- Nyu -

Oh mein Gott! Ich laufe gerade mit BTS zusammen zu ihrer Villa! Wie soll ich diesen Tag nur überleben?!

Mein Herz rast unkontrolliert. Meine Knie zittern so sehr, dass ich kaum laufen kann. Mir ist schlecht und schon allein das Atmen wird immer schwerer für mich. Vom Reden sollten wir erst gar nicht anfangen - wenn ich es versuchen würde, würde ich im besten Fall irgendwelches unverständliches Gebrabbel von mir geben.

Wenn ich die Hand nur ein kleines Stück ausstrecke, kann ich Namjoon berühren! Ich glaube, ich falle gleich in Ohnmacht! Wie können die anderen bitte so cool bleiben?

Ich gebe zu, Ning und Hinata sind jetzt nicht gerade die größten Fans und bei Yuki weiß ich es nicht. Aber wenigstens Lee könnte doch zusammen mit mir sterben. Aber nein, sie läuft natürlich auch ganz ruhig neben Jin her. DER Jin! OH MEIN GOTT!

"Sagt mal, warum müsst ihr eigentlich nicht proben oder habt Fotoshootings oder sowas?", fragt Lee und sieht Jin neben sich abwartend an. Ich kann es einfach nicht fassen! Sie zuckt nicht einmal mit der Wimper oder stottert oder hat Atemnot! Warum?!

"Naja, wir haben in zehn Wochen ein Konzert und unser Manager war der Meinung, dass wir uns noch einmal eine Woche ausruhen sollen. Deshalb hatten wir diese Woche immer nur bis dreizehn Uhr Tanztraining und dann den ganzen Nachmittag frei. Aber nach dem Wochenende geht es dann wieder los und wir haben jeden Tag Training, Shootings, Interviews und so weiter."

Während meine Freundinnen verstehend nicken, habe ich nicht ein Wort verstanden, weil ich so konzentriert war, jede Bewegung von Jins Lippen genau zu verfolgen. Außerdem hat es seine Stimme wieder einmal fertig gebracht, mich total aus der Bahn zu werfen und mir einen Schauer über den Rücken zu jagen.

Ich kann meinen Blick immer noch nicht von ihm lösen, als auf einmal ein lautes Bellen zu hören ist. Erschrocken schaue ich nach vorn und sehe eine junge Frau mit einem gigantischen, kläffenden Hund an der Leine. Um sie vorbei zu lassen, rücken wir ein Stück zusammen, wobei Namjoon versehentlich mit seiner Hand den Ärmel meines Shirts streift.

Meine Augen werden riesig. Ich meine, Namjoon hat mich berührt! Kurz davor schon wieder einen Herzstillstand zu erleiden, schwöre ich mir, dieses Shirt nie wieder zu waschen.

Ich werde aus meiner Starre gerissen, als Ning sich neben mir leise räuspert. Ich schaue sie fragend an, aber sie verdreht nur genervt die Augen und deutet mit einem Kopfnicken auf Namjoon. Wahrscheinlich hat sie gesehen, wie ich meinen Ärmel angestarrt habe.

Peinlich...

Eine knappe viertel Stunde später, die ich damit verbringe einen ständigen Wechsel aus Schnappatmung und Atemnot nur knapp zu überleben, stehen wir vor einer großen, luxuriösen Villa.
Staunend lege ich den Kopf in den Nacken und starre das gigantische Gebäude nach oben, mustere die tausend Fenster und den Balkon mit dem schön geschwungenen Geländer.

Allerdings habe ich nicht viel Zeit, mir alles anzusehen, da Tae bereits die Klingel betätigt hat. Man hört Getrampel und kurz darauf öffnet Jimin die Tür. Jetzt fange ich gleich an zu heulen.

Als ob er einfach noch heißer ist als auf den millionen Fotos und Videos, die ich mir reingezogen habe. Wie geht das bitte?!

Jimin mustert Lee, Ning und mich kritisch und fragt dann an Hinata gewandt: "Hast du schon wieder vor, die Familie zu erweitern?"
Mir entfährt ein überraschtes Keuchen. Wir gehören jetzt zur Familie?

Aber sehr zu meinem Bedauern lacht Hinata nur und zusammen gehen wir in das angenehm klimatisierte Haus. Erst jetzt bemerke ich, wie verschwitzt ich bin und wische meine Hände unauffällig an meinem Oberteil ab.

"Setzt euch schon mal hin. Ich hole was zum Trinken", meint Jin mit einem Kopfnicken zu einer Tür, hinter der ich das Wohnzimmer vermute und verschwindet selbst in den daneben liegenden Raum.

Wir ziehen unsere Schuhe aus und gehen in das Zimmer. Ich hatte recht, es ist ein Wohnzimmer - und es ist riesig! In der Mitte steht ein großer Tisch mit vielen Stühlen, außerdem gibt es ein gemütlich aussehendes Sofa, mehrere Sessel und einen Fernseher in der Größe einer Tischtennisplatte.

Wir verteilen uns auf die Sessel und das Sofa. Einen Augenblick später kommt auch schon Jin aus der angrenzenden Wohnküche herein. In seinen Händen hält er ein Tablett mit Getränken, die er an uns verteilt.

"Hobi, ruf mal Yoongi und Jeongguk", bestimmt Jin, woraufhin er einen verunsicherten Blick von Hoseok kassiert.
"Yoongi auch? Wenn er gerade schläft..."
"Jetzt hab dich nicht so, er wird dich schon nicht gleich umbringen."
"Da wäre ich mir nicht so sicher...", flüstert Tae Hoseok mit einem bösen Grinsen zu. Zur Antwort bekommt er allerdings nur einen Schlag auf den Hinterkopf von Namjoon, was ihn erschrocken aufkeuchen lässt.

