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•Ashley•
Täglich grüßt das Murmeltier. Genau so fühle ich mich. Seit fünf Wochen beschreibt genau das hier meinen Morgen. Die Kloschüssel von innen zu betrachten.
Ächzend lasse ich mich neben die Kloschüssel gleiten und lehne meinen Kopf gegen die Wand, während ich meine Augen schließe. Nate schläft in seinem Zimmer noch tief und fest, während ich gerade noch rechtzeitig das Badezimmer im Flur erreichen konnte. Ich wollte ihn mit meinen Würgegeräuschen nicht aufwecken, weshalb ich mich für das Badezimmer im Flur entschieden habe, nicht für das direkt neben seinem Zimmer.
»Hallo?« Ich zucke zusammen und verfluche mich dafür, die Tür nicht abgeschlossen zu haben. Im nächsten Moment steht Letizia vor mir. Nates Mom.
»Alles okay, Pichoncita?« Sie schließt die Tür hinter sich und kniet sich in ihrem Bleistiftrock vor mich, um mir eine Strähne hinters Ohr zu streichen. Ich schüttle nur den Kopf und halte die Luft an, um nicht gleich loszuweinen. Nate hat es nicht immer einfach mit seinen Eltern, das weiß ich, aber ich würde alles dafür geben, so eine Mutter wie Letizia zu haben. Sie kümmert sich um ihre Kinder, macht ihnen Frühstück und lacht mit ihnen. Meine Eltern wollten mich nicht und haben mich abgegeben, noch bevor ich in die Schule gekommen bin. Ich war immer die Außenseiterin, meine Eltern haben mich abgegeben, ich war das Kind, was keiner haben wollte.
Kopfschüttelnd zieht sie mich gegen ihre Brust und fährt durch meine Haare. Dass ich mich eben noch übergeben habe, scheint sie nicht zu interessieren. Sie ist vierfache Mutter, vielleicht ist sie das sogar schon gewohnt.
»Soll ich dir einen Tee machen? Möchtest du reden?« Ich schüttle den Kopf und streiche mir die Wangen trocken. Mir ist schlecht und ich will einfach nur schlafen. Aber das geht nicht. Ich kann mich nicht aufs Schlafen konzentrieren.
»Du und Nathaniel, wie lange seid ihr schon zusammen, Pichoncita?« Ich löse mich von Letizia und rapple mich vorsichtig auf, damit mein Kreislauf sich an die aufrechte Position gewöhnen kann. Ich weiß nicht, wie lange ich auf dem Boden saß, aber ein wenig Zeit muss definitiv vergangen sein. »Nate und ich...« Ich muss lachen und stelle im nächsten Moment fest, dass es die falsche Entscheidung gewesen ist.
Gerade noch rechtzeitig hält Letizia mir die Haare zurück und fährt mir beruhigend über den Rücken, während ich mich links und rechts an der Kloschüssel festhalte und schließlich auch den Rest meines Mageninhalts aus meinem Körper befördere.
»Ist das Kind nicht von ihm? Du bist seit zwei Tagen hier und beide Tage habe ich dich kotzend über der Kloschüssel wiedergefunden.« Ich wusste, dass sie es weiß. Sie ist Mutter und besitzt einen 7. Sinn. Deshalb wollte ich nicht herkommen.
»Doch.« Die Dämme brechen, während ich mich noch so gerade eben aufrecht halten kann. Nates Mom weiß von dem Baby. Eine Gänsehaut überzieht meinen Körper.
»Ich mache dir einen Tee. Du brauchst Flüssigkeit.« Sie hat recht. Aber ich möchte ihr keine Umstände bereiten. Auch, wenn heute schon Samstag ist, muss sie arbeiten und ist wahrscheinlich auf dem Weg dorthin. Eben haben die anderen noch geschlafen, hoffentlich ist es noch immer der Fall.
Fünf Minuten später sitzen wir uns in der luxuriösen Küche gegenüber und warten, bis der Tee durchgezogen ist. Nates Vater Josh ist aus der Tür gegangen, als Letizia und ich die Treppen runtergegangen sind. Ich weiß, dass er mich nicht mag, aber das ist okay. Nicht jeder muss mich mögen, ich mag auch nicht jeden. Ihn eingeschlossen. Ich weiß nicht, wie so ein Mann einen Sohn wie Nate großziehen konnte. Nate ist so vollkommen anders als sein Vater und Clay. Die Mädchen kommen glücklicherweise nach ihrer Mutter, was man hoffentlich in ein paar Jahren immer noch merken wird.
»Nate weiß nichts hiervon und ich bitte dich, ihm noch nichts zu erzählen. Ich brauche noch ein wenig Zeit«, breche ich die Stille, während ich den Blick auf meine Tasse gesenkt halte. Daneben steht ein Glas Wasser, welches ich noch nicht angerührt habe.
»Mein Sohn wird also Vater, damit habe ich nicht gerechnet. Wie weit bist du? Er war vor vier Monaten das letzte Mal in den Staaten.« Ich zucke mit den Schultern und schaue auf meinen Bauch. Das Kirschkernkissen hat diesen seit vorgestern nur zum Duschen verlassen. Die ganze Zeit ist es kalt, sodass es dem Baby nicht schadet. Aber es klappt ziemlich gut, meinen Bauch damit zu vertuschen.
