Die Frauen
Der Donnerstag begann ruhig.
Nach dem Aufstehen duschte ich und steckte meine Haare. Angenehme Temperaturen ließen mich eine schwarze skinny Jeans mit Chucks und einem lockeren Shirt tragen.
An der Tauchbasis stellte ich das Auto ab, ehe ich mich auf den Weg zum Doc machte.
Dieser erwartete mich bereits. Die Jeans zog ich aus und er lachte. "Ich vergesse immer, das es Fussballer gibt und die anderen. Der Verband gestern war zuviel!", gab er entschuldigend an, als ich nun das Pflaster löste. Ich grinste ihn an. Wegen der Jeans machte er nach dem Desinfizieren ein neues Pflaster drauf und ich konnte mich wieder anziehen.
Beim Frühstück setzte ich mich zu Roman, der mich angrinste. Verstohlen griff er einmal nach meiner Hand, drückte sie. Diese einfache Geste ließ mein Herz wieder stolpern.
Nach dem Frühstück hatten die Jungs bis elf Training, hatten dann zwei Stunden durchgezogen.
Ich war mit Schulle, dem Busfahrer, auf dem Weg zum Flughafen, die angekündigten Ehefrauen abholen. Diese kamen als Überraschung bereits heute. Ich wies ihn ein, bei den Shuttlebussen zu parken. Gemeinsam gingen wir in die Ankunftshalle. Dort mussten wir nur wenige Minuten warten. Jenny Schmelzer steuerte als erste auf uns zu. Sie umarmte Schulle und dann mich. "Ich bin Jenny und Du musst Eria sein. Marcel hat nur gutes von Dir gesagt!", plapperte sie direkt drauf los. Hinterher kamen dann Sarah, die Freundin von Jule, Scarlett, die zu Marco Reus gehörte, sowie weitere Frauen, die sich zurückhaltender zeigten. Lisa Weidenfeller hatte den kleinen Leo dabei.
Im Bus, auf dem Weg nach Puerto herrschte pausenloses Geschnatter. Das veranlasste mich dazu, mich auf der Rückbank auszustrecken und vor mich hinzudösen. Am Maritim wurde ich wach, als Leo seinen Vater entdeckte und das auch kundtat. Die Spieler waren allesamt vom Training zurück und zum Ausflug in den Loro Parque bereit. Die Überraschung der Frauen war gelungen. Zunächst checkten diese aber ein und zogen auch in den Appartementkomplex.
Mit beiden Vereinsbussen ging es dann zum Tierpark, der auf den Kanaren einen erfolgreichen Weg erfahren hatte. Ich liebte den Loro Parque und war bei jedem Aufenthalt auf der Insel mindestens einmal dort. Die Frauen, die heute dazu gestossen waren, waren mit ihren Männern und Freunden zusammen.
Wir warteten nun auf die Tourguides. Im Eingangsbereich des Parks traf ich auf Melissa, eine deutsche junge Frau, die seit vier Jahren zu meinen Freunden zählte. Wir begrüßten uns herzlich und ich fragte nach Kai Kießling, dem etwa gleichaltrigen Enkel des Gründers. Sie holte ihr Diensttelefon hervor und wählte grinsend dessen Nummer. Als er sich meldete, sagte ich bloß Hallo und es wurde aufgelegt. Keine zwei Minuten später ging eine Hintertür am Kassenbereich auf und Kai kam suchend heraus. Als er mich entdeckte, kam der muskulöse Hüne auf mich zu und blieb vor mir stehen. "Du treuloses Miststück lässt dich also endlich hier blicken. Du bist nicht erst seit gestern da!", ertönte seine tiefe Stimme. Einige um uns erschraken, doch ich begann zu grinsen. Melissa lachte. "Nun begrüßt euch schon richtig!", gab sie an. Kai hob mich an und drückte mich an sich. Meine Beine hatte ich um ihn geschlungen.
