Kapitel 30 ~ Abort Mission
- Yuki -
Es ist mittlerweile neunzehn Uhr siebenunddreißig. Hobi und Hinata haben gegessen und die Stimmung unter ihnen scheint sich gelockert zu haben. Jimin kritzelt auf einem Block herum, der mir auch vorher schon aufgefallen ist. Langsam werde ich neugierig und frage: "Was schreibst du eigentlich die ganze Zeit, Jimin?"
Er sieht auf und erklärt mir: "Ich führe Protokoll, was sie machen."
"Du machst was?", lache ich und er hält mir stolz seine Notizen unter die Nase.
Ganz oben steht Operation Stalkerdate und darunter in fünfminütigen Abständen, was sie machen. Kichernd schüttle ich den Kopf. Auf was für Ideen man kommen kann.
Die Zahl der Restaurantgäste ist inzwischen gestiegen und auch hier im Garten sind mehr Leute.
Immer öfter kommt es vor, dass wir irritiert gemustert werden, was aber eigentlich kein Wunder ist. Immerhin ist es Mitte Mai und wir haben komplett lange schwarze Sachen an, die extrem warm sind. Dank des Mundschutzes und der Sonnenbrillen erkennt man auch unsere Gesichter nicht.
"So langsam bekomme ich Hunger", beginnt Jeongguk zu quängeln und auch mein Magen knurrt.
"Ich auch", stimme ich ihm also zu und auch Tae nickt bestätigend.
"Ich würde sagen, dass wir noch bis zwanzig Uhr warten und erst dann nach Hause gehen", schlägt Jimin vor. Wir werfen uns enttäuschte Blicke zu. Woher hat Jimin nur diese Willenskraft, dass er seinen Magen so komplett ignorieren kann?
Ich schaue wieder zu den beiden im Restaurant - und erstarre.
"Leute, wo sind sie auf einmal hin?", frage ich beunruhigt.
Tae sucht mit seinem Opernglas die Umgebung ab, gibt plötzlich einen panischen Laut von sich und murmelt vor sich hin: "Scheiße, das ist jetzt nicht den ihr Ernst, oder?"
"Was ist denn los?", will Jeongguk alarmiert wissen und Tae erklärt uns hektisch: "Wir müssen uns verstecken. Sie kommen gerade aus dem Restaurant raus und in den Garten."
"Wo sollen wir uns denn bitte verstecken? Hinter einem Baum oder was? Werden sie uns erkennen?", fragt Jimin panisch.
"Am besten wäre es, wenn wir weiter in den Garten rein gehen. Raus auf die Straße geht nicht, dann müssten wir an ihnen vorbei und ich würde nicht das Risiko eingehen, dass sie uns erkennen", überlege ich schnell.
Rückblickend war das die dümmste Idee, die ich jemals hatte.
Die Jungs jedoch stimmen mir zu, wir schnappen uns unsere Rucksäcke und laufen zügig den Weg entlang, weiter in den Garten hinein.
Ich werfe einen Blick über meine Schulter, um zu sehen, ob sie uns schon sehr nahe sind. Zum Glück haben sie gerade mal die Hälfte der Strecke bis zu der Bank, auf der wir gerade noch saßen, zurückgelegt.
Bis jetzt haben sie uns auch noch nicht gesehen, sondern haben nur Augen für sich und den zugegebenermaßen wunderschönen Sonnenuntergang.
"Aish, da vorne ist der Weg zu Ende! Was jetzt?"
Tatsächlich endet wenige Meter vor uns der Weg und wird zu einer kleinen Fläche mit Bänken und einem Springbrunnen, die von weiteren Büschen und Kirschbäumen gesäumt ist. Danach kommt nur noch die helle Mauer, die den Garten begrenzt.
Zurück können wir nicht, da wir ihnen sonst direkt in die Arme laufen würden, doch auch über die Mauer zu klettern ist ausgeschlossen, da sie dafür zu hoch ist. Panisch suche ich nach einer Lösung unseres Problems.
