Kapitel 44 ~ too many feelings
- Hoseok -
Unruhig laufe ich in meinem Zimmer auf und ab. Yoongi sitzt neben mir auf meinem Bett und ist in sein Handy vertieft. Jin hat ihn zu meiner Beruhigung hier abgesetzt. Hilft nur leider nicht viel.
"Ist er jetzt ruhiger?", brüllt jemand durch meine Zimmertür vom Flur aus. Es klingt nach Tae. Yoongi schaut von seinem Handy auf und schreit zurück: "Nein! Er läuft immer noch auf der selben Strecke vor der Tür rum!"
Die Tür wird aufgerissen und ein grinsender Taehyung kommt herein. "Warum denn so aufgeregt?"
"Willst du mich verarschen? Ich habe keine Ahnung, was ich mit ihr machen soll! Warum habt ihr auch mein Handy geklaut?!"
"Das war Ggukie!" Tae zeigt anklagend auf den Jüngeren, der sich jetzt hinter der Ecke des Flurs versteckt.
"Wir haben doch nur die erste Nachricht geschrieben. Am Rest bist du selbst schuld, Hyung", versucht sich der Keks rauszureden. "Was hätte ich denn machen sollen? Schreiben: Das war die Maknaeline, eigentlich will ich nicht, dass du kommst?"
"Sei doch einfach froh, dass sie es gemacht haben, sonst hättest du sie sehr wahrscheinlich nie wieder gesehen. Du hättest dich nie im Leben selbst getraut sie anzuschreiben." Yoongi hat sich von meinem Bett erhoben und kommt auf mich zu. Er betrachtet mich von oben bis unten. "Du solltest dir aber vielleicht noch ein Oberteil anziehen."
Sofort schaue ich an mir herab. Das hatte ich ja total vergessen! Das wäre ja beinahe schief gegangen. Schnell laufe ich zu meinem Schrank, bleibe dann aber unentschlossen davor stehen. Was soll ich anziehen?
"Das da." Yoongi greift nach einem einfachen, weißen T-Shirt und reicht es mir.
"Danke." Ich ziehe es mir über, als es an der Haustür klingelt. Geschockt starre ich erst in den Gang und dann zu Yoongi. Er klopft mir einmal auf die Schulter und nickt aufmunternd. "Du schaffst das."
Hastig eile ich ein Stockwerk tiefer und falle dabei halb die Treppe runter. Unten angekommen reiße ich die Tür buchstäblich auf. Davor steht eine schüchtern schauende Hinata.
"Annyeong." Sie lächelt mich an und mir wird dabei ganz warm ums Herz.
"Komm rein." Sie nickt dankbar und geht dann an mir vorbei ins Haus. Nachdem sie ihre Schuhe ausgezogen und ihren Rucksack abgestellt hat, stehen wir unsicher im Flur rum.
"Also, was willst du machen?", versuche ich die unangenehme Stille zu durchbrechen. Leider zuckt sie nur mit den Schultern. Na toll. "Wir können einen Film schauen." Wieder nur ein Schulterzucken.
"Willst du gar nicht hier sein?", frage ich sie unsicher. Hinata seufzt nur und schiebt sich ihren Pony aus dem Gesicht. Der ist wirklich viel zu lang. Man kann ihre schönen Augen gar nicht sehen. "Was wolltest du denn heute Nachmittag eigentlich machen?"
Sie sieht mich an, kaut überlegend auf ihrer Unterlippe. "Ich weiß nicht. Ich wäre wahrscheinlich zu Shila gegangen oder zu Sewon und Ye-seo."
"Ach so." Ich kratze mich unsicher am Hinterkopf. Was jetzt?
"Wie lange wollt ihr denn noch da stehen bleiben? Hinata, bist du gleich von der Schule hergekommen?" Gleichzeitig drehen wir uns zu Jin, der in der Küchentür lehnt. Das Mädchen neben mir nickt nur. Mir ist bisher gar nicht aufgefallen, dass sie noch ihre Schuluniform trägt.
"Weiß dein Vater denn, dass du bei uns bist?"
"Ich habe Papa geschrieben, dass ich später komme."
"Komm erstmal mit rein."
