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4 | Die Suche nach dem goldenen Licht

~ Das Schicksal gibt und nimmt. Wer im Herzen bleibt, entscheidest du allein. ~

Ich hätte nie gedacht, dass ich noch einmal bei einer Geburt dabei sein würde. Und jetzt halten mich auch noch alle für den Papa, obwohl ich nur der Onkel bin!

Aber gut, wir tragen nun mal denselben Nachnamen und ich bin froh, dass Lisa nicht den von Benjamin angenommen hat. Welcher Mann flippt denn bitte aus, nur weil seine Frau mit Zwillingen schwanger ist? Bei Lisa war die Wahrscheinlichkeit einfach höher, da sie selbst ein Zwilling ist. Und dass sie nach Deutschland geflüchtet ist, weil er sie dazu zwingen wollte, abzutreiben, kann ich gut nachvollziehen. Was für ein Idiot.

»Luca!«, quietscht meine Schwester plötzlich. Sie drückt meine Hand so fest, dass ich die Lippen zusammenpresse und schnaube. Warum habe ich mich überhaupt dazu überreden lassen? Ich hätte ihr sagen müssen, dass sie Mama mitnehmen soll.

»Sie machen das gut, Herr Zimmermann«, sagt die etwas ältere Hebamme Claudia und lächelt mich an. »Einfach geduldig danebenstehen und warten.«

»Glauben Sie mir, das da unten, will ich gar nicht sehen.«

Die noch ältere Ärztin, die gerade hereingekommen ist, schnaubt abfällig. »Den Lümmel reinhalten, aber damit haben sie alle Probleme.«

In meinem Kopf formen sich ekelige Bilder und ich schüttele resigniert den Kopf. Ich will nicht schon wieder erklären müssen, dass ich nur der Bruder bin. Claudia beginnt zu lachen und meine Schwester jammert erneut auf.

»Eine normale Geburt bei Zwillingen ist auch eher selten«, informiert uns die Ärztin grummelnd.

»Ich weiß«, antworte ich, streichle zaghaft mit meinen Daumen über Lisas Handrücken und füge hinzu: »Unsere Mutter hat sich für einen geplanten Kaiserschnitt entschieden.«

Der Blick dieser bekittelten Trulla ist köstlich – erst Ekel, dann Entrüstung und schließlich die Erkenntnis. Dabei ist es eigentlich offensichtlich, weil wir uns so ähnlich sehen. Aber das spielt jetzt keine Rolle. Mit einem breiten Grinsen zwinkere ich ihr zu und feiere meinen kleinen Sieg in diesem chaotischen Moment.

»Kann man das planen?«, japst Lisa und krallt ihre Nägel in meine Handfläche. »Warum hat mir das niemand gesagt?« Ihre klagende Stimme wird von der nächsten Wehe übertönt.

Während sie sich anstrengt, denke ich darüber nach, ob sie in den letzten Monaten überhaupt zu einem Vorsorgetermin gegangen ist. Ehrlich gesagt kann ich mich nicht erinnern, und wenn sie diese Termine wirklich versäumt hat, wird sie es auch nicht gewusst haben können. Aber warum sollte sie so wichtige Untersuchungen auslassen?

Plötzlich kommt mir ein Gedanke und bevor ich es verhindern kann, platzt er aus mir heraus. »Bist du unter Ben versichert?«

Wie auf ein geheimes Signal hin hört sie auf zu pressen, was die Hebamme seufzen und die Ärztin leise fluchen lässt. Der Schreck in Lisas Augen sagt alles.

»Herr Zimmermann! Könnten Sie bitte dafür sorgen, dass ›Ihre Schwester‹ sich nicht aufregt?« Der giftige Blick der kleinen Zicke berührt mich nicht im Geringsten. Was mir jedoch Sorgen bereitet, ist der kleine Monitor, an den Lisa angeschlossen ist – er piept jetzt alarmierend laut.

»Frau Zimmermann, bitte beruhigen Sie sich!«, redet die Hebamme auf Lisa ein, die trotz der Wehen nicht mehr pressen will.

»Wenn er ... die Rechnung ... aus dem Krankenhaus ...«, stammelt sie und kann kaum weitersprechen. Als die Wehe endlich vorbei ist und sie meine Hand nicht mehr zerquetscht, zieht sie an mir, um meine Aufmerksamkeit zurückzugewinnen.

»Er wird kommen!«, ruft sie panisch. Währenddessen gibt das Gerät entsetzliche Geräusche von sich und mein Puls beschleunigt sich ebenfalls. Ich muss sie beruhigen – zumindest wenn ich verhindern will, dass eines ihrer Kinder ein ähnliches Schicksal wie Milan erleidet.

»Selbst wenn das so wäre, Lisa, er wird an mir nicht vorbeikommen«, flüstere ich. Ich weiß, dass ich recht habe; schon einmal bin ich mit ihrem Mann aneinandergeraten und obwohl ich nicht stolz darauf bin, bin ich der Sieger gewesen.

