Epilog ~ Warum ich immer noch hier bin
- Hinata -
Ich schließe meine Augen und lausche auf die Geräusche um mich herum. Klappern, Rascheln und gedämpftes Lachen - alles wirkt so belebt.
Es sind inzwischen einige Wochen nach der Beerdigung vergangen und langsam aber sicher scheint sich Normalität einzustellen.
Die bedrückenden Ereignisse der letzten Zeit haben sich wie ein schwarzer Schleier über uns gelegt und für sehr viel Ruhe gesorgt. Ruhe in unseren Häusern und Ruhe in jedem Einzelnen von uns.
Ich öffne meine Augen wieder und sehe mich in der Wohnung um, welche Tae und Sewon schon eine Weile zusammen bewohnen. Sie ist genau wie die der anderen Jungs nicht so luxuriös wie die Villa, in der sie zuvor lebten - und das nicht ohne Grund: Es fehlt nicht am Geld, nein, sie wollen einfach dieses Leben voller Glanz und Betrug hinter sich lassen und ein neues beginnen.
Jimin und Lee haben sich noch nicht wirklich von dem Verlust von Nyu erholt und Yuki und ich leiden vor allem unter dem Tod unserer Großmutter. Doch alles in allem geht es stetig bergauf.
Ja, es scheint fast, als würde jeden Tag ein Problem kleiner werden, das uns belastet, sodass es Stück für Stück verschwindet.
Die Haterkommentare als Antwort auf den Karriereabbruch von BTS haben sich nicht eingestellt, werden aber weniger.
Unsere Mutter hat sich gut in Korea eingelebt und unserem Vater verziehen. Sie wohnen nicht zusammen, aber sie reden wie normale Menschen miteinander und das ist doch ein guter Anfang. Außerdem hat sie einen Job in der Bäckerei von Shilas Oma bekommen.
Sewon wurde nach einem knappen Monat aus dem Gefängnis entlassen. Wie die Jungs das eingefädelt haben, weiß ich nicht.
Schlussendlich haben Hobi und Yuki etwas getan, was ich ihnen niemals vergessen werde. Heimlich haben sie Zeichnungen von mir bei einer Kunsthochschule eingeschickt. Ich hatte den Traum eines Kunststudiums aufgegeben, da ich nie genug Geld dafür gehabt hätte. Aber Hoseok besteht darauf, einen Großteil davon zu finanzieren, sodass es mir doch möglich ist.
Die Jungs haben tatsächlich Wohnungen bekommen, welche ziemlich nah beieinander liegen. Jeden Samstag treffen wir uns alle und verbringen den Tag gemeinsam. Auch heute sitzen wir alle zusammen.
Ich hab es mir auf einer Couch in Hoseoks Armen bequem gemacht, als plötzlich eine leise Melodie ertönt. Sie ist getragen und ich weiß nicht recht, ob ich lächeln oder weinen soll. Erstaunt drehen wir uns zum Fernseher, von dem das Lied kommt. Yuki steht davor und startet einen Film.
"Was ist das?", frage ich neugierig und die anderen kommen nach und nach in Richtung des Bildschirms gerutscht und platzieren sich darum.
"Schaut es euch einfach an", lächelt mein Zwilling und lässt sich zwischen Tae und Jeongguk fallen.
Gebannt starren wir alle auf den Bildschirm. Es sind Aufnahmen, die Yuki gemacht hat. Ich sehe Straßen Deutschlands und unser altes Haus. Unweigerlich bekomme ich eine Gänsehaut.
Das Bild wechselt. Ein Flughafen. Nicht irgendein Flughafen. Es ist der, auf dem Josi und Yuki damals gelandet sind.
Immer mehr Bilder erscheinen. Die Villa der Jungs. Unser Appartement. Die Skaterbahn. Nam-gis Laden. Die alte Fabrik. Yoo-guns Uhrengeschäft. Der Trainingsraum. Die Schule.
Und dazwischen kurze Videoausschnitte von uns. Wie wir gemeinsam lachen, weinen, tanzen, singen.
Da sind Hobi und ich bei unserem Dancebattle.
Jimin, wie er von Yoongi wegen der Decke gejagt wird.
Tae, als er mit der Schüssel Wasser durchs Haus rennt.
Shila hinter der Theke der Bäckerei.
Ye-seo beim Dealen.
Sewon auf dem Skateboard.
Yunai, die grinsend Spraydosen in der Hand hält.
Nyu und Lee in Nyus mit Postern verschönertem Zimmer.
Josi, wie sie beim Karten spielen verzweifelt.
Jeongguk, der mir beim Zeichnen zusieht.
Namjoon und Jin, die versuchen alles auf die Reihe zu bekommen.
Und Ning, wie sie mitten drin sitzt im Chaos und lächelnd zusieht.
Ganz zum Schluss leuchtet ein Ausschnitt auf, in dem wir alle uns lachend umarmten. Alle siebzehn Freunde. Moe war da schon nicht mehr da. Und Nyu noch immer.
Dann wird der Bildschirm schwarz. Die Musik verklingt. Und ich denke lächelnd an die schöne Zeit, die hinter uns liegt und an die, die noch kommen wird. Und das wird sie. Ganz egal, was auch passiert.
~~~
-Mie/Joiy
- Ende -
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