Gemeinsam folgen wir Jin in die Küche. Hinata ist mir so nah. Mein ganzer Körper kribbelt, wenn sie mich versehentlich berührt oder wenn sie lächelt. Jedes Mal wenn ich ihre Stimme höre, fühlt es sich an, als würde eine zweite Sonne aufgehen.
"Also, musst du nicht eigentlich Hausaufgaben machen?", fragt Jin da, während er irgendetwas in der Küche sucht. Wir haben uns an dem Tisch im angrenzenden Speisezimmer hingesetzt und können ihn über den Tresen der Wohnküche hinweg beobachten.
"Kann sein, dass ich das sollte. Nur trage ich sie entweder gar nicht erst ins Hausaufgabenheft ein und wenn doch, mache ich sie nicht."
Jin sieht sie entsetzt an, sodass sie wieder leicht lächeln muss. Automatisch schleicht sich ein Grinsen auf mein Gesicht, als ich sie so sehe. Das muss ziemlich verstörend aussehen.
"Aber du kannst sie doch nicht einfach nicht machen!"
"Warum nicht?" Sie schaut meinem Hyung frech in die Augen. Dieses Mädchen wird er niemals belehren können.
Plötzlich erschallt laute Musik neben mir und ich springe panisch von meinem Stuhl auf, wobei ich noch einen weiteren mit umreiße und mir mein Bein am Tisch einrenne. Vor Schmerz verziehe ich mein Gesicht und halte mir mein Schienbein. Hinata lacht laut auf und kramt ihr Handy hervor, von dem aus man jetzt jemanden rappen hören kann.
"Lach nicht. Das tut weh!" Sie grinst mich breit an und drückt auf das Display. "Beschwere dich bei Shila. Die hat mich nämlich gerade angerufen."
"Als ob du Eminem als Klingelton hast." Yoongi steht auf einmal neben uns. Wo auch immer er gerade herkam. Hinata nickt. "Ja klar. Hab ich erst vor kurzem eingestellt, weil ich bei meinem letzten Klingelton einmal so erschrocken bin, dass ich vom Zaun fiel."
"Ich frage jetzt mal nicht nach, warum genau du auf einem Zaun warst."
Hinata grinst mich wieder nur an. Sie weiß genau, dass ich es nur zu gern wissen will und wird es mir gerade deswegen nicht verraten.
"Ich wusste nicht, dass du solche Musik hörst", lenkt Yoongi uns auf das eigentliche Thema zurück. "Doch, doch. Ich mag Rap und Rock. Ich würde auch gerne selber rappen können, weil singen kann ich beim besten Willen nicht."
Sofort vergesse ich mein schmerzendes Schienbein, denn mir kommt eine Idee. "Wie wäre es, wenn ich dir ein bisschen was beibringe." Hinata strahlt mich augenblicklich an und nickt begeistert.
"Dann lass uns hoch gehen. Da stört keiner."
Kurz schaut sie mich verstört an. Ich will gar nicht wissen, woran sie gerade gedacht hat. Ohne weiter nachzuhaken, drehe ich mich um und gehe wieder die Treppe hinauf geradewegs in mein Zimmer. Hinata folgt mir still.
Wir setzen uns gemeinsam auf mein Bett. Dann nehme ich mein Handy von meinem Nachtschrank und suche einen einfachen Beat heraus. Ich greife nach dem Ordner in meinem Regal, in dem ich zahlreiche Texte von mir habe, die nie veröffentlicht wurden und blättere darin herum. Ich wähle einen etwas langsameren Rap und drücke ihn ihr in die Hand.
"Hier. Probiere das zu rappen." Ich schalte den Beat ein und beobachte Hinata, wie sie unsicher auf das Blatt Papier in ihren Händen schaut. Ich muss grinsen. "Warte, ich mache es dir vor."
Ich schaue über ihre Schulter auf die Lyrics und rappe los. Sie hört mir gespannt zu und setzt dann ganz leise mit ein. Mit der Zeit wird sie sicherer. Ich sehe sie lächeln, während wir gemeinsam den Text ansagen. Ich betrachte sie von der Seite, wie sie da glücklich auf meinem Bett sitzt und meine Lyrics rappt.
Der Beat endet und sie schaut mir fragend in die Augen. "Das war gut. Nochmal?"