Doch Lisa scheint damit nicht zufrieden zu sein. Qualvoll wimmert sie, während die Ärztin genervt wirkt und die Hebamme frustriert zu mir schaut.

Ein leises »Entschuldigung« liegt mir auf den Lippen, dann geschieht alles plötzlich in rasender Geschwindigkeit: Während Lisa aufschreit, bewegen sich die beiden Frauen zu ihren Füßen ohne Absprache und mit einer Präzision, die mich in die Vergangenheit zurückversetzt.

Plötzlich stehe ich neben Eva, die während des Geburtsvorgangs das Bewusstsein verloren hat. Auch bei ihr hat das kleine Gerät verrückt gespielt, und die Ärztin ist alles andere als begeistert gewesen. Die Bilder in meinem Kopf vermischen sich, und die Geräusche von damals und heute wirbeln durcheinander. Stumm bete ich zum Himmel, dass ich diese Angst nicht noch einmal durchstehen muss – dass ich nicht wieder danebenstehen muss, während geliebte Menschen um ihr Leben kämpfen. Ich kann das nicht. Nicht noch mal.

In meiner Sorge lasse ich Eva los. Oder ist es Lisa? Egal, eine von beiden jammert kläglich und zerreißt mir damit das Herz. Wie in Trance trete ich einen Schritt zurück, doch Claudia schnippt mehrfach vor meinem Gesicht herum, um mich zurückzuholen, und funkelt mich böse an.

»Bringen Sie zu Ende, was Sie begonnen haben!«, sagt sie streng.

Obwohl ich es gerne tun würde, fühle ich mich dazu nicht in der Lage, denn ich weiß, wie es endet: mit Hoffnung, Angst und Verlust. Wenn nicht jetzt sofort, dann ganz sicher später.

Der verzweifelte Ruf meines Namens bringt mich fast um den Verstand. Ich stehe kurz vor dem Zusammenbruch – und dann höre ich ihn: den ersten Schrei.

»Ein Junge!«, verkündet die Ärztin stolz und hält ein kleines Bündel hoch. Während sie es in ein Handtuch wickelt und auf Lisas OP-Kittel legt, gibt die Hebamme meiner Schwester Anweisungen, wie sie die Plazenta loswerden und sich auf das nächste Baby vorbereiten soll.

Meine Schwester hält den kleinen Mann mit einer Hand fest und streckt mir die andere entgegen. Zwischen der anhaltenden Angst, die mich zerreißt, und dem Pflichtgefühl hin- und hergerissen, ergreife ich ihre Hand und nicke ihr zu.

Nachdem dieses rot schimmernde Ding aus ihr heraus ist, geht es in die zweite Runde.

»Können Sie den Kleinen halten?« Bevor ich Claudia antworten kann, nimmt sie meinen Neffen von Lisas Brust und drückt ihn mir in den freien Arm. »Ihre Schwester braucht all ihre Kraft.«

»Ich ...«

»Keine Zeit für Diskussionen«, mischt sich die Ärztin ein und hält ein Gerät in der Hand, das mir von Milans Geburt bekannt ist: eine Saugglocke.

Jetzt bin ich endgültig überfordert. Wie soll ich Lisa beistehen, gleichzeitig auf dieses winzige Wesen aufpassen und meine inneren Ängste im Griff behalten? Ich bin nicht stark genug dafür – genau an dieser Herausforderung bin ich auch in der Unfallnacht gescheitert!

Bevor ich auch nur einen weiteren Protest äußern kann, ist Baby Nummer zwei bereits auf der Welt. Ich bin völlig baff, wie meine Schwester das geschafft hat. Auch Claudia wirkt überrascht, als die Ärztin, die glücklicherweise auf das fiese Gerät verzichten konnte, ein lebhaftes, zierliches Mädchen auf Lisas Brust legt.

Endlich kann ich erleichtert aufatmen. Plötzlich steigen mir Tränen in die Augen und ein Zittern durchfährt meinen Körper. Dankbar küsse ich Lisas Handrücken und ihre Stirn. Einen weiteren Verlust, ihren Verlust, hätte ich nicht ertragen können.

Lisa zupft an meinem Ärmel. Auch ihre Augen sind feucht, während sie den beiden Frauen zusieht, die ihre Kinder waschen und wiegen.

»Was hältst du von Leo und Lia?«, fragt sie mit einem Schmunzeln und hebt eine Augenbraue.

»Für Leonhard und Liandra?«

»Genau«, sagt sie und lächelt liebevoll in Richtung ihrer Kinder. Ich nicke zustimmend – das sind großartige Namen, nach unserem Vater und unserer Sternenschwester.