Ein Semester hatten wir gemeinsam in Freiburg studiert, ehe es für ihn aufgrund familiärer Angelegenheiten zurück auf die Insel ging. Bei meinem ersten Besuch hatte ich ihn dann mit Melissa verkuppelt, die seither kein Problem damit hatte, das Kai und ich so eng befreundet waren. Als wir uns lösten nahm er mein Gesicht in seine Hände. "Wie lange bleibst Du?", wollte er wissen. Melissa sagte: "Sie ist hier wenn es soweit ist!" Kai küsste mich und ich lachte, was die Spieler, insbesondere Roman, merkwürdig beäugten. "Gut, denn ich will Dich als unsere Maid of Honor!", sagte er. Kurz jauchzte ich auf, zog ihn an mich, zog Melissa an mich. "Du weisst, das ich mir das nicht entgehen lassen würde, egal wo ich wäre! Aber mein Kleid wähle ich selber!", sagte ich an ihn gewandt. Wir machten aus uns in der kommenden Woche sehen zu wollen.
Dann wandte ich mich wieder dem Fussballclub zu, wo es zu der Führung ging.
Wir waren in drei Gruppen unterteilt. Die Taucher waren dabei zusammen. Die Volunteers machten die Führungen. Roman hielt sich in meiner Nähe auf, berührte mich desöfteren wie zufällig. Bei den Shows die wir besuchten, sassen wir stets in der letzten Reihe. Unsere Blicke, unsere Berührungen blieben nicht unbemerkt. Jenny und Sarah wandten sich immer wieder zu uns um. Sie beobachteten uns, doch wir bekamen es kaum mit. Es war uns hier egal, obwohl viele deutsche Touristen auf der Insel unterwegs waren. Ich hatte meine Beine überschlagen und unsere versteckteren Hände hielten einander umfasst. Die beiden Frauen tuschelten miteinander.
Bei den Orcas, meinen favorisierten Tieren in den Shows, setzte ich einige in die vorderen Reihen, weil sie das wollten. Feixend sass ich dann hinten. Wie üblich wurden sie nassgespritzt und ich amüsierte mich sehr.
Bevor es mit der Führung weiterging, zog Roman mich wie ein verknallter Teenager hinter eine der Palmen und stahl sich einen fordernden Kuss. "Wer ist er?", wollte er wissen. "Kai heiratet Melissa im März!", entgegnete ich und grinste. Er zeigte Eifersucht, aber ich wusste nicht, was es bedeuten könnte.
Im Anschluss würden wir noch zum Papageienkindergarten und dem Animal Embassy gehen. Unsere Volunteerin Franzi bat mich zu sich, wo Melissa mich einsammelte. "Es ist Fütterungszeit bei den Küken, Kai erwartet uns!", sagte sie und wir stürmten los.
Im Papageienkindergarten desinfizierte ich meine Hände, trug eine Schürze, ehe ich mit Melissa bei den Aras zur Fütterung kam. Ich liebte das Federvieh und war stets vernarrt in die kleinen Vögel, auch wenn sie regelrecht hässlich waren, bis sie ihr volles Federkleid besassen.
Am Ausgang traf ich wieder zu den anderen. Dort wurden Souveniers erstanden oder die Bilder vom Eingang. Abends sollte ein Barbecue am Appartementkomplex stattfinden, wofür sich alle noch ausruhen wollten. Nach duschen und umziehen kam Kesara mich holen.
An der Tauchbasis besah sie mich. "Eria, was ist das mit Dir und dem Alpenboy?", wollte sie wissen. Ich lachte aufgrund der Bezeichnung, die sie für Roman nutzte. Ich zuckte mit den Schultern. "Er gefällt mir, er küsst gut, in vier Tagen ist er wieder weg.", gab ich an. Ich wusste nicht, was es bedeutete, was da zwischen uns war. Kessy fuhr uns zur Tauchbasis, wo sie ihren Wagen stehen ließ. Thomas und Lisa waren wie Dirk schon oben. Als wir an den riesigen Bereich kamen, wo sonst einzelne Tische standen, hatte das Hotelpersonal für Beachbarfeeling gesorgt. Thomas zog mich in seinen Arm, drückte mir eine eiskalte Flasche San Miguel in die Hand. Auch die anderen begrüßten mich herzlich. Jenny Schmelzer, die auch ein Bier trank, prostete mir zu. Der Koch war heute in Freizeit dabei. Er bedankte sich nochmals bei mir, für meine Hilfe. Alle aßen etwas, tranken etwas.
