Kapitel 34 ~ Die Rettung naht
- Taehyung -
Ich werde von einem schrillen Geräusch aus meinem traumlosen Schlaf gerissen. Mit Mühe öffne ich ein Auge, werde aber sofort von dem Licht meines Handydisplays geblendet. Jetzt kann ich auch das Geräusch zuordnen. Es ist mein Klingelton.
Mit Mühe öffne ich auch das andere Auge und greife nach meinem Handy. Die Nummer, die mich anruft, kenne ich nicht. Schulterzuckend nehme ich den Anruf dennoch an.
"Hallo?", nuschle ich und gähne.
"Hey, Tae! Hier ist -", schreit jemand in den Hörer. Den Namen verstehe ich aber nicht, da er von extrem lauter Musik übertönt wird.
"Wer?", frage ich nochmal nach.
"Yuki", bekomme ich die Antwort. Stimmt, sie wollten feiern gehen. Deswegen auch die Musik. Langsam zählt mein müdes Hirn eins und eins zusammen.
"Du, Tae, kannst du -" Sie wird von einem lauten Lachen unterbrochen. Was geht denn da ab?
Eine Weile höre ich wieder nichts außer der Musik.
"Yuki, bist du noch da?", frage ich ein wenig ungeduldig.
"Hä?", kommt es von ihr.
"Was willst du denn? Weißt du eigentlich wie spät es ist?"
Eine Weile ist es ruhig, dann antwortet sie: "Drei Uhr sechsundfünfzig."
"Weißt du, wie scheiß egal mir das ist? Ich will einfach nur wissen, was du von mir willst und dann weiterschlafen!"
"Aber du hast doch gefragt, wie spät es ist", antwortet Yuki kleinlaut. Erst jetzt bemerke ich, dass sie nicht mehr anständig sprechen kann. Sie hat dem Anschein nach schon etwas mehr getrunken.
Ich stöhne genervt und frage mit Nachdruck: "Was willst du?!"
"Aso, ja, also ich wollte fragen, ob du uns abholen kannst."
Ich stöhne wieder, dieses Mal aber eher verzweifelt als genervt.
Womit hab ich das verdient? Ich will doch einfach nur schlafen und jetzt soll ich sieben betrunkene Mädchen von irgendeinem Club abholen?
"Warum nehmt ihr euch kein Taxi?"
"Wollten wir ja", lallt sie. "Aber der dumme Taxifahrer hat gesagt, dass er keine betrunkenen Psychos mitnimmt."
"Bitte was? Wie viel habt ihr denn getrunken, dass euch nicht mal die Taxifahrer mitnehmen?!", frage ich verzweifelt.
"Och bitte, Tae", fleht sie, wird aber schon wieder von einem Lachen unterbrochen. Was haben die denn genommen? Plötzlich kann ich den Taxifahrer nur zu gut verstehen.
"Ist ja gut", gebe ich mich schließlich geschlagen. "Ich hol euch ab."
"Danke, danke, danke!", schreit sie.
Plötzlich fällt mir etwas ein.
"Wessen Handy ist das eigentlich, mit dem du anrufst?"
"Das ist Sewons - Mann, Nyu, hör endlich auf zu kotzen!"
Dann legt sie einfach auf.
Na toll, was jetzt? Und wer zum Teufel ist Sewon?
Ich atme tief durch und strecke mich erst einmal, bevor ich aufstehe, mir einen Hoodie überziehe und in den Korridor hinausgehe.
Soll ich allein gehen? Lieber nicht, wer weiß, wie die Mädels drauf sind, wenn sie betrunken sind.
Also gehe ich einfach in das nächste Schlafzimmer, das von Hobi.
Es ist so dunkel, dass ich nur langsam vorankomme, da ich ständig mit den Füßen gegen irgendetwas stoße. Hobi ist tatsächlich fast noch unordentlicher als ich, und das geht schon kaum.
Ich komme schließlich mit schmerzenden Zehen an seinem Bett an, rüttle leicht an seiner Schulter und flüstere: "Hobi-Hyung, wach auf."