"Die einzige Möglichkeit, die mir gerade einfällt, ist, dass wir uns hinter einen der Büsche setzen und warten, bis sie weg sind", erkennt Tae zu meinem Leidwesen. Der Vorschlag ist bescheuert, aber auf die Schnelle fällt mir auch nichts anderes ein. Also nicke ich und sehe skeptisch zu den Büschen.
"Schnell! Sie kommen gleich", drängt Jimin uns. Ohne weiter nachzudenken laufen wir schnell zu einem besonders dichtem Strauch, hocken uns dahinter und drängen uns tief in das Gestrüpp.
Wenn sie nicht so genau hinsehen, werden sie uns schon nicht bemerken, versuche ich mir selbst Mut zuzusprechen.
Kaum sitzen wir einigermaßen still da, sehen wir sie auch schon langsam angeschlendert kommen. Leise reden sie irgendwas miteinander und ihre Finger sind, wie ich begeistert feststelle, ineinander verschlungen.
Gebannt und mit rasendem Herzen beobachte ich, wie sie direkt vor unserem Versteck stehen bleiben, Hinata mit dem Rücken zu uns und Hobi ihr direkt gegenüber.
Hoffentlich sieht er uns nicht, denke ich und presse nervös meine Lippen aufeinander.
Die anderen scheinen ähnliche Bedenken zu haben. Alle drei sind angespannt und Jeongguk neben mir krallt sich unbewusst an meinen Arm.
Gespannt starren wir die beiden an, die sich jetzt langsam einander nähern.
"Pass auf, gleich küssen sie sich", flüstert mir Ggukie kaum hörbar ins Ohr.
Ich beiße mir auf die Zunge, um ein begeistertes Quieken zu unterdrücken. Vor Aufregung krallt sich Ggukie noch mehr in meinen Arm. Ich aber war darauf nicht vorbereitet und gebe einen überraschten Laut von mir. Sofort schlage ich mir eine Hand auf den Mund, aber Hinata und Hobi haben es gehört und sind erschrocken auseinander gefahren.
Beide starren in unsere Richtung und wir starren wie paralysiert zurück.
Scheiße, scheiße, scheiße!
Langsam geht Hobi auf den Busch zu, Hinata dicht hinter ihm.
Ich kneife die Augen fest zusammen und wünsche mir, einfach nur im Boden zu versinken. Diese ganze Aktion war eine ganz dumme Idee. Warum bin ich nur so furchtbar neugierig?
"Was ist Plan B?", raunt Tae uns so leise wie möglich zu.
"Hände über den Kopf zusammenschlagen und schreiend im Kreis rennen", flüstere ich ironisch zurück. Sehr zu meiner Verzweiflung tut Tae aber genau das; er springt auf, schmeißt die Arme in die Luft und rennt, wie ein Irrer schreiend, im Kreis.
"Ah! Terroristen!", quietscht Hinata erschrocken auf und auch Hobi macht einen Satz zurück.
Zitternd hole ich Luft, schließe die Augen und flüstere: "Das habe ich doch nicht ernst gemeint. Sind denn hier alle total bescheuert?"
Jimin springt nun ebenfalls auf, hält Tae am Arm fest und versucht ihn zu beruhigen: "Komm mal wieder runter, das bringt doch nichts."
Der Angesprochene bleibt tatsächlich stehen und atmet tief durch.
Auch Jeongguk und ich stehen langsam aus unserem Versteck auf.
"Was ist denn schief gelaufen?", flüstert Jeongguk mir zu, während er schuldbewusst zu Hinata und Hobi schielt und seinen Hut abnimmt.
"Nichts", flüstere ich zurück. "Alles lief nach Plan, nur der Plan war halt beschissen."
Entmutigt sehe auch ich unsere beiden Zielpersonen an und nehme meine Sonnenbrille ab.
Das wird ein Donnerwetter geben, so viel steht fest.
~~~
-Mie
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