Kapitel 74 ~ Erinnerungen
- Yuki -
Nachdem wir Shinji zu seinen Eltern gebracht haben, ist Hinata zu dem Haus der Jungs gelaufen, um Josi abzuholen, welche immer noch bei den Chaoten rumhängt - oder eben rumhängen muss, weil wir ihr versprochen haben, sie abzuholen. Was wir nicht getan haben.
Ich habe mich von Hinata mit der Ausrede verabschiedet, dass ich noch etwas zu erledigen hätte, was irgendwie stimmt.
Ich hatte plötzlich das Bedürfnis allein zu sein, um Zeit zum Nachdenken zu haben. Jetzt streife ich mit meiner Kamera durch Seoul und filme all die tollen und weniger tollen Orte, mit denen ich wunderschöne, bewegende und teilweise skurrile Erinnerungen verbinde.
Ich war schon in Shilas Bäckerei, im Kifferviertel und bei Yoo-gun. Ich hab das Haus der Jungs aufgenommen, hinter welchem gerade die Sonne unterging, und bin im Dämmerlicht durch den Garten des Restaurants geschlendert, in dem Hinatas und Hobis erstes Date war - welches die Maknaeline und ich gekonnt mit unserer Stalking-Aktion platzen ließen. Sogar die alte Rüstungsindustrie habe ich von außen aufgenommen, obwohl streng genommen nicht ich dort war sondern nur Hinata.
Mit einem Lächeln auf den Lippen schlendere ich die Straßen entlang auf den Weg zu meiner Wohnung, als plötzlich laut aus meiner Tasche Bohemian Rhapsody ertönt. Mein Handy.
Ich krame es hektisch heraus und sehe auf das Display. 'Mom' steht darauf.
Schnell nehme ich den Anruf an.
"Ja?" Eine Weile sagt sie nichts. "Was ist?", frage ich.
"Deine... deine..." Sie bricht ab. Ich kann sie am anderen Ende der Leitung schlucken hören. Was ist denn jetzt schon wieder passiert? Langsam reicht es eigentlich mit den bedrückenden Nachrichten für heute, oder etwa nicht?
Ich höre ein Schniefen, dann ein Räuspern."Ist Hinata bei dir?"
"Nein. Was ist denn passiert?" Ein letzter Seufzer, dann lässt meine Mom die Bombe platzen: "Deine Großmutter ist verstorben."
Stille.
Wie gelähmt lehne ich mich gegen die Hauswand hinter mir. "Wann?", bringe ich heraus.
"Gestern Nacht. Es war ein friedlicher Tod. Sie ist abends eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht."
Das macht es nicht besser.
Ich hatte mir manchmal vorgestellt, wie es ist, wenn einmal jemand sterben würde, den ich sehr liebte. Ich hab gedacht, dass ich augenblicklich anfangen würde zu weinen, doch jetzt kommt nicht eine einzige Träne. Stattdessen ist da dieser Druck auf meiner Brust und diese hohle Leere, die sich in mir breit macht.
Sie war immer da, immer seit ich denken kann. Es klingt vielleicht seltsam, doch in meinen Kopf hat dieser Gedanke einfach keinen Platz, dass sich das jetzt ändern würde.
"Bist du noch dran?", fragt meine Mutter ruhig.
Ich will schlucken, doch mein Hals ist wie zugeschnürt.
"Ja", bringe ich mühevoll heraus.
"Wie wäre es, wenn ich zu dir kommen würde - zu euch?"
"Aber, geht das denn so einfach?" Ich bin ehrlich überrascht über diesen Vorschlag.
"Natürlich. Du bist bei deinem ersten Koreabesuch auch einfach über Nacht abgehauen."
Ich stocke. "Aber... aber woher weißt du-"
"Ich bin deine Mutter. Da ist es selbstverständlich, dass ich mitbekomme, wenn meine Tochter mal eben ihr Abi abbricht, um eine Weltreise zu unternehmen."
Ich muss lächeln. Ja, sie ist meine Mutter.
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-Joiy/ Mie
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