Doch anstatt langsam munter zu werden, fährt er hoch, dreht sich im Sitzen halb und klatscht mir mit der flachen Hand ins Gesicht.
"Was soll das?", frage ich entsetzt und reibe über meine schmerzende Wange.
Als er mich erkennt, atmet er erleichtert aus und murmelt verschlafen: "Sorry, Tae, war aus Reflex. Was willst du?"
Ich verdrehe die Augen und frage lieber nicht nach, warum er überhaupt so einen Reflex hat. "Yuki hat gerade bei mir angerufen. Wir sollen die Mädels abholen. Anscheinend sind sie so betrunken, dass sich sogar die Taxifahrer weigern, sie mitzunehmen."
Frustriert lässt mein Hyung sich zurück in seine Kissen fallen und vergräbt sein Gesicht in seiner Decke.
"Womit haben wir das verdient?"
"Das habe ich mich auch schon gefragt", meine ich und ziehe ihm die Decke weg. "So und jetzt komm."
* * *
Nachdem auch Hobi sich etwas übergezogen hat, schleichen wir die Treppe hinunter in den Korridor. Das Licht lassen wir vorsichtshalber aus.
"Pass auf, wo du hintrittst, hier liegen überall Schuhe rum", warne ich Hobi flüsternd, als wir an der Haustür angekommen sind.
"Du kannst auch normal reden. Dein Flüstern ist in etwa so laut wie eine explodierende Atombombe", kommt es daraufhin in einem belustigten Tonfall von ihm zurück.
Beleidigt verziehe ich meinen Mund und greife nach meinen Schuhen. Keine Ahnung, ob es daran liegt, dass ich noch müde bin oder daran, dass man generell keinen Gleichgewichtssinn hat, wenn es dunkel ist - Ich kippe auf einmal vorn über, stolpere beim Versuch nicht umzufallen über irgendwelche anderen querliegenden Schuhe und lande mit einem lauten Knall bäuchlings auf dem Boden.
"Tae, wir wollten doch leise sein", wispert Hobi mir zu. Ohne mich zu rühren, liege ich auf dem Boden und lausche in die Stille, ob irgendjemand wach geworden ist.
Und tatsächlich vernehme ich nur wenige Augenblicke später das Klicken einer Türklinke, die nach unten gedrückt wird. Wenn mich nicht alles täuscht, dann ist die Tür, die der Haustür am nächsten liegt und es deshalb auch am wahrscheinlichsten ist... Yoongis!
Kaum habe ich den Gedanken zu Ende gedacht, höre ich, wie Hobi neben mir erschrocken zischt: "Ah, scheiße! Irgendwas hat mich am Kopf getroffen! Irgendwer wirft hier mit... Haarspray?"
"Scheiße, wir haben Yoongi geweckt! Renn um dein Leben!"
Ohne mit der Wimper zu zucken, stürme ich an Hobi vorbei hinaus auf die Straße, er dicht hinter mir. Erst als die Tür hinter uns ins Schloss gefallen ist, realisiere ich, dass wir in der Eile keinen Schlüssel mitgenommen haben.
"Hobi, wir haben uns ausgesperrt", bemerke ich seufzend.
"Ja und wir haben keine Schuhe an", ergänzt er noch. Ich schaue an mir herunter. Ich habe, genau wie Hobi, nur eine Jogginghose und einen Hoodie an.
"Und was jetzt?", frage ich und kratze mich am Kopf. "Ich weiß nicht mal, wo die Mädels sind und wieder rein können wir auch nicht, wenn wir jetzt klingeln, sind wir tot."
Hobi scheint zu überlegen.
"Ich habe Yuki vorsichtshalber vorher ausgefragt, bevor sie los sind; das heißt, ich weiß, wo sie sind. Geld hätte ich auch dabei, also wäre es, glaube ich, am besten, wenn wir ein Taxi nehmen. Und wir werden die Taxifahrer schon irgendwie dazu bewegen, die Mädchen mitzunehmen."
~~~
-Mie
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