»15. Woche. Ich habe es erst vor einem Monat herausgefunden. Ich dachte nicht, dass mein Bauch in den letzten Wochen so schnell wächst. Ich kann ihn so langsam nicht mehr verstecken und das macht mir Angst. Ich bin noch viel zu jung, um Mutter zu werden, aber es ist passiert und... ich werde es behalten. Wenn Nate sich noch nicht bereit dazu fühlt, verstehe ich das, aber ich werde den Teufel tun und den gleichen Fehler machen, den meine Eltern vor achtzehn Jahren gemacht haben.« Ich höre, wie Letizia aufsteht und um die Theke zu mir kommt, jedoch hebe ich den Kopf nicht und trinke von dem Wasser. Der bittere Geschmack in meinem Mund verschwindet nur langsam.
Was ist, wenn sie sauer auf mich ist? Nate und ich sind nicht einmal zusammen und doch bin ich schwanger von ihm. Das passiert ja nicht einfach so. Ich weiß inzwischen ziemlich gut, wie Nates Familie tickt, vor allem sein Vater. Wenn er herausfindet, dass ich, das arme Mädchen von nebenan, schwanger von seinem Sohn ist, Gott, dann ist hier die Hölle los.
»Ashley, schau mich an.« Letizia lächelt mich mild an, als ich den Kopf hebe und in ihre hellblauen Augen schaue. Nate ist der einzige aus der Familie mit einer Heterochromia simplex, mit zwei verschiedenen Augenfarben. Sein linkes Auge ist braun, sein rechtes blau. Gefährlich ist es bei ihm zum Glück nicht.
»Hör auf, zu weinen. Ich bin mir sicher, du und mein Sohn, ihr schafft das. Er wird sich sicherlich freuen.« Ich zucke nur mit den Schultern und streiche meine Wangen trocken. Ich hoffe, dass seine Mutter recht hat.
»Versteckst du deinen Bauch mit dem Kissen? Nathaniel hat mir gestern erzählt, dass du Bauchschmerzen hast und deshalb mit dem Kissen unter deinem Oberteil rumläufst. Du hast gar keine Bauchschmerzen, oder?«
Ertappt senke ich den Blick und lege meine Hand über dem Kissen auf meinen Bauch. Ich bin schwanger, scheiße, man sieht meinen Bauch unter dem Kissen nur zu deutlich. Da hilft die Ausrede, ich hätte zu viel gegessen, nicht mehr.
»Manchmal habe ich Bauchschmerzen, aber nicht so schlimm, dass ich das Kissen die ganze Zeit tragen müsste. Soll ich dir mal zeigen, wie dick der schon ist? Ohne Kissen würde jeder direkt wissen, dass ich schwanger bin. Meine Brüste sind ebenfalls gewachsen und ich habe noch nicht einmal die Hälfte hinter mir.« Zum Ende mutiere ich zu einem gackernden Huhn und verstecke mein Gesicht hinter meinen Händen.
Noch nie hatte ich so schlimme Stimmungsschwankungen wie in den letzten Wochen.
»Du musst mir deinen Bauch nicht zeigen, wenn du dich unwohl fühlst, Pichoncita. Ich möchte nur, dass du weißt, dass ich für dich da bin, wenn du mal mit einer Mama sprechen möchtest. Auch, wenn Nathaniel und du wieder in San Francisco seid. Du kannst mich jederzeit anrufen. Wenn du Tipps brauchst, reden willst, egal was, ja? Ich fand es schon immer toll, dass mein Sohn dich getroffen hat. Hör nicht auf meinen Mann, wir wissen alle, wie er ist.«
Ich möchte gerade antworten, als ich jemanden die Treppe runterkommen höre und an den Schritten sofort erkenne, dass es mein bester Freund ist. Seine Mom versteht zum Glück direkt und setzt sich wieder auf ihren Barhocker, bevor sie auch ihrem Sohn eine Tasse Tee einschüttet.
»Hope, da bist du ja.« Lächelnd nicke ich und lehne mich gegen ihn, als er hinter mir zum Stehen kommt und seine Hände auf meine Schultern legt.
»Ich wollte dich nicht wecken, hast du gut geschlafen?« Ich lege den Kopf ein wenig in den Nacken, um Nate anschauen zu können. Dieser nickt lächelnd und haucht einen Kuss auf meine Stirn.
»Mom, musst du nicht arbeiten?« Letizia schaut auf ihre Armbanduhr und zieht die Luft ein.
»Du hast Recht, Nene. Wir sehen uns heute Nachmittag.« Letizia lächelt mich aufmunternd an und drückt ihrem Sohn einen Kuss auf die Schläfe, bevor sie uns allein lässt.
»Ich habe einen Bärenhunger, willst du auch etwas essen? Pancakes? Toast? Ei?« Dankend lehne ich ab und beiße mir auf die Wange, als Nate zum Herd geht und die Zutaten für Pancakes raussucht. Für seine Schwestern macht er hoffentlich auch welche, da sie sicherlich genau dann runterlaufen, wenn Nate fertig ist.
🩷
Wann Ashley ihr Geheimnis wohl nicht mehr für sich behalten kann?
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