Unsicher nickt sie. Ich will gerade die Audio von neuem starten, als ein Schrei durchs Haus schallt. Zeitgleich schauen wir geschockt zur Tür auf. Sie wird aufgerissen und Tae rennt mit vor Angst geweiteten Augen ins Zimmer.
"Helft mir!", schreit er, packt mich an den Schultern und schüttelt mich. "Ggukie und Jimin wollen mich erschießen!"
"Sie wollen was?!"
"Wo bist du, Tae? Wir werden dich finden und dann bringen wir dich um!"
Fluchtartig rennt Taehyung in mein Badezimmer und verschanzt sich dort. "Lasst sie bloß nicht rein!", brüllt er uns durch die verschlossene Tür zu. Hinata wirft mir einen verstörten Blick zu. Ich zucke nur mit den Schultern. Keine Ahnung, was die jetzt schon wieder für eine Macke haben.
Ich will gerade die Zimmertür schließen, als die beiden Mörder um die Ecke gerannt kommen. "Rückt Tae raus oder ihr seid die nächsten Leichen, die wir draußen im Garten vergraben müssen!", drohen sie und richten zwei Wasserpistolen auf uns.
Hinata wirft den beiden einen überlegenden Blick zu und sagt dann: "Gar keine so schlechte Idee. Massengräber sind billiger." Ich starre sie entsetzt an. Diesmal ist sie diejenige, die mit den Schultern zuckt. "Ist doch so."
Ggukie und Jimin scheinen die Geduld zu verlieren. Sie stürmen in mein Zimmer und stellen alles auf den Kopf. Erst wühlen sie in meinen Schränken, danach gibt Jeongguk Jimin eine Räuberleiter, woraufhin dieser auf das Regal klettert, um einen besseren Überblick zu haben. Ggukie durchsucht in der Zwischenzeit mein Bett.
"Jungs, was macht ihr denn da?", frage ich sie entsetzt. Doch sie scheinen mich gar nicht zu bemerken.
"Guck mal im Badezimmer", ruft Jimin vom Regal aus. Jeongguk rennt auf die Tür zu und reißt sie auf. Ich höre Tae schreien und den Mörder hysterisch lachen.
Als ich einen Blick ins Bad werfe, sehe ich Tae, wie er wie ein begossener Pudel in die Ecke gedrängt dasteht und Ggukie böse anfunkelt.
"Das gibt Rache!" Schneller, als ich es hätte verhindern können, greift er nach dem Duschkopf, dreht das Wasser auf und richtet ihn auf den Jüngsten. Dieser kreischt entsetzt und rennt aus dem Zimmer.
Tae hingegen grinst Jimin fies an, der nicht allein vom Regal herunter kommt. Er ahnt Böses und sieht mich flehend an. "Hobi-Hyung, rette mich! Ich bin zu jung zum Sterben! Auf einem Regal zu ertrinken ist der schlimmste Tod überhaupt."
Ich muss lachen, doch das vergeht mir schnell, als ich Tae sehe, der tatsächlich den Duschkopf auf den kleinen Jimin richtet. Nur leider ist der Schlauch zu kurz, weshalb mein gesamtes Zimmer nass wird, nur nicht Jimin.
Wir kreischen gemeinsam um die Wette. Jimin, weil er nicht sterben will, Tae aus Rache, Hinata, weil sie anscheinend nicht viel für Wasser übrig hat und ich, weil man ganzes Zimmer im Begriff ist davon zu schwimmen.
Da wird die Tür aufgerissen und ein wütender Jin starrt uns an. "Was ist denn hier schon wieder los?"
Tae hat nicht mit ihm gerechnet und richtet aus Reflex nun den Duschkopf auch noch auf Jin. Jetzt kreischen wir schon zu fünft. Das wird Ärger geben. Das Kreischen vergeht uns abrupt, als Yoongi hinter Jin in der Tür erscheint. Er wirft uns nur einen strafenden Blick zu, aber das genügt vollkommen.
Tae schaltet das Wasser aus und ich renne zu Jimin, um ihm vom Regal zu helfen.
Warum eskaliert bei uns immer alles so schnell?
~~~
-Mie/Joiy
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