Kapitel 73 ~ Shinji
- Hinata -
"Shinji, wo bist du? Komm her."
"Yuki, Mann. Er ist kein Hund."
Vorwurfsvoll sieht mich die Angesprochene an. "Ich spreche mit ihm ja auch wie mit einer Katze, Banause!"
Unbeeindruckt gehe ich weiter.
"Du verwendest in letzter Zeit ziemlich oft das Wort Banause."
"Na und." Yuki kommt mir nach. "Ich mag es eben."
Wir suchen den Cousin von Sewon jetzt bestimmt schon seit zehn Minuten. Dass wir aber nur seinen Namen wissen, macht das Ganze wirklich schwierig.
"Er sieht Sewon bestimmt ein bisschen ähnlich."
"Vielleicht locken wir ihn mit Essen. Das klappt bei Sewon immer."
Trotz der angespannten Lage lächeln wir uns an. Es kann doch nicht so schwer sein einen Jungen in einem verkifften Stadtteil zu finden. Okay, vielleicht doch.
"Shinji!", versucht meine Schwester es erneut.
"Glaubst du ernsthaft, dass ein Straßenkind einfach angerannt kommt, wenn ein wildfremdes Mädchen nach ihm ruft?"
"Ehm. Klar." Yuki grinst mich an.
Wir biegen um die nächste Ecke auf eine noch verkommenere Straße. Mittlerweile sind wir schon ein ganzes Stück von Nam-gi's Laden entfernt. So weit weg kann er doch gar nicht sein. Doch da sehe ich eine kleine Gestalt in dem Eingang eines zerfallenen Hauses sitzen.
Ich stoße Yuki mit meinem Ellenbogen an, um sie auf den kleinen Jungen aufmerksam zu machen. Sie schaut erst zu ihm und dann zu mir. In ihrem Gesicht steht eine eindeutige Frage: Soll sie hingehen? Ich nicke ihr auffordernd zu.
Yuki geht vorsichtig zu dem Jungen, um ihn nicht zu erschrecken. Der hat uns aber schon lange gesehen. Blaue Haare sind wohl doch nicht so praktisch in solchen Gegenden. Wir lächeln den Jungen an, doch er schaut nur mit großen Augen zu uns auf.
"Hab keine Angst", sagt Yuki. Innerlich schlage ich mir die Hand ins Gesicht - er ist verdammt nochmal kein Hund!
"Bist du Shinji?" Er nickt. "Aber ich habe keine Angst."
Er wischt sich mit seinem Handrücken über die blutende Nase. Ki-bum, dieser Arsch, hat ihn ja ganz schön zugerichtet.
"Wir sind Yuki und Hinata. Freunde von Sewon."
Jetzt beginnt er zu lächeln und steht auf. Er reicht uns gerade bis zur Schulter.
"Wir bringen dich nach Hause, okay?"
Shinji nickt begeistert. Wir nehmen ihn jeweils an eine Hand und lassen uns von ihm führen. Während wir durch die verranzten Gassen laufen, fällt mir plötzlich etwas ein.
"Yuki. Sollten wir nicht Sewons Eltern Bescheid geben?"
Meine Schwester zuckt mit den Schultern. "Glaubst du nicht, es wäre unangebracht, dass zwei fremde Mädchen den Eltern sagen, dass ihr Sohn im Knast sitzt?"
Shinji starrt uns entgeistert an.
"Sewon ist im Knast?" Ich nicke zögerlich. "Aber er kommt bestimmt bald wieder raus." Dann wende ich mich wieder Yuki zu. "Ruf doch Ye-seo an und sie sagt es ihnen dann."
Yuki nickt und greift nach ihrem Handy. Während sie auf Ye-seo einredet, beschäftige ich mich mit dem kleinen Jungen an meiner Hand. Er ist so unfassbar süß mit seinen großen, dunklen Augen. Als wir an einem halb zerfallenen Wohnkomplex ankommen, bleiben wir stehen.
"Hier wohne ich. Danke, dass ihr mich hergebracht habt", sagt der kleine Shinji zu uns. "Seid ihr sicher, dass Sewon wiederkommt?"
Yuki und ich schauen uns kurz an, doch drehen uns dann wieder zu ihm und nicken gleichzeitig. Ganz sicher kommt er wieder. Irgendwie.
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-Joiy/ Mie
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