»Glaubst du, Mama wird einverstanden sein?«, fragt sie nun unsicher. Zumindest das kann ich ihr nehmen.

»Sie wird sie lieben!«

~*~*~*~*~*~*~

Da die beiden in der achtunddreißigsten Woche zur Welt gekommen sind, konnten wir das Krankenhaus gut fünf Tage später verlassen. Ich hatte also so viel zu erledigen, dass ich kaum Zeit für etwas anderes gefunden habe, als für die Vorbereitungen der Neuankömmlinge.

Jetzt, zwei Wochen nach ihrer Entlassung, fühle ich mich jedoch wie ein nervliches Wrack, obwohl unsere Mutter uns tatkräftig unterstützt, wo sie nur kann. Wenn einer von uns auch noch kochen müsste, wären wir wohl hoffnungslos überfordert.

Zudem versucht meine Schwester, sich am Co-Stillen, was alles andere als einfach ist – besonders wenn ich daran denke, dass es bei Eva und Milan schon nicht geklappt hat. Milan konnte aufgrund des Sauerstoffmangels unter der Geburt nicht richtig saugen und Eva hatte einfach nicht genug Ruhe.

Während ich Lisa dabei beobachte, wie sie langsam in ihre Rolle als Mutter hineinwächst, schwirrt in meinem Kopf nur die Frage umher: Was wäre, wenn?

Immer wieder male ich mir aus, wie es hätte sein können. Wie es jetzt wäre: Milan im Kindergarten, glücklich und zufrieden, egal ob er langsamer ist; Eva vielleicht erneut schwanger – sie wollte immer viele Kinder.

Eines Nachts ertappe ich mich dabei, wie ich darum bitte, mit ihnen tauschen zu können. Ich bin so müde, dass ich auf dem Boden vor Milans Bett sitze und Gott oder das Schicksal anflehe, mich mitzunehmen – hier und jetzt. Mir ist egal, was mit mir passiert, solange er sie zurückbringt und dafür sorgt, dass es ihnen gut geht.

Warum bin ich noch auf dieser Erde, nachdem ich Leben genommen habe? Warum ist das Schicksal so ungerecht verteilt? Hätte nicht ich als Fahrer gehen müssen? Ist es fair, dass Unschuldige sterben müssen, während die Schuldigen bleiben? Wer entscheidet über Leben und Tod? Und warum ist das so? Wer bestimmt über Krankheit und Gesundheit? Ist es das Schicksal meiner Familie zu verlieren? Meine Schwester, die tot geboren wurde; mein Vater, der viel zu früh von uns gegangen ist; meine Frau und mein Sohn, die für meine Unachtsamkeit büßen mussten. Selbst der Mann meiner Schwester – auch wenn er nicht gestorben ist – ist dennoch verloren. Immerhin hat er sich bisher nicht gemeldet.

Plötzlich fängt Lia an zu weinen und zieht damit meine Aufmerksamkeit auf sich. Träge stehe ich auf und gehe zu meinem Bett, das mittlerweile zum Schlafplatz der kleinen Familie geworden ist. Ich nehme sie in meine Arme. Sie ist so klein und zierlich – ganz anders als ihr Bruder.

Langsam gehe ich mit meiner Nichte in die Küche und stelle die Flasche mit der abgepumpten Milch vorsichtig in den Flaschenwärmer. Während ich sie ansehe, ziehen mich ihre kleinen, runden Knopfaugen in ihren Bann. Man sagt, dass alle Babys mit blauen Augen zur Welt kommen, doch Lia und Milan beweisen das Gegenteil – ihre Augen leuchteten von Anfang an in einem strahlenden Grün, ganz wie die unserer Mutter.

Mit einem leisen Seufzer stupse ich Lias Nase an und wiege sie behutsam hin und her, um sie zu beruhigen. Es dauert immer einen Moment, bis ihr Essen fertig ist, aber ich bin dankbar, dass Lisa mir erlaubt, ihr zu helfen. Eine Aufgabe zu haben, lenkt mich zumindest ein wenig von den schmerzhaften Gedanken ab.

Während ich Lia füttere, setze ich mich auf die Couch. Es dauert nicht lange, da ist die Flasche auch schon leer. Zufriedene Geräusche entweichen ihrem kleinen Mund und nach einem herzlichen Bäuerchen ist sie fast schon wieder eingeschlafen.

Gerade als ich aufstehen will, um sie zurückzubringen, greift die Kleine nach meinem Finger und hält ihn fest. Ein Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus und ein warmes Gefühl durchströmt mich.

Tränen laufen mir über die Wangen – einfach so, ich kann sie nicht zurückhalten. Lautlos rollen sie hinab und landen auf dem Gesicht meiner Nichte, die sich davon nicht im Geringsten stören lässt.

Verdammtes Schicksal – wie soll ich nur tauschen, wenn das bedeuten würde, Lisa und ihre Kinder allein zu lassen?

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