die Leviten gelesen hat; danach kam Mama und vor Papa hatte ich solche Angst, dass ich mich unter der Eckbank versteckt habe.

»Leo hat heute einen Kampf ausgefochten – ganz nach Zimmermann-Art. Vermutlich würdest du erst schimpfen wie damals bei mir und danach stolz sein. Ganz ehrlich – so geht es mir auch. Nicht jeder kann so gut für sich selbst einstehen.«

Neben mir höre ich ein Schniefen und drehe mich zu Leo um. Er weint inzwischen wieder. Langsam lege ich einen Arm um seine Schulter und ziehe ihn an mich heran. »Ich weiß, dass ich nicht ihr Vater bin und trotzdem liebe ich sie so sehr, als wäre ich es.«

»Onkel Lu ...«, nuschelt Leo undeutlich. Mein Neffe klammert sich an mich wie früher; zwischen all den Tränen auf seinem Gesicht blitzt ein kleines Lächeln hervor. Irgendwann wischt er sich über die Wangen und kickt ein weiteres Steinchen weg.

»Du weißt schon, dass das voll peinlich war, oder?«, quiekt er leise und bringt mich zum Lachen; sofort ziehe ich ihn in eine feste Umarmung.

»Tja, damit musst du leben, Leo! Mich wirst du nämlich nicht mehr los.« Ich spüre seinen erleichterten Atemzug und drücke ihn noch fester an mich.

Sein leises »Danke« ist so sanft, dass ich im ersten Moment denke, es mir eingebildet zu haben; dennoch bin ich mir in einer Sache sicher: Leo soll sich nie wieder mit jemandem messen müssen, der nicht mehr da ist. Ich möchte diesem wunderbaren Jungen endlich die Aufmerksamkeit schenken, die er verdient hat.

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