Nach dem Essen holten Jenny und Sarah mich an die Cocktailbar. Dort standen auch die anderen Frauen, die mich musterten. "Was läuft da zwischen Dir und Bürki?", platzte die Frage aus Scarlett. Perplex sah ich zu ihnen und alle grinsten mich an. "Da läuft nichts, und selbst wenn, es ginge euch nichts an!", sagte ich bedacht. Jenny nickte. "Gute Antwort!", liess sie verlauten. Sarah legte ihre Hand auf meine Schulter. "Eria, Roman ist der beste Freund meines Mannes, wir mögen ihn und es ist nie einfach für bekannte Fussballer. Jenny war mit Marcel und ich mit Jule zusammen, bevor sie wirklich bekannt wurden. Roman hat noch nicht gefunden was er sucht und da ist es schwer festzustellen wen eine Frau will. Unsere Scarlett kann gerade ein Lied davon singen. Spiel nicht mit ihm." Ich lauschte der Erklärung. Nach einem Schluck Bier und einem tiefen Seufzen sah ich beide an.
"Ich bin vorbelastet, was meine Erfahrung mit Männern angeht. Roman gefällt mir. Am Montag fliegt er wieder weg und ich bin noch bis April hier. Ich brauche kein Sprungbrett, ich weiss doch nicht mal was das hier ist!", gab ich einen Bruchteil meiner Gedanken preis.
Jenny drückte mich kurz an sich. "Du bist so stark und die paar Tage werfen etwas in Dir so um. Unser Schweizer muss Qualitäten haben, von denen wir nichts ahnen. Du hast die Antwort gegeben, die ich hören wollte und die ich erwartet habe. Die wir erwartet haben.", sagte sie. Noch mal stießen wir an. Dann bat Jule seine Freundin auf die improvisierte Tanzfläche und Jenny ging zu Lisa und Scarlett. Ich besah mir die große Gruppe und liess mir einen Tequila Sunrise mixen. Mit diesem in der Hand ging ich an die Steinmauer am Klippenrand. Am Horizont verfärbte sich der Himmel orange und die Sonne ging langsam unter.
Der Ozean unterhalb der Klippen zeigte sich aufgewühlt und unruhig. So sah es in mir aus. Ich war aufgewühlt, ich war unruhig. Roman und ich hatten uns nur wenige Male geküsst, aber eine gewisse Anziehung konnte ich nicht leugnen.
Die anwesenden Frauen der Spieler hatten mich schneller durchschaut, als ich gucken konnte. Ich mochte Jenny, die sehr offen war. Sie war bei ihrem Mann, sie lachte. Da war Sarah, die mit Jule an einem Tisch sass und ihm etwas erzählte, während er sie regelrecht anhimmelte. Ich hatte mir das für mich auch einmal gewünscht, aber nach der großen Enttäuschung mit meinem Ex wollte ich mich emotional nicht mehr binden.
Roman aber brachte mich zum Nachdenken. Er war seit fünf Tagen da und wirbelte mich und meine Gefühle durcheinander.
Gerade saugte ich den letzten Rest des Cocktails aus dem Glas, als Roman neben mir auftauchte und mir einen neuen hinhielt. Ich nahm das Glas, wobei sich unsere Finger kurz streiften. Urplötzlich war mein Mund wie ausgedörrt. "Wollen wir nicht irgendwo hingehen, wo wir es ruhiger haben!", fragte er leise. Ohne ihn anzusehen nickte ich, etwas sagen konnte ich gerade nicht.
Wir zogen uns zurück, gingen die Treppe hinunter zur Tauchbasis. "Du hast nichts getrunken oder?", ertönte meine Stimme. Er nickte als Antwort. In meiner Hosentasche fischte ich nach dem Schlüssel des Jeeps, der seit dem Morgen dort stand und reichte ihm den. Er umschloss meine Hand mit dem Schlüssel, trat ganz nah vor mich. "Eria, bist Du Dir sicher?", wollte er wissen. Ich schüttelte den Kopf. Als ich dann zu ihm aufsah, kurz auf meine Lippe biss, legte er seine Hand an meine Wange. "Aber ich kann mich dem nicht entziehen!", verriet ich.
Und das war die Wahrheit, ich konnte mich dessen, was auch immer es war, nicht entziehen. Also stiegen wir in den Jeep, er auf der Fahrerseite, und fuhren los.
Da kommt das nächste Kapitel!
Ich wäre gerade selber so gern auf Teneriffa, im Loro Parque und beim Tauchen.
Danke für Votes und Kommentare!
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