Ich muss innerlich grinsen. Das ist ja wirklich genau wie in den Fanfictions, die ich ununterbrochen lese.

Eine Minute später kommt Hoseok zurück, hinter sich Jeongguk und einen schlecht gelaunten Yoongi. Doch als der Maknae uns Mädchen sieht, bekommt er große Augen und versteckt sich unwillkürlich hinter Yoongi, welcher nur genervt die Augen verdreht und sich auf einen Sessel fallen lässt. Hoseok nimmt auf dem letzten freien Sessel Platz, weshalb Jeongguk nichts anderes übrig bleibt, als sich auf das Sofa zu Lee und Ning zu setzten, wobei er so weit wie möglich nach außen rutscht.

Wie süß!
Ich habe das Gefühl, dass meine Augen gerade Herzchenform annehmen.

Wir beginnen, über alles mögliche zu reden. Eigentlich reden alle anderen und ich nicke gelegentlich, denn - wie bereits erwähnt - wird das heute mit dem Reden nichts mehr bei mir. Also verbringe ich die gesamte Zeit damit, die Members verstohlen von der Seite zu mustern. Ich habe natürlich schon etliche Videos von ihnen gesehen und war sogar auf einem Konzert, aber ihnen jetzt so nah zu sein ist nochmal etwas ganz anderes.

Immer wieder wandert mein Blick zu Jimin. Ich kann mir bei seinem Anblick ein Lächeln nicht verkneifen. Stumm starre ich ihn eine Weile an. Seine einfach zu perfekten Gesichtszüge, sein glänzendes Haar, wie er seine schön geschwungenen Lippen ab und zu mit der Zunge befeuchtet...

Innerlich schlage ich mich dafür. Mein Bias ist Jin! Er war es schon immer und wird es auch immer bleiben! Aber warum können meine verräterischen Augen es nicht lassen, immer wieder zu Jimin zu wandern? Gerade lacht er wieder so unfassbar süß, was zur Folge hat, dass mein Herz ein paar Sekunden lang aussetzt. Natürlich, Jimin ist mein Wrecker, aber müsste ich dann nicht trotzdem bei Jin dasselbe empfinden, wenn nicht gar mehr? Ich kann es nicht verstehen.

"Nyu? Träumst du?"

Ich zucke zusammen und starre Tae entgeistert an. Hat er bemerkt, dass ich Jimin die ganze Zeit angestarrt hatte? Bitte nicht.
"Ehm- eh... nein?", stottere ich wenig überzeugend, woraufhin Tae schmunzelt und Jimin einen kurzen Blick zuwirft, welcher gerade mit Yoongi über irgendetwas streitet.

Scheiße, er hat es doch bemerkt!
Ich laufe dunkelrot an. Wenn ich könnte, würde ich jetzt in der Polsterung des weichen Sessels versinken - oder mich am besten gleich in Luft auflösen.

Für mich steht fest, dass ich, wenn ich noch eine Minute länger in diesem Raum verbringe, wirklich noch krepiere. Also stehe ich auf und verschwinde mit einem geflüsterten "Ich gehe kurz an die frische Luft" nach draußen.

Im Korridor angekommen ziehe ich schnell die Tür hinter mir zu und atme dann erstmal tief durch. Mit geschlossenen Augen lasse ich mich an der Wand hinuntersinken. Das Gesicht in meinen Händen vergraben, versuche ich alles um mich herum wenigstens für einen kleinen Moment auszublenden und an gar nichts zu denken - doch ich scheitere kläglich, da ich mir unweigerlich, sobald meine Augen zu sind, Jimins Gesicht vorstelle. Ich raufe mir die Haare. Was ist nur falsch mit mir?

Ein leises Klicken, das Öffnen der Tür, lässt mich panisch auf die Beine springen, aber es ist zum Glück nur Lee, die mich mit besorgtem Blick mustert.
"Was ist denn los mit dir?"

Ich sinke seufzend zurück auf den Boden, kann ihr aber nicht antworten.
Ja, Nyu, was ist denn los mit dir?, frage ich mich selbst in Gedanken.
Nichts ist los! Ich sitze ja nur mit meinen Idolen in ein und dem selben Haus, sogar im selben Raum, verrate meinen Bias, sterbe die ganze Zeit fast und kann noch nicht mal mit ihnen reden.

Lee hat wohl meinen verzweifelten Blick bemerkt, denn sie kniet sich nun vor mich, legt ihre Hände auf meine Schultern, sieht mir fest in die Augen und sagt mit beruhigender Stimme: "Wenn du über irgendwas mit mir reden willst, hast du meine volle Aufmerksamkeit, das weißt du-"

Urplötzlich bricht sie ihren Satz ab und ihr Blick löst sich von meinen Augen und wandert zu meiner Schulter. "Oh, ein Fussel."
"Ernsthaft?" So viel zur vollen Aufmerksamkeit. Tolle beste Freundin.

Nachdem ich noch eine Weile schweige, bringe ich es doch über mich, ihr von der Sache mit Jin und Jimin zu erzählen. Sie reagiert aber nicht, so wie erwartet, geschockt oder vielleicht mitfühlend, oder gibt mir gar einen Rat. Nein, nicht mit Lee!

Ihr Grinsen wird nur immer breiter, bis sie schon eher einem verrückten Psycho als sich selbst ähnelt. Ich will ehrlich gesagt gar nicht wissen, welchen behinderten Plan sie gerade ausheckt